Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das Wettringer Modellbauforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

1

Donnerstag, 8. April 2021, 20:42

Rahmittelbereiche achteckig Schleifen...

Nabend! :wink:

Modellbau stellt einen ja bekanntlich immer wieder vor neue Probleme, die gelöst
werden wollen. So natürlich auch bei mir. Mein letztes Problem betraf
die achteckige Formgebung an den unteren Rahen im Mittelteil. Tja, wie
kriegt man das hin?? :idee:

Also erstmal ein paar Versuchsdurchläufe gemacht, um rauszufinden, was wie zum Ziel führt- oder auch nicht... :bang:


1. Mit einem Modellbauhobel vorsichtig ein Rundholz bearbeiten: Wurde
Murks. Auch kein Achteck. Bestenfalls ein unregelmäßiges Vieleck.
2. Mit einem Handbandschleifer von Proxxon: Ergab nur ein paar Riefen und einen im Mittelteil vergurkstes Rundholz.
3. Schleifklotz mit Schleifpapier: Krumme Bögen reingeschliffen, ansonsten siehe 2..
4. Feile: Ergebnis in etwa wieder wie 3.
...

Dann kam mir eine Idee 8o :
Wenn man von vornherein kein Rundholz sondern eine Vierkantleiste mit
quadratischem Schnitt verwendet, hat man schon mal mittig ein
regelmäßiges Viereck- mehr als alle Ergebnisse von 1. - 4. zusammen!!
Nun habe ich auf einer Proberah erstmal die Mitte angezeichnet und umläufig
den Bereich in der Breite angezeichnet, wo es -bestenfalls- mal
achteckig werden soll.
Dann habe ich die Leiste im Winkel von
45° (nach Augenmaß, geht aber) in meinen Maschinenschraubstock
vorsichtig eingespannt. Dieser hat reine Stahlbacken und ist
unprofiliert, hinterlässt also keine Quetschmarken, wenn man sachte
vorgeht. Dann das Holz so ausgerichtet, dass die Ecke parallel zu der
Oberfläche der Backen übersteht, aber nicht zuviel! Dann habe ich den
Überstand mit dem Schleifklotz so lange plangeschliffen, bis ich auf den
Backen angekommen war. Werkstück ausspannen, um 90° drehen, wieder
einspannen und das glleiche mit der nächsten Ecke gemacht. Dann das
gleiche noch zwei weitere Male, bis ich einmal rum war.

Danach muss man optisch kontrollieren, ob das Ergebnis so gleichmäßig geworden
ist, wie man das ursprünglich wollte. Wenn nicht, (entweder ignorieren
und das ganze trotzdem für achteckig erklären, weil, sieht man später eh
nicht so genau, oder) die entsprechende Ecke nochmal einspannen,
ausrichten und erneut schleifen. Aber immer ganz vorsichtig :du: , lieber langsam und in mehreren Arbeitsschritten als zu schnell und zuviel weggeschliffen.

Entweder entscheidet man dann nach Gefühl und Gusto, wann es passt, oder man
bedient sich dieser Formel . Mit der lässt sich exakt die Seitenbreite
ermitteln, die man dann am Werkstück abmessen kann. Das aber nur für die
absoluten Akribiker. Ich mache das nach optischer Kontrolle.
Wenn man das geschafft hat, muss man natürlich den Rest der Rah in Form
bringen und zu den Enden hin verjüngen. Das geht meiner Erfahrung recht
gut mit einem Modellbauhobel, indem man vorsichtig und der Reihe nach
die Kanten bricht, bis man mit Schleifpapier und einigen Brandblasen an
den Pfoten den Rest erledigt. Zum Schluss den Übergang zwischen "rund"
und "achteckig" vorsicht mit feinerem Schleifpapier angleichen,
eventuell alles nochmal mit feiner Stahlwolle polieren, allerdings
nicht die achteckige Form, sonst bricht man die Kanten dort schnell zu
sehr und die gewünschte Struktur geht wieder etwas verloren (Ergebnis meines Versuches :!! ).
Im Endergebnis hat man irgendwann dann eine schön geformte und
gleichmäßige Rah mit durchaus exaktem achteckigen Mittelteil, ein
schöner Rohling als Basis für die weiteren Arbeiten. Probiert es aus.
Man braucht dafür allerdings etwas Übung, aber das ist ja immer so... :ok:

Viel Erfolg und Spaß mit diesem kleinen Workshop!

Schöne Grüße
Chris :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



2

Donnerstag, 15. April 2021, 10:42

Hallo! :wink:

Kurzer Nachtrag:
Mein AOTS hat mir dann die frohe Botschaft verkündet, dass Bagienrahen zumindest im Falle der "Endeavour" laut Marquardt wohl sechzehneckig im Mittelteil geformt waren...
Also habe ich das mal probiert. Wenn man zuvor sauber eine achteckige Form geschliffen hat und dann erneut mit der gleichen Methode jede Ecke nochmal bricht, geht auch sechzehneckig :D . Aber das sieht man auf Holz kaum. Mal schauen, wenn später die schwarze Farbe draufkommt, vielleicht kann man es dann besser erkennen. War mehr so eine Machbarkeitsstudie aus Spaß und Neugierde- die aber durchaus ein positives Ergebnis hervorgebracht hat.
Schöne Grüße
Chris :ahoi:

p.s.: Sollte ich nun irgendwo was in der Fachliteratur finden, dass es auch Rahmittelteile mit 32 Ecken gegeben hat, schleif ich das aber von vornherein rund- das sieht man dann vermutlich wirklich nicht mehr wirklich... :abhau:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



3

Donnerstag, 15. April 2021, 13:09

Mahlzeit!

Ist natürlich immer interessant zu lesen, was man wie machen kann. Meine nächste Frage ist dann immer: "Aber warum eigentlich?" Welchen Zweck hatten/haben achteckige Mittelteile?
Ein guter Rat des Vaters an den Sohn:
Halte stets mit allem Maß-mit dem Essen,dem Trinken und dem Arbeiten.Vor allem mit dem Arbeiten.
-Otto von Bismarck

4

Donnerstag, 15. April 2021, 20:06

Tja, das ist in der Tat eine gute Frage! Und in der Tat- ich weiß es auch nicht. Aber laut Mondfeld z. B. soll es so ab ca. 1740 gewesen sein. Der Zweck erschließt sich mir auch nicht. Aber: Wir stellen Decksdübelungen dar, die man real -gemessen auf die umgerechnete Entfernung des Betrachters- wohl kaum sieht. Wir stellen Geschütze mit allen Takelelementen und sogar zu Schnecken aufgeschossenen Tauenden dar, die es in dem Kontext, in dem wir die Schiffe darstellen (meist auf Fahrt o. ä.) vermutlich fast nie gegeben haben dürfte. Also ist es letztendlich auch immer eine Frage der persönlichen Entscheidung, ob man solche Details, die ja tatsächlich real vorhanden waren, nicht auch darstellen möchte. Aber wie gesagt- warum? Keine Ahnung. :nixweis: Vielleicht weiß jemand mehr diesbezüglich?
Ich möchte dieses Detail wenn möglich darstellen und habe lange überlegt, wie man das umsetzen Könnte. Daher dachte ich, biete ich meinen Lösungsversuch/ -weg hier mal an...Schöne Grüße
Chris :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



5

Freitag, 16. April 2021, 08:00

Zwei kleine Anmerkungen:
1. "Wir stellen Details dar, die man nicht sieht." - Schmidt nit. Ich bin Zimmermannianer, insbesondere im Maßstab 1:150. Ich bemuhe mich aber darzustellen, was man sieht. Z.B. durchhängende Taue, graue Decks etc.
2. Erklärungsversuch für die Mittelstücke der Rahen: Mehr Material, mehr Festigkeit, bessere Kraftverteilung beim Kontakt zwischen Mast und Rah.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

6

Freitag, 16. April 2021, 11:50

Allerdings ist das ein Detail, das man ziemlich deutlich sieht, zumindest wenn man weiß, worauf man achten soll.Hier mal ein Beispiel , gleich auf dem ersten Bild. Allerdings muss man sich das Schwanenhalsrack wegdenken, das ist der neuzeit geschuldet. Historisch korrekt hätte sich dort ein Perlenrack befinden müssen...

Zitat

Erklärungsversuch für die Mittelstücke der Rahen: Mehr Material, mehr
Festigkeit, bessere Kraftverteilung beim Kontakt zwischen Mast und Rah.
Vielleicht Tatsächlich ein Grund! :idee: Allerdings entsteht am Mast durch die ebene Auflagefläche der Rah auch wieder mehr Kontaktfläche und somit Verschleiß zwischen Rah und Mast. Ein Grund könnte noch sein, dass die Fallenblöcke auf einem achteckigen Profil weniger "abrutschgefährdet" gewesen sein könnten? :nixweis:

Schöne Grüße
Chris :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



7

Freitag, 16. April 2021, 12:04

Verschleiß wäre nach meinem (amateurhaften) physikalischen Empfinden bei Rund gegen Rund größer als bei Gerade gegen Rund. (Kraft geteilt durch Fläche. Unterschied zwischen jemandem mit einem Turnschuh und mit einem High Heel auf die Füße treten).
Um mich nicht misszuverstehen: besagtes Detail halte ich für durchaus darstellenswert bis -nötig.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

8

Freitag, 16. April 2021, 15:24

Zitat

Mein letztes Problem betraf
die achteckige Formgebung an den unteren Rahen im Mittelteil. Tja, wie
kriegt man das hin?? :idee:


Zitat

Meine nächste Frage ist dann immer: "Aber warum eigentlich?" Welchen Zweck hatten/haben achteckige Mittelteile?


Die großen Rahen wurden gebaut, wohl auch um den Schwund an geeigneten Material zu begegnen.
Eine Rah bestand dann aus 2 entsprechnd passend bearbeiteten und zusammen gesetzten jüngeren Bäumen. Auf dem Octagon-Mittelteil wurden dann noch zusätzlich Latten (Yard Batten) mit den charakteristisch abgerundeten Enden aufgenagelt. Diese Batten konnten bei Verschleiß sicher relativ leicht ausgetauscht werden, dienten aber wohl auch dazu die Verbindung der beiden Rahhälften abzudecken.

9

Samstag, 17. April 2021, 11:48

Habe noch einmal nachgelesen. Stärker war eine gebaute Rah dann auch. Das war ja Teil der Frage/n Und es gab (wie zu erwarten) unterschiedliche Arten der Ausführung wie eine Rah gebaut werden konnte. Mit Fischungen etc. etc., siehe z.B. A Treatise On Masting Ships And Mast Making

10

Samstag, 17. April 2021, 13:41

Wieder was gelernt, danke!
Ein guter Rat des Vaters an den Sohn:
Halte stets mit allem Maß-mit dem Essen,dem Trinken und dem Arbeiten.Vor allem mit dem Arbeiten.
-Otto von Bismarck

Werbung