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Freitag, 26. Februar 2021, 17:45

Englischer Zweidecker, spätes 17. Jahrhundert, auf der Basis der HMS Neptune von Corel

Dies ist sozusagen mein Jungfernpost. Ich lebe in Hamburg,
bin Historiker und beschäftige mich in meiner Forschung mit der maritimen
Geschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Historische Segelschiffe haben mich
schon als Kind fasziniert und so ist es wenig verwunderlich, dass ich auch beim
Schiffsmodellbau gelandet bin. Von einigen ‚Jugendsünden‘ abgesehen, habe ich
in den letzten Jahren die HMS Pickle und die HMS Pegasus von
Victory Models gebaut. Zwei gut gemachte Bausätze, wie ich finde. Das sieht bei
meinem jüngsten Projekt anders aus.

Ich wollte gerne einen Zweidecker aus dem späten 17.
Jahrhundert bauen. Für solche Schiffe ist das Angebot an Modellbausätzen recht
überschaubar. Die Friesland von Mamoli, die ich ursprünglich gerne bauen
wollte, war vergriffen (wahrscheinlich kann man sie noch irgendwie in der Bucht
ergattern). Die Wappen von Hamburg hätte bei meinem Wohnort nahegelegen, war
mir aber zu teuer. Ganz schön teuer ist auch die HMS Mordaunt von
Euromodel. Vor allem aber wusste ich seinerzeit noch nichts von diesem Bausatz.
Daher bin ich schließlich vor anderthalb Jahren bei der HMS Neptune von
Corel gelandet. Und dieser Bausatz hat
so seine Macken.

Das fängt damit an, dass die historische HMS Neptune
von 1683, auf die sich der Bausatz beziehen müsste, ein Dreidecker mit 90 Geschützen
war, statt eines Zweideckers mit 58 Geschützen, den uns Corel vorsetzt. Es
dürfte sich demnach bei der Corel-‚Neptune‘ um ein fiktives Schiff handeln.
Denn ich kann mir schwer vorstellen, dass die Bausatz-Designer sich treulich an
einen real existierenden Zweidecker gehalten und ihm dann einen falschen Namen
verpasst haben. Warum sollten sie?

Von englischen Kriegsschiffen dieser Zeit sind meines
Wissens kaum Baupläne und Konstruktionszeichnungen überliefert – während das
National Maritime Museum ja für Schiffe der Royal Navy ab 1750 reiche Bestände
solcher Quellen aufweist. Wer also einen englischen Zweidecker des späten 17.
Jahrhunderts für einen Modell-Bausatz rekonstruieren möchte, muss sich an
zeitgenössische Gemälde und Kupferstiche (z.B. von Willem van der Velde dem
Älteren) und an zeitgenössische Modelle halten. Von den letzteren sind so
einige erhalten (z.B. im National Maritime Museum und in der US Naval Academy
in Annapolis). Es sind oft hervorragende Admiralty Board-Modelle.

An Gemälde, Kupferstiche und Modelle aus dem späten 17.
Jahrhundert haben sich meines Erachtens auch die Designer des Corel-Bausatzes
gehalten. Aber sie haben zum Teil nicht besonders genau hingeschaut. So hat
ihre „Neptune“ beispielsweise ein reines Spiegelheck, obwohl bei größeren
englischen Schiffen dieser Zeit bereits der „round tuck“ mit einer gerundeten
Form unterhalb der Heckgalerie üblich war. Die meisten größeren Schiffe dieser
Zeit hatten ein Poopdeck – die „Neptune“ nicht. Auf zeitgenössischen Modellen
englischer Kriegsschiffe springt ein Gangspill in der Kuhl geradezu ins Auge –
die „Neptune“ hat keines. Hier mal ein Foto von der Abbildung auf dem Karton des Bausatzes:



Nachdem der Bausatz im August 2019 eingetroffen war, habe
ich mich ziemlich schnell entschlossen, an einigen Punkten nachzubessern. Ich
war mir allerdings nicht ganz sicher, ob ich dem gewachsen sein würde, was ich
da anfange. Darum poste ich hier erst jetzt, wo ich relativ zuversichtlich bin,
dass es am Ende ein Schiffsmodell, und nicht nur eine Bauruine geben wird. Was
ich bastele, wird nicht der Nachbau eines bestimmten historischen Schiffes
sein, sondern ein ‚generischer‘ Zweidecker des späten 17. Jahrhunderts, also
ein Modell, das hoffentlich eine ganz gute Vorstellung von diesem Schiffstyp
vermittelt.

Ziemlich am Anfang der Bastelzeit habe ich mich
entschlossen, meinen Zweidecker mit einem Poopdeck zu versehen. Das war im Grunde
relativ leicht umzusetzen. Ich habe die am weitesten achtern gelegenen vier
falschen Spanten jeweils um zwei Zentimeter verlängert. In diese verlängerten
Spanten habe ich Vertiefungen gefeilt, die Decksbalken aufnehmen konnten. Auf
diese Decksbalken habe ich ein falsches Deck aus sehr dünnem Holz/Furnier
geklebt, das ich anschließend beplankt habe:



Mir war aber, als ich mich zu dieser Umbaumaßnahme
entschied, klar, dass sie Konsequenzen nach sich ziehen würde, und vor denen
hatte ich durchaus Bammel. Dem Bausatz liegen der Heckspiegel und die
Seitentaschen als Metallgussteile bei, die auch schon sämtliche Verzierungen
beinhalten. Nach dem Hinzufügen des Poopdecks musste ich Heckspiegel und
Seitentaschen scratchen und auch die ganzen Heckverzierungen selbst gestalten.
Ich war mir keineswegs sicher, dass ich das hinbekommen würde.

Der Bausatz ist an einigen Stellen schlampig gemacht, ebenso
wie die Bauanleitung. Darum würde man auch eine Menge Grund zum Fluchen haben,
wenn man sich vornähme, die „Neptune“ einfach Out of the Box zu bauen. Ein
erstes Beispiel im Bauprozess waren für mich die Stückpfortenschablonen. Diese
liegen dem Bausatz als Metallgussteile bei. Die für das obere Geschützdeck
konnte ich problemlos verwenden. Die für das untere Geschützdeck sind Murks:

Sie weisen an den Außenseiten eine viel zu starke Neigung auf:

Wollte man sie verwenden, müsste man im unteren Bereich bei
jeder der 24 Stückpfortenschablonen mehrere Millimeter Material abfeilen. Das
kam mir sehr mühsam vor. Deswegen habe ich diese Stückpfortenschablonen aus
Holz nachgebaut:



Die Schottwände der Back und des Quarterdecks Richtung Kuhl
liegen dem Bausatz als Metallgussteile bei. Sie sind aber unbrauchbar, weil sie
auf der Unterseite eine größere Krümmung aufweisen als das Oberdeck, auf dem
sie aufliegen müssen. Die Neigung des Decks von der Schiffsmitte zu den
Bordwänden hin ist durch die Form der falschen Spanten vorgegeben:


Ich habe diese Schotts also aus Holz gescratcht. Die
Rohlinge habe ich wiederum aus sehr dünnem Holz/Furnier hergestellt,
anschließend beplankt und habe versucht, ihnen eine Täfelungs-Anmutung zu
geben:


Mir ist bewusst, dass diese Schottwände in Wirklichkeit
nicht gerade waren, sondern elegant geschwungen (das lässt sich in Bauberichten
zur Prince und zur Royal William bewundern). Das habe ich mir
nicht zugetraut und daher darauf verzichtet.



Die Galionsregeln und -spanten liegen dem Bausatz als
Metallgussteile bei. Sie haben mir nicht gefallen, weil sie auf mich ‚zweidimensional‘
wirken:


Auch hier habe ich deswegen gescratcht. Meine Galionsregeln
und –spanten bestehen jeweils aus Abschnitten von Holzleisten. Diese habe ich
abgeschrägt und aneinandergeklebt, und zwar jeweils in zwei Lagen. Diese habe
ich dann mit Schleifpapier in die gewünschte abgerundete Form gebracht. An die
Außenseiten der Galionsspanten habe ich zum Schluss mittels dem Proxon aus Holz
gefertigte weibliche Figuren/Seejungfrauen geklebt:



Die dem Bausatz beiliegende Galionsfigur (ein
Metallguss-Löwe) hat mir ebenfalls nicht gefallen:


Ich habe mit dem Proxon einen Löwen aus Holz angefertigt. Er
ist mir nicht besonders gut gelungen. Böse Zungen könnten sogar behaupten, das
sei gar kein Löwe. Er gefällt mir trotzdem besser als sein Bausatz-Kumpel:


Um noch einmal von Schlampereien in diesem Bausatz zu
sprechen: Es liegen aus Metallguss gefertigte Kränze bei, mit denen die
Stückpforten – nun ja – umkränzt werden sollen. ich finde diese Teile auch ganz
in Ordnung und habe sie verwendet. Nur ist es so, dass die Bordwände auf Höhe
des oberen Geschützdecks nicht eben sind, denn dort verlaufen Barkhölzer. Das
heißt, wenn man die Stückpfortenkränze dort ‚einfach so‘ aufklebte, würden sie
teils in der Luft hängen. Man muss sie entsprechend unterfüttern. Dieses
Problem wird aber in der Bauanleitung und den Bauplänen überhaupt nicht
thematisiert. Ich habe die Kränze mit Leistenteilen unterfüttert, die ich

angeschrägt und nach dem Aufkleben mit Schleifpapier in Form gebracht habe:

Die größten Bedenken bei meinen Umbaumaßnahmen hatte ich
wegen des Figurenschmucks am Heck. Das
musste ich ja auch alles scratchen. Mit Holz habe ich es nicht hinbekommen.
Gerettet hat mich Magic Sculpt. Meine Figuren sind im Grunde auch keine
Barockfiguren geworden. Sie würden ebenso gut oder ebenso schlecht in die
Renaissance oder in die Klassizistik passen. Auch sind sie einfach recht grob
geraten. Aber wichtig war mir, dass sie als Kollektiv den Eindruck vermitteln,
den ein solches barockes Schiffsheck vermittelt hat: denjenigen einer Fülle von
vergoldeten (in Wirklichkeit: golden bzw. gelb bemalten) Skulpturen. Und das
leisten meine Magic-Sculpt-Experimente durchaus, finde ich. Die beiden großen
Figuren an den Seiten des Heckspiegels hat meine Frau modelliert. Sie ist
künstlerisch begabter als ich:


Zum Abschluss noch ein paar Gesamtansichten, die den jetzigen

Bauzustand dokumentieren:



Ich hoffe, der eine oder die andere findet das Projekt
interessant. Bei Gefallen gibt es ab und zu Updates. Kritik und Anregungen sind
willkommen!



Beste Grüße


Patrick
»lehnstuhl-seefahrer« hat folgendes Bild angehängt:
  • comp_20201029_113454.jpg
Im Bau: Englischer Zweidecker, spätes 17. Jahrhundert, auf der Grundlage der "HMS Neptune" (Corel)
Fertiggestellt: HMS Pegasus (Victory Models)

2

Freitag, 26. Februar 2021, 17:57

Hallo Patrick, Sieht doch alles gut aus. Und Du hast es selbst gemacht das zählt. Bin auf weitere Bilder des Baufortschritt gespannt.
Lieben Gruß Frank

Beiträge: 917

Realname: Steffen

Wohnort: klostermansfeld

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Freitag, 26. Februar 2021, 18:30

Hallo Patrick
Sieht doch schon sehr Interessant aus ,und ich hoffe das weitere Berichte Folgen.
Gruß Steffen
DAS KANNSTE

SCHON SO MACHEN

ABER DANN ISSES HALT

KACKE




Fertig : Peregrine Galley /Sergal , Halifax /Constructo ,Astrolabe /Mantua
Im Bau: Golden Hind / Scratch nach Hoeckel

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Freitag, 26. Februar 2021, 18:34

Hi Patrick,

Mich hast du auch als Zuschauer gewonnen. Sieht richtig gut aus bisher.

Viele Grüße, Tim

5

Freitag, 26. Februar 2021, 19:38

Find ich auch! Bei Holzschiffen schaue ich immer gerne zu :dafür: .

PS: Könntest du vielleicht ein wenig beschreiben, wie du den Löwen gemacht hast. Mir gehts besonders um die generelle Funktion bzw. Arbeitsweise mit einem 3D Drucker.

6

Samstag, 27. Februar 2021, 10:24

Zuerst einmal herzlich willkommen im Forum mit diesem höchst interessanten Projekt!
Es ist wirklich schade, dass es nicht mehr Bausätze (Holz/Plastik) von Schiffen dieser Epoche gibt, das liegt wohl an der bewusstseinsgeschichtlichen Dominanz der Nelson-Ära in Bezug auf Segelschiffe. Und die ganze Forschungsarbeit, die die Firma Artitec in die Nachbildung von holländischen Schiffen dieser Epoche gesteckt hat, schlummert in den Einzelstücken auf Texel und den unbenutzten Silikonformen in Amsterdam Noord.
Zu deinem Modell: Respekt vor deinem Umbau des Rumpfes, der mir gut gelungen zu sein scheint.
Was die Ersetzung der Bausatz-Ornamente durch Eigenbauten angeht, kann ich meine Skepsis schlecht unterdrücken. Der Bausatz-Löwe gefällt mir nicht nur besser, er hat auch die korrekte Position, wenn er mit seinen Pfoten auf der Galion aufliegt, statt frei in der Luft zu stehen und die Pfoten frei nach vorne zu strecken. Die Ornamente am Heckspiegel wirken auf mich zu vereinzelt. Sie formen nicht diese Einheit in der Vielfalt, wie sie für die barocke Gestaltung der Heckspiegel typisch war. Man erkennt die Verwandtschaft zu zeitgleichen Schiffen wie der Prince (Modelle von Airfix und Mamoli), aber bei denen herrscht an dieser Stelle ein gedrängtes Mit- und Durcheinander. Mir ist klar, dass das ein sehr anspruchsvolles Unternehmen ist, einen solchen Heckspiegel in kompletter Eigenarbeit herzustellen. Aber du bist schon bei Magic Sculp gelandet und hättest meines Erachtens einen Schritt weitergehen können: den Heckspiegel in Anlehnung an zeitgenössische Schiffe (und unter Verwendung entsprechender Abbildungen) zunächst entwerfen und dann das Figurenensemble mit MS auf diesem Untergrund modellieren. Da kommen nicht auf Anhieb Meisterleistungen der Modellierkunst heraus, aber die Stimmigkeit des großen Ganzen ist eher gewährleistet. bei diesem Verfahren wäre sicher auch der leichte Bogen reproduziert worden, der das Erscheinungsbild der Heckspiegel prägt, indem er die Biegung der Decks (Balkenbucht) nachvollzieht.
übrigens könnte ich mir alle meine Anmerkungen auch sparen und auf den Baubericht der Soleil Royal (Leimprinz) verweisen, wo dieses Prinzip in einem kleineren Maßstab realisiert wird.
Schließlich noch ein technischer Hinweis: Metallornamente, die nicht biegsam sind, lassen sich mit Silikon und Resin abformen, und die Abgüsse sind, wenn man sie erhitzt, sehr gut gestaltbar. Ich habe für einige Modellbaufreunde hier im Forum, die sich nicht mit der Gusstechnik anfreunden konnten oder wollten, solche Abgüsse hergestellt. Ich biete auch dir das gerne an, zum Beispiel für die Galionsregeln, die dir zu Recht als zu platt erschienen sind, dafür aber besser gestaltet sind als deine Nachbauten.
Ich weiß, das war jetzt eine Menge Kritik auf einmal. Aber du sagst von dir selbst, dass du in der Forschung tätig bist; und da nehme ich an, dass du in einer solchen Funktion den Wert von Kritik zu schätzen weißt und damit gut umgehen kannst. Man bekommt in diesem Forum viel Lob und Zuspruch. Und Aufmunterung kann man immer brauchen, da schließe ich mich nun wirklich nicht aus! Im wesentlichen aber bin ich hier unterwegs, um Hilfe und Anregungen zu bekommen.
In diesem Sinne: Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Samstag, 27. Februar 2021, 15:18

Hallo in die Runde,


es freut mich, dass mein Projekt auf Interesse stößt!



@ Schmidt: Die „bewusstseinsgeschichtliche Dominanz der
Nelson-Ära“ ist eine gute Formulierung. In der Tat denke ich auch, dass dies
ein Grund dafür ist, dass wir so viele Bausätze von Schiffen aus der Zeit um
1800 haben und so wenige aus der Zeit um 1700. Die Nelson-Ära ist ja auch ein
englischer National-Mythos; sie wird immer wieder gefeiert, um Identität zu
stiften (wenn auch nicht so oft wie das heldenhafte Standhalten im Zweiten
Weltkrieg, Stichworte „blitz spirit“ und „Dunkirk“). Im letzten Herbst hatte
ich Gelegenheit, mich mit einer Mitarbeiterin des National Maritime Museum in
Greenwich zu unterhalten. Ich merkte an, ich fände es etwas skurril, wie sehr
die Abteilung „Nelson, Navy & Nation“ die Dauerausstellung des Museums
dominiere. Sie stimmte mir zu meinte: „And that’s all you have to know about
Brexit.“ Gestern schrieb ich ja, dass
die Sache meines Erachtens auch mit der (Nicht-)Verfügbarkeit von Quellenmaterial
zusammenhängt. Es ist ja einfach so, dass für britische Kriegsschiffe für die
Zeit vor 1700 in der Regel keine Baupläne und Konstruktionszeichnungen
überliefert sind und für die Jahrzehnte so etwa zwischen 1700 und 1740 auch nur
sporadisch. Das macht es wahrscheinlich erheblich schwieriger, (gute) Bausätze
für Modelle zu designen. Deshalb schrecken wahrscheinlich die
Modellbau-Hersteller vor dieser Epoche etwas zurück. Ich finde das deswegen so
schade, weil die wunderbaren Admiralty Board-Modelle aus dieser Zeit
demonstrieren, was für tolle Vorlagen für Schiffsmodelle hier schlummern.



Deine Kritik kann ich in allen Punkten nachvollziehen. Ich
schrieb ja schon gestern, dass man über meine Löwen-Galionsfigur diskutieren
kann und dass meine Ornamente im Endeffekt nicht wirklich eine barocke Anmutung
haben. Das kann man besser hinbekommen, und in der Tat zeigt der Leimprinz, was
in dieser Hinsicht selbst in einem noch kleineren Maßstab möglich ist. Nur: Das
traue ich mir nicht zu. Beziehungsweise: Ich würde es nicht jahrelang üben
wollen. Im Endeffekt ist die Frage ja
auch, mit wieviel Anspruch und Ehrgeiz man an das Hobby herangeht. Bei mir ist
er wohl eher so mittelhoch. Und so hat dieser Bausatz von Corel mich zwar dazu
angespornt, ihn an einigen Stellen zu modifizieren. Und ich werde auch noch
weiter das eine oder andere Teil scratchen. So soll beispielsweise mein
Zweidecker ein Gangspill bekommen, das im Bausatz gänzlich fehlt. Aber ich
möchte das Modell auch ganz gerne in einer einigermaßen überschaubaren Zeit,
sagen wir: innerhalb von drei oder vier Jahren, fertigstellen. Wenn ich recht
sehe, wird der Leimprinz am Ende diese drei oder vier Jahre allein in die Heckgalerie
und die Skulpturen seiner Soleil Royal investiert haben. Es macht ihm
Freude; es führt zu einem tollen Ergebnis – insofern ist das alles super. Aber
mein Ding wäre es nicht.


Kurzum: Ich werde tatsächlich die Galion und die Heckgalerie
so lassen, im vollen Bewusstsein ihrer Imperfektion. Für mich ist das schon
mehr, als ich mir vor Baubeginn zugetraut hatte. Ein barockes Figurenprogramm
zu scratchen, dürfte zum Schwierigsten gehören, was der historische
Schiffsmodellbau zu bieten hat. Deswegen habe ich auch am Anfang so gezögert, meinem
Schiffchen wirklich ein Poopdeck zu spendieren, was genau diese Aufgabe nach
sich ziehen würde. Insofern bedanke ich mich herzlich für Dein Angebot, Abgüsse
von den Galionsregeln und -spanten anzufertigen – nehme es aber nicht in
Anspruch. Vielleicht mache ich es beim nächsten Modell besser. Vielleicht wird
das dann aber auch wieder auf einem Bausatz beruhen, der einfach besser gemacht
ist als derjenige der „HMS Neptune“. Ich verfolge mit einem gewissen Neid
Bauberichte hier und auch bei modelshipworld, in denen es um wirklich gute
Bausätze geht. Ein Beispiel ist die Polotsk, deren Bau Dubz hier gerade
vorführt und aus der er ein fantastisches Modell macht.



Samstägliche Grüße


Patrick
Im Bau: Englischer Zweidecker, spätes 17. Jahrhundert, auf der Grundlage der "HMS Neptune" (Corel)
Fertiggestellt: HMS Pegasus (Victory Models)

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Sonntag, 28. Februar 2021, 12:08

Ok
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Sonntag, 28. Februar 2021, 21:47

Hi Patrick
Mir gefällt dein Schiff sehr gut und ich werde gerne bei deinem BB dabeisein!
Zu den Kommentaren erhälst Du meinen vollen Zuspruch...mir fehlen vor allem die holländischen Schiffe und auch die Ära von 1840-1900 ist schwach besetzt mit reizvollen Modellen (mit wenigen aber sehr guten Ausnahmen)
Ich baue auch eher "bequem" und überschaubar...aber der Zuspruch und die immer sehr gute Kritik hier im Forum motiviert ungemein!
Aaaaach und besonders unterhaltsam ists auch :tanz:
Ich denke du hast jetzt eine wunderbare Basis mit dem jetzt geleisteten, wo auch mit wenig Aufwand noch sehr viel Rauszuholen ist ...bei der Bemalung / Oberflächenbehandlung ...da ist viel Potential drinnen, weil dass auf dem Echtholz viel besser und einfacher zur Wirkung kommt als bei Kunststoffteilen.

LG
Robert

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Dienstag, 27. April 2021, 23:17

Ein paar Baufortschritte

Nun sind auch schon zwei Monate vergangen, seit ich diesen Thread begonnen habe. Von ein paar kleinen Fortschritten kann ich inzwischen berichten.



Zum ersten habe ich die Galionsregeln mit Profilen versehen. Die Proxxon macht's möglich - eigentlich sollte man so etwas natürlich vor dem Einbau von Bauteilen über die Bühne bringen. Aber Schmidts Kritik hat mir vor Augen geführt, dass hier noch Verbesserungsbedarf bestand.

Vorher:

Nachher:


Um beim Bug zu bleiben: Kranbalken hatte ich schon vor Monaten installiert, sie waren mir aber im Zuge des Weiterbastelns abgebrochen. Jetzt habe ich sie erneuert - und finde, dass sie den Bug gleich ein bisschen aufwerten.


Auf der Poop habe ich ein Skylight 'Marke Eigenbau' installiert. Es gab es ein Bausatzteil, das mir aber nicht zusagte, weil es total flach ist und zweidimensional wirkt.

Das Bausatzteil:

Meine Kreation (die historisch sicher nicht ganz korrrekt ist):


An den Bordwänden habe ich Fallreepstreppen angebracht. Der Bausatz sieht die überhaupt nicht vor - man fragt sich, wie nach Ansicht der Bausatzdesigner Menschen an Bord des Schiffes kommen sollten:


Und schließlich habe ich die Geschütze des unteren Batteriedecks (Halbrohre) eingeklebt. Wie andere Foristen schon bemerkt haben, ist das eine sehr befriedigende Tätigkeit, weil das Schiff plötzlich 'Zähne zeigt' und vollständiger wirkt.



Was die Geschütze des oberen Batteriedecks betrifft, habe ich jetzt noch welche nachbestellt (Halbrohre und komplette Kanonen für die sichtbaren Bereiche). Denn der Bausatz sieht hier Geschütze desselben Kalibers vor wie im unteren Batteriedeck. Und das ist ja Quatsch.

Soweit der kleine Zwischenbericht
Patrick
Im Bau: Englischer Zweidecker, spätes 17. Jahrhundert, auf der Grundlage der "HMS Neptune" (Corel)
Fertiggestellt: HMS Pegasus (Victory Models)

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