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  • »Reissdorf« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 505

Realname: Patrick

Wohnort: tiefschder Südwesten

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1

Mittwoch, 28. Oktober 2009, 14:49

MicroMesh und Polishing Compound

Hallo Gemeinde,

Auch wenn es schon einige Beiträge zum Thema gibt - es ist immer wieder die Rede von MicroMesh, Polierpasten und ähnlichen Dingen, wenn es um die kleinen Wundermittelchen des Autolackierers geht. Ziel ist dabei immer, eine möglichst glänzende Lackierung der Karosserie zu erhalten.

Nachfolgend sollen die Produkte und ihre Verarbeitung in einer kleinen Übersicht vorgestellt werden. Diese sind in der Regel im gut sortierten Fachhandel oder bei Anfatman erhältlich.

Die nachfolgenden Beschreibungen erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit, noch sind sie der einzig wahre Weg zum Ziel.

MicroMesh:
Hierbei handelt es sich um besonders feinkörniges Schleifleinen, mit dem eine Lackierung schrittweise geglättet werden kann. Dies ist die Voraussetzung für späteren Glanz.
Die gängigen Körnungen sind 3200, 4000, 6000, 8000 und 12000. Anfatman bietet hier ein sehr empfehlenswertes Komplettset an.

Und so sieht das Zeug aus (Andy, danke für's Photo ;)):




Polishing Compound und Wax
Diese Polierpasten werden u.A. von Tamiya angeboten. Das Polishing Compound existiert in den Varianten Coarse, Fine und Finish. Sie verleihen einer lackierten und geschliffenen glatten Oberfläche mehr Glanz, in dem letzte feine Unebenheiten beseitigt werden.
ebenfalls zu bekommen bei www.anfatman.de

Das Wax schliesslich ist von flüssigwachs-ähnlicher Konsistenz und wird ganz am Ende aufgetragen. Dabei wird die Lackierung versiegelt und erhält zusätzlichen Glanz.

Die Produkte:




Verarbeitung und Arbeitsschritte:

- Begonnen wird mit einer Säuberung der Rohkarosserie mit Schmirgelpapier (max. 800er Körnung). Dabei wird alles entfernt, was da nicht hingehört: Gussgrate und ähnliche Unebenheiten, dünne Plastiküberreste vom giessen ("Flash"), und vor allem Formentrennnähte ("Sinkmarks").
Zusätzlich werden die Oberflächen mit 800er Schmirgelpapier angerauht, damit die Farbe besser hält.

- Vor der Grundierung sollte die Karosserie sauber und fettfrei (Fingerabdrücke!) sein. Am einfachsten ist, die Teile in warmen Wasser mit Spülmittel zu waschen. Danach gut abtrocknen bzw. trocknen lassen.

- Dann wird in 1-2 dünnen Schichten die Grundierung aufgebracht. Ich nutze Tamiya Primer aus der Dose, es gibt aber auch andere - jeder hat da seine Vorlieben.
Nach dem Trocknen der Grundierung (ca. 1 Nacht) die Teile gründlich inspizieren, ob noch Unebenheiten oder Sinkmarks vorhanden sind, da man dies erst jetzt richtig sieht. Diese ggf. entfernen und nachgrundieren (NOCH können wir nachbessern!).

- Wenn die Karosserie sauber und eben ist, kann mit dem Lackieren begonnen werden. Auch hier ist es eine Glaubensfrage, wie und womit lackiert wird. Ich nutze Lack auf Acrylbasis aus der Dose, entweder aus dem Kfz Zubehör oder von Tamiya.
Eine gute, wenn auch nicht ganz günstige Bezugsquelle ist Lackspray.de, die mischen jeden beliebigen Originallack an, füllen den in eine 400ml Dose (reicht dicke) und schicken den zu.

- Beim Lackieren mit der Dose immer in mehreren, dünnen Schichten arbeiten. Jede Schicht sollte min. 1 Nacht trocknen, danach kommt MicroMesh zum Einsatz, das immer NASS verarbeitet werden sollte. Dabei reicht es schon, die lackierten Teile und das MicroMesh kurz unter Wasser zu halten.
Je nachdem, wie uneben der Lack ist (Sprühnebel oder "Orangenhaut"), beginne ich mit Körnung 4000 oder 6000. Dass dabei bei erhabenen Stellen und Kanten der Lack wieder runtergeschliffen wird, ist mehr oder weniger normal. Nach den ersten 1-2 Schichten sollte man dies jedoch vermeiden.
Danach wird erneut mit MicroMesh 8000 geschliffen.

Diesen Vorgang nach jeder Lackschicht wiederholen, bis der Lack deckt (Je nach Farbe und Lack ca. 2-6 Schichten). Um das blankrubbeln zu vermeiden, behandele ich die letzte Schicht nur noch mit 8000 und 12000, evtl. auch 6000.
Jetzt sollte der Lack schon eben und glatt sein - der Glanz kommt noch. Wenn noch Fehler im Lack sind, sollte jetzt nachgearbeitet werden -
Ebenso wie der Klarlack kaschiert die Politur später keine Lackierfehler, Kratzer etc. Diese sollten vorm Klarlackauftrag beseitigt werden.

Vorsicht auch bei Metallic Lackierungen! Hier sollten die einzelnen Schichten nicht verschliffen werden, weil sonst der Metallic Effekt verloren geht. Vorher ggf. an einer diskreten Stelle testen.

- Wenn alles durchgetrocknet ist, kommt die erste Schicht Klarlack. Auch hier wieder die Glaubensfrage... Ich benutze Tamiya TS 13 aus der Dose. Danach kommt wieder MicroMesh zum Einsatz, natürlich wieder nass - erst 8000, dann 12000.

- Jetzt ist es an der Zeit, die Sicken zu schwärzen, Decals und BMF aufzubringen - je nach Bedarf, versteht sich.

- Anschliessend wird das ganze nochmal mit 1-2 dünnen Schichten Klarlack versiegelt. Bei BMF und Decals ist MicroMesh jetzt jedoch tabu, da sie sonst beschädigt werden könnten.

- Jetzt kommt der Glanz: Dabei werden mit einem weichen, fusselfreien Tuch die Tamiya Compounds verarbeitet. Diese sollten DÜNN und gleichmässig, aber intensiv aufgetragen werden. Die Reihenfolge: Erst Coarse, dann fine, zum Schluss finish.

Wichtig dabei: Nach jedem Poliervorgang die Politur restlos entfernen. Die setzt sich nämlich ganz gerne in den Sicken ab und wird dann hart - nicht gut.

- In diesem Stadium sollte die Karosserie eben, glatt und glänzend sein. Es folgt die Montage der Anbauteile, die sich in die Struktur integrieren (z.B. Scheinwerfer) und die Hochzeit.

- Zum Schluss wird die Karosserie mit Tamiya Wax versiegelt - auch hier gilt wieder: dünn und gleichmässig mit einem fusselfreien Tuch auftragen, Reste komplett entfernen. Danach Kleinteile wie Türgriffe und Scheibenwischer aufbringen.

Ich hoffe, dem ein oder anderen hilft diese Beschreibung ein wenig!

Viele Grüße,
Patrick

2

Mittwoch, 28. Oktober 2009, 15:12

Hallo Patrick,

Danke für diese hilfreiche kompakte Zusammenstellung von
allem wesentlichen. Wird mir noch sehr nützlich sein.

Gruß,
Bob

Beiträge: 2 148

Realname: Andreas

Wohnort: Am Fuß der Eifel

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3

Mittwoch, 28. Oktober 2009, 15:19

Hey "Checker" !

Danke, ist ne Bombe :ok: Genau so etwas hatte ich mir gewünscht, PERFEKT!

Jetzt geh ich dann mal zum Andy :pfeif: , virtuell natürlich sonst ist´s dann doch was weit.... :cracy:

Glänzender Gruß,

A.
Immer mit der Ruhe. Das Gras wächst nicht schneller wenn man dran zieht!


In der Mache: MAN F 2000 V10 (Langzeit- :roll: )Projekt und meine, ;) , "Affäre"

Manches noch auf Eis .... :rrr: ....aber langsam wird´s wärmer 8)

Beiträge: 4 498

Realname: Andreas Nickel

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4

Mittwoch, 28. Oktober 2009, 15:32

Hallo,
die Komplettsets werden in etwa einer Woche wieder lieferbar sein. Es fehrlt leider die 6000er Komponente um die Sets zusammen zu stellen. Die anderen Leinen sind alle vorrätig.

Andy

5

Mittwoch, 28. Oktober 2009, 17:37

Sehr gut, danke.
So eine BEschreibung hab ich gesucht

RockinRoller

unregistriert

6

Mittwoch, 28. Oktober 2009, 18:49

Hallo!

Hast Du klasse gemacht! :ok:
Von sowas lebt ein Forum! Solche Beiträge wünsche ich mir!

Zwei Sachen möchte ich jedoch als bedenklich anmerken:

- Beim Nasschleifen und "Trocknenlassen" würde ich immer empfehlen das Teil danach abzuspülen + abzutrocknen...
Es kann sonst passieren, das der Schleifstaub drauf abtrocknet und später ein "sehr hässliches" Lackbild gibt!


- Zwischen den (Farb-) Lackschichten würde ich nicht in den 6000-12000-Bereich gehen!!! Das kann große Probleme geben, wenn später etwas abgeklebt werden muss...
(Extra mal so salopp geschrieben - aber das trifft es etwa)
Ich empfehle hier immer max. 2000er Nass-Schleifen! ("vorsichtigst")
Da kann schon mal passieren, das die Lackschichten nicht mehr halten!!!


Ansonsten führen natürlich viele Wege zum Glück! Nicht nur ein Weg ist der richtige! :)



Viel Erfolg Euch allen! :ok:



Gruß
Oliver

7

Donnerstag, 29. Oktober 2009, 19:06

Aha, jetzt weiß ich auch, warum die Motorhaube, die ich die letzten 2 Abende lackiert habe, so scheiße aussieht :heul:

Vielen Dank für die Super Anleitung!! Klingt halt schwer nach "Kann man unheimlich viel falsch und kaputt machen". Aber das ist eine wirklich prima Anleitung! Ich bin gespannt wie's ausgeht ... :rrr:
Aktuell im Bau:
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Zuletzt erfolgreich fertiggestellt:
Citroen 2CV Charleston von Revell

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