Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das Wettringer Modellbauforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

871

Sonntag, 3. Oktober 2021, 20:33

Moin Moin

Es ist hochinteressant und extrem lehrreich diesem Baubericht zu folgen.

Dieses Auf und Ab mit den Höhen als auch Tiefen mag dich an deine Grenzen bringen, für mich als „nur
Leser“ ist das Unterhaltung auf höchstem Niveau…spannend wie ein Krimi, was wird wohl als nächstes kommen…einfach genial!

Ich denke der Schlüssel für ein hervorragendes Ergebnis sind die Niveaus der Decks.

Die Fenster der Seitengalerien sollten natürlich mit den Deckhöhen zusammenpassen. Also sind die
Türme mit der Achtergalerie verbinden…da wird das Schiff auch etwas wohnlicher.

Das ein Seitenturm eine Fensterreihe mehr aufweist und über eineinhalb Decks reicht,
ist für mich fraglich…was haben die mit dem Platz darüber gemacht?? Also nur die
Turmspitzen freizustellen…so wie auf den meisten Gemälden dargestellt.

…und nochmal HUT AB vor deiner Energie welche du da reinsteckst, das Ergebnis wird kaum zu übertreffen
sein für zukünftigen Erbauer dieser Modelle aus dieser Epoche.

Liebe Grüße
Robert

872

Montag, 4. Oktober 2021, 08:35

Ganz herzlichen Dank für die lobenden und aufmunternden Beiträge. Die kann ich gut gebrauchen!
Ich denke, die mehrstöckigen Türme auf den Seitengalerien waren in der Hauptsache ein Schmuckelement. Die Funktion, die Toilette besser zu beleuchten, hat dabei meiner Meinung nach eine geringere Rolle gespielt. Wir befinden uns eben noch tief in einer Zeit, für die Schmuck und Ornament unverzichtbare Bestandteile der Repräsentanz von Macht waren. Türme haben in diesem Denken eine wichtige Funktion, weil sie – nun ja – einfach hoch sind. Siehe Kirchen.
Ich bin bei der Herstellung meiner Türme jetzt einen anderen Weg gegangen. Ich habe eine Abwicklung hergestellt, wieder aus Bestandteilen der (inzwischen verkleinerten) Fenster im Heckspiegel. Diese Abwicklung habe ich wiederum abgeformt und dann die noch nicht ausgehärteten Abgüsse um entsprechende Rundhölzer gebogen. Da war natürlich wieder viel Versuch und Irrtum angesagt. Vor allem Irrtum! Das erste Turmprofil (mit Zugang zum Rumpf), das einigermaßen passte, habe ich fixiert und ausgegossen, um seine Stabilität zu fördern.



Hier steht es an seinem Platz. Eine besondere Herausforderung besteht darin, die Ornamente zwischen den Fenstern mit den senkrechten Streben auf der Höhe der Lüftungsschlitze zur Deckung zu bringen. Ich verschweige an dieser Stelle, dass sich das eher zufällig ergeben hat. :rolleyes:



Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

873

Montag, 4. Oktober 2021, 09:11

Hallo Burkhard, Beeindruckend Deine Ausdauer und Mühen. :respekt: Das Ergebnis wird Deinen Anstrengungen mehr als entsprechen.

Lieben Gruß Frank

874

Mittwoch, 6. Oktober 2021, 09:53

Licht am Ende des Tunnels?



Das sind die Rohfassungen der beiden Türme und der Abdeckung auf der Seitengalerie. Natürlich muss alles noch richtig zueinander ausgerichtet werden, und es bedarf noch einiger frei gestalteter Ornamente, um das Ganze eine einigermaßen harmonische Einheit im Sinne barocker Schönheitsvorstellungen bilden zu lassen. Ich weiß nicht, ob ich am Ende ganz zufrieden damit sein werde, aber da die Aufgabe selbst der einer Quadratur des Kreises glich, sollte ich mich vielleicht auch mit siebzig bis achtzig Prozent meiner Wünsche bescheiden.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

Beiträge: 3 597

Realname: Hans Juergen

Wohnort: Bitburg

  • Nachricht senden

875

Mittwoch, 6. Oktober 2021, 16:33

also ich weiß nicht :nixweis: ..... wäre es nicht evtl stimmiger, den achteren Turm im unteren Bereich mehr in den Heckspiegel zu integrieren und nicht so frei hinzustellen? ( ich will dich natürlich nicht überstrapazieren) kannst ja vielleicht mal ein Bild von hinten machen
Fertig:RC U-Boot der Gato Klasse 1/72 - Sea Tiger
Fertig:RC: DH 2 Airco von MICROACES 1/24 mit Flugvideo
Fertig:RC:
HMY Britannia 1893

876

Donnerstag, 7. Oktober 2021, 07:07

Moin Schmidt,

ich teile die Meinung von Hans Juergen. Es sieht ein bisschen, verzeih mir den Vergleich, wie "Bauklötze stapeln" aus :S

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


Liste meiner Modellbau-Projekte im Portfolio

877

Donnerstag, 7. Oktober 2021, 10:56

Musstet ihr das wirklich so sagen? „Bauklötze stapeln“. Dabei hatte ich mich gerade bemüht, dem Turm, was Neigung und Anschmiegung angeht, möglichst viel Kontakt zur Bordwand zu verschaffen.



Aber ihr habt ja leider recht. Die barocken Baumeister werden sich noch irgendetwas überlegt haben, um das Heck ästhetisch „runder“ zu machen.
Aber wir wissen nicht, was! Ich habe nachgedacht und als Resultat dieses Nachdenkens mir noch einmal die Vasa angeguckt, deren unmittelbares Vorbild ja der Heilige Ludwig gewesen sein soll. Ich bediene mich der Einfachheit halber eines schönen Fotos, dass Dirk von seinem fertigen Airfix-Modell gemacht hat.

https://www.wettringer-modellbauforum.de…7885&embedded=1

Was sieht man? Man sieht, dass die Erbauer der Vasa keine Probleme mit der Architektur der Türmchen hatten. Und zwar aus dem einfachen Grunde, weil sie in einem Anfall von Größenwahn zwei Seitengalerien übereinander platziert hatten, was bedeutete, dass von den unteren Türmchen nur die Dächer bleiben konnten. Die fügen sich nun einigermaßen harmonisch in die Gesamtkonstruktion ein. Toller Trick.
Schaut man etwas genauer hin, dann bemerkt man noch einen zweiten Unterschied zum Ludwig, wie ihn die Leute bei Airfix konstruiert haben. Das Heck ist nämlich gestuft, während das entsprechende Airfix-Teil, für das die Konstrukteure ja keinerlei zuverlässiges Vorbild hatten, vollkommen glatt ist.
Also habe ich zunächst mal wieder den Abriss-Dremel und mit ihm die Fensterfront herausgeholt. Das war insofern leicht, als die Front ja bereits ein neu gebautes und eingesetztes Teil war.



Hier ist die Fensterfront wieder provisorisch an ihren Platz gestellt, dabei aber so weit nach innen verschoben, dass die Falllinie der Fenster mit der der Fenster im Türmchen übereinstimmt. Zusätzlich habe ich ein Verbindungsfenster eingesetzt, das nun eine einheitliche Fensterfront herstellt, die Heck und Türmchen einschließt.



Stand der Dinge. Ich habe aber noch eine weitere Überraschung in petto. (Ab mit irrem Lachen.)

Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

878

Donnerstag, 7. Oktober 2021, 11:06

Moin Moin,

nochmal Sorry für meine "harten" Worte, aber wie sagt man so schön: der Zweck heiligt die Mittel :pfeif:

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


Liste meiner Modellbau-Projekte im Portfolio

879

Donnerstag, 7. Oktober 2021, 13:20

:-)

"(Ab mit irrem Lachen.)"

https://www.youtube.com/watch?v=hnzHtm1jhL4

XXXDAn
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
http://www.dafinismus.de

Beiträge: 3 597

Realname: Hans Juergen

Wohnort: Bitburg

  • Nachricht senden

880

Donnerstag, 7. Oktober 2021, 14:16

So wird schon ein Schuh draus, :ok:

wenn Du jetzt auch noch die zweite Fensterreihe des Turmes mit dem Heckspiegel verbindest, z.B. mit einem die Lücke füllenden weiteren Fenster hast Du meinen Segen. Denn dann ist das Verhältnis von Breite und Höhe wieder im Lot und der Turm in der Form integriert ;)
Fertig:RC U-Boot der Gato Klasse 1/72 - Sea Tiger
Fertig:RC: DH 2 Airco von MICROACES 1/24 mit Flugvideo
Fertig:RC:
HMY Britannia 1893

881

Freitag, 8. Oktober 2021, 20:00

Dem kann ich leider nicht entsprechen. Damit wäre man wahrscheinlich sowohl in einer anderen Epoche als auch in einem anderen Ursprungsland. Hier noch einmal Landströms Interpretation des Hondius-Stiches. Landström hat etliche alte Abbildungen in kolorierte Zeichnungen umgesetzt, von denen wiederum viele als Vorlage für die Herstellung von Plastikbausätzen in den sechziger und siebziger Jahren gedient haben. Er zeigt die obere Etage des hinteren Turmes „durchsichtig“ und den Turm selbst etwa bis zur Hälfte an die Bordwand geschmiegt, im oberen Bereich der Kuppel aber vollkommen freistehend. Leider hat er sich an einen Entwurf des Hecks nicht gewagt.



Ich bin kein Marinehistoriker. Meine Überlegungen sind die eines Amateurs und Dilettanten. Aber nach Durchsicht ich weiß nicht wie vieler Bücher und Internetseiten bin ich der Ansicht, dass diese hohen und freistehenden Türmchen kein besonders oft wiederkehrendes Element beim Bau der Schiffe in dieser Zeit waren. Vielleicht wollten die holländischen Schiffsbauer, die den Ludwig für Frankreich konzipierten und bauten, etwas tun, damit das Schiff schon von weithin als königlich wahrgenommen werden konnte. Im täglichen Gebrauch können diese Türme sich nicht bewährt haben. Man stelle sich nur vor, was mit ihnen passiert, wenn Sturm herrscht. Die Scheiben, so es denn welchesind, werden eingedrückt und der ganze Turm abgerissen! Ich habe die Türme an verschiedenen holländischen Schiffen zwarwiederfinden können, aber das sind es immer niedrige, halbe Türme, die sich in der Mitte der Galerie oder leicht nach hinten versetzt an die Bordwand schmiegen. Eigentlich sind es mehr Beulen als Türme. Hier ein Ausschnitt aus einem Gemälde, das ein englisches Schiff aus der Zeit des Ludwigs zeigen soll. Man erkennt eine gewisse Verwandtschaft, aber die Türme sind deutlich integriert.



Wer mir Abbildungen von anderen „Turmschiffen“ zeigen kann, möge das bitte tun. Ich wäre dafür sehr dankbar.

Hier die bereits eingesetzte neue, nach hinten gekippte Fensterreihe. Die Figuren, die die Fenster trennen, haben größere Köpfe bekommen, die auch als tragende Elemente dienen. Rechts und links habe ich mich zu einer Fortsetzung der seitlichen ornamentalen Begrenzung entschlossen. Ich denke nun doch, es hätte weder dem Geschmack der Zeit noch konstruktiven Anforderungen entsprochen, eine Panoramafensterreihe von Turm zu Turm laufen zu lassen.



Hier bereits grundiert.



Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

882

Freitag, 8. Oktober 2021, 22:19

Das einzige wirkliche Hinweis, den wir auf diese Bauten haben ist die Vasa.

https://www.segelschiffsmodellbau.com/t6…Vasamuseum.html

Wenn man die beiden hinteren Gallerien anschaut, sieht man die überstehenden Profile. Wenn die Hütchen dort oben aufgesetzt werden, sollte man eine realistische Näherung haben.

Grüßle, DAniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
http://www.dafinismus.de

883

Samstag, 9. Oktober 2021, 14:48

Nun ein paar mehr Hinweise gibts Dank der Van de Veldes und noch ein paar anderen schon ...


Mannomann ... wenn ich hier diesen wirklich gut gelungenen Beginn, eigentlich schon zwei Drittel, anschaue, dann tuts mir leid, daß ich derzeit so wenig Zeit habe.
Ich stelle Dir im folgenden mal ein paar Gedanken und Beispiele zusammen.

Ich denke, daß bei alle(m) (Ver-)Zweifeln dieser Umbau wirklich gut läuft !

Du läufst genau in diesem Monment letztendlich in exakt die gleichen Schwierigkeiten hinein, die auch die anderen Erbauer von den wenigen, sehr exklusiven Schiffen mit Türmen hatten.
Es ist die zentrale Frage wie man die Türmchen integriert ... ( später hat man sich mit breitem Heck und mehrstöckigen Seitentaschen und Balkons einfach um das Problem herumgemogelt. )

Das haben meines Erachtens die Schiffbauer aus holländischer Tradition am elegantesten hinbekommen ... inklusive aller Exporte nach Deutschland, Frankreich, Schweden etc. ....
Die weitgehend zeitgleichen Abbildungen zum Beispiel der etwas breit-flatschigen Couronne oder viele der eher kastenartigen Engländer empfinde ich als weniger elegant.

Wie auch Dafi schon anmerkt ist die Vasa tatsächlich ein gutes Beispiel ... für mich damals wie heute der Grund mir die weitgehend baugleichen Teile "auszuleihen".
Nach wie vor denke ich, daß die beiden Schiffe strukturell sehr ähnlich gewesen sein müssen.

Letztendlich ist bei der Frage der Seitentaschen die zugrunde liegende Architektur des menschlichen Maßes zwingend, daß nämlich die Toilettes begehbar und benutzbar sein müssen ... und somit dem Mindestmaß eines Menschen entsprechen müssen.
Deswegen darf diese Seitentasche weder auf einem kleinen noch auf einem großen Schiff dieses Mindestmaß unterschreiten .

Weniger als auf der Batavia darf es gar nicht sein, wenn sich da drin ein Mensch so weit entkleiden können muß um die Toilette bestimmungsgemäß zu benutzen.
Die Bekleidung eines damaligen Kapitäns oder Offiziers erforderte vermutlich etwas höheren Aufwand als heutzutage.

Wenn man mal genauer hinschaut haben sie deshalb alle bei den Seitentaschen eine sehr ähnliche Breite bzw Tiefe ... egal ob es nur eine pure Tasche ist ... ob sie eine Art Gaube drauf hat ... oder auch wenn es ein Türmchen ist.
Der einzige, aber meist nur äußerliche, Unterschied ist dann die bei jedem Schiff unterschiedliche Verzierung oben drauf ... der individuelle Zuckerguß.

Wichtig ist zum Beispiel aus der Vasa ( und den anderen Abbildungen, z.B. Hondius ) zu lernen, daß die Türme nicht der Neigung der Seitentasche folgen sondern weitgehend senkrecht stehen.
Wenn man als Mensch dort in die Toilette geht dann steht man naturgemäß ja auch nicht schief sondern gezwungenermaßen der normalen Erdanziehung folgend weitgehend senkrecht.
Dieser unumgänglichen Erdanziehungskraft werden dann auch die Türmchen durch ihre Bauweise gerecht.
Schon alleine diese weitgehend senkrechte Stellung der Türme macht den Übergang am Heck leichter und elegenter weil das Heck, mit seinen meist senkrecht stehenden Fenstern, seinerseits ja auch bei den meisten Schiffen weitgehend senkrecht gestaltet ist.
Mir ist schon klar, daß das Heck der Vasa nach hinten schräg ist ... aber die Türme sind nicht zusätzlich nach vorne gekippt sondern weitgehend senkrecht mittig.

Ob die beiden Türme am Heck wirklich ganz hinten draußen stehen müssen ?
Müssen nein ... sollten sie weitgehend ja ... das zeigen die historischen Stiche der Louis ... und es erleichtert die Entsorgung mittels Fallrohr eindeutig.
Andererseits zeigen sowohl Vasa als auch die weiter unten folgenden Abbildungen, daß durchaus noch ein paar Zentimeter für den individuellen Schmuck übrig bleiben, der sich aus dem Heck entwickelt.

https://www.evolution-mensch.de/Anthropo…m_the_stern.jpg

Die Türmchen stehen in der Regel gar nicht komplett frei ... das hast Du schon sehr gut gelöst.
Was frei steht ist jeweils vor allem das rundum freie Dach und vielleicht noch ein kleines Stückchen des Turmkörpers um die Illusion eines frei stehenden Turms zu erzeugen. ... während die rumpfseitigen Seitenwände ansonsten dazu tendieren auf den Rumpf zuzulaufen. Irgendwo muß man ja die Seitentasche bzw Turm ja auch betreten können.
Das kann man vor allem an der Vasa als auch an den Abbildungen der Eendracht ganz gut erkennen.

Das Argument mit dem Mövensitzplatz kann schlecht gelten weil praktisch das ganze Schiff ein solcher sein könnte.
Ich mag mir gar nicht ausmalen wie die ganzen güldenen Barockschiffe noch ohne Tauben- bzw Mövennetze tatsächlich ausgesehen haben.

Wie Du schon gemerkt hast gibt es ausgesprochen wenige Abbildungen mit Türmchen.
Es waren tatsächlich fast ausschließlich nur Schiffe, die in ihrem "Rang" so hoch standen, daß sie mit viel Geld und Mühen solche Türmchen oder wenigstens turmähnliche Konstruktionen erhielten.
Selbst die meisten andern großen Schiffe haben zwar die Seitentaschen mit einer Art großer Gaube ... aber keine erkennbaren Türmchen.
Offensichtlich war es ein Merkmal, das nur an wenigen außergewöhnlichen Schiffen verbaut wurde und damit auch deren außergewöhnlichen Status zeigte.
Nicht vielen war der Luxus vergönnt im vergoldeten Türmchen Platz zu nehmen.

Es waren in den meisten Fällen sehr bedeutende Schiffe, wie die Vasa, Saint Louis, Brederode, Eendragt etc ...

Die hatten damals genau das gleiche Problem wie Du jetzt ... nämlich, daß das Heck mit einer vollen Fensterlinie ein optisch recht unansehnlicher, ziemlich fetter Brocken wird ... so wie auf dem Bild der vermuteten Couronne.

Deshalb haben die holländischen Schiffbauer in den meisten der dargestellten Beispiele in die Trickkiste gegriffen und haben den zentralen Rumpf in einem Schwung in die Seitentasche geleitet.
Das entstehende "Loch" zum Türmchen wurde dann mit Figuren oder anderem Schmuck sehr geschmackvoll gefüllt.
( An dieser Stelle wirst Du das eigentlich sehr angenehme Problem haben, eigentlich die einzigartige Gelegenheit, diesen Schmuck nach Herzenslust nachzuempfinden. )

Resultat ist ein elegantes Heck, das dennoch die volle Funktion mit einer sehr schmucken Seitentasche nebst vollem Türmchen bietet.
Hier finde ich die Lösung das mit Figuren und anderen Schuckelementen zu füllen ausgesprochen spielerisch leicht anzusehen.
Dadurch wird die schwerfällige Breite des Couronnebildes vermieden ... oder auch die ziemlich unbeholfene Türmchen-Optik der Couronne-Darstellung nach Paris.

Dieser Bereich des Übergangs des großen Heckturms wird in diversen Bildern gezeigt.

So .... jetzt aber, in ungeordneter Reihenfolge, ein paar der schon angesprochenen Hecks mit Türmchen oder wenigstens angedeuteten Türmchen:









index.php?page=Attachment&attachmentID=476096












Abschließend eines meiner Lieblingsbilder ... das der zerschossenen Eendracht ... Bug und Gallion fehlen fast komplett ... jede Menge Einschußlöcher über den ganzen Rumpf verteilt ... Pfortendeckel weggeschossen ... Takelage nur noch rudimentär ... ABER der Lokus des Admirals ist augenscheinlich im Bestzustand ... unfaßbar, oder ?
( Die Türmchen der Brederode rechts außen sind vorhanden aber nicht so toll erkennbar. )



.... hm ... diese komischen Anhänge hab ich jetzt weg ... jetzt frage ich mich warum noch manche Bilder seitlich beschnitten werden ?
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

884

Samstag, 9. Oktober 2021, 20:44

Mensch, Markus! Da fällt mir jetzt aber ein Stein vom Herzen, dass deine Rechercheergebnisse sich mit meinen geradezu vollständig decken. Seit Tagen lebe ich in der Furcht, dass mein (verschollener) Generalrecherchemeister mit einer Vielzahl von Dokumenten auftaucht, die meine bisherige Arbeit zunichte machen. Ich habe jetzt und schreibe zwei Wochen lang die gelegentlichen Viertelstündchen im Bastelkeller an dieses Projekt gewendet, und es wäre wirklich sehr traurig, wenn es mit dem Totalverlust des Übungsludwigs enden würde. Das auf die Schnelle, verbunden mit dem Dank für die wunderschönen Dokumente.
Demnächst mehr.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

Beiträge: 3 597

Realname: Hans Juergen

Wohnort: Bitburg

  • Nachricht senden

885

Samstag, 9. Oktober 2021, 21:23

was für Protz - Klos , wo haben eigentlich die Mannschaften hin geschissen :?:
Fertig:RC U-Boot der Gato Klasse 1/72 - Sea Tiger
Fertig:RC: DH 2 Airco von MICROACES 1/24 mit Flugvideo
Fertig:RC:
HMY Britannia 1893

886

Samstag, 9. Oktober 2021, 22:54

Gugschdduhier - ein Scheißthema aber in epischer Breite ;-)

https://www.segelschiffsmodellbau.com/t8…-The-Heads.html

XXXDAn
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
http://www.dafinismus.de

887

Sonntag, 10. Oktober 2021, 16:32

Du liebe Güte! Das hatte ich ja gar nicht auf dem Schirm, dass ich mit meiner Türmchen-Diskussion einen Beitrag zur immer wieder interessanten oder zumindest interessierenden Frage nach der Bordhygiene leiste. Immerhin bin ich so daran erinnert, mich schon mal auf die Produktion von Fallrohren und dekorativ-barocken Wischmöppen einzustellen. Aber zurück zur Architektur.
Hier halte ich einen Teil des Hecks der Sieben Provinzen in der Hand. Ein typischer Vertreter der Lösung, die die barocken Schiffsarchitekten in den Niederlanden für das Problem des Übergangs zwischen Heck und Seitengalerie gefunden hatten. Das Türmchen rückt ein wenig nach vorne, und damit kann der hintere Abschluss der Seitengalerie in die Gestaltung des Heckspiegels eingeschlossen werden. So entsteht das mehrere Jahrzehnte lang für die niederländischen Schiffe typische und so in viele andere Länder exportierte Standardheck. Die im Laufe der Zeit größer (breiter) werdende Fläche über der Fensterreihe trug dabei meistens eine symbolische Darstellung des Schiffsnamens, was beim Ludwig mit dem Wappen des französischen Königshauses schon entsprechend realisiert wäre.



Hier nun die von mir immer als besonders mühsam empfundene Arbeit, eine (hoffentlich) gelungene Konstruktion der einen Seite auf der anderen möglichst identisch zu wiederholen. Ich wollte, mir würde endlich die Technik der seitenverkehrten Abformung gelingen. Leider bleibt das in 3-D schwierig.



Die nächsten beiden Bilder zeigen die große Überraschung, die ich schon angekündigt hatte: einen Balkon, der das Heck meines Erachtens nicht nur historisch authentischer, sondern durch seine Stufung auch ästhetisch ansprechender macht. Die über das Heck hinausragenden Teile der Balustrade müssen umständlichst an die Struktur der Seitentaschen angepasst werden. Dazu fixierte ich die Teile zueinander mit etwas Magic Skulp. Diese Verbindungen lassen sich später wieder einigermaßen leicht lösen. müssen sie auch, der die einzelnen Teile sollen ja wieder abgeformt werden, um an anderen Ludwigs, Karls oder Egons Dienst zu tun.





Das geklinkerte Dach der Seitengalerie ist zunächst mit Polystyrolstreifen hergestellt und anschließend abgeformt worden. Ein Abguss wurde wieder erhitzt und an Ort und Stelle in Form gebogen und gefeilt. Hier warten vier eigens dafür gezüchtete Seeungeheuer darauf, ansprechend darauf gruppiert zu werden. Auch das geschieht im erhitzten Zustand.



Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

Beiträge: 3 597

Realname: Hans Juergen

Wohnort: Bitburg

  • Nachricht senden

888

Sonntag, 10. Oktober 2021, 19:04

Fein, Fein und so ist der Schiffspopo auch schön und stimmig anzuschauen :ok: :ok: :ok:
Fertig:RC U-Boot der Gato Klasse 1/72 - Sea Tiger
Fertig:RC: DH 2 Airco von MICROACES 1/24 mit Flugvideo
Fertig:RC:
HMY Britannia 1893

889

Montag, 11. Oktober 2021, 08:11

Moin,

sehr schöne Fortschritte und meiner Meinung nach bist Du auf dem richtigen Weg :ok:

Was mich ein wenig stört, ist der doppelte Bruch in den Linien:


Die Unterseiten der Seitentaschen sind gerade und, so sieht es für mich aus, parallel zum Wasserspiegel (rot). Die Linie auf dem Heckspiegel folgt aber einem schönen Schwung (grün). An beiden Enden des Balkongeländers gibt es jetzt einen Bruch in dieser Linie, nämlich den Übergang zum geraden Teil an der Seitentasche. Das zu harmonisieren, wäre das Tüpfelchen auf dem i. Aber wie immer ist das nur meine persönliche Meinung ...

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


Liste meiner Modellbau-Projekte im Portfolio

890

Montag, 11. Oktober 2021, 10:38

Vielen Dank für die aufmerksame Betrachtung. Ich muss leider widersprechen. Die Balkone folgen der Balkenbucht, also der Wölbung der Decks. Das ist nicht zu ändern und vom ästhetischen Standpunkt aus zu begrüßen. Würde man die Bogenlinie über den Rumpf hinaus fortsetzen, dann würden die Seitentaschen hängen, was sowohl aus konstruktiven wie auch aus ästhetischen Gründen geradezu unmöglich wäre. Schau doch mal auf das zweite Bild im Post 881, das zeigt genau den Schwung, den ich nachzuahmen versucht habe. Ein durchgehend gerader Balkon wäre wesentlich einfacher zu bauen gewesen; stattdessen muss ich ihn jetzt mühevoll an Balkenbucht und Horizontallinie der Galerien anpassen.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

891

Montag, 11. Oktober 2021, 11:29

Moin,

Einspruch ... Stattgegeben :ok:
In diesem Falle solltest den Seitentaschen nochmals einen kleinen Schwung mitgeben, sprich ein wenig mehr Bogen und wieder bergauf:


Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


Liste meiner Modellbau-Projekte im Portfolio

892

Montag, 11. Oktober 2021, 18:18

Ein´n hab ich noch ...
hatte letztens doch glatt das Bild der Brederode vertauscht und durch eines der Eendragt ersetzt ... nachher nochmals hier unten.

Eines der jetzigen Probleme ergibt sich durch die seitliche, doppelt hohe Schmucklinie ... der "Säulengang". Du hattest ihn erhöht weil er oft doppelt hoch dargestellt war. Vermutlich war aber nur der obere Teil davon tatsächlich offen wie bei der Vasa. In den weiter unten verlinkten Bildern sieht man solche Schmuckstreifen mit Säulen immer wieder ... aber eben nur als Schmuck.

Gleichzeitig wurde er dadurch aber so nach unten ausgeweitet, daß er, volle Öffnung der Säulen vorausgesetzt, mit der Unterkante schon den blanken Hintern des Toilettenbesuchers zeigen würde.
Vergleiche mit dem ACHTUNG zweigeteilten Bereich vom Deck bis zur Brüstungs-Unterkante der Fenster im Heck.
Achtung deshalb weil die beiden übereinanderliegenden Bänder mit den Felder zusammengehören und zusammen die Brüstung ergeben.
Die Sitzhöhe eines Stuhls bzw des Donnerbalkens dürfte sich in etwa auf Höhe dieser mittleren Schmuckhorizontalen befunden haben.

Die roten Linien zeigen in etwa die Lage der Balken und die grüne Linie in etwa die darauf liegenden Planken ... in den Seitentaschen mußte es ja acuh ein wenig horizontalen Boden geben ... vergleichbar wie in der Batavia



Wie sich diese reine Schmucklinie auswirkt kann man bei der Brederode ganz schön sehen ... interessanterweise ist da sogar ein vorderes Türmchen angedeutet ... ein geplanter Umbau ?

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…rederodeNMM.jpg

Die Seven Provincien mit dem weiter innen stehenden Einzelturm, der dazu noch nicht mal freistehend angelegt ist, kann höchstens hinsichtlich des generellen Aufbaus der Seitentasche als Vorbild dienen. Auf den obigen Abbildungen der Van de Veldes ist das letzte Bild ja die Seven Provincien . Deren Heck sehe ich ziemlich schwungvoll ... auch seitlich.
Auf dieser Graphik ist der typische Doppelschwung bis nach außen klar dargestellt. Das entspricht auch den sonstigen holländischen Hecks .

https://dzp.catsburg.cc/wp-content/image…0provincien.jpg

Hinsichtlich der Doppelturmanlage kann die Provincien aber nicht als Vorbild dienen ... auch nicht die Eendracht und Brederode ... da bei allen der Turm weiter innen sitzt und somit ein breiteres Schmuckelement mit einem konvexen Bogen zeigt.
Da ist klar die Vasa ein Vorbild ... fast schon eine Blaupause.
Der hintere Turm der Louis ist auf allen Abbildungen keinesfalls nach innen gerückt sondern sitzt fast ganz außen ... fast .

Wenn Du das mehr oder weniger wie auf der rechten Seite der Vasa machst ( auf der linken Seite ist die Figur irgendwo verschütt gegangen ) ist sowohl der typische Doppelschwung vorhanden als auch genügend Platz um dort zum Beispiel eine große Figur oder diversen anderen Schmuck unterzubringen.
An dieser Stelle kann man ganz sicher nicht so viel Schmuck wie bei der Seven Provincien mit dem eingerückten Turm anbringen.... aber gleichzeitig zusätzlich zu einer großen Figur oder ähnlichem ist auch eine Ecke mehr als bei der an dieser Stelle eher spärlich dekorierten Vasa möglich.

https://it.wikipedia.org/wiki/Vasa_(gale…m_the_stern.jpg

Hier nochmals die Eendragt:

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…g?1633967592405

Ich meine, daß sich das ja auch nicht sehr widerspricht, denn der üppige Heckschmuck befand sich ja in den meisten Fällen ohnehin in der "einen" Ebene" des Heckspiegels.
Vergleiche dazu auch die Hecks der REVELL- und der AIRFIX-Vasa ... die schwingen wie das hölzerne Vorbild nach außen.

Ich erinnere auch an das aus der gleichen Tradition stammende Hohenzollernmodell im Nachbarforum ... Seiten 19 / 102 / 120-123 / 125-130 etc. ( weiter hab ich jetzt nicht geschaut. )
Diese ohnehin schon gut recherchierten Bilder des Hohenzollernmodells decken sich mit mit Witsens Buch aus dem 17. Jahrhundert, wo auf den Seiten 121 und 128 die gleichen Konstruktionsprinzipien historisch belegt sind.
Der hintere Turm der Louis sitzt in etwa dort wo beim Hohenzollernmodell die Durchgangstüre zur Seitentasche sitzt .. das ist alles wie eine Art riesiger Baukasten ... paßt schon.


Gleichzeitig denke ich, daß Du gar nicht so viel an den jetzigen Seitentaschen ändern mußt.
Die äußeren Endpunkte , die ja gleichzeitig die seitlichen Endpunkte der Galerie definieren, sitzen doch schon richtig ... können auch gar nicht anders sitzen.
Es geht viel mehr darum den Schwung der Balkenbucht in zwei laterale Bögen umzuleiten .. schon paßt es ohne die Seitentasche als solche umbauen zu müssen.
Es ist der Punkt wo das rein konstruktive Element von Seitentasche und Heck mit dem Stilelement des Bogen verknüpft wird.



An dieser Stelle unterscheidet sich ja das elegante Heck holländischer Bauart von den eher quadratischen englischen Hecks ... welche ja auch eine funktionierende Lösung darstellten.

Hier beispielsweise die Royal Prince

https://www.pubhist.com/works/38/large/w…oyal_prince.jpg
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

893

Montag, 11. Oktober 2021, 19:25

Markus und Ingo, ganz herzlichen Dank für euer konstruktives Engagement!
Ich denke, ich habe verstanden. Es sollte nicht allzu schwierig sein, den „Aufschwung" des hinteren Abschlusses der Seitengalerie etwas geschwungener zu gestalten. Und was die Nische zwischen Heck und Türmchen angeht, ist wahrscheinlich ein aufrecht stehender Nischenbewohner eine gute Lösung.
Was die doppelte Säulenreihe in der Galerie angeht, ja, die habe ich natürlich auch bemerkt. Aber der Rumpf des Modells setzt mir gewisse Grenzen. Wenn ich diesen Bereich der Galerie der Zeichnung weiter angleiche, werde ich schlussendlich ein neues Heck bauen müssen, und auch im unteren Bereich der Bordwand werden sich alle Beziehungen verschieben. Ich hatte mir aber zur Auflage gemacht, nur denselben Bereich wieder auszufüllen, den die Galerie beim Modell eingenommen hat. Es wird schon schwierig genug sein, die ergänzten Partien in der Vetuining ( Bereich mit dem Kinderzimmer Himmel) wieder so herzustellen, dass man die teils massiven Eingriffe nicht mehr bemerkt. Würde ich über die Grenzen der Airfix-Galerie hinausgehen, liefe es am Ende überdies auf eine komplette Neulackierung des Rumpfes hinaus. Ich habe zwar mittlerweile schon eine Menge Kollateralschäden angerichtet (alle Lilienköpfe weg, die Galionsfigur in der Mitte durchgebrochen, das Frontschott geschreddert etc.). Aber weiter wollte ich nun wirklich nicht gehen.
Noch ein Wort zur historischen Position des Ludwig. Tatsächlich ist es der beste Rat, sich die Vasa zum Vorbild zu nehmen, da ja der Überlieferung nach der Ludwig das Vorbild zur Vasa gewesen sein soll. Am vergleichsweise schmalen Heck der Vasa aber sieht man, dass sie eben noch nicht der typische Holländer ist, wie ihn uns die Van de Veldes so großartig überliefert haben. Ich verlinke hier ein Gemälde von Henrik Vroom, dass zwischen 1610 und 1620 gemalt worden sein soll, aber ein Ereignis des Jahres 1599 zeigt, die Rückkehr einer niederländischen Handelsexpedition. Das Heck des mittleren Schiffes ist noch überhaupt nicht barock, hier dominiert noch die gerade Linie der Renaissance. Wasa und Ludwig stehen, so würde ich sagen, entwicklungsgeschichtlich zwischen diesen Vertretern und den typischen rundhürftigen Holländern, die sich Richtung Mitte des Jahrhunderts etablieren.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…_-_WGA25409.jpg

Nochmals ganz herzlichen Dank für eure Hilfe. Ich optimiere gerade noch die Türmchen und arbeite mich an der verklinkerten Abdeckung der Galerie ab. Demnächst ein Bild von den ersten Stellproben.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

894

Dienstag, 12. Oktober 2021, 16:21

Es geht aufs Ende zu, wenngleich wahrlich nicht mit Siebenmeilenstiefeln. Den neuen Balkon habe ich überarbeitet und ihm etwas Schwung verpasst. Nochmals vielen Dank für den Hinweis; ich denke, das sieht um einiges besser aus. Die Türmchen haben leicht schräge Fundamente bekommen. Obwohl es auf dem Foto wahrlich nicht so aussieht, stehen sie jetzt senkrecht zur Wasserlinie.



Die Seitenansicht. ich fürchte, die Meerestiere auf der oberen Abdeckung der Galerie sind mir zu massiv geraten. Eine schlankere Version ist in Arbeit.



Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

895

Dienstag, 12. Oktober 2021, 18:28

Gedanken zu Deinem Link ins frühe 17. Jahrhundert als Vroom das verlinkte Bild malte.

Wenn ich den Daten des Rijksmuseum glauben soll, welches ich als zuverlässig einstufen würde, dann wurde das Bild, das ein Ereignis von 1599 darstellt, von Vroom sehr aktuell noch im selben Jahr gefertigt und ebenfalls mit 1599 signiert.

Original 1599:
https://www.rijksmuseum.nl/en/collection/SK-A-2858

Wir können demzufolge davon ausgehen, daß die dargestellten Schiffe allesamt einen Entwicklungsstand des späten 16. Jahrhunderts oder früher darstellen ... lange vor Vasa und Louis.

Es gibt aber eine sehr ähnliche Kopie dieses Gemäldes des Vroom-Schülers Andries van Eertvelt, das zwischen 1620 und 1620 datiert wird.

Die Kopie:


------------------------------------

Folgend noch ein Gemälde von Cornelis Claesz, geb. 1576, das die Schlacht von Gibraltar 1607 darstellt, bei der ein holländisches Schiff das spanische Flaggschiff rammt. Das spanische Flaggschiff explodiert in diesem Moment.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…raltar_1607.jpg

Das Gemälde war früher Vroom zugeschrieben worden und wurde 1621 erstellt Claesz war zu diesem Zeitpunkt ca. 44 Jahre alt.
Als besagte Schlacht von Gibraltar statt fand war er ca .30 Jahre alt. Er konnte demzufolge aufgrund seines Alters die beteiligten Schiffstypen aus eigener Anschauung kennen und vermutlich korrekt darstellen.

Dabei möchte ich den Blick auf das holländische Schiff links unten lenken , genauer gesagt das Heck, das schon im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts einen deutlichen Fortschritt gegenüber Vrooms Gemälde von 1599 zeigt.
Bereits hier, rund eineinhalb Jahrzehnte vor Vasa und Louis, ist die Entwicklung der typischen Form ablesbar .
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

896

Dienstag, 12. Oktober 2021, 18:53

Das Heck mit den Türmchen und dem Schwung sieht gewaltig viel besser aus !

Die doppelte Säulenreihe und mit ihnen die Seitentasche würde ich ganz einfach nicht weiter berühren, sie einfach als mehr oder weniger geschlossenes Schmuckband betrachten. Also genau so, wie man es zum Beispiel bei der Brederode und anderen Schiffen sehen kann. Das Licht für die beiden Throne wird ja durch die großzügigen Fenster der beiden Türme geliefert. Und schon ist alles gut.
Ich sehe nach jetzigem Stand auch keinen Grund das Heck der Louis zu verändern …

Die Kollateralschäden sind wirklich bedauerlich. Ich würde mir diese aber nicht so sehr zu Herzen nehmen. Wie man am Beispiel der Vasa und anderer Schiffswracks sehen kann sind diese Schiffe weder perfekt symmetrisch noch hinsichtlich ihrer hölzernen Bauteile perfekt. Pläne jeglicher Art was exakt wo und an welchem Platz zu sein hat und in welcher Größe existieren ebenfalls nicht. Kleine Unregelmäßigkeiten sind somit sehr realistisch und erhöhen dem Charme. Ständig wurden defekte Teile ausgetauscht, umgebaut oder erneuert … erneuerte Farben ergaben dann auch ein eben nicht gleichmäßiges Farbschema aus hätte jemand 30 Fässer mit RAL XYZ aus der nächsten Fabrik gerollt … ist bei Holzschiffen halt so … damals und heute noch immer.

Hast Du schon mal überlegt den Schmuck nach außen laufen zu lassen ? Aber nicht konvex , wie bei allen anderen Schiffen ohne Heckturm. Auch nicht nur eine nüchtern, nordische Figur wie bei der Vasa ...sondern den Schmuck konkav die Rundungen des Turmsockels umspielend ...



Letztendlich eine reine Spekulation ... nur auf der Tatsache basierend, daß bei den anderen Schiffen aus holländischer Tradition der Schmuck bis zur Spitze nach außen lief ... was vergleichbares vermuten läßt.
Zu diesem Einzelstück mit den beiden Hecktürmen, das die Louis darstellt, gibt es außer dem eher nordisch geschmückten "Schwesterschiff" Vasa keinerlei Referenzen, keine Zeichnungen ...
aber viel künstlerische Freiheit im Rahmen der bekannten zeitgenössischen Schmuckelemente ...
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

Beiträge: 437

Realname: Holger

Wohnort: bei Limburg / Lahn

  • Nachricht senden

897

Mittwoch, 13. Oktober 2021, 09:48

Hallo zusammen,

ich schaue auch nochml nach, was ich an Bildern mit Türmchen habe und stelle das dann hier ein, vielleicht hilft es noch weiter.
Wenn ich mir die Bilder des Hecks so anschaue, kommt mir die Seitengalerie in Relation zum Spiegel recht breit und das Türmchen dadurch recht mächtig vor.
Hattest du mal gemessen und hochgerechnet wie tief der Anbau real wäre und was man bei der Vasa an Tiefe gegönnt hat?
:wink:
Holger
_______________________________________________________
Fertig: holländische Fregatte "Wapen van Edam" 1644 in 1/160
Im Bau: englisches Linienschiff "Royal Katherine" 1664 in 1/160

898

Mittwoch, 13. Oktober 2021, 10:01

Moin Schmidt,

was soll ich sagen ... :love: :love: :love: Genau dieses Bild hatte ich im Kopf als ich meinen Post 891 geschrieben habe.

Die Idee von Markus mit dem nach außen laufendem Schmuck... :ok:

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


Liste meiner Modellbau-Projekte im Portfolio

Beiträge: 3 597

Realname: Hans Juergen

Wohnort: Bitburg

  • Nachricht senden

899

Mittwoch, 13. Oktober 2021, 10:39

Ich finde auch, die Türme sollten nicht so solitair stehen sondern in den Heckspiegel mehr integriert werden. Das bedeutet natürlich, auf die innen liegenden Fenster zu verzichten. Rundumpanorama zum Sch.... wer braucht das schon. :D
Fertig:RC U-Boot der Gato Klasse 1/72 - Sea Tiger
Fertig:RC: DH 2 Airco von MICROACES 1/24 mit Flugvideo
Fertig:RC:
HMY Britannia 1893

Beiträge: 437

Realname: Holger

Wohnort: bei Limburg / Lahn

  • Nachricht senden

900

Mittwoch, 13. Oktober 2021, 19:27

So hier noch ein paar Türmchen. Zunächst das bekannte Gemälde von J.G. Loef um 1626 französisches Schiff in den Niederlanden gabaut (Ausschnitt). SK-A-4261 in der Onlinegalerie des Rijksmuseum
A Warship built in 1626 Jacob Gerritz. Loef,_SK-A-4261.jpg

Dann 3x das Rotterdamer Flaggschiff Aemilia


Aemilia_2.JPG
Aemilia.JPG

Eine Pinasse von C. Verbeeck um 1625 gemalt mit "Hundertwasserkugeln" an den Enden der Galerie
C. Verbeeck - Pinasse ca. 1625.JPG

Hier ein Foto von mir aus dem Schifffahrsmuseum in Amsterdam. Vermutlich ist es ei großer Indienfahrer im Hafen von Batavia.
Hatte leider vergessen die Bildbeschreibung zu fotografieren. Das Schiff ist älteren Datums, ich schätze 1620er Jahre.
IMG_1604.JPG

Und hier noch die dänische Trefoldighed von 1638 o. 39; paßt nicht ganz zum Louis, aber es hat ein eigentümliches Heck mit zylindischen Galerien.
Die zweite Zeichnung ist leider sehr schwach gezeichnet, habe versucht rauszuholen was ging. Falls du bei den Türmchen eng am Heck bleiben möchtest, ist das vielleicht eine Hilfe
Trefoldighed 01.JPG
Trefoldighed 02.JPG
:wink:
Holger
_______________________________________________________
Fertig: holländische Fregatte "Wapen van Edam" 1644 in 1/160
Im Bau: englisches Linienschiff "Royal Katherine" 1664 in 1/160

Ähnliche Themen

Werbung