Ich denke, der Künstler hatte damals nicht viel mehr als ein paar relativ simple Handwerkzeuge. Ziemlich sicher aber keinen 3-D-Drucker
. Dafür hat er das kompenisert mit "Draufhaben"
Auch wenn ich bezüglich der simplen Handwerkszeuge massiv widersprechen möchte ... denn da denke ich, daß unsere Altvorderen wesentlich mehr feine und feinste Werkzeuge hatten als wir uns so träumen lassen. Vielleicht nicht mit Motoren betrieben ... aber die waren nicht selten eine Art Multitalente, die sich alle möglichen Feinstwerkzeuge selber anfertigten ... anders wären diese Ergebnisse mit feinsten Bohrungen und Oberflächen gar nicht möglich. Ich denke nicht selten haben sie sehr ähnlich wie die großen Schifflebauer draußen in der Werft gearbeitet ... nur alles viel kleiner.
Und genau an dieser Stelle kommen wir zu dem "Draufhaben" ... schöner könnte man genau dies gar nicht ausdrücken.
Genau das fiel mir nämlich bei der Nennung all dieser motorisch betriebenen Werkzeuge moderner Bauart ein. Man muß es auch hier drauf haben zu wissen wie ich diese Werkzeuge bediene, was ich damit machen kann und was nicht geht ... schon aus Sicherheitsgründen weil auch eine Modellsäge in Sekundenbruchteilen brutalste Verletzungen verursachen kann.
Einen 3D-Drucker sehe ich nicht so kritisch ... zu jeder Zeit haben sich die Modellbauer der jeweils modernsten Techniken bedient, die eben verfügbar waren. Multimedia war auch früher schon in jedem dieser alten Modelle zu finden ... mit den damals zur Verfügung stehenden Materialien.
Trotzdem würde ich bei einem Holzmodell jetzt nicht großflächig Holzteile gegen Resine tauschen ... in einem Plastikmodell ermöglicht es gar ganz neue Modelle zu erschaffen.
Das wurde sehr offensichtlich als an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert plötzlich sehr viele metallene Schiffsmodelle Einzug in den Schiffsmodellbau fanden. Es war da ... es war verfügbar und modern ... und natürlich wurde es auch angewendet ... und verkaufte sich letztendlich auch sehr gut.
Längst nicht jedes Geschützrohr eines Museumsmodells ist beispielsweise aus Metall gefertigt worden ... Heute ermöglicht uns moderner 3D-Druck hochdetaillierte Geschützrohre zu erstellen, die für die meisten Modellbauer als Kleinserie in Metallguß unerschwinglich wären. Ich finde es kommt drauf an zu welchem Zweck man etwas verwendet ... gibt es doch nicht zuletzt so einige Plastik- bzw Multimediamodelle, die sich von Holzmodellen fast nicht unterscheiden lassen
Aber auch für diese Drucker gilt die Maxime des angesprochenen "Draufhabens". Dazu muß ich zuerst konstruieren können ... bedeutet in der Regel erst CAD zu lernen ... nicht zuletzt wissen was ich da konstruiere um es dann wieder im Konstruktionsprogramm stimmig umsetzen zu können damit es nicht nur ein PLastikblobb wird ... der angesprochene Drucker ist da nur das letzte Glied in dieser Kette des Erschaffens.
Es erinnert mich ein wenig an die diversen WYSIWYG-Programme in denen den Computeranwendern versprochen wurde jeder könne jetzt selbständig seine eigene Zeitung erschaffen.
In der harten Wirklichkeit konnten das aber nur diejenigen ( wenigen ) , die vorher gelernt hatten wie man eine Zeitung macht ... für die war das eine tolle Hilfe es im Computer machen zu können ... die anderen haben meistens recht unbeholfenen Ausschuß produziert. Die Programme verkauften sich trotzdem ... was aber nur deren Herstellern half. Die Technik selbst ist heute aber allgegenwärtig.
Bei den Plänen und deren Ausführung sehe ich das generelle Problem darin, daß sehr viele alte Modell-Pläne im Umlauf sind, die oft auf einer sehr begrenzten Wissensbasis geschaffen wurden.
Früher kam man an vieles einfach gar nicht ran weil es tief vergraben in den Archiven irgendeines Museums schlummerte.
Diese alten Modell-Pläne und Modelle sind nun mal Teil der Modellbaugeschichte. So war es eben.
Denken wir da zum Beispiel an Modelle und ihre Details vor und nach Fund und Bergung der Wasa.
Oder Pläne vor dem von Chris schon angesprochenen 16. Jahrhundert, die es generell gar nicht gab. Im Grunde ist da so gut wie jeder Plan nur eine mehr oder weniger gute Interpretation einer Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit.
Irrwitzigerweise sind auch viele Pläne der Neuzeit in den Kriegswirren und Wirtschaftskatastrophen des 20. Jahrhunderts unwiederbringlich verlorengegangen.
Nicht wenige Museumsmodelle stellen keineswegs eine originalgetreue Replik eines echten Schiffes dar, sind im Grunde nur sehr alte Modelle und aufgrund dieser Tatsache schon erhaltenswert.
Andere wiederum wurden nur als eine Variante eines Projektes gebaut und vorgestellt ... aber nie im Original gebaut. So viele Möglichkeiten.
Genauso wie man sich auch nicht unbedingt an jedem alten Gemälde als Wahrheit festhalten darf. Auch vor langer Zeit wurden damals wie heute Gemälde geschaffen, die ein noch viel älteres Ereignis darstellen ... der Künstler hatte das aber nie gesehen ... mit der Folge, daß diverse Details nicht stimmen.
Den weltweit wesentlich besseren Zugriff haben wir erst seit der großen Verfügbarkeit des Wissens übers Netz, viele neue Schiffsausgrabungen und auch Funde in den Tiefen der Ostsee und des Schwarzen Meeres ... mit unfaßbar tollen technischen Details.
Ich denke wirklich hundertprozentige Modell-Pläne historischer Schiffe wird es nie geben. Selbst wenn sie auf originalen Museumsplänen beruhen so ist bei einem typischen Bauvorgang davon auszugehen, daß das originale Schiff in diversen Bereichen abgewichen ist und vor Ort Entscheidungen gefällt wurden, die wiederum nie als Plan festgehalten wurden. Noch dazu die diversen Reparaturen und Umbauten im Leben des Schiffes. Das merkt man dann, wenn die alten Grundrisse und Schnitte nicht in jedem Bereich in Übereinstimmung zu bringen sind. Dann ist modellbauerisches Geschick gefragt eine möglichst wahrscheinliche Interpretation zu machen.