Ich muss sagen, ich bin schwer überrascht!
Geraume Zeit hatte ich keine Gelegenheit mehr, in dieses Forum zu gucken.
Nun habe ich mich nach über 20 Jahren mal wieder dazu durchgerungen, mich neben 1/18 Diecasts wieder einem Bausatz zu widmen.
Und nein, kein Auto sondern eine Luxusyacht.

Sonst habe ich keinerlei Interesse an Schiffen und habe bis auf den grausigen Monogram-Kit des Miami Vice Scarab Powerboats in meiner Jugend auch noch kein Boot gebaut.
Aber als Revell in Nürnberg diese elegante Yacht ankündigte, war es um mich geschehen, DIE musste ich haben!
Nach ungeduldiger Wartezeit war es Mitte Dezember endlich soweit.
Nun bin ich schon fast fertig damit, da kommt mir der Gedanke, hier mal reinzusehen, ob die Probleme, die ich damit hatte, "serienmässig" sind oder ob ich ein besonders schlechtes Exemplar erwischt hatte.
In Erwartung zahlreicher Bauberichte sehe ich hier ... KEINEN!?
Nun gut, dann will ich euch wenigstens an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.
Ich habe nicht jeden Schritt im Bild festgehalten, dann kommt man ja nicht mehr zum Bauen

, auch mit einer Spritzlings-Übersicht kann ich leider nicht dienen.
Nur soviel: Ich finde den Kit von der Teileanzahl (117) eigentlich noch recht übersichtlich. Leider bezieht Revell seine Skill-Level ja nur auf die Teileanzahl, nicht wirklich auf die Anforderung. Level 4 finde ich nämlich leicht irreführend, "anspruchsvoll" ist das Ding in meinen Augen nicht.
Wenn die Teile alle passen würden...
Und damit sind wir beim leidigen Thema.
Aus meinen Erfahrungen in der Jugendzeit war ich es gewohnt, dass Revell eine schlechte Passgenauigkeit hat. Nur war ich voller Hoffnung, dass sich in 20 Jahren etwas zum Positiven gewendet hätte. Ich wurde enttäuscht!
Aber eins nach dem anderen...
Von Anfang an stand für mich fest, dass ich nicht einfach "out of box" bauen wollte, sondern leichte Verfeinerungen vornehmen würde.
Erster Schritt hierzu war das Öffnen der nur geprägten "Bullaugen" im Rumpf. In meinen Augen das erste enttäuschende Detail.
So griff ich zum Dremel und fräste die Fenster auf, anschliessend wurden die Ränder mit Schlüsselfeilen geglättet.
Vergleich vorher/nachher:
Für eine realistische Optik, ohne nun ein Kabineninnenleben nachbauen zu müssen, klebte ich später von innen entsprechende Streifen Tönungsfolie für Autoscheiben als Fenster von innen ein.
Dann begann der größte Akt: Das Zusammenfügen der beiden Rumpfhälften. Und wie schon die verformten Spritzlinge im oberen Bild erahnen lassen, passte hier garnichts.

Erwärmen im Wasserbad hatte keinen Erfolg und so griff ich zu radikaleren Methoden.
Von hinten beginnend wurde die Naht Stück für Stück zunächst mit Sekundenkleber-Gel (keine Chance mit normalem Polystyrol-Kleber) zusammengefügt und sofort von innen dick mit Heißkleber "verschweisst". Nur so war zu gewährleisten, dass die bereits geschlossenen Stücke die Spannung aushalten, während vorne der Rest nach und nach mit mehr oder weniger Gewalt vereinigt wurde.
Nach schweißtreibender Arbeit war es dann geschafft und die Naht konnte verschliffen werden.
Wenn so ein kleiner Rumpf bei Revell schon nicht passt, möchte ich mir garnicht ausmalen, wie das bei einem Flugzeugträger o.ä. ausschaut...
Da ich immer auf "Ausgefallenes" stehe, sollte auch diese Yacht nicht in 08/15-Weiß erstrahlen. Vielmehr wählte ich als optisches Vorbild die
Shiver in schwarz/silber.
Hierdurch kommt die elegante, dynamische Linienführung noch besser zur Geltung.
Der Rumpf wurde also schwarz lackiert. Dazu verwendete ich Sprühdosenlack von AutoK, zunächst Racing mattschwarz, anschliessend 3 Schichten Klarlack. Aus Erfahrung im Diecast-Bereich ergibt das einen höheren Glanzgrad als einfaches Glanzschwarz.
Für die Holzbeplankung auf dem Tauchdeck wählte ich Tamiya XF-57 "Buff", aufgetragen mit Pinsel.
Die Reling und weitere Chromteile sind mit Testors #1790 "Chromsilber" bemalt.
Das zweiteilige Deck passte dann überraschenderweise recht gut. Hier hatte ich aufgrund der Spannung im Rumpf mit mehr Schwierigkeiten gerechnet.
Schade finde ich hier, dass Elemente der Kabineneinrichtung und des Achterdecks bereits in die Deckplatte eingearbeitet sind, keine Einzelteile, was die Bemalung natürlich erschwert.
So wurde das Deck zunächst großflächig mit XF-57 gebrusht, die Einzelteile dann mit Pinsel farblich abgesetzt.
Der Aufbau ist dann in puncto Passgenauigkeit wieder eine mittlere Katastrophe! Überall klaffen mehr oder weniger große Spalte, die sich auch nicht mehr verspachteln lassen, da die Teile vorher lackiert werden müssen.

Dies habe ich mit Airbrush und Aqua Color #90 gemacht.
Ursprünglich wollte ich auch die Kabine mit weiteren Details aufwerten, ist das serienmässige Erscheinungsbild doch mit "nüchtern" noch sehr wohlwollend umschrieben. An der Helm Station habe ich damit auch noch angefangen, alle Instrumente und Schalter bemalt, mit Klebefilz Teppichboden verlegt.
Durch die getönten Scheiben ist von dem Aufwand später aber nichts mehr zu sehen, also habe ich den Rest dann doch vernachlässigt.
Inzwischen ist auch das Dach drauf, welches auch mehr schlecht als recht passt und es fehlen nur noch die Navigationsbrücke und kleinere Details. Bilder dazu vielleicht schon morgen.
Letzte "Individualisierung" wird dann der Name.
Dem Bausatz liegen zwar mehrere Varianten als Decal bei (in silberner Schrift wären das Sophia, Aphrodite, Emily oder Cleopatra) aber die gefallen mir alle nicht. "Shiver" wäre auch falsch, da diese nur farbliches Vorbild war aber im Original über andere Deckaufbauten verfügt.
So wird es in Erinnerung an meinen verstorbenen Engel eine "Debbie".

Heimathafen wird meine Traumstadt Dubai.

Ob ich das als Decal oder von meinem Freund Red Baron als Fotoätzteile fertigen lasse, ist momentan noch offen, ich muss mich auch erst noch für einen Schrifttyp entscheiden.
So weit erstmal mein kleiner Bericht, vielleicht hilft es jemandem, der den Kit auch schon liegen hat oder den Kauf plant.
Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass es mindestens weitere 20 Jahre dauert, bis ich Revell die nächste Chance gebe...