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Samstag, 27. März 2021, 15:00

Schiffsmodell nach Bauplan fertigen

Moin!

Noch relativ neu im Schiffsmodellbau unterwegs, habe ich bisher ein Holzmodell aus einem Bausatz gefertigt ( HMS Newport) und ein weiteres im Bau ( USS Constitution). Ebenfalls ein Bausatz und beides von Mamoli. Erstmal ging es für mich darum grundlegende Dinge des Schiffsmodellbau zu erlernen, wie das Beplanken und die Takelarbeiten. Funktionelle Korrektheit und das richtige Größenverhältnis standen bei meinem ersten Projekt nicht immer an erster Stelle. Hauptsächlich wollte ich neben dem Erlernen der Grundfertigkeiten auch schauen, ob mir solch ein Hobby längerfristig zusagt. Da dies der Fall, ist bin ich mit Eifer bei meinem zweiten Projekt zugange. Wie schon bei meinem ersten Schiff, taucht man unweigerlich immer mehr in die Materie ein, gewinnt neue Fertigkeiten hinzu und das persönliche Werkzeugarsenal wächst und wächst.

Und auch wenn mich dieses Projekt noch Monate, wenn nicht Jahre begleiten wird, stellt sich bei mir immer mehr das Interesse ein, mal ein historisches Segelschiff komplett nach Bauplan zu bauen. Zum selber entwerfen, fehlen mir sämtliche Qualifikationen. Ich würde aber gerne sämtliche oder zumindest die meisten Teile selber fertigen können. Meine Frage, wäre welche Maschinen, Werkzeuge dafür unablässig sind und wozu man diese dann verwendet. Also Pfeile und Schleifpapier und Cutter habe ich bereits ;) . Wie schaut’s aber mit Drehbank, Bandsäge oder Tischbohrmaschine aus. Nicht wegzudenken scheint ja der 3d Drucker zu sein. Über paar Anmerkungen würde ich mich freuen.

Ahoi :ahoi:

2

Samstag, 27. März 2021, 17:12

Mahlzeit!

All die von dir genannten Maschinen sind sehr nützlich, aber man kann sich meist auch irgendwie ohne behelfen. Die Frage ist weniger, ob man sie braucht, sondern mehr, ob man bereit ist, für meist erhebliche Arbeitserleichterung erhebliche Summen zu investieren. Das muss jeder für sich selbst beantworten, dem einen macht es mehr Freude, auf eine gut ausgestattete Werkstatt zuzugreifen, während der andere gerade an der Einfachheit der Mittel Spass hat.
Und was den 3D-Drucker anbelangt- das ist eine der Erfindungen, wo ich mich inzwischen frage, wie es die Menschheit die letzten 10.000 Jahre ohne geschafft hat...
Ein guter Rat des Vaters an den Sohn:
Halte stets mit allem Maß-mit dem Essen,dem Trinken und dem Arbeiten.Vor allem mit dem Arbeiten.
-Otto von Bismarck

3

Samstag, 27. März 2021, 19:36

Hallo Micha,

wenn Du historische Schiffsmodelle aus Holz bauen möchtest und dabei nah an den Originalmaterialien
bleiben möchtest solltest Du auch ohne 3-Drucker auskommen.
Handarbeit war es damals, Handarbeit darf es auch heute noch beim Modellbauen in diesem Genre sein.
Vor allem, wenn man die Fähigkeiten dazu hat...

"Alles, was ein Mensch sich heute vorstellen kann, werden andere Menschen einst verwirklichen." - Jules Verne


Eine großartige Modellbauzeit wünscht
Ray

4

Samstag, 27. März 2021, 19:55

Hallo Micha,

ich kann Dir das Buch von Wolfram zu Mondfeld empfehlen "Historische Schiffsmodelle, Das Handbuch für Modellbauer", dort findest Du
sehr viele Ratschläge und viel Wissen rund um den Historischen Segelschiffsmodellbau, ein absolutes Muss für jeden Modellbauer.

Gruß

Erwin :wink:

5

Samstag, 27. März 2021, 22:15

Vielen Dank für die Antworten. Das Buch Historische Schiffsmodelle von Wolfram zu Mondfeld habe ich bereits. Ich finde es auch sehr informativ. Es ist eigentlich alles von der Pike auf beschrieben ist. Meine Anliegen bezog sich mehr auf die zu verwendenden, Hilfsmittel wie, Werkzeuge oder Maschinen.
Passende Literatur dazu erhoffe ich mir auch in dem Buch „Historischer Schiffsmodellbau: Schritt für Schritt gezeigt“ von Philip Reed zu finden.

6

Sonntag, 28. März 2021, 13:19

Der benötigte Werkzeugpark hängt stark von Material und Maßstab ab. Segelschiffe aus Plastikbausätzen im Maßstab 1:150 erfordern eher die Werkzeuge eines Uhrmachers oder Zahnarztes, für Holzmodelle im Maßstab 1:50 geht die Sache mehr in Richtung Tischlerei. Absolut notwendig für alle Maßstäbe ist meines Erachtens ein Handbohrer (Dremel). Für größere Holzmodelle kann man die Anschaffung einer Tischsäge erwägen, doch was die kann, kann die Laubsäge auch. Eine Drehbank hilft beim konischen Zuschliff der Masten, ist aber nicht gerade billig und will auch korrekt bedient werden. Handarbeit vermag in Teilen Ähnliches zu leisten. Für sehr wichtig halte ich Handschleifwerkzeuge, aber die kann man sich den jeweiligen Aufgaben entsprechend leicht selbst aus Schleifpapier, Holzklötzen und doppelseitigen Klebeband herstellen.
Ich würde über die Anschaffung größerer Werkzeuge immer von Fall zu Fall und quasi vor Ort entscheiden. Du wirst selbst feststellen, ob du für bestimmte Arbeiten mechanische Unterstützung haben willst und was du dafür zu zahlen bereit ist. Werkstätten werden in der Regel nicht fix und fertig eingerichtet, sondern wachsen organisch..
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

Beiträge: 37

Realname: Olaf

Wohnort: Stubben (nähe Lübeck)

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7

Sonntag, 28. März 2021, 19:43

Moin Micha,

ich würde mir über die benötigten Maschinen am Anfang nicht so viele Gedanken machen. Fang einfach an dein Modell zu bauen. Wie Schmidt schon sagte: Die Werkstätten wachsen mit der Aufgabe. In meiner Jugend habe ich einige RC-Modelle gebaut und hatte die Zeitung (Magazin?) Schiffsmodell abonniert, Dort gab es bei jeder Ausgabe eine Bauplan-Beilage irgendeines Schiffes. Bei Zeiten war auch das Feuerschiff Elbe 3 dabei. Dies wollte ich unbedingt bauen. Also Plan genommen und angefangen. Ich hatte nicht mehr als eine Laubsäge einen Handbohrer (nicht elektrisch) und Schleifpapier. Normale Bohrmaschine und ähnliches schon.
Was soll ich sagen, es ist ohne weiteren Werkzeugkauf fertig geworden. OK, mit meinen heutigen Ansprüchen würde deutlich mehr gehen. Aber auch das wäre mit der minimal Ausstattung möglich gewesen. Ich war Schüler und hatte kein Geld. So ist noch ein weiteres Modell entstanden. Danach war ich der ewigen Laubsägearbeiten müde und habe mir von lang ersparten Geld eine Dekupiersäge gekauft.
Will sagen es geht ganz vieles auch ohne teure Spezialwerkzeuge. Noch heute schleife ich Masten konisch in dem ich sie in die normale Bohrmaschine einspanne und Schmirgel ranhalte. Ich denke der beste Weg ist erst einmal mit dem Modell anzufangen und zu schauen. Ich sehe während des Baufortschritts schon welches Werkzeug mir fehlt und ob ich bereit bin das Geld dafür auszugeben.

Beste Grüße
Olaf


Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.

8

Sonntag, 28. März 2021, 20:45

Danke für eure Tipps. Das hört sich auch vernünftig an, während des Baus zu schauen, wo Bedarf ist und sich dann entsprechend mit Maschinen und Werkzeugen einzudecken. Wenn man alles vorher kauft, wäre das auf einen Schlag auch zu viel Geld. Und nachher benötigt man die Hälfte der Anschaffungen gar nicht. Habe auch noch einen eleganten teuren Wantenknüpfer liegen, welchen ich mir vor meinem ersten Bausatz geholt habe und nie genutzt habe und wohl auch nie nutzen werde.

Auch wenn natürlich noch alles Zukunftsmusik ist, wäre denn auch eine entscheidende Frage, wo man einen guten Bauplan herbekommt? Ich habe jetzt beim Stöbern von den einschlägigen Anbietern einige Baupläne gefunden, welche aber alles auch Baupläne zu den entsprechenden Bausätzen sind, welche die unterschiedlichen Marken anbieten. Das muss ja gar nicht schlecht sein. Wenn ich mir aber einen Bauplan besorge, soll der natürlich auch für das ganze Schiff mit all seinen Decks, auch den später nichtsichtbaren Bereichen sein. Ich baue z.B. gerade den Bausatz der USS Constitution von Mamoli und in diesem werden nur die später sichtbaren Teile vollständig gebaut. Das Unterdeck z.B. kommt darin nicht vor und die für dieses Deck vorgesehenen Kanonen werden dann einfach in die Stückpforten geklebt. Ich weiß natürlich nicht, wie das bei anderen Herstellern ist. Aber wenn hier jemand einen Tipp hat, gerne her damit.

@Ray Ich stimme dir zu, was die Anwendung von 3d Druckern angeht. Bei allem was aus Holz ist, würde ich auch ohne auskommen wollen. Aber bei Komponenten,welche nicht aus Holz gefertigt werden, liefern solche Drucker schon sehr gute Ergebnisse. Zumindest wenn ich den Bauberichten glauben schenken kann. Ich muss gestehen, ich habe noch nie einen 3d Drucker gesehen und dessen Benutzung fordert bestimm auch einiges an Geschick die gewünschten Teile mit PC und Grafikprogrammen zu zeichnen.

9

Mittwoch, 31. März 2021, 11:12

Hallo Micha :wink: ,
für Deine Constitution kann ich Dir wärmstens dieses Buch
von K.H. Marquardt empfehlen. Ich selber baue seit mehren Jahren die
HMB "Endeavour" von Caldercraft (Bausatz lehnt sich eng an sein Buch
Anatomy of the ships HMB "Endeavour" an! ) und verwende -neben den
Plänen- hauptsächlich dieses Buch als Referenzmaterial. Es ist spannend
zu sehen, wie der Bausatzhersteller an vielen Stellen "mogelt", nämlich,
wie er konstruktive Teilbereiche bewusst vereinfacht, weglässt oder
(meine Vermutung) falsch interpretiert. Ein Bausatz ist ja immer auch ein
Produkt, was verkauft werden soll. Gestaltet man ihn zu kompliziert, verliert
der "normale" Modellbauer vielleicht die Lust daran...
Kurzum:
Die Bücher sind großartig und lassen nur wenig Fragen offen. Ich
halte Marquardt grundsätzlich für einen Experten, dennoch ist es immer auch seine
Interpretation, schätze ich mal. Aber die 100%ige Wahrheit gibt es wohl
sowieso kaum.
Ich verwende wie gesagt dauerhaft sein Buch beim
Bau. Das Problem ist dann bei mir: Wenn es in der Realität so gewesen
sein könnte- wie stelle ich das in 1:64 dar? Was kann ich überhaupt
darstellen, was kann ich weglassen, da nicht sichtbar oder zu klein? Es ist immer ein Abwägen oder
Ausprobieren. Und da ich am Bausatz mitlerweile einiges verändert oder ergänzt habe,
zieht sich das schon über einige Jahre hin. Ist aber egal, solange ich
Spaß daran habe und darum geht es ja letzendlich!
Schöne GrüßeChris :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



10

Mittwoch, 31. März 2021, 13:56

Hallo Chris!

Danke für den Buchtipp! Ich hatte schon einiges über das Buch USS Constitution Anatomy of the ship gehört, kannte es aber nur von einem Comic der USS Constitution, welches sich bei seinen Zeichnungen auf dieses Buch als Quelle bezogen hat. Aber die positiven Rezensionen überwiegen doch mittlerweile deutlich, so dass diese Lektüre wohl ziemlich bald meine Bibliothek bereichern dürfte.

Die Authentizität der Bausätze der unterschiedlichen Herstellern hinkt ihren Vorbildern schon stark hinterher. Caldercraft ist ja ein recht hochwertiger Hersteller, was sich dann auch auf den Preis niederschlägt. Da kommt das Modell dem Original dann aber auch um einiges näher, als bei Bausätzen von z.B. Mamoli. Hier scheinen Schiffsnamen für die Bausätze willkürlich vergeben zu werden, welche nicht das geringste mit dem Original zu tun haben. Wenn man z.B. von einem Schiff mehrere Bausätze verschiedener Hersteller wie z.B. Mamoli oder Occre vergleicht, kann man oft nicht glauben, dass beide Bausätze das ein und dasselbe Schiff darstellen sollen. Diese Abweichungen sind noch um ein vielfaches größer, wenn betreffende Schiffe schon vorzeiten den Grund der Ozeane aufgesucht haben. Wenn man aber auf größtmögliche Authentizität wert legt, führt kein Weg daran vorbei, sich mit zusätzlicher Literatur einzudecken. Marquardt scheint sich da ja spezialisiert zu haben.


Und da ich am Bausatz mitlerweile einiges verändert oder ergänzt habe,
zieht sich das schon über einige Jahre hin. Ist aber egal, solange ich
Spaß daran habe und darum geht es ja letzendlich!
Schöne GrüßeChris


So soll es sein, der Weg ist das Ziel :thumbup:

Angenehme Grüße
Micha

11

Mittwoch, 31. März 2021, 15:05

Es kommt z.T. aber auch darauf an, ob es bei historischen Schiffen bereits Pläne gab. Lange Zeit wurde komplett ohne und mehr nach Erfahrungswerten konstruiert und gebaut. Glücklicherweise gibt es Originalpläne der Endeavour, sogar vor und nach ihrem Umbau (sie ware ja vor ihrer Cookexpedition eine staubige Kohlenlore unter Segeln, die auf der Nordsee rumkutschierte und auf den Namen "Earl of Pembroke" hörte...). Das macht die Sache etwas einfacher. Bei Schiffen aus dem 16. Jhdt. und früher kann man nur vermuten, bzw. sich an Schiffstypen ähnlicher Art orientieren. Eventuell noch an Gemälden, Zeichnungen und sonstigen Darstellungen, sofern sie zeitgemäß sind, der Künstler also darstellte, was er real wohl auch gesehen hatte/ haben könnte.
Zu Modellen: Schau mal hier. Dies ist ein zeitgenössisches Modell so um 1715. Ich denke, der Künstler hatte damals nicht viel mehr als ein paar relativ simple Handwerkzeuge. Ziemlich sicher aber keinen 3-D-Drucker ;) . Dafür hat er das kompenisert mit "Draufhaben". Ich verweise ziemlich oft auf dieses Modell, es steht bei uns in Hannover in der Uni. Und wenn man es mal real gesehen hat, vergisst man es nicht so schnell wieder: So dermaßen präzise und realistisch, einfach unglaublich und dabei schon so uralt.... eben aus der selben Epoche, in der es das Originalschiff/ Vorbild noch gab! Sozusagen eine Zeitkapsel ins Jahr 1715!!

Schöne Grüße
Chris :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



12

Mittwoch, 31. März 2021, 21:23

Zitat

Ich denke, der Künstler hatte damals nicht viel mehr als ein paar relativ simple Handwerkzeuge. Ziemlich sicher aber keinen 3-D-Drucker ;) . Dafür hat er das kompenisert mit "Draufhaben"


Auch wenn ich bezüglich der simplen Handwerkszeuge massiv widersprechen möchte ... denn da denke ich, daß unsere Altvorderen wesentlich mehr feine und feinste Werkzeuge hatten als wir uns so träumen lassen. Vielleicht nicht mit Motoren betrieben ... aber die waren nicht selten eine Art Multitalente, die sich alle möglichen Feinstwerkzeuge selber anfertigten ... anders wären diese Ergebnisse mit feinsten Bohrungen und Oberflächen gar nicht möglich. Ich denke nicht selten haben sie sehr ähnlich wie die großen Schifflebauer draußen in der Werft gearbeitet ... nur alles viel kleiner.

Und genau an dieser Stelle kommen wir zu dem "Draufhaben" ... schöner könnte man genau dies gar nicht ausdrücken.
Genau das fiel mir nämlich bei der Nennung all dieser motorisch betriebenen Werkzeuge moderner Bauart ein. Man muß es auch hier drauf haben zu wissen wie ich diese Werkzeuge bediene, was ich damit machen kann und was nicht geht ... schon aus Sicherheitsgründen weil auch eine Modellsäge in Sekundenbruchteilen brutalste Verletzungen verursachen kann.

Einen 3D-Drucker sehe ich nicht so kritisch ... zu jeder Zeit haben sich die Modellbauer der jeweils modernsten Techniken bedient, die eben verfügbar waren. Multimedia war auch früher schon in jedem dieser alten Modelle zu finden ... mit den damals zur Verfügung stehenden Materialien.
Trotzdem würde ich bei einem Holzmodell jetzt nicht großflächig Holzteile gegen Resine tauschen ... in einem Plastikmodell ermöglicht es gar ganz neue Modelle zu erschaffen.
Das wurde sehr offensichtlich als an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert plötzlich sehr viele metallene Schiffsmodelle Einzug in den Schiffsmodellbau fanden. Es war da ... es war verfügbar und modern ... und natürlich wurde es auch angewendet ... und verkaufte sich letztendlich auch sehr gut.

Längst nicht jedes Geschützrohr eines Museumsmodells ist beispielsweise aus Metall gefertigt worden ... Heute ermöglicht uns moderner 3D-Druck hochdetaillierte Geschützrohre zu erstellen, die für die meisten Modellbauer als Kleinserie in Metallguß unerschwinglich wären. Ich finde es kommt drauf an zu welchem Zweck man etwas verwendet ... gibt es doch nicht zuletzt so einige Plastik- bzw Multimediamodelle, die sich von Holzmodellen fast nicht unterscheiden lassen

Aber auch für diese Drucker gilt die Maxime des angesprochenen "Draufhabens". Dazu muß ich zuerst konstruieren können ... bedeutet in der Regel erst CAD zu lernen ... nicht zuletzt wissen was ich da konstruiere um es dann wieder im Konstruktionsprogramm stimmig umsetzen zu können damit es nicht nur ein PLastikblobb wird ... der angesprochene Drucker ist da nur das letzte Glied in dieser Kette des Erschaffens.

Es erinnert mich ein wenig an die diversen WYSIWYG-Programme in denen den Computeranwendern versprochen wurde jeder könne jetzt selbständig seine eigene Zeitung erschaffen.
In der harten Wirklichkeit konnten das aber nur diejenigen ( wenigen ) , die vorher gelernt hatten wie man eine Zeitung macht ... für die war das eine tolle Hilfe es im Computer machen zu können ... die anderen haben meistens recht unbeholfenen Ausschuß produziert. Die Programme verkauften sich trotzdem ... was aber nur deren Herstellern half. Die Technik selbst ist heute aber allgegenwärtig.

Bei den Plänen und deren Ausführung sehe ich das generelle Problem darin, daß sehr viele alte Modell-Pläne im Umlauf sind, die oft auf einer sehr begrenzten Wissensbasis geschaffen wurden.
Früher kam man an vieles einfach gar nicht ran weil es tief vergraben in den Archiven irgendeines Museums schlummerte.
Diese alten Modell-Pläne und Modelle sind nun mal Teil der Modellbaugeschichte. So war es eben.
Denken wir da zum Beispiel an Modelle und ihre Details vor und nach Fund und Bergung der Wasa.

Oder Pläne vor dem von Chris schon angesprochenen 16. Jahrhundert, die es generell gar nicht gab. Im Grunde ist da so gut wie jeder Plan nur eine mehr oder weniger gute Interpretation einer Wahrscheinlichkeit oder Möglichkeit.
Irrwitzigerweise sind auch viele Pläne der Neuzeit in den Kriegswirren und Wirtschaftskatastrophen des 20. Jahrhunderts unwiederbringlich verlorengegangen.

Nicht wenige Museumsmodelle stellen keineswegs eine originalgetreue Replik eines echten Schiffes dar, sind im Grunde nur sehr alte Modelle und aufgrund dieser Tatsache schon erhaltenswert.
Andere wiederum wurden nur als eine Variante eines Projektes gebaut und vorgestellt ... aber nie im Original gebaut. So viele Möglichkeiten.

Genauso wie man sich auch nicht unbedingt an jedem alten Gemälde als Wahrheit festhalten darf. Auch vor langer Zeit wurden damals wie heute Gemälde geschaffen, die ein noch viel älteres Ereignis darstellen ... der Künstler hatte das aber nie gesehen ... mit der Folge, daß diverse Details nicht stimmen.

Den weltweit wesentlich besseren Zugriff haben wir erst seit der großen Verfügbarkeit des Wissens übers Netz, viele neue Schiffsausgrabungen und auch Funde in den Tiefen der Ostsee und des Schwarzen Meeres ... mit unfaßbar tollen technischen Details.

Ich denke wirklich hundertprozentige Modell-Pläne historischer Schiffe wird es nie geben. Selbst wenn sie auf originalen Museumsplänen beruhen so ist bei einem typischen Bauvorgang davon auszugehen, daß das originale Schiff in diversen Bereichen abgewichen ist und vor Ort Entscheidungen gefällt wurden, die wiederum nie als Plan festgehalten wurden. Noch dazu die diversen Reparaturen und Umbauten im Leben des Schiffes. Das merkt man dann, wenn die alten Grundrisse und Schnitte nicht in jedem Bereich in Übereinstimmung zu bringen sind. Dann ist modellbauerisches Geschick gefragt eine möglichst wahrscheinliche Interpretation zu machen.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

Beiträge: 20

Realname: Hubertus Winter

Wohnort: Idstein

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13

Samstag, 4. September 2021, 22:35

Noch ein gutes Buch

Hallo in die Runde,

schon ein paar Jahre arbeite ich mich durch diverse Modelle. Jeder hat wohl mal ne Bounty auf Kiel gelegt. Danach kam die Peregrine Galley und dann war mein Bedarf an Bausätzen am Ende.
Als Maßstab hab ich mir mal 1:48 vorgenommen. Und das Material ist Holz.
Der Mondfeld ist da als Begleitlektüre immer richtig. :ok:
Jetzt hab ich noch den Klaus Schrage gefunden „Rundhölzer, Tauwerk und Segel“ erklärt Stück für Stück und Tampen für Tampen, was da so alles gebraucht wird. Und in ganz kurzen Worte auch, wie es genutzt wurde. :ahoi:
Im Moment habe ich die „Surprise“ in Arbeit, da gibt es ein sehr gutes Buch in Englisch mit sehr ausführlichen Plänen.
Wir haben uns gerade geeinigt, dass es noch einige Zeit brauchen wird. :thumbsup:

Horrido

SeeLöwe (Hubertus)

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Dienstag, 1. Februar 2022, 00:05

Beim stöbern bin ich auf diese Seite gestoßen, welche Baupläne hier z.B. von der HMS Victory kostenlos zum Download anbietet. Ist auf englisch und scheint sehr umfangreich zu sein. Für mich erstmal nichts, da ich mit meiner Constitution gut ausgelastet bin.

http://www.jotika-ltd.com/Pages/1024768/Manuals_Victory.htm

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