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Samstag, 5. Juni 2021, 16:08

Friedrich Wilhelm zu Pferde 1:100

Hallo Allerseits,ich bin seit ca. 2 Jahren stummer Mitleser in diesem Forum und möchte mich kurz vorstellen: Nachdem ich mich die letzten Jahre hobbymäßig mit der Modelleisenbahn beschäftigt habe, habe ich nun nach 25 Jahren die Plastiksegelschiffsmodelle meiner Kindheit wieder aus dem Keller geholt, mit dem Ziel, diese zu restaurieren. Die Schiffe der Galeonen bis hin zu den großen barocken Dreideckern haben mich seit jeher fasziniert, und die damals zusammen geklebten Bausätze sollen eine Ausgangsbasis für meine nächsten Vorhaben darstellen. Dabei möchte ich mich auf den Maßstab 1:96 bis 1:100 konzentrieren, in dem es auch einige schöne Holz- und Kartonbausätze jener Epoche gibt.

Außerdem habe ich günstig zwei Black Pearl in 1:72 von Zvezda/Revell erworben,deren Zubehör mir für das ein oder andere Restaurationsprojekt geeignet erscheint. Übrig blieben die beiden Rümpfe, um die es hier in diesem Thread gehen wird.Die anstehende Wiederverwendung der Rümpfe ist von Schmidts Konvertierung des kleineren 1:150 Modells in eine holländische Fregatte inspiriert (in diesem Forum). Dazu fand ich die Pläne der "Friedrich Wilhelm zu Pferde" im Buch "Risse von Segelschiffen des 16 und 17 Jahrhunderts" im von mir bevorzugten Maßstab 1:100. Die grundlegende Abmessungen passen zur Black Pearl in 1:72. Es handelt es sich um einen generischen holländischen Zweidecker mittlerer Größe aus der Epoche um ca. 1660. Das hatte auch Mondfeld in seinem Buch zur Viertageschlacht erkannt, jedenfalls ist dort exakt derselbe Plan mit geringen Modifikationen als "Halve Maan" (Halbmond) zu sehen, deren Existenz meiner Ansicht nach unbelegt ist. Vielleicht werde ich trotzdem den zweiten Rumpf als Halve Maan bauen.

Zunächst habe ich mit heißem Wasser die Form von Bug und Heck ein wenig angepasst. Insbesondere der Bug muss dabei ca. 1cm eingedrückt werden um fülliger und runder zu werden.


Anschließend habe ich aus 0.25mm Kunststoff eine Schablone für das Schanzkleid zurechtgeschnitten und angeklebt.Die Stückpforten müssen neu gemacht werden, da der Decksprung für ein Schiff nach 1640 zu groß ist und nicht mehr der Außenhülle folgen soll.


Mal sehen, wie es jetzt weiter geht.

Liebe Grüße
Oliver

2

Samstag, 5. Juni 2021, 16:52

Willkommen Oliver!

Da hast Du dir ein anspruchsvolles Projekt ausgesucht. Das wird sicher noch mit einigen Überraschungen aufwarten.
Ich bin gespannt.

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Samstag, 5. Juni 2021, 16:57

Da hast Du dir ein anspruchsvolles Projekt ausgesucht. Das wird sicher noch mit einigen Überraschungen aufwarten.
Ich bin gespannt.


kann ich nnur unterschreiben: Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Samstag, 5. Juni 2021, 17:16

Moin Moin,

Anspruchsvoll oder nicht, sei's drum. Es ist ein schönes Projekt, bei dem ich gerne zuschaue.
Ich wünsche dir auf jeden Fall gutes Gelingen und als Hauptsache: viel Spaß beim Bau / Umbau / Restaurieren.

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


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Samstag, 5. Juni 2021, 21:36

Hallo Allerseits,

herzlichen Dank für den Zuspruch. Ich hoffe sehr, dass der Baubericht interessant sein wird und es ein halbwegs glaubwürdiges Modell ergeben wird.
Ich weiß nicht ob es anderen ähnlich geht, aber auf zeitgenössischen Gemälden wirken die meisten Schiffe mehr oder weniger gleich groß. Erst durch eine Gegenüberstellung im Modell werden die teils riesigen Größenunterschiede deutlich.

Um mal zu verdeutlichen, mit welchem Schiff wir es hier zu tun haben, habe ich mal zwei repräsentative Abbildungen hochskaliert und aus 2 Meter Entfernung mit der Black Pearl abgelichtet.
Beim ersten Vergleich handelt es sich um die von Salisbury ergänzten historischen Fragmente des Plans eines englischen Dreideckers von ca. 1610, von denen angenommen wird, dass sie die Royal Prince darstellen. Abgebildet ist der Plan u.a. bei Landströms Buch über die Wasa.


Die Prince von 1610 ist in der Decklänge mit der Wasa von 1628 vergleichbar, wirkt aber dennoch voluminöser als die Wasa aufgrund der etwas größeren Breite und des deutlich größeren Tiefgangs.Das zweite Vergleichsschiff ist ein kleiner Dreidecker englischer Bauart aus der Zeit von ca. 1660, von dem angenommen wird, dass es Sheldons Modell der Riksäpplet ist. Das Schiff ist außerordentlich schlank gebaut und ist ungefähr mit den größeren holländischen Zweideckern der 1660er Jahre vergleichbar. Modisch steht die Riksäpplet irgendwo zwischen den Schiffen der Cromwell-Ära und den ersten Bauprogrammen der Restauration:



Wie ihr seht, habe ich mit Edding schon mal den Deckverlauf der "Friedrich Wilhelm zu Pferde" auf die Black Pearl gezeichnet. Außerdem habe die Grundplatte des oberen Heckspiegels eingeklebt und dazu zwei Polyesterolplatten miteinander verleimt, um die gebogene Form zu stabilisieren.


Damit das Plastikmoodell zukünftig nicht bei jedem Windstoß vom Regal gefegt wird, habe ich allen möglichen Metallschrott im Rumpf verklebt. Für den Ballast nehme ich Weißleim, damit am Rumpf keine langzeitigen Schäden auftreten. Anschließend habe ich die Zwischenräume mit Modellbahnschotter verfüllt und mit verdünntem Weißleim geflutet. Der temporär aufgeklebte Kopie der Spiegelverzierungen gibt schon mal einen Eindruck von den Proportionen des Heckspiegels.


Das Galion ist eine grobe Schablone zum Übertragen des tatsächlichen Verlaufs des Vorderstevens auf den Plan, an dieser Stelle geht es demnächst weiter.

Liebe Grüße
Oliver

6

Dienstag, 8. Juni 2021, 19:11

Gedanken zur Rumpfform

Hallo Allerseits,
heute möchte ich mir ein paar Gedanken zur Rumpfform des entstehenden Modells machen. Ich habe auch ein paar Fehler korrigiert, so dass ich jetzt ein relativ klares Bild über die Kompromisse, die eingehen werde, habe.



Zunächst einmal zum Bug. Ich hatte geschrieben, dieser müsse ca. 1cm unter heißem Wasser eingedrückt werden. Wenn man allerdings nur den Bug eindrückt, so erhält man in der Draufsicht einen nach vorne langsam schmal zulaufenden Bug, was meiner Ansicht nach für ein holländisches Kriegsschiff untypisch ist. Besser ist es, wenn man die Bordwände auseinanderzieht, der Vordersteven neigt sich dabei automatisch nach innen. Der Runmpf macht dann in der in der Draufsicht einen eher quaderförmigen Windruck, den ich passender finde.

Oberer Rumpf: Bug nur nach innen eingedrückt
Unterer Rumpf: Bordwände nach außen gezogen

Ich hoffe, man erkennt was ich meine. Ich habe mittlerweile auch beim oberen Rumpf die Bordwände auseinander gezogen. Wie ich woanders gelesen habe, war der Ausgangspunkt für die Rekonstruktion der "Friedrich Wilhelm zu Pferde" das Hohenzollern-Modell eines holländischen Zweideckers von ca. 1665, was für die Epoche ja auch passt. Bis ca. 1640 hatten Schiffe holländischer Bauart augenscheinlich gerade Bordwände, so z.B. die Wasa von 1628 und sogar noch der Ostindienfahrer Prins Willem von 1650. Danach wurden wurde im Querschnitt die Bordwände mehr und mehr S-förmig, wie eben hauch beim holländischen Zweidecker. Das ich dies aber zunächst nicht beachtet hatte, musste ich als Notbehelf Keile zwischen die die "Innenplanken" setzen um die Auskrakung nachträglich herbeizuführen. Auch wenn es nicht der tatsächlichen Spantenform entspricht, hoffe ich, dass es für den Gesamteindruck nach dem Schleifen und Modellierung der Außenhülle reichen wird.Hier die Keile für die Auskragung:



Rumpf und Schanzkleid von oben betrachtet:


Jetzt kommen wir zum letzten Punkt, den ich nicht korrigieren werde: Der Rumpf ist am Bug unterhalb des Hauptdecks zu schmal und läuft sehr flach auf den Bug zu. Laienhaft würde ich vermuten, dass ein so gebautes Schiff vorne kaum Auftrieb hat und durch den Winddruck tief in die Wellen taucht. Hier kann das Modell sein Vorbild (ein umgebautes modernes Fischereifahrzeug?) dann leider doch nicht verbergen. Da ich keine gute Idee habe, wie ich das verbessern könnte, werde ich das Unterwasserschiff am Bug so lassen :nixweis: Meine Ausrede ist, dass der holländische Schiffsbaumeister hier ohne Erlaubnis seiner Admiralität ein erfolgloses und kostspieliges Experiment gewagt hat und in Folge dessen nach Brandenburg weggelobt wurde, wo er den Fehler gleich nochmal wiederholt hat.

Es gibt noch ein weiteres am Hohenzoller-Modell gut sichtbares Merkmal: Die S-Form der Außenhülle setzt sich bis zum Bug fort, und zwar nicht parallel zu Kiel, sondern dem Bogen zum Vordersteven folgend. Im Ergebnis hat der Bug links und rechts je eine "Backe", welche in den Längsschnitten und bei entsprechendem Lichteinfall auch im Modell gut zu erkennen wären. Auch dieses Merkmal wird mein Umbau vermutlich nicht aufweisen.


Ich habe mal versucht das oben darzustellen: Die lange Linie rote ist ungefähr die Lage des Bergholz knapp oberhalb der größten Breite. Die kurze Linie deutet die "Backe" an, d.h. die Wölbung nach innen radial zur Bordwand, die mein Modell nicht aufweisen wird.
So, das war'd für heute.
Liebe Grüße
Oliver

7

Mittwoch, 9. Juni 2021, 09:39

Damit vollziehst du im größeren Maßstab ziemlich exakt das nach, was ich mit der kleinen Perle veranstaltet habe. Bei mir lief es allerdings auf eine komplette Neukonstruktion hinaus, was nicht sein muss...
Würdest du dich zu einem Wasserlinienmodell entscheiden, könntest du die Manipulationen am Bug wahrscheinlich einfacher gestalten können, aber Wasserlinienmodelle sind nicht jedermanns Sache, wofür ich vollstes Verständnis habe.
Glück auf!
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
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8

Sonntag, 13. Juni 2021, 13:54

Hallo Schmidt!
Ich bin ein großer Bewunderer deiner Fähigkeiten und Modelle und freue mich sehr, dass du hier dabei bist! Natürlich entleihe ich viel von deinem Thread zur Perle, welche ja aus der gleichen Epoche niederländischen Schiffsbaus stammt. Für diesen wunderbaren Thread an dieser Stelle auch nochmal herzlichen Dank.
Ich denke, wenn mein Bau etwas fortgeschritten ist, würde ich mich gerne auch mal bei anderen Bauberichten beteiligen, sofern ich etwas beizutragen habe oder auch nur, um meiner Bewunderung Ausdruck zu verleihen.
Du hast Recht, Wasserlinienmodelle sind nicht jedermanns Sache, meine leider nicht. Allerdings verpasse jedem meiner Modelle einen Unterwasseranstrich, um das Profil über Wasser deutlicher abzuheben. Und zwar egal, ob es vorbildlich ist oder nicht - die Wasa hatte z.B. keinen Unterwasseranstrich.

Mittlerweile bin ich ein kleines Stück vorangekommen und habe mal der Backbordseite eine erste Beplankung aus Kunststoffstreifen verpasst:




Von unten nach oben:

  • Bergholz 2x Evergreen 147 übereinander
  • Planke 1x 128
  • Bergholz 2x 147 übereinander
  • ca. 9x Planke 107
  • Klinker: 3 bis 9x 128


Mit der Auskragung der Bordwand bin ich soweit zufrieden, die Verklinkerung des Schanzkleids hat diese verstärkt. Meine Hoffnung ist, dass Spachteln, Schleifen und Gravieren der Planken ausreicht und ich keine zweite Verplankung benötige. Davor möchte ich jedoch die Steuerbordseite verplanken und ein paar Schotten zur Verstärkung setzen.

Was den Unterwasserrumpf angeht, so kann ich mit dessen Fehlern leben. Ich finde ihn glaubwürdiger, als so ziemlich jeden Unterwasserrumpf, den Heller für Schiffe des 17 Jahrhunderts modelliert hat, würde ihn aber hinter den Unterwasserrümpfen von Airfix und den kleinen Galeonen von Revell einordnen.
So finde ich z.B. den Unterwasserrumpf der Soleil Royal zu niedrig und vorne zu schmal, den der Phoenix zu voluminös für einen Zweidecker des 17. Jahrhunderts, und bei Hellers Couronne ist der Heckspiegel zu tief. Das einzige Kunststoffmodell eines holländischen Zweideckers der 1660 Jahre, nämlich Lindbergs Wapen von Hamburg, hat gar z.B. kein Flach:



Alles in allem ist da die aus Black Pearl entstehende Friedrich Wilhelm zu Pferde in guter Gesellschaft ;)


So, ich muss, was den Rumpf angeht, jetzt erst mal auf neue Evergreen-Profile warten. In der Zwischenzeit werde ich mich um ein paar Kleinteile kümmern und an ein paar einfachen Verzierungen üben.
Liebe Grüße
Oliver

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Montag, 14. Juni 2021, 11:18

Ich verfolge deine Arbeit weiterhin mit dem allergrößten Interesse!
Ich habe bereits mehrfach versucht, einen Rumpf mit Plastikstreifen zu geplanten, auch im größeren Maßstab (1:70). Der Vorteil liegt auf der Hand: die Plastikstreifen lassen sich erheblich besser in sämtliche Richtungen biegen, als Holzstreifen das tun würden. Allerdings bin ich mehrmals im Verlauf der Arbeit gescheitert und musste die entsprechenden Projekte aufgeben. Der Grund: beim Verschleifen des Rumpfes ging die Plankenstruktur verloren, und ich vermochte sie auch nicht mehr nachträglich zu gravieren. Nun lese ich bei dir, dass du eine zweite Beplankung vorsiehst, ähnlich wie bei einem Holzmodell. Das könnte natürlich die Lösung sein, aber dann möchte ich dir dringend raten, die zweite Beplankung nur äußerst vorsichtig und immer nur in Richtung der Leisten zu schleifen!
Ein anderes Problem, mit dem ich zu kämpfen hatte: der Plastikkleber löst das Material ja bekanntlich an; nicht immer gewinnt es danach seine ursprüngliche Festigkeit vollkommen zurück. Insbesondere beim Schleifen kann das zu höchst unschönen Stellen führen.
Nicht, dass ich dich abschrecken will. Ich berichte nur von meinen Erfahrungen. Bei meinen kleinen Modellen bin ich ja mittlerweile dazu übergegangen, sie mit Klebeband zu beplanken und dann abzuformen. Das Verfahren ist, wenn man es einmal beherrscht, wie meine Jungs sagen würden: safe.
Weiterhin alles Gute für dein Modell.
Schmidt
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10

Montag, 14. Juni 2021, 12:46

Moin Oliver,

Wahnsinn, welchen Aufwand du mit der Beplankung des Rumpfes betreibst :ok:
Es scheint aber, als wenn an den markierten Stellen:

die Planken nicht ganz auf der darüber liegenden aufliegen. Die Schatten sind breiter, was auf eine Lücke hindeutet.

Ingo

P.S. Kannst du die Evergreen-Nummern in Maße übersetzen? Meine Sammlung durchsehend kann ich ahnen, dass 107 irgend etwas in Stärke 0,25 und 147 etwas mit 1mm sein müsste, aber was es genau ist :nixweis: Danke
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Lord Nelson


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Donnerstag, 17. Juni 2021, 17:01

Hallo Schmidt, hallo Ingo,
vielen Dank für eure Hinweise! Die Maße der Leisten werde ich noch nachtragen. Was die Probleme am Schanzkleid angeht, auf welche Ingo hingewiesen hat: So möchte ich es wirklich nicht lassen. Während bei der Back ein vorsichtiges Nachschleifen geholfen hat, kam ich mit der Bordwand des hinteren Bereichs gar nicht klar. Ich habe es dann kurz entschlossen abgerissen und mit dem Neuaufbau begonnen.
Fotos folgen am Wochenende.
Als Ursache für die Unregelmäßigkeiten sehe ich:
  1. Die Bordwand hatte schon vor der Verklinkerung Beulen
  2. Zu hastiges Arbeiten
  3. Zu dickflüssiger Kleber
  4. Versuch, die Planken noch nach Anbringung in die richtige Form zu schieben

Ich denke aber, dass mit genügender Sorgfalt der Neuaufbau des hinteren Schanzkleids ein besseren Ergebnis bringen wird.
Zu Schmidts Erfahrungen mit dem Gravieren der Plankenfugen im verschliffenen Rumpf: Das habe ich mittlerweile versucht, aber bin mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Die Fugen sehen trotz Verwendung einer sehr scharfen Gravierklinge eher nach einer Bruchsteinmauer aus. Ich habe das wieder verspachtelt und werde noch einen zweiten Versuch wagen. Da eigentlich nur wenige durchgehende Fugen pro Seite notwendig sind, hoffe ich immer noch, auf eine Zweitbeplankung verzichten zu können.

Liebe Grüße
Oliver

12

Donnerstag, 17. Juni 2021, 17:58

Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist es dir also genau so ergangen wie mir. Da werde ich gleich meine zweite Warnung los: Gespachtelte Bereiche sind extrem schwierig zu gravieren, weil man Gefahr läuft, die Spachtelmasse wieder aus den Fugen zu kratzen. Ich würde mich an deiner Stelle auf eine Zweitbeplankung einstellen. Dabei sollten die Planken, wenn sie aus Polystyrol sind, vorher bereits ihre Maserung bekommen und nach dem Aufkleben nicht mehr geschliffen werden. Ich wünsche viel Glück.
Schmidt
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Donnerstag, 17. Juni 2021, 18:22

Moin Oliver,

vielleicht hilft dir diese Beschreibung, wie ich bei meiner Yankee-Braut die Barkhölzer angebracht habe. Sollte problemlos auf deine Klinkerplanken Übertrag bar sein.

Ingo
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Freitag, 25. Juni 2021, 16:49

Vorläufige Materialliste

Hallo Ingo, hallo Schmidt,

vielen Dank für Eure Hinweise. Der Link ist super. Vermutlich läuft es in der Tat auf eine zwei Beplankung hinaus...
Leider konnte ich letztes Wochenende dann doch nicht weitermachen. Ich habe habe die Feierabende zwischenzeitlich genutzt, Material für das Modell zusammenzutragen. Zwar möchte ich schon versuchen, Verzierungen auch selbst herzustellen, habe aber ein bisschen Bammel davor. Insbesondere die prominente Galionsfigur möchte ich nicht verhunzen. Als passend erscheint mir der Löwe von Shipyards Papegojan, den ich auch nehmen werde, wenn mir nichts passenderes gelingt - er könnte etwas grimmiger sein. Für die Laternen finde ich die von Lindbergs ex-Pyro-ex-Revell "Gouda" ganz hübsch (ich habe die Revell-Version). Davon habe heute mal Abgüsse erstellt, die ich aber erst morgen entnehmen kann:


Hier die vorläufige Materialliste, wie versprochen mit den Maßen der Leisten:
Die Planken von unten nach oben ab dem untersten Barkholz:

  • Bergholz 2x Evergreen 147 1x4mm übereinander
  • Planke 1x 128 0,5x4,8mm
  • Bergholz 2x 147 1x4mm übereinander
  • ca. 9x Planke 107 0,25 x 4mm
  • Klinker: 3 bis 9x 128 0,5x4,8mm


Kleinere, obere Berghölzer: 135 0,75x2mm könnte passen (noch nicht montiert)

Laternen: Abgüsse von Pyros GoudaGalionsfigur: Shipyard Papegojan 1:72 (Achtung, das Modell gibt es auch 1:96)
Scharniere für Ruder und Stückpforte: Ätzsatz für Oriel "Wapen von Hamburg" 1:100

Und weil es bequem ist, habe ich noch gleich den Rundholzsatz für die Wapen von Hamburg dazu bestellt.

Und hier der Zwischenstand mit neu aufgebautem Schanzkleid:



Liebe Grüße
Oliver

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Samstag, 26. Juni 2021, 21:46

Verzierungen

Hallo Allerseits,
während ich auf die Leisten für die Steuerbordseite warte, wollte ich mich schon mal an ein paar Verzierungen üben. Ich hatte das Modell mit Bedacht gewählt, da ich notfalls das gesamte Figurenprogramm mit Abgüssen von anderen Bausätzen bestreiten kann. Dennoch möchte ich auch ein bisschen was selber machen. Solche Kunststücke, wie sie hier im Forum gezeigt werden, werde ich nie hinkriegen, aber ein bisschen Individualität würde meinem Modell gut tun, hoffe ich.

Zunächst mal zum Löwen: Ich hatte, vor mehr als 30 Jahren, gleich zweimal die Prince von Airfix gebaut. Ein dritter Bausatz dient nun als Materialspender, um diese beiden neu aufzubauen. (Mit den dann übrigen Teilen habe ich noch was vor, ein Projekt, wenn dies hier fertig ist.)
Da ich damals noch keine Ahnung hatte, wie individuell die englischen Dreidecker waren, dachte ich damals, es sei eine gute Idee, meiner zweiten Prince einen Löwen als Galionsfigur zu schnitzen. Genau diesen habe ich heute geborgen:

Ein Vergleich mit dem Plan zeigt, dass der Löwe insgesamt zu klein ist, Gesicht und Körper aber ungefähr passen:

Mein Plan ist, zunächst von jeder Hälfte mehrere Abgüsse zu machen, um das Urmodell zu retten. Anschließend möchte ich bei einem der Abgüsse den Kopf vom Rumpf trennen und die Mähne mit Magic Sculpt modellieren.
Zum Üben habe ich mal einen Krieger, eigentlich für ein Modell der Vasa in 1:100 bestimmt, modelliert und angemalt:

Die Figur ist etwas kleiner als H0, da geht bestimmt noch eine Gesichtstransplantation von einer Modellbahnfigur. Mal sehen, für die Friedrich Wilhelm zu Pferde sind fast alle Figuren etwas größer, vielleicht geht es mit Übung besser?
Liebe Grüße
Oliver

16

Dienstag, 29. Juni 2021, 14:26

Eine mutige Herangehensweise! Darf ich fragen, mit welchen Gussmaterialien du arbeitest?
Schmidt
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Sonntag, 18. Juli 2021, 14:47

Galionsfigur

Hallo Allerseits,
in den letzten drei Wochen habe ich größtenteils Literatur studiert und mir Gedanken um die Verzierungen gemacht. Zunächst einmal möchte ich die Galionsfigur nach ihrer Halsverlängerung zeigen:


Dazu habe ich zunächst den Kopf vom Rumpf getrennt und einen ca. 4mm langen Hals mit Magic-Sculpt dazwischen gefügt. Nachdem der Hals ausgehärtet war, habe ich die drei Teile - Kopf /Hals/Rumpf - voneinander getrennt und sogleich mit Sekundenkleber wieder zusammengeklebt. Den Hals hatte ich dünn genug angefertigt, um nun die Mähne auf zu modellieren.


Außerdem hatte ich mich daran versucht, eine kleine Figur aus Fimo zu kneten:

Ich bin nicht wirklich mit dem Ergebnis zufrieden. Mein Fehler war, dass ich versucht hatte, alles in einem Rutsch zu machen, doch die weiche Masse gibt zu sehr nach und ich habe ständig schon fertige Bereiche verwischt oder verbeult. In Zukunft würde ich zunächst ein Rohmodell anfertigen, und Gesicht, Kleidung etc. nach dessen Aushärten aufmodellieren. So könnte das besser klappen.

Schmidt, zu deiner Frage: Ich habe mit dem Abformen und Ausgießen gerade erste Experimente gemacht und bin nun bei 2K- Expoxyharz L, vetrieben von Völkner, hängen geblieben. Es bindet relativ lange ab und ist zunächst sehr flüssig, fast wie Wasser. Dadurch habe ich genug Zeit, Luftblasen zu entfernen. Da ich keinen großen Durchsatz an Abgüssen brauche, kann das Zeug dann ruhig mal eine Nacht in der Form bleiben. Das Harz gibt es außerdem noch als "Wasserklar", welches ich für Fenstereinsätze und Laternen benutzen werde. Aus der Form nehmen kann man es aber erst nach 3 Tagen.Gute Erfahrung hatte ich außerdem mit einem Laminierharz von JoJo-Modellbau, das kann man schon nach 3 Stunden aus der Form nehmen und ist gut schleifbar. Es ist zwar sehr zähflüssig, bildet aber trotz nur wenig Luftbläschen und hat eine gute Detailtiefe.Außerdem habe ich noch versucht, andere Materialien in die Form zu pressen: Magic-Sculpt geht sehr gut, strapaziert aber die Form enorm, da man sehr feste drücken muss um alle Details mitzunehmen. Holzkit geht auch ganz gut, aber bei beidem sehe keine Vorteile gegenüber Gießharz. Sehr gut geht auch das Ausgießen mit Keraflot ("Gießkeramik"), die Detailtiefe ist trotz der gips-ähnlichen Oberfläche absolut ausreichend für mich. Es ist aber bruchempfindlich und nicht so leicht zu kleben. Daher werde ich auch dies nicht verwenden.


Als Silikon verwende ich Wagnersil 20 NF von Wagner Dental. Es gibt Details gut wieder und ist nach ca. 5 Stunden fest. Vor allen Dingen klappen auch Abdrücke mit Hinterschneidungen prima. Das Mischverhältnis ist 1:1 und verträgt meiner Einsachätzung nach locker Ungenauigkeiten von 15%. Man kann also schnell mal nach Augenmaß abmischen und einen Abdruck machen.
Da ich nicht alle Verzierungen selber herstellen möchte, bin ich noch auf die Pressholz-Verzierungen der Staatenjacht von ZHL in 1:80 gestoßen. Es gibt hier zwei Sätze, einmal als brandenburgische Jacht und einmal als englische (was nicht so weit hergeholt ist, denn die Engländer bekamen wohl mal so eine - trotz aller damaligen Feindschaft - geschenkt). Da findet sich allerhand generisches Zeug wie Delphine für Gillungen, "Vorhänge" und Knorpelwerk fürs Heck, Figuren und Säulen etc. für Schotten, was auch zu größeren Schiffe in kleinerem Maßstab passt. Die Verzierungen sind auf überdurchschnittlich hohem Niveau und daher wohl kaum Kopien von Verzierungen anderer Hersteller, so dass ich hoffe, dass deren Verwendung okay ist.Was mir dann noch fehlen würde, sind die Löwen am Heckspiegel sowie die musizierenden Engel, die ja auf vielen holländischen Schiffen dieser Zeit zu finden waren. Aber ein bisschen möchte ich auch selber machen. Jedenfalls sind mittlerweile auch die Leisten für den Weiterbau am Rumpf eingetroffen, und bis ich zu den Verzierungen komme, ist es noch ein langer Weg.Viele Grüße
Oliver

18

Montag, 19. Juli 2021, 07:35

Vielen Dank für die Informationen über die verwendeten Materialien. Ich habe das alles notiert, ein langsam abbindendes Gießharz interessiert mich sehr. Ich selbst verwende Materialien, die extrem schnell aushärten. Mein Silikon (Purux, Pricosil) braucht etwa zehn Minuten, mein Giesharz (Biresin) weniger als vier Minuten. Das ist immer ein Wettlauf gegen die Zeit, den ich manchmal verliere. Andererseits spare ich Zeit, so dass ich mir Baumethoden angewöhnt habe, die weitgehend auf der Reproduktion von Teilen basieren. Außerdem lassen sich die Abgüsse hervorragend bearbeiten, und die Formen halten lange durch.
Ich werde deinen Baubericht weiter mit großer Aufmerksamkeit verfolgen.
Schmidt
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Dienstag, 10. Mai 2022, 23:09

Es geht weiter!

Hallihallo Allerseits,
es geht weiter mit der Friedrich Wilhelm! Ich hatte vergangenen Herbst recht intensiv über holländischen Schiffbau im 17. Jahrhundert gelesen und dann für eine Weile die Lust am Weiterbau verloren. Hier ist der Grund:
Das die Bugform historisch gesehen "suboptimal" ist war mir ja bekannt. Aber nachdem ich mal eine Papierschablone für das Gallion gemäß dem Plan angeheftet hatte, sah dies aus wie drangeklatscht.... (na gut, war's ja auch, aber gemeint sind die Prportionen)
Nicht dass mit dem Plan etwas grundlegend nicht in Ordnung wäre, immerhin folgt er dem seinerzeit gut vermessenem Hohenzollermodell eines holländischen Zweideckers. Problemtisch ist eher, dass der Bug der Pearl vorne viel zu schmal zusammenläuft.

Hier mal ein Vergleich:




Von oben nach unten sind das die Jacht Papegojan 1:72 (Shipyard) , die Pearl alias Friedrich Wilhelm zu Pferde 1:100 um die es hier geht, sowie Vasa, ebenfalls 1:100 (Oriel, noch ungeschliffen).Die Papegojan (laut Shipyard 1623, ich denke, die Bauart ist frühestens 1640) und Vasa haben beide nicht den breiten platten Bug eines holländischen Kriegsschiff der 1660er Jahre. Sie haben ein relativ weiten Überhang des Vorderstevens und der Bug ist, unter Wasser und von der von der Seite her betrachtet, eher mit der Pearl vergleichbar.

Jedoch stimmen die Kurven der Pearl, trotz Auffütterung um zwei Plankenlagen im Problembereich, auf Höhe der Wasserlinie so überhaupt nicht:



Das Foto zeigt bereits die derzeit gültige Form des Galions. Eingezeichnet habe ich zwei rote Kurven der Pearl, grün dagegen ist ein idealeren Verlauf zweier Kurven. Nun, ich möchte dieses Problem nicht lösen, da dazu der Unterwasserrumpf praktisch neu gebaut werden müsste. Vielleicht mache ich das mal mit einem zweiten Rumpf. Eine weitere Ausrede: Die ansonsten wunderschöne Soleil Royal von Heller ist an dieser Stelle auch nicht besser...

Wenigstens möchte ich ein halbwegs harmonisches Galion zu meinem Schiff basteln. Denn durch die Rumpfform wird das Galion aus dem Plan entweder viel zu schmal oder aber absurd kurz mit einer auffällig weit hinten liegenden Back. Ich brauche stattdessen eins, was die Unzulänglichkeiten des Rumpfes besser kaschiert.

Meine, zugegeben freie, Interpretation ist nun folgende: Während die Vasa in der Rumpfform noch eine Galeone ist, wurden Schiffe holländischer Bauart in den Folgejahren breiter, zuerst am Heck und nach und nach dann auch am Bug. Insbesondere waren Handelsschiffe um 1650 am Bug noch relativ schmal mit flachem Vordersteven, als Beispiel möchte ich die riesige Prins Willem von 1650 heranführen, die als Kriegsschiff wohl eher wie ein überdimensionierter Schuhkarton zu manövrieren war. Erst, als am Bug mehr schwere Geschütze aufgestellt werden mussten, wurde dieser breiter und der Vordersteven steiler.

"Meine" umgebaute Pearl wäre dann etwa 10 Jahre vor der Friedrich Wilhelm zu Pferde einzuordnen: relativ breites Heck, aber noch schmaler Bug. Vielleicht war ihr Baumeister nicht ganz auf der Höhe der Zeit oder der Auftraggeber wollte ein schnelleres, dafür aber im Bugbereich weniger tragfähiges Schiff? Es wurde sicher auch experimentiert, damals. Ich habe mich dann für ein längeres Galion entschieden, was aber eher in die Übergangsepoche der 1650er-Jahre passt. In diesem Zuge habe ich noch den Sprung der Back erhöht, so dass Kurven von Reling und Galion in einer gedachten Verlängerung oberhalb der Galionsspitze zusammengeführt werden.





Mir gefällt die Lösung so eigentlich. Na ja, also zumindest so gut, dass das Modell nicht länger als Sammelbehälter für Bastelabfälle dienen muss sondern tatsächlich weitergebaut werden soll! Ich werde dies noch ein paar Wochen sacken lassen und würde dann den Rumpf und Galion gemäß dieser Schablone bauen.

Liebe Grüße
Oliver

20

Mittwoch, 11. Mai 2022, 10:37

Schön, dass du wieder da bist!
Du vollziehst tatsächlich definitiv alle Probleme nach, die ich mit meinem halb so großen Projekt einer kleinen holländischen Fregatte aus dem Material der Black Pearl gehabt habe. Ich konnte mir am Schluss einigermaßen damit helfen, dass ich den Bug im weichen Zustand mit zwei Daumen auseinander drücken konnte. Natürlich war das nur möglich, weil bei dem Wasserlinienmodell der Zugang zu diesen Stellen völlig unproblematisch war. außerdem verzeiht der kleine Maßstab eventuelle historische Unrichtigkeiten in kleinerem Ausmaß.
In einem anderen Forum hatte gerade jemand das identische Projekt gestartet. Es handelt sich um einen sehr erfahrenen Modellbauer. Ich denke, du wirst dir dort einige Anregungen holen können.
https://www.segelschiffsmodellbau.com/t8881f274-RECONNAISSANCE-fiktive-kleine-Fregatte-Haelfte-Jahrhundert-Massstab-WL-Modell.html#msg208217

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Mittwoch, 11. Mai 2022, 14:25

Da hats der Modellbauer eines Wasserlinienmodells viel einfacher. UWS entfernen und wenns dann noch nicht richtig ausschauen will, den unteren Teil vom verbliebenen Vorschiff durch einen Styrodurblock oder anderem Material ersetzen, passend formen und vielleicht neue Planken drauf.

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