Guten Abend!
Wie einige von euch in meinem F-4 Thread in der Galerie gelesen haben, arbeite ich gerade an einem Dou im Maßstab 1:72. Ich begann mit dem Projekt etwa im Oktober. Eigentlich wollte ich mit einem Reperaturbericht meiner Fw-190 in 1:32 starten, aber ich entschied mich fürs erste nun doch für den kleineren Maßstab. Baute ich bis in die jüngste Vergangenheit, d.h. bis vor ca. 2 Wochen, sehr sporadisch an dem Projekt, so hat mich nach einer Eurofighter-Doku und einer Doku über den Kalten Krieg, in dem die B-58 zu sehen war, das Deltaflügelfieber gepackt. Und da die B-58 und F-106 Deltaflügler sind, fing ich an etwas intensiver zu basteln. Aktuell sind beide Modelle bereit bemalt zu werden, d.h. sie sind zusammengebaut und verspachtelt/versäubert worden.
Ich habe gesehen, das die B-58 bereits von truckoldie gebaut worden ist. Gut fand ich in seinem Baubericht u.a. eine Info zur Geschichte des Flugzeugs.
Ich möchte hier genauso vorgehen.
B-58 Hustler
Die B-58 Hustler war ein überschallfähiger strategischer Bomber aus der Zeit des Kalten Krieges, der Geschwindigkeiten von über Mach 2 erreichen konnte, was angesichts ihrer Zeit eine m.E. herausragende technische Leistung war. Ihren Erstflug hatte sie bereits am 11. November 1956!!!. Ausschließlich auf die Rolle des nuklearen Bombers ausgerichtet (zum Glück kam es nie dazu, das sie ihre Bomben einsetzte), blieben die B-58 meines Wissens nach ständig in alarmbereitschaft, bis sie 1970 nach nur 10 jähriger Dienstzeit aufgrund der hohen Wartungskosten, hoher Unfallrate und besserer Alternativen ausgemustert wurde. Die Besatzung bestand aus 3 Personen: Dem Piloten, den Navigator und dem sog. "DSO", welcher für die Selbstverteidigung zuständig war. Das Flugzeug flog so schnell und so hoch, dass es für die gegnerische Luftabwehr eine Zeit lang nicht zu erreichen war. Die Bewaffnung bestand aus bis zu 5 freifallenden Kernwaffen an externen Aufhängungspunkten und einer im Heck montierten 20mm Bordkanone. Die B-58 besaß keinen Waffenschacht. So viel erstmal zur Geschichte des Flugzeugs
Das Modell
Kommen wir nun zum Bausatz. Es handelt sich um ein Modellbausatz von Italeri im Maßstab 1:72, welches für das hohe Alter der Form erstaunlich gut zusammen zu bauen war und versenkte Gravuren besetzt
Gute Passgenauigkeit, vernünftige Detailliereng, gute Klarteile und eine allgemein sehr guten Baubarkeit zeichnen den Kit aus. Hinzu kommt ein umfangreicher Decalbogen mit 6(!) darstellbaren Versionen
Der einzige Makel durfte die Detaillierung der Cockpits sein, was allerdings aufgrund der Tatsache, dass gerade von den hinteren beiden so gut wie nichts zu sehen sein wird, für mich verschmerzbar war. Dennoch besorgte ich mir für das Pilotencockpit Fotoätzteile von Eduard, da immerhin später etwas davon zu sehen sein wird. Weiteres Zubehör habe ich nicht gekauft.
F-106 Delta Dart
Als "Ultimate Interceptor" oder "Cadillac der Lüfte" bekannt, war die F-106 Delta Dart ein Zeitgenosse der B-58 Hustler. Sie war einstrahlig (im Gegensatz dazu war die B-58 vierstrahlig) und hatte ihren Erstflug am 26. Dezember 1956, also einige Wochen nach der B-58. Mit 2445 Km/h war sie für eine einstrahlige Maschine sehr schnell. Eine technische Besonderheit stellt das Hughes MA-1 Feuerleitsystem der F-106 dar. In Zusammenarbeit mit den Bodenstationen des SAGE (Semi Automatic Ground Environment) konnte das Flugzeug damit
automatisch zum Zielort geführt werden. Der Pilot hatte meines Wissens nach nur den Job als "Aufseher", der beim Start, bei der Landung und bei Problemen eingriff, was die Vermutung zulässt, dass das Flugzeug wahrscheinlich auch komplett manuell geflogen werden konnte. Besonders und gleichzeitig auch brachial war die Bewaffnung: Sie war komplett in einem internen Waffenschacht untergebracht und bestand aus 4 AIM-4 Falcon Raketen (2 infrarotgelenkt und 2 radargelenkt) sowie einer AIR-2 Genie Rakete, die einen Nuklearsprengkopf besaß. Letztere wich später einer internen 20mm Bordkanone und wurde soweit ich weiß, bis auf einen Test, ebenfalls zum Glück nie eingesetzt. Die F-106 blieb 29 Jahre im Dienst, d.h. bis 1988.
Das Modell
Bei der Wahl des Modells hatte ich die Wahl zwischen 3 Bausätzen in 1:72: Der von Hasegawa, welcher sehr alt und betagt ist (aber dafür unkompliziert wirkt), der von Meng und der von Trumpeter. Die beiden letztgenannten kamen in die engere Runde, da sie recht moderne Kits sind. Von beiden habe ich sehr viel gutes gelesen, besonders vom Bausatz von Meng. Ich entschied mich für den Bausatz von Meng. Leider kann ich nicht nachvollziehen, weshalb dieser Bausatz praktisch durchweg positiv reflektiert wurde und es so gut wie keine kritische Stimme gab. Die Dataillierung ist zwar harausragend gut, ja wenn nicht sogar das dataillierteste Modell in 1:72 überhaupt, das ich je gesehen habe (und vermutlich auch werde), jedoch viel, viel zu fein (außer das Seitenleitwerk und die Unterseite).
Ein Wisch mit Schleifpapier und die Details waren praktisch weg. Selbst wenn man nichts versehentlich abschleift, spätestens nach der ersten Klarlackschicht wären die Details weg. Schon nach einer moderaten Probeschicht war besonders auf den Flügeln fast nichts mehr zu erkennen
. Also kam der Lack an den getesteten Stellen wieder runter. Was machen wir nun mit so vielen Nieten und Linien, von denen am Ende nichts mehr zu sehen ist? Jetzt weiß ich zumindest, warum kaum jemand auf den Bildern im Netz das Modell einem Washing unterzogen hat. Ich entschied mich dazu, alle Gravuren auf der Oberseite des Modell nach zugravieren, was sehr zeitintensiv war. Leider gingen einige kleinere Datails am Heck und an den Flügelwurzeln verloren, was aber in Anbetracht der Fülle der Details verkraftbar war. Nun sieht man sie wenigstens
Neben den zu feinen Datails gab es sehr große Spalten am Übergang von Rumpf zu Flügeln an der Oberseite (bis zu 1,5mm!). In dieser Preisklasse ist das nicht vertretbar. Mit Müh und Not konnte jedoch auch dieses Problem gelöst werden. Ich würde mich mittlerweile als erfahrenen Modellbauer bezeichnen, doch dieses Modell hat mir einiges abverlangt. Das Modell von Trumpeter ist, soweit ich mitbekommen habe, deutlich einfacher zusammen zu bauen, aber dafür weniger detailliert, aber nichtsdestotrotz immer noch gut
. Falls ihr ebenfalls Interesse an einer F-106 in habt, so müsst ihr für euch selbst entscheiden, welcher der dreien am besten für euch geeignet sind. Mein Fazit zur Meng F-106 in 1:72: Wären die Details von der Meng F-106 durchgehend genau so "scharf" und tief wie im Seitenleitwerk und auf der Unterseite des Modells und wären die Spaltmaße am Übergang von den Flügeln zum Rumpf besser, so wäre das wirklich ein TOP MODELL mit vielen und sehr schönen Details. Bis auf die 2 genannten Mängel gibt es nichts zu meckern. Die Klarteile sind kristallklar, die Decals von Cartograf sind absolut sauber gedruckt und schön fein und die Passgenauigkeit selbst an komplexen Kontstruktionen wie denen im Waffen- oder Fahrwerksschacht gut. Dazu noch nettes Zubehör wie einen Transportwagen für die AIR-2 Genie und eine toll gestalltete Avioniksektion. So, das wars nun erstmal zur Theorie
. Wenn ihr ebenfalls den Bausatz von Meng bauen wollt, empfehle ich euch wärmstens die zu feinen Gravuren nach zu ziehen.
Auf geht's
Nach so viel Text heiße ich euch natürlich nun herzlich Willkommen zu dem Baubericht und wünsche viel Freude beim Verfolgen des Bauprozesses. Wie immer bin ich für Lob, Kritik, Angregungen und nette Gespräche offen
Bilder folgen am Abend des 30.12
Gruß Olli