Nun ... "Ankersegel" ... zugegebenermaßen ist es sicher nicht "der" Fachbegriff für eine Art und Weise, eine Technik, mit der nachweislich im goldenen Segelzeitalter die Segel geborgen wurden.
Aber es ist ein sehr anschaulicher Begriff, den wir hier im Forum immer wieder für die so geborgenen Segel verwenden.
Da wir hier auch immer wieder dieses Thema der "Ankersegel" anschneiden habe ich im Laufe der vergangenen Jahre Gemälde und auch Gemäldeausschnitte gesammelt, die genau diese "Ankersegel" beinhalten ... zum Teil auch überraschend detailliert darstellen.
Dies im Sinne einer Art Grundlagenforschung ... sowas dauert halt und ist auch irgendwie nie fertig.
Hier möchte ich, soweit das die mir vorliegenden Gemälde und Graphiken zulassen, den chronologischen Vorgang der Herstellung dieser Segel darstellen.
Ich möchte auch noch vorausschicken, daß ich keine standartisierte Größe gefunden habe.
Sie sind sich alle ähnlich, sehr ähnlich sogar in ihrer charakteristischen Form.
Aber sie sind auch immer wieder unterschiedlich hinsichtlich der Höhe der nach oben gebogenen Hörner.
Vermutlich wurden sie einfach angefangen und letztendlich soweit nach oben gebogen wie es ging.
Das war eben mal höher und das nächste mal eben nicht.
Es noch ein zweites Mal zu machen war möglicherweise zuviel Aufwand ohne dabei etwas grundlegend zu verbessern.
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Los gehts:
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Wir finden diese "Ankersegel" auf einer Vielzahl von Gemälden sehr berühmter und für ihre detailgenauen Darstellungen bekannter Künstler wie die Van der Veldes, Backhuus und anderen.
Ich kann somit davon ausgehen, daß diese schon wußten was sie darstellen und dies auch korrekt getan haben.
Ebenso leite ich davon ab, daß sich somit nachweisen läßt, daß es eine anerkannte, probate Technik war, die über einen längeren Zeitraum angewendet wurde.
Wozu gab es sie ?
Ich kann nur Vermutungen anstellen, daß diese Technik es erlaubte die Segel mit verhältnismäßig geringem Windwiederstand zu verstauen und gleichzeitig einsatzbereit zu halten.
Die Segel schmiegen sich durch Taue gebunden geradezu an die Rah und an den Mast ... der untere Teil liegt im Mastkorb auf, die Enden spitz nach oben gebogen, was uns letztendlich an den namensgeben Anker erinnert.
Die Enden der Segel sind aber nicht lose sondern nach wie vor mit ihren Tauen verbunden ... müssen somit gar nicht erst erst verbunden werden.
Halsen, Brasse , Schoten und noch viel mehr, dessen Namen ich ehrlich gesagt nicht kenne, bleibt offensichtlich dran um sofort einsatzbereit zu sein.
Womit wir zu Punkt zwei kommen:
Gleichzeitig erlaubte es diese Technik, vermutlich mit dem Lösen von nur ein paar wenigen Tauen im Mastkorb, genau diese Segel in kürzester Zeit zu setzen.
Mit minimalem personellem Aufwand ... vielleicht notfalls nur ein oder zwei Personen ... quasi auf einen Alarmstart vorbereitet zu sein.
Doch dazu am Schluß noch mehr !
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Wichtigster Punkt: Wie wurden sie hergestellt ?
Nun , dann schauen wir den schwer arbeitenden Seeleuten doch mal zu wie sie das machten:
Das Schiff kommt in den Hafen ... es soll kein besonders langer Aufenthalt werden ... deswegen sollen die Segel auch drauf bleiben.
Wenns Wetter taugt werden die Seegel auch ein wenig zum Trocknen gehängt ... dann läßt sich das deutlich leichtere Segel auch besser in Form bringen:
Auf dem vorigen Bild/Gemälde sind sie schon emsig am werkeln ... trotz unterschiedlicher Gesamtsituationen und unterschiedlicher graphischer Darstellung in der nächsten Graphik/Grisaille scheinen beide Bilder eine direkte Abfolge darzustellen.
Laß uns das Ganze doch ein wenig genauer anschauen:
Beachtet nicht nur das Ankersegel sondern hier auch die etwas unterschiedliche Vorgehensweise bei Fock-/Großsegel direkt darunter:
Wie wir sehen werden auch Fock und Großsegel in eine Form gebracht.
Sie können ja nirgendwo in einem Mastkorb aufliegen. Deshalb werden sie gerefft und mit zwei Spitzen ( Segelenden ) nahe des Mastes fixiert .
Das Lösen auch dieser Spitzen öffnet somit fast schlagartig das ganze Segel.
Noch genauer ? Aber gerne !
Der gesamte Vorgang hatte, wie es scheint, immer eine ähnliche Vorgehensweise ... von oben nach unten ... von Heck zum Bug ... Mast für Mast ... .
Obwohl die obersten Segel zum Teil auch schon vorher fertig zu sein scheinen.
Anhand der vorliegenden Graphiken im Folgenden gezeigt:
Zu guter Letzt, insbesondere um meine Theorie des schon oben beschriebenen" Segel-Setzens mit minimalem personellem Aufwand" zu verifizieren, zeige ich hier ein Gemälde von Adam Willaerts, 1577-1669.
Das Gemälde heißt bezeichnenderweise "Vaisseau appareillant" … also "Schiff setzt Segel" !
Es zeigt die "La Vierge" 1638, die zum Flottenbau und Einkaufsprogramm Richilieus in Holland gehörte.
( Schön auch wie man die Heckgestaltung mit den Doppeltürmen sehen kann … erinnert sehr an die Saint Louis ... nur etwas kleiner )
Schaut euch das an ... da sind nur ein, vielleicht zwei Mann pro Segel tätig .... und das funktionierte ! ( Zum Vergrößern draufklicken )
Ich hoffe, daß diese ( vermutlich unvollkommene ) Darstellung der Schritte dem einen oder anderen Modellbaukollegen hilft solche Segel auch im Modell darzustellen.
Abschließend noch ein paar weitere Impressionen, die beweisen, daß diese Art und Weise Segel zu sichern auch oder gerade bei Stürmen verwendet wurde:
index.php?page=Attachment&attachmentID=541792
Weitere Ergänzungen und Anmerkungen zu diesem Thema sind sehr willkommen und werden das Thema "Ankersegel" sicher bereichern.