Vorweg:
An Modellen in größeren Maßstäben wirken Segel aus echtem Leinen gut und passend. Je kleiner der Maßstab, desto schwieriger ist es, passenden „Stoff“ zu finden. Segel, die zu dick sind und deren Struktur zu grob ist, trüben den Gesamteindruck.
Zudem ist es schwierig, Leinensegel anders als hängend oder gleichmäßig gebauscht zu zeigen. Besonders schwierig ist die Darstellung von teilweise geborgenen, back stehenden oder unregelmäßig gebauschten Segeln sowie Segeln, die sich gegen Wanten oder Pardunen schmiegen.
Daniel (Dafi) hat zu diesem Zweck Laminatsegel erfunden, die mittlerweile von mehreren Modellbauern nachgeahmt werden. Auf Wunsch fasse ich hier meine persönlichen Erfahrungen kurz zusammen.
Laminatsegel sind äußerst dünn, besitzen die Reißfestigkeit von Seide, aber die Knitter- und Falt-Eigenschaften von Papier.
Segel aus Seide lassen sich schlecht bauschen und noch schlechter knicken oder falten, ihre seidig glänzende Oberfläche hat zwar eine sehr feine Struktur, ähnelt aber nicht dem Leinen. Man kann sie auch nicht färben. Segel aus Papier lassen sich zwar färben und weisen eine matte Oberfläche auf, sind aber nicht reißfest genug, zeigen keine Stoffstruktur und knittern nicht vorbildgerecht. Die Laminatsegel verbinden die guten Eigenschaften unterdrücken die ungewollten.
Die Materialien:
Weiße Seide Ponge Nr. 5, leicht zu bekommen (Ebay etc.)
Filmoplast. Ein spezielles Japanpapier, gedacht u.a. zum Reparieren von Büchern. Gibt es als 2 cm breites Band (Länge 20 Meter) recht preiswert und als 31 Zentimeter breites Material (Länge 50 Meter) ab 100 Euro. Leider gibt es keine Zwischengrößen. Eine Sammelbeschaffung könnte den Preis reduzieren, auch mit 10 Metern kommt man ein Leben lang aus.
Meine Vorgehensweise
Ich laminiere ein passendes Stück Seide beidseitig mit Filmoplast. Das geschieht mit einem Bügeleisen auf Stufe „Seide“. Filmoplast hat eine Seite, die einen Klebstoff trägt, der durch die Hitze aktiviert wird.
Ich empfehle, auf einer absolut sauberen Glasplatte zu laminieren, um Anhaftung oder Verfärbung des Materials zu verhindern. Außerdem muss sichergestellt werden, dass das Bügeleisen (kein Dampfbügeleisen!) ebenfalls absolut sauber ist. Am besten, man reinigt es mit Waschbenzin oder dergleichen.
Ich zeichne die Form des Segels an und schneide das Segel aus.
Die Nähte schneide ich als dünne Streifen aus Filmoplast. Die Breite richtet sich nach dem Maßstab. Streifen von weniger als 1 mm Breite abzuschneiden, ist heikel. Ich drücke einen etwa 2 cm breiten Streifen Filmoplast mit der noch nicht aktivierten Klebefolie auf die saubere Glasscheibe, er hat dort eine gewisse Haftung, was das Abtrennen von schmalen Streifen erheblich erleichtert. Als Werkzeug benutze ich eine noch unbenutzte Cutterklinge
Die Position der Nähte markiere ich nur [!] an den Kanten des Segels mit einem möglichst dünnen Bleistiftstrich. Es gibt aber sicher auch andere Verfahren. Die Streifen (Nähte) werden ebenfalls aufgebügelt. Das ist zugegebenermaßen eine sehr heikle Arbeit. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, einen Streifen, der deutlich länger ist als benötigt, quer über das Segel zu legen und außerhalb des Segels mit etwas Druck auf der Glasplatte zu fixieren, bevor ich ihn aufbügle. Das Wichtigste ist jedoch, dass man ein Gefühl für dieses sehr dünne und empfindliche Material entwickelt. Am Anfang zerreißen mir die Streifen; allmählich begreifen meine Finger dann, wie vorsichtig sie damit umgehen müssen.
Wenn eine Seite des Segels mit den Streifen lamentiert ist, drehe ich es um und lamentieren die Streifen auf die Rückseite. Eine Lichtquelle unter der Glasscheibe erleichtert es immens, die richtige Position für die Streifen zu finden. Natürlich kann man auch die sogenannten Kleider oder andere Verstärkungen aus kleinen Stücken Filmoplast auflaminieren.
Die fertigen Segel befestige ich auf die bekannte Art und Weise an Rahen, Ruten oder Gaffeln. Danach tränke ich sie mit einem Wasser-Leim-Gemisch, dem gegebenenfalls Tee beigefügt ist, um die Segel dunkler zu färben. Im feuchten/nassen Zustand lassen sich die Segel bauchen, stauchen oder zusammenlegen. Wenn sie wieder trocknen, hält der Leim sie in der gewünschten Position. Bis dahin fixierte ich sie mit Klebeband oder Garn. Die eleganteste Manier, ein feuchtes Laminatsegel zu formen, besteht darin, es mit dem Föhn in die gewünschte Position zu blasen. Die warme Luft sorgt dafür, dass das Segel in kürzester Zeit trocknet.
Einige Beispiele für Laminatsegel. Die Rumpflänge des Modells beträgt 10 cm!
Ich beantworte gerne alle Fragen zu dieser Technik!
Schmidt