Das ist eine sehr stimmungsvolle Interpretation dieses Bausatzes geworden.
Das Weathering steht dem Kit wirklich gut. Hoffentlich bekomme ich das irgendwann auch so gut hin.
Nachfolgend noch ein paar Infos, die vielleicht hinsichtlich diverser Details, zum Beispiel der Ausgestaltung der Kräne, helfen könnten.
Vorab: Mein Kit sieht mich seit Jahren eher vorwurfsvoll aus dem Regal an.
Hinsichtlich der Verpackung muß ich klar sagen, daß ich diese für eine der besten je gemachten Kit-Verpackungen aller Zeiten halte.
Kein Kit hat mir jemals mehr Freude beim Auspacken bereitet als dieser hier. Das war beim ersten Aufmachen ein Gefühl wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.
Endlich mal keine schlappe Pappe sondern ein guter, hochwertig gestalteter Karton mit sorgfältig verpackten Teilen ... genau das was Modellbauer seit vielen Jahren immer wieder aus gutem Grund fordern.
Endlich mal wieder ein richtig gutes gestaltetes Deckelbild, dazu im Stil eines Ölgemäldes auf Leinwand.
Die Anleitung ist endlich mal keine Ansammlung billigster Kopien, mit Glück geklammert, sondern ein Handbuch, das diese Bezeichnung im wahrsten Sinne des Wortes tatsächlich verdient. Nicht am Rücken geklebt sondern echt gebunden ! .. mit Hardcover ! guter Farbdruck !... Welten besser als ein Taschenbuch mit Softcover.
Mag sein, daß es mir deshalb so gut gefällt weil ich Bücher generell nicht als Wegwerfartikel betrachte ... insbesondere wenn wie hier die Qualität stimmt.
Der Inhalt ist zwar auf Chinesisch, aber mit gut verständlichen Grafiken und Farbangaben zum Schluß für all diejenigen, die mehr als nur einen schnellen Steckbausatz mit Aufklebern wollen.
Der ganze Kit ist ja nicht nur als Steckkit gemacht sondern bietet fast durchwegs jedem klassischen Modellbauer die Möglichkeit sich nach Belieben durch Kleben, Supern und Bemalen auszutoben ... was dieser Baubericht ja mehr als eindrucksvoll beweist.
Wenn man es will kann man die Verpackung gut in die Hauptbestandteile zerlegen und "sortengerecht" entsorgen ... das Kunststoffinlay fällt einem geradezu entgegen ... aber wer macht schon sowas bei einer so gut gemachten Preziose, die ähnlich alten Märklin-Verpackungen auch noch 100 Jahre halten kann und sehr dekorativ auch noch bei unseren Urenkeln sein kann ? Ich sehe das weitaus mehr als nachhaltig gute Qualität, die man eben nicht entsorgt ... für mich nicht nur zeitgemäß sondern zukunftsweisend eben nicht alles gleich wegzuwerfen ... zudem wenn es so schön und sorgfältig gefertigt ist.
Der Kit:
Zu den meisten Bau- bzw Kitbeschreibungen auch auf anderen Websites sei gesagt, daß sich praktisch fast alle Rezensenten hinsichtlich der Beschreibung des Rumpfes gewaltig irren.
Dieser Rumpf ist NICHT aus rotem und schwarzen Plastik in einer Form gleichzeitig gefertigt.
Der Rumpf ist auch NICHT aus schwarzem Plastik und danach das Unterwasserschiff rot lackiert ... deswegen kann man diesen roten "Lack" auch nicht bearbeiten ... ist einfach keiner.
Tatsache ist, daß der Rumpf durchgehend aus dem zu sehenden dunkelroten Plastik gefertigt ist und alle Bereiche oberhalb der Wasserlinie außen und das komplette Rumpfinnere schwarz lackiert sind.
Sinn dieser schwarzen Lackierung ist es wahrscheinlich, daß A. Rot auf Schwarz schlechter zu lackieren ist und B. der Rumpf nicht durch die LED-Beleuchtung rot zu schimmern anfängt.
Wers nicht glaubt kann ja mal tief im Rumpfinneren vorsichtig an einer wenig sichtbaren Stelle die schwarze Farbe abkratzen ... funktioniert !
Immer wieder wird berichtet zu diesem Schiff gäbe es keine passenden Vorbilder ... ganz so stimmt auch das nicht.
Das mag zum einen der Historie geschuldet sein, daß man vielleicht zum originalen, tatsächlich untergegangenen, Schiff praktisch keinerlei Unterlagen finden konnte.
Die Unterlagen von MENGS Website deuten auf ein originales Schiff hin, das in den 1920ern an den Great Lakes in den USA in der Manitowoc Schiffswerft gebaut worden sein soll ... mit anschließendem Umbau für China ...
Nun denn ... irgendwie führte das bisher regelmäßig ins Nirvana.
Der Filmproduzent mußte dann eben ein passendes, tatsächlich existierendes Vorbild aus fraglicher historischer Periode der 20er suchen ... was ihm fraglos gelungen ist.
Man muß sich halt von dem Original des tatsächliche Schiffsuntergangs als solches verabschieden.
Wenn wir ein wirklich existierendes Vorbild zum Modell des Film-Schiffes suchen so findet sich tatsächlich eine TAIPING und ihr Schwesterschiff CHANGTE .
Das sind in der Tat nicht irgendwelche Schiffe ! Diese Schiffe sind dem Film-Schiffsmodell wie aus dem Gesicht geschnitten ! ... nun ja als Nachbau eigentlich genau umgekehrt ...
https://www.oldchinaships.com/
und bitte ganz bis zum Ende runterscrollen !
Auf Firefox ist das derzeit nicht so dolle zu sehen, ich empfehle diese Website mit dem Chrome-Browser anzuschauen.
Beide Schiffe entsprechen der fraglichen historischen Epoche ... sind Baujahr 1925.
Beide wurden aber in der in der Hong Kong & Whampoa Dock Co. Ltd, Hong Kong gebaut.
Es gibt auch noch weitere Schiffe dieses generischen Typs.
Der Typ ist ein "China coaster design" mit zusätzlichen Passagierkabinen und zusätzlichem Kühlfrachtraum.
Beide Schiffe hatten ein bewegtes Schiffsleben über 35 Jahre hinter sich und wurden erst 1961 verschrottet.
Ein trauriges Untergangsszenario a la "Crossing" findet sich in dieser Historie aber nicht.
Dafür aber schon einige recht gute Photos die auf, vorsichtig ausgedrückt, sehr enge Verwandschaft zwischen dem Filmschiff und den vorliegenden Originalschiffen schließen lassen. Hier zeigt sich auch, daß die Aufbauten auch in ihrer Höhe sehr stimmig wiedergegeben wurden. Das war wohl tatsächlich so.
Bis auf wenige Details passen die im Modell dargestellten Aufbauten zu denen der Originale, lediglich die Oberkante der Bordwand und Reling wurde im Modell bzw. Filmschiff begradigt dargestellt .. was man sicherlich einer Moderniserungsaktion zuordnen könnte. Auf den verschiedenen Bildern auch der nachfolgenden Links sind diverse Modernisierungsmaßnahmen an kleinen Veränderung bemerkbar ... aber nichts großartiges.
Auf den Originalbildern sind zwar drei Rettungsboote zu sehen, die aber deutlich näher zusammenstehen als die beiden des Modells. ... mit zwei Stück paßt es halt zum Film.
Der Aufbau selbst ist aber etwa gleich lang . Auf dem Filmmodell hätten die drei deshalb auch gut Platz gehabt ... bei angepaßter oberster Reling und einem weiteren Paar Davits.
Das gilt auch für die Rettungsboote im Heckaufbau ... Platz genug wäre auch im Modell da. Letztendlich weist auch das auf den gemeinsamen Ursprung hin.
Die Originalschiffe waren auch in der Gesamterscheinung eher kompakt gebaute, gedrungene Erscheinungen mit beeindruckend hohen Aufbauten.
Durchaus auffällig ist aber schon, daß die Originalschiffe auf den Photos selbst kurz vor der Verschrottung keinen sehr verlebten, schmutzigen Eindruck machten. Patina definitiv ja ... aber nicht ungepflegt.
Nochmals Links zur SS CHANGTE
https://en.wikipedia.org/wiki/SS_Changte_(1925))
und hier zur SS TAIPING
https://www.wikidata.org/wiki/Q7394434
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:…ping_(ship).jpg
http://www.shipspotting.com/gallery/photo.php?lid=1495935
Hier noch ein PDF mit durchaus interessanten frühen Bildern, teils noch aus der Bauphase:
https://ede5a11b-cbd0-4cc4-99c1-e4269092…76c77e4e24e.pdf
Beachte hier insbesondere die Seiten 6-8. Es handelt sich um Schiffe des gleichen Typs mit ähnlich hohen Aufbauten aber leicht variierenden Längen.
Sie sind mit einer Länge von ca 107 Metern angegeben.
Das Modellschiff käme bei 1/150 umgerechnet auf rund 80 Meter ... was bis zu einem gewissen Grad auch eine kürzere, eher auf Passagiertransport als Fracht gebaute Bauvariante darstellen könnte.
Wenn man aber im Graphikprogramm Filmschiff und Originale übereinander legt und die praktisch identischen Aufbauten als "menschliches Maß" als einheitlichen Vergleichspunkt setzt paßt es wieder.
Die Proportionen und Höhen sind dann sehr stimmig und dann ist der Längenunterschied aber nicht mehr so sehr wie es die Zahlen zunächst vermuten lassen.
Das läßt eher darauf schließen, daß der Modellmaßstab des MENG-Kits mehr Richtung 1/160 plusminus X geht ... was wiederum eine Rumpflänge von grob 90 Metern ergeben würde.
Ja, der Rumpf dieser Originalschiffe ist auch dann noch etwas länger ... sowohl vor den Aufbauten als auch ein kleines Stückchen zwischen den Aufbauten im Heckbereich ... eine Idee für einen Umbau zum Original ?
Bei dem Kitpreis ist ein dazu notwendiger zweiter Rumpf eher wenig wahrscheinliches Projekt ... vielleicht bei einem ergänzenden billigen Schrottkit ... aber auch dazu sollte genug Begeisterung für ein fernöstliches Schiff der 20er Jahre vorhanden sein um solch ein Projekt durchzuziehen.