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Samstag, 6. März 2021, 16:40

Dauphin Royal (ex Heller Royal Louis)

Dieses Projekt knüpft an die Arbeit an, die ich vor vier Jahren mit einem Phenix-Rumpf der Firma Heller begonnen hatte. Damals war die Idee, so etwas wie eine "Soleil Royal" in Medium zu bauen. Das Projekt ist mir entglitten, als es mir nicht gelang, aus den diversen Bauteilen für die Heck der Heller-Schiffe etwas überzeugendes zusammen zu stellen. Mittlerweile bin ich ein bisschen weiter, was das freie Skulpturieren und das Samplen von Gussteilen angeht. Außerdem habe ich mir den Chefbildhauer und Meisterstuckateur Leimprinz ins Boot geholt. Aber Vorsicht mit dem Fell des Bären!

Hier erst einmal der Stand der Dinge.
So sieht der Rumpf des Phenix aus, wie ihn die Firma Heller um 1968 nach einer Reihe von Abbildungen aus dem "Album Colbert" entwickelt hatte, einer Art Programmschrift für den Neuaufbau der französischen Marine in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. In meinem einschlägigen Baubericht sind diese Beziehungen ausgiebig diskutiert, und das Resultat der Arbeit dort stellt meinen Versuch dar, das Modell mit sehr wenigen Änderungen, aber allerlei Verbesserungen möglichst gut zu bauen.
Plastik: Phenix und Sirene (Heller)



Das haben die Firma Heller und ein ungenannt bleiben der Modellbauer aus dem schönen Phenix-Material in der Absicht gefrickelt, eine möglichst stark abweichende Bausatzvariante herzustellen. Nach dem Motto: konstruiere einmal, kassiere zweimal. Die etwas zwielichtige Sirene ist übrigens immer noch im Handel, während der historisch schöne Phenix nur noch Secondhand und auch dann meistens sehr teuer zu haben ist.



Und hier der Eingriff, den ich vor vier Jahren unternommen hatte. Der Rumpf ist hinten um ein kurzes Poopdeck und vorne um ein Backdeck erhöht. Außerdem hat der Bereich zwischen Achterdeck und Back jetzt ebenfalls ein Schanzkleid, hinter dem Geschütze aufgestellt werden können.



Zum besseren Verständnis hier noch einmal die hinteren Bereiche der drei Varianten.







Mein (unser) Plan ist es nun, auf Basis des Phenix ein Modell zu bauen, dass ein berühmtes Vorbild hat, den "Dauphin Royale" ( die1738 ). Von diesem Schiff gibt es im Maßstab 1:24 ein wunderbares Modell, das kurz nach der Indienststellung seines Vorbilds als Lernobjekt für den Sohn des französischen Königs Ludwigs XV gebaut wurde und das heute im Marinemuseum in Rochefort verwahrt wird.

https://www.segelschiffsmodellbau.com/t7….html#msg153885

Ich stehe erst am Beginn der Recherche, aber gleich hier wird es kompliziert. Denn der real existierende Dauphin von 1738 wird überall als 74er bezeichnet, während das Modell in Rochefort eindeutig einen Dreidecker zeigt. Nun habe ich zu überlegen: Der unbearbeitete Heller-Rumpf gibt einen klassischen Zweiecker mit 74 Geschützen wieder, meine Erweiterung macht zwar keinen Dreidecker daraus (weil sie nicht drei gedeckte Geschützdecks hat), kommt aber immerhin auf neunzig Geschütze. Nun will ich gleich klarstellen, dass mir nicht darum geht, größtmögliche historische Exaktheit zu erreichen. Mich lockt vielmehr die hochbarocke Gestaltung von Heck und Bug, eine Herausforderung, die das Figurenprogramm der schwarzen Perle toppt. Aber zu dem beeindruckenden Figurenschmuck des Rochefort-Modells (DRR) gehört ein Rumpf, der in seiner gesamten Linienführung harmoniert.
Am ehesten tendiere ich im Moment dazu, meinen Umbau nicht weiter zu verfolgen, sondern einen Heller-Rumpf unmittelbar über dem oberen Geschützdeck abzuschneiden und die oberen Bereiche nach der Vorlage des DRR zu gestalten. Aber ich überlege noch!
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Samstag, 6. März 2021, 19:21

... und ich schaue Euch beiden interessiert dabei zu. 8o Wird es lediglich ein Rumpfmodell oder planst Du auch eine entsprechende barocke Takelage? (Bitte!! ;) )
Schöne Grüße und frohes Schaffen! :five:

Chris :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



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Samstag, 6. März 2021, 19:33

Moin,

auch ich bin dabei, sowas lasse ich mir doch nicht entgehen :wink:

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


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4

Sonntag, 7. März 2021, 10:57

Ich zeige zwei Fotos vom DRR. Daniel (Dafi) hat sie in Rochefort aufgenommen, und ich hoffe, er hat nichts dagegen, wenn ich sie hier offen zeige. (Wenn doch, bitte melden!)





insbesondere über dem Foto vom gesamten Modell habe ich gestern ziemlich gegrübelt. Resultat des Grübeln: Sieht nicht eigentlich der königliche Delphin dem königlichen Ludwig (Heller) wesentlich ähnlicher als dem Phoenix Aus dem gleichen Stall?
Zwischen Phoenix und Delphin liegen etwa siebzig Jahre, zwischen Delphin und Ludwig nur etwa vierzig. Ich würde dann aber beim Maßstab 1:200 landen, und die Frage ist, ob sich das Figurenprogramm darin noch anspruchsvoll realisieren lässt. Fotos folgen.
Schmidt
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Sonntag, 7. März 2021, 12:59

Moin!

Französische Schiffe ab wahrscheinlich spätestens den 1720er Jahren hatten ein runden Verlauf der Planken am Heck. Wie am Modell zuerkennen, also nicht mehr das platte Spiegelheck wie am Modell der Phenix.
Und die Schiffe des ersten Bauprogamms sollen größere Deckshöhen gehabt haben.
Aber es gibt doch so einige frühe französische Dreidecker die aus dem Phenix entstehen könnten. Die Reine, Soleil Royal & Royal Louis um die bekanntesten zu nennen.
Verlängern, verbreitern und aufstocken.
Natürlich ist das nur meine Sicht, wie das aussehen könnte dafür füge ich gleich noch ein Foto meiner Reine bei. Deren Bau ist unterbrochen weil mir der Aufwand im Moment und wegen der anderen Projekte zu groß wurde.

6

Sonntag, 7. März 2021, 13:40

Ein weiterer Grund für den momentanen Baustopp liegt darin das ich für den Umbau einen sehr alten Rumpf genommen habe. Der ist nun recht spröde, sodass sich ein Weiterbau schwieriger gestaltet. Ein Resin Abguss des soweit vorhandenen Rumpfes wäre eine bessere Grundlage für den Weiterbau.

Am Rumpf wurden bereits fast vollständig die Berghölzer entfernt. Nach der Verlängerung musste das sein weil der Schwung sonst nicht mehr gepasst hätte.
Wie man erahnen kann ist eine Menge Arbeit nötig um das Ziel zu erreichen.

7

Montag, 8. März 2021, 08:55

Es sieht so aus, als hätte ich mich oben mit einer Jahreszahl geirrt. Wenn es stimmt, was ich jetzt lese, ist der Ludwig nur 18 Jahre jünger als der Delphin! Das spräche natürlich für den anderen Rumpf!
Schmidt
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8

Montag, 8. März 2021, 17:38

Moin Schmidt,
nur eine kurze Anmerkung: Zwar ist Delfin die richtige Übersetzung für Dauphin. Allerdings handelt es sich hierbei -falls noch nicht bekannt, was ich aber nicht glaube- um einen französischen Adelstitel . Nur weil ich mich gewundert hatte- die (richtige) Übersetzung mit "Delfin" war mir nämlich selber gar nicht klar... und ich hatte mich immer deshalb gewundert. ;) :ok:

Schöne Grüße
Chris :ahoi:
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Montag, 8. März 2021, 20:33

Die Bezeichnungen Ludwig und Delphin waren leicht ironisch gemeint. Ich wollte auch irgendwann mit dem Bildungskalauer glänzen, dass das Modell des Royal Dauphin "ad usum delphini" gebaut worden war.
Schmidt
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10

Dienstag, 9. März 2021, 17:38

Aufmerksame Beobachter werden bemerkt haben, dass ich diesen Baubericht (den ich besser einen Projektbericht nennen sollte) umbenannt habe. Inzwischen bin ich mir nämlich sicher, dass Heller sein Modell des Royal Louis einem Trainingsmodell nachgebaut hat, dass im Pariser Marinemuseum steht (Maßstab 1:18). Und diesem wird ein Vorbild zugeschrieben, das 1759 gebaut wurde, also nur zwanzig Jahre nach dem Delphin.
Man muss höllisch aufpassen! Die französische Marine besaß im siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert praktisch immer einen Königlichen Ludwig, der bei Verlust oder Außerdienststellung durch ein Schiff des gleichen Namens ersetzt wurde. Einer dieser Ludwige wurde sogar gewissermaßen zweimal gebaut, weil ein Schiff noch auf der Werft verbrannte.
So denke ich, dass ich, wenn ich den Delfin nachzubauen versuche, mich wesentlich sinnvollerer Weise am Rumpf des Heller-Ludwigs orientiere, statt den des Phoenix mühsam aufzustocken.
Das hätte den angenehmen Nebeneffekt, dass ich mich endlich einmal mit dem besagten Heller Modell befasse, zum ersten Mal seit 1971, als ich es von meinen Eltern zu Weihnachten geschenkt bekam. Ich erinnere mich noch daran, dass ich es überhaupt nicht abwarten konnte und deshalb aus dem Kleiderschrank meiner Mutter, wo der Kasten versteckt war, selbigem schon lange vor Heiligabend die Kanonen entnahm, um sie zusammenbauen zu können.
Nun habe ich mich in den letzten Jahren wieder intensiv mit diesen Bausätzen verfasst, habe dabei aber um den Ludwig stets einen großen Bogen gemacht. Das liegt im wesentlichen daran, dass ich den Rumpf misslungen finde. Nicht wegen seiner Dimensionen, die scheinen mir im Gegenteil gut getroffen zu sein. Aber die Barkhölzer stehen viel zu weit vor. Das Schiff sieht aus, als trage es hölzerne Schwimmreifen. Hier hat der Konstrukteur offenbar etwas ganz und gar missverstanden. Zunächst einmal die Materialstärke, dann aber auch die Struktur der Barkhölzer selbst. Mehr davon im nächsten Beitrag.
Hier schon mal der Link zu einem Baubericht, in dem sich jemand entschlossen und handgreiflich des Modells angenommen hat: https://modelshipworld.com/topic/22374-r…r-1200-plastic/
Es lohnt sich übrigens, in dem Forum nach den anderen Modellen von George Kapas zu suchen. Was er zum Beispiel aus einem Uraltmodell der Bombenketch von Pyro gemacht hat, ist ganz erstaunlich.
Schmidt
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11

Mittwoch, 10. März 2021, 13:37

Bin schon gespannt .. und werde auch hier natürlich fleissig zuschauen und lernen.. und mich freuen an der Präsentation.

Viel Glück, viel Spaß!
:ok:
Beste Grüße
Marcus

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12

Mittwoch, 10. März 2021, 17:38

Hallo zusammen,

ich bin ein wenig verwirrt, vielleicht könnt ihr beim Entwirren helfen.
Der Heller Bausatz Royal Louis ist die Royal Louis von 1759 bzw. 57 (nach dem Buch von Winfield).
Das tolle Modell in Rochefort soll die Dophin Royal von 1668 darstellen, was wegen des runden Hecks vermutlich nicht stimmt.
Zwischen 1720 und 1759 taucht, zumindest in Windfields Buch, aber keine Dauphin Royal mehr auf.
Gab es da eine, die in diesem Buch vergessen wurde, oder stellt das Rochefort-Modell ein anderes Schiff dar?
Oder ich habe gedanklich die Kurve nicht gekrigt, :idee: kann auch sein.

Davon mal abgesehen ist das ein sehr feines Modell. Wenn du den Heller Bausatz in die Richtung trimmst, woran ich nicht zweifle, wird das schon ein Sahneschnittchen. :ok:
:wink:
Holger
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13

Mittwoch, 10. März 2021, 18:52

Das Modell in Rochefort wird vom Museum auf das Jahr 1751 datiert, hergestellt im Marinearsenal von Brest, wo auch das Vorbild gebaut wurde.
Zum Vorbild siehe hier: https://fr.wikipedia.org/wiki/Dauphin_Royal_(1738)
Ich hoffe, ich transportiere keine Fehlinformationen!
Schmidt
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14

Donnerstag, 11. März 2021, 09:10

Ah Danke, im Fokus steht das Rochefort Modell und weniger eine Dophin Royale.
Die von 1738 ist ein Zweidecker, der mit der Entwicklung des 74ers verbunden ist.
Das Modell ist ja ein Dreidecker, wäre interessant wie es zu seinem Namen gekommen ist.
Kenne mich in der französischen Marine nicht gut aus, aber gibt es eine Verbindung zwischen Modell und den Schiffen 1. Ranges der 1750er Jahre?
:wink:
Holger
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15

Donnerstag, 11. März 2021, 09:52

Wahrscheinlich hat es sich so verhalten: Man wollte ein Anschauungsmodell für den Königssohn (Dauphin) und hat es auch so genannt, dabei aber die damalige Königsklasse, also einen Dreidecker zum Vorbild genommen. Man will Königskindern ja nichts Zweitklassiges vorsetzen.
Oder?
Schmidt
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16

Donnerstag, 11. März 2021, 09:57

Stimmt, das geht ja garnicht :D
:wink:
Holger
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Freitag, 12. März 2021, 20:46

Dieser sehr umfangreichen Auflistung französischer Linienschiffe zufolge gab es diverse Kronprinzen ...
dem letzten wurde Dank der Revolution zwar nicht der Kopf entfernt, aber die (Unter-)Hosen ausgezogen ... in Sans Culotte umbenannt
danach wars irgendwie nichts mehr mit Kronprinzen ...

https://de.qaz.wiki/wiki/List_of_ships_of_the_line_of_France
( Wenn euer Computer den Text ins Deutsche übersetzt so wundert euch nicht über zuweilen sehr eigenwillige Ausdrucksformen ... und wie komplett diese Auflistung ist vermag ich auch nicht zu beurteilen. )

Dauphin, 24 Kanonen, 17. März 1638 - 1661
Dauphin, 56, später 54 Kanonen, März 1664 - umbenannt in Vermandois 1671, dann Vigilant 1678 - 1699/ 1700
Dauphin Royal, 100, später 104 Kanonen, 29. März 1668 - 1700
dazwischen scheint es etwa 4 Jahrzehnte ohne einen schwimmenden Kronprinzen gegeben zu haben
Dauphin-Royal, 74 Kanonen, 13. Oktober 1738 - 1783 / 1787
Dauphin-Royal, 118 Kanonen, 1790/91, umbenannt in Sans Culotte 1792, umbenannt in Orient 1795 - 1798

Auf den ersten Blick scheinen die Heller-Kits alle aus der gleichen Epoche zu stammen, was auch nicht ganz falsch ist ... bei näherer Betrachtung wurden sie aber über die Jahrzehnte weit gestreut verteilt.
Ich kanns gut verstehen, daß Dir die Wahl des Rumpfspenders nicht leicht fällt.
Unter der Annahme, daß auch die Dauphin im Laufe der Jahre die eine oder andere Überarbeitung/Erneuerung erfahren hat, was in rund 5 Jahrzehnten praktisch unumgänglich ist, könnte sich auch ein Blick in die Schiffsbaumode der Jahrzehnte danach lohnen.
Vielleicht hat sie da ja schon eine optische Auffrischung erfahren ... leider konnte ich nur wenig dazu finden.

Ergänzung:
Danke für den Tip mit dem Link zu Kapas

Zitat

Es lohnt sich übrigens, in dem Forum nach den anderen Modellen von George Kapas zu suchen. Was er zum Beispiel aus einem Uraltmodell der Bombenketch von Pyro gemacht hat, ist ganz erstaunlich.

Du hast recht das lohnt sich wirklich ... auch wenn mir die Art der Plankendarstellung des öfteren zu dominant rüberkommt ...
insbesondere der Umbau/Rückbau der Victory hats mir angetan ... ich glaube das werde ich auch als Projekt versuchen ... aber in Holz.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

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Freitag, 19. März 2021, 17:30

Das französische Wiki meint dazu:
https://fr.wikipedia.org/wiki/Dauphin_Royal_(1668 )

Zitat

Une maquette d'un trois-ponts baptisé le Dauphin Royal se trouve au Musée de la marine de Rochefort, mais il ne représente pas un vaisseau ayant été construit.
Cette maquette a été construite de 1751 à 1752 à des fins pédagogiques, baptisée en l'honneur de Louis de France, le fils aîné du roi Louis XV.

"Ein Modell eines Dreideckers namens Dauphin Royal befindet sich im Musée de la Marine de Rochefort, stellt jedoch kein Schiff dar, das gebaut wurde.
Dieses Modell wurde von 1751 bis 1752 zu Bildungszwecken gebaut und zu Ehren Ludwigs von Frankreich, des ältesten Sohnes von König Ludwig XV., benannt.
"

Der royale Sohnemann ( 1729-65 ) war damals also schon 21 oder 22 Jahre alt und hat mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit niemals damit gespielt ... so es denn jemals zum Spielen vorgesehen gewesen war ... fühlte sich aber möglicherweise angenehm gebauchpinselt weil ein Modellschiff nach ihm, bzw zu seinen Ehren, benannt wurde. Bestimmt ein Highlight am glamoureusen Hofe in Paris.
Das wurde sicherlich unter erfeut-gnädigem Abwedeln eines parfumgetränkten Tüchleins huldvoll abgewinkt.
Vielleicht darf man ihm aber auch unterstellen, daß er in diesem jugendlichen Sturm- und Drang-Alter etwas anders gelagerte Interessen hatte ... so wie das den meisten Menschen geht.

Die größte Wahrscheinlichkeit steckt in der beschriebenen Funktion eines Modells zu Bildungszwecken der Marine. Hatte es Rochefort jemals verlassen ?
Ein ( Marine-) Schulmodell also, dem man als stolzem Dreidecker einen möglichst wohlklingenden Namen gegeben hatte.
Vielleicht ähnlich wie man hierzulande allen möglichen Schulen oder Universitäten einen hochherrschaftlichen Namen verpaßte, eventuell den des Stifters oder Schirmherrn ... ohne, daß diese dort jemals zur Schule gegangen wären.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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Sonntag, 21. März 2021, 20:02

Nachdem nun durch eure tätige Mithilfe, für die ich mich herzlich bedanke, geklärt ist, worum es sich bei dem Modell in Rochefort handelt und dass man für einen Nachbau lieber den Ludwig als den Phoenix von Heller heranzieht, kann ich mit Vorarbeiten beginnen. Wobei Vorarbeiten ein bisschen untertrieben ist. Es war nämlich eine ebenso heikle wie langwierige Arbeit, einen Rumpf des Ludwig von der eingravierten Maserung und insbesondere von den völlig überdimensionierten Barkhölzern zu befreien. Dabei muss ich gleich vorweg sagen, dass die Maserung und die dezente Plankenstruktur des Originalrumpfes gar nicht soooo schlecht sind. Aber die Barkhölzer sind in ihrer Dimensionen schlichtweg unerträglich. Auch die Struktur ist falsch, da die Planke zwischen den Hölzern ebenfalls auf einem wesentlich höheren Niveau liegt als der Rumpf.



Um nicht mehr Material wegzunehmen als nötig, habe ich der Rumpf zunächst einmal bienemajamäßig abgeklebt.



Danach kam ein Instrument zum Einsatz, das mir eine Fußpflegerin überlassen hat, weil es für ihre beruflichen Bedürfnisse entschieden zu aggressiv sei.



Man muss mit diesem Ding höllisch vorsichtig umgehen! Frisst es sich einmal in das Material hinein, ist man schnell auf der anderen Seite des Rumpfes. Man muss es vorsichtig und fließend bedienen und dabei ausgesprochen gut festhalten, damit es nicht eigene Wege geht. Weniger problematisch ist das Abziehen mit einer scharfen Klinge.



Am Ende dieser Materialschlacht war dann immer noch viel Barkholz übrig, das ich möglichst punktgenau mit Schleifpapier über Fingerkuppe weiter reduziert habe.



Und hier das Ergebnis. Die Gravur ist verschwunden, und von den Barkhölzern ist gerade noch so viel übrig, um anzuzeigen, wo neue Barkhölzer aus Polystyrol angebracht werden sollten.



Sollte ich vergessen haben zu sagen, dass das Ganze eine ziemliche Plackerei und Schw...ei ist, sei das hiermit nachgeholt. :cursing:

Schmidt
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Beiträge: 229

Realname: Daniel

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20

Sonntag, 21. März 2021, 21:17

Auch hier ist wieder ein Kleinod am Entstehen und ich freue mich wieder darüber, zuschauen und lernen zu dürfen :ok:

Daniel, der Hafenbahner
Aus dem Wasser kommt das Leben, zum Wasser zieht es wieder hin..
Sammle sporadisch Erfahrungen im RC-Schiffbau.


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Montag, 22. März 2021, 07:53

Moin Schmidt,

immer wieder schön zu sehen, wie du deine Projekte angehst und noch schöner ist, das du uns auf deinen Reisen mit nimmst. Danke dafür :hand:

Ingo
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Montag, 22. März 2021, 08:49

Vielen Dank :love:

Das Abschleifen der Bordwände mag kompliziert und mühsam sein, aber es ist keine gestalterische Arbeit im engeren Sinne. Die beginnt dagegen mit den Überlegungen, wie man den Heckspiegel des Ludwig dem des Delphins angleichen kann. Fürs erste sagt ein Bild mehr als viele Worte:



Vorweg gesagt: Der Heckspiegel des Ludwig ist ein korrekt gebogenes Bausatzteil, während die Abbildung daneben etwas Dreidimensionales in ein zweidimensionales Bild überführt. Das muss man in Rechnung halten, wenn man die beiden miteinander vergleicht.
Ansonsten sieht man Ähnlichkeiten. Drei Fensterreihen mit je 8 Fenstern bei beiden Hecksspiegeln. Beim Ludwig auch die oberste mit 8, beim Delphin mit 6, dazu aber schmale fensterlose Bereiche rechts und links neben den Fenster. Damit korrespondiert, dass das Heck des Delphins oben etwas schmaler zuläuft. Das könnte bei der flexiblen Schalenbauweise des Modells durch eine Verschmälerung des Achterdecks bewerkstelligt werden. Der Bereich für die Friese über der obersten und unter der untersten Fensterreihe ist beim Delphin deutlich größer. Im oberen Bereich ist das kein Problem, im unteren wird der Chirurg eingreifen und die Architektur des unteren Bereichs verändern müssen. Alle Fenster des Delphins sind rechteckig hochkant, alle des Ludwigs viereckig. Außerdem haben die Delphinfenster seitliche Rahmen. Man könnte vielleicht die Fensterkreuze des Ludwig ausschneiden, die Fenster vergrößern und mit begerahmten Scheiben hinterlegen.
Einen Vergleich der beiden Seiten Galerien zeige ich (noch) nicht, aber hier ist von vornherein klar, dass es beim Delphin um einen kompletten Selbstbau gehen wird.
Schmidt
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Montag, 22. März 2021, 12:57

Moin,
da hast Du ja eine heftige Arbeit hinter Dir. Gut gelungen !
Wenn ich mir diese Mengen an teils statisch aufgeladenen Plastikkrümeln und Flocken vorstelle ... da schüttelt es mich ... die "pappen" einfach überall dran ... das wichtigste Utensil schein da immer der Staubsauger.

Zum Heck ... ich denke, daß alles vom menschlichen Maß abhängt.
Damit meine ich die praktisch wenig veränderlichen Referenzgrößen wie Deckshöhen und die zugehörigen Balkon-/Geländerhöhen.

Wenn Du diese aneinander anpaßt ergibt sich sehr schnell, daß die eigentlichen Decks- und Geländerhöhen bei Ludwig und Dauphin mehr oder weniger identisch sind.
Daraus ist ebenfalls folgend, daß die angesprochenen Friese ober- und unterhalb ebenfalls in der Höhenentwicklung praktisch identisch sind.
Auf den Bereich der Gillung unterhalb des unteren Balkons mag ich gar nicht eingehen, da ich denke, daß dort der hellersche Rumpf des Ludwig durch die Verzerrung des Photos zu dominant scheint.







Letztendlich ist es immer eine mehr oder weniger ähnliche Grundkonstruktion aus senkrechten Stützreihen und quer dazu die Decks mit quer liegenden Balken für die Fenster- bzw Balkonbrüstungen.
Das Gerüst habe ich von einem anderen Schiff symbolisch in das letzte Bild eingefügt. ( Das war zwar von der früheren Dauphin von 16XX ... ist vom grundsätzlichen Raster-Aufbau her dennoch sinngemäß verwendbar )
Im Grunde haben wir es da fast immer mit hochkant-rechteckigen Fenstern zu tun.



Das merkt man auch recht schnell daran, daß beim Louis zwar die Fenstereinteilung wie beim pariser Modell viergeteilt ist, soweit stimmt das Heller-Modell noch ... aber natürlich nicht quadratisch sein sollte sondern hochkant-rechteckig müßte.
https://en.wikipedia.org/wiki/French_shi…_32-mg_6997.jpg

Denn rechteckig paßt das wiederum sehr gut zum üblichen Fensterformat wie auch auf dem Dauphin.
So paßt auch die senkrechte Stützenkonstruktion des Louis recht gut zum Dauphin ohne allzuviel verändern zu müssen ... erst Mal nur die Fenster.

Da diese Heckplatte des Louis generell etwas breiter ist bedeutet das natürlich Korrekturarbeiten um die Optik des Dauphin dahingehend dem Bausatz anzupassen.
Denn umgekehrt den Bausatz mit Rumpf und Decks an das Heck der Dauphin anzupassen halte ich zwar nicht für unmöglich aber extrem schwierig.

Davon ausgehend, daß der Heller Louis ein Modell eines Pariser-Modells ist ... und der Rocheford-Dauphin das Modell eines niemals existierenden Schiffes ist; ein Lehrmodell/Designstudie ... kannst Du nach Herzenslust so lange ins Plastik schneiden bis Du die von Dir gewünschte Optik erreicht hast. Beste Vorraussetzungen um einen wundervollen Nachbau des Rochefort-Dauphins zu erschaffen.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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