The incredible Hulk
Um meine Hände geschmeidig zu erhalten, begann ich Anfang Dezember mit dem Bau eines mittelalterlichen Schiffes, erneut im Maßstab 1:200. Ein Holk sollte es diesmal werden.
Bildliche Darstellungen gibt es zumeist auf Stadtsiegeln. Weitere Quellen waren das Buch von Paul Heinsius „Das Schiff der Hansischen Frühzeit“ und der Aufsatz von Dagmar Waskönig „Bildliche Darstellung des Holk im 15. und 16. Jahrhundert“.
Auf den Siegelabdrücken aus dem 13. und 14. Jh. wird der Hulk/Holk als ein stark gekrümmtes, geklinkertes Schiff ohne Kiel und Steven mit Turmaufbauten an Bug und Heck dargestellt.
Die Backbord- und Steuerbord-Plankengänge treffen nicht am Steven zusammen, sondern verlaufen entlang eines flachen Bodens (Kaffe) senkrecht nach oben und tragen die Kastelle.
Im 15. Jh. wurde der nordische Schiffsbau zunehmend von mediterranen Schiffstypen wie Nao, Kraweel und Karracke beeinflusst. Es hat wahrscheinlich Misch-Typen gegeben.
Waskönig verweist auf Bildquellen mit krawel-gebauten Holken, zeigt aber auch im „Schiffsrechtsbild aus der Prachthandschrift des Hamburger Stadtrechts von 1497“ mehrere dreimastige geklinkerte Schiffe mit hohen Aufbauten und zahlreichen Geschützen.
Ich wollte zunächst einen dreimastigen Holk mit Klinkerung bauen, habe aber bald erkannt, dass meine Plankenbiegekünste dafür nicht ausreichen. Möglicherweise haben die Schiffbauer damals entsprechend gebogene Bäume verwendet.
Um diese extreme Plankenbiegung nachzuahmen, müsste ich die Planken vermutlich einzeln aussägen.
Also suchte ich nach neuen Vorbildern und wurde bei einer Miniatur aus dem 15. Jh. fündig. Der dort gezeigte Dreimaster zeigt eindeutig eine Kaffe, die Seitenwände sind krawel-beplankt.
Handelte es sich dabei um einen Holk? Vielleicht. Letztlich bleibt ungewiss, ob die Menschen des späten Mittelalters im Nord- und Ostseeraum nur einen bestimmten Schiffstyp oder generell große Schiffe als Holke bezeichnet haben.
Im Englischen bedeutet „Hulk“ ja auch Koloss oder Klotz. Auf jeden Fall bewege ich mich mit meinem Modell nicht vollständig im Reich der Fantasie.
Der Rumpf besteht aus drei Teilen. Backbord- und Steuerbordseiten habe ich aus 20 mm starkem Abachiholz ausgesägt, dazwischen wurde eine drei mm starke Platte für Kiel und Steven geklebt.
Für die Rumpfbeplankung habe ich 3 x 0,6 mm Leisten genommen, für die Deckbeplankung 1,5 x 0,6 mm. Die Länge „zwischen den Loten“ beträgt 13 cm, Gesamtlänge 16 cm, größte Breite 4,5 cm. Ich hänge mal ein paar aktuelle Bildchen an.
Beste Grüße
Klaus