Nun ein paar mehr Hinweise gibts Dank der Van de Veldes und noch ein paar anderen schon ...
Mannomann ... wenn ich hier diesen wirklich gut gelungenen Beginn, eigentlich schon zwei Drittel, anschaue, dann tuts mir leid, daß ich derzeit so wenig Zeit habe.
Ich stelle Dir im folgenden mal ein paar Gedanken und Beispiele zusammen.
Ich denke, daß bei alle(m) (Ver-)Zweifeln dieser Umbau wirklich gut läuft !
Du läufst genau in diesem Monment letztendlich in exakt die gleichen Schwierigkeiten hinein, die auch die anderen Erbauer von den wenigen, sehr exklusiven Schiffen mit Türmen hatten.
Es ist die zentrale Frage wie man die Türmchen integriert ... ( später hat man sich mit breitem Heck und mehrstöckigen Seitentaschen und Balkons einfach um das Problem herumgemogelt. )
Das haben meines Erachtens die Schiffbauer aus holländischer Tradition am elegantesten hinbekommen ... inklusive aller Exporte nach Deutschland, Frankreich, Schweden etc. ....
Die weitgehend zeitgleichen Abbildungen zum Beispiel der etwas breit-flatschigen Couronne oder viele der eher kastenartigen Engländer empfinde ich als weniger elegant.
Wie auch Dafi schon anmerkt ist die Vasa tatsächlich ein gutes Beispiel ... für mich damals wie heute der Grund mir die weitgehend baugleichen Teile "auszuleihen".
Nach wie vor denke ich, daß die beiden Schiffe strukturell sehr ähnlich gewesen sein müssen.
Letztendlich ist bei der Frage der Seitentaschen die zugrunde liegende Architektur des menschlichen Maßes zwingend, daß nämlich die Toilettes begehbar und benutzbar sein müssen ... und somit dem Mindestmaß eines Menschen entsprechen müssen.
Deswegen darf diese Seitentasche weder auf einem kleinen noch auf einem großen Schiff dieses Mindestmaß unterschreiten .
Weniger als auf der Batavia darf es gar nicht sein, wenn sich da drin ein Mensch so weit entkleiden können muß um die Toilette bestimmungsgemäß zu benutzen.
Die Bekleidung eines damaligen Kapitäns oder Offiziers erforderte vermutlich etwas höheren Aufwand als heutzutage.
Wenn man mal genauer hinschaut haben sie deshalb alle bei den Seitentaschen eine sehr ähnliche Breite bzw Tiefe ... egal ob es nur eine pure Tasche ist ... ob sie eine Art Gaube drauf hat ... oder auch wenn es ein Türmchen ist.
Der einzige, aber meist nur äußerliche, Unterschied ist dann die bei jedem Schiff unterschiedliche Verzierung oben drauf ... der individuelle Zuckerguß.
Wichtig ist zum Beispiel aus der Vasa ( und den anderen Abbildungen, z.B. Hondius ) zu lernen, daß die Türme nicht der Neigung der Seitentasche folgen sondern weitgehend senkrecht stehen.
Wenn man als Mensch dort in die Toilette geht dann steht man naturgemäß ja auch nicht schief sondern gezwungenermaßen der normalen Erdanziehung folgend weitgehend senkrecht.
Dieser unumgänglichen Erdanziehungskraft werden dann auch die Türmchen durch ihre Bauweise gerecht.
Schon alleine diese weitgehend senkrechte Stellung der Türme macht den Übergang am Heck leichter und elegenter weil das Heck, mit seinen meist senkrecht stehenden Fenstern, seinerseits ja auch bei den meisten Schiffen weitgehend senkrecht gestaltet ist.
Mir ist schon klar, daß das Heck der Vasa nach hinten schräg ist ... aber die Türme sind nicht zusätzlich nach vorne gekippt sondern weitgehend senkrecht mittig.
Ob die beiden Türme am Heck wirklich ganz hinten draußen stehen müssen ?
Müssen nein ... sollten sie weitgehend ja ... das zeigen die historischen Stiche der Louis ... und es erleichtert die Entsorgung mittels Fallrohr eindeutig.
Andererseits zeigen sowohl Vasa als auch die weiter unten folgenden Abbildungen, daß durchaus noch ein paar Zentimeter für den individuellen Schmuck übrig bleiben, der sich aus dem Heck entwickelt.
https://www.evolution-mensch.de/Anthropo…m_the_stern.jpg
Die Türmchen stehen in der Regel gar nicht komplett frei ... das hast Du schon sehr gut gelöst.
Was frei steht ist jeweils vor allem das rundum freie Dach und vielleicht noch ein kleines Stückchen des Turmkörpers um die Illusion eines frei stehenden Turms zu erzeugen. ... während die rumpfseitigen Seitenwände ansonsten dazu tendieren auf den Rumpf zuzulaufen. Irgendwo muß man ja die Seitentasche bzw Turm ja auch betreten können.
Das kann man vor allem an der Vasa als auch an den Abbildungen der Eendracht ganz gut erkennen.
Das Argument mit dem Mövensitzplatz kann schlecht gelten weil praktisch das ganze Schiff ein solcher sein könnte.
Ich mag mir gar nicht ausmalen wie die ganzen güldenen Barockschiffe noch ohne Tauben- bzw Mövennetze tatsächlich ausgesehen haben.
Wie Du schon gemerkt hast gibt es ausgesprochen wenige Abbildungen mit Türmchen.
Es waren tatsächlich fast ausschließlich nur Schiffe, die in ihrem "Rang" so hoch standen, daß sie mit viel Geld und Mühen solche Türmchen oder wenigstens turmähnliche Konstruktionen erhielten.
Selbst die meisten andern großen Schiffe haben zwar die Seitentaschen mit einer Art großer Gaube ... aber keine erkennbaren Türmchen.
Offensichtlich war es ein Merkmal, das nur an wenigen außergewöhnlichen Schiffen verbaut wurde und damit auch deren außergewöhnlichen Status zeigte.
Nicht vielen war der Luxus vergönnt im vergoldeten Türmchen Platz zu nehmen.
Es waren in den meisten Fällen sehr bedeutende Schiffe, wie die Vasa, Saint Louis, Brederode, Eendragt etc ...
Die hatten damals genau das gleiche Problem wie Du jetzt ... nämlich, daß das Heck mit einer vollen Fensterlinie ein optisch recht unansehnlicher, ziemlich fetter Brocken wird ... so wie auf dem Bild der vermuteten Couronne.
Deshalb haben die holländischen Schiffbauer in den meisten der dargestellten Beispiele in die Trickkiste gegriffen und haben den zentralen Rumpf in einem Schwung in die Seitentasche geleitet.
Das entstehende "Loch" zum Türmchen wurde dann mit Figuren oder anderem Schmuck sehr geschmackvoll gefüllt.
( An dieser Stelle wirst Du das eigentlich sehr angenehme Problem haben, eigentlich die einzigartige Gelegenheit, diesen Schmuck nach Herzenslust nachzuempfinden. )
Resultat ist ein elegantes Heck, das dennoch die volle Funktion mit einer sehr schmucken Seitentasche nebst vollem Türmchen bietet.
Hier finde ich die Lösung das mit Figuren und anderen Schuckelementen zu füllen ausgesprochen spielerisch leicht anzusehen.
Dadurch wird die schwerfällige Breite des Couronnebildes vermieden ... oder auch die ziemlich unbeholfene Türmchen-Optik der Couronne-Darstellung nach Paris.
Dieser Bereich des Übergangs des großen Heckturms wird in diversen Bildern gezeigt.
So .... jetzt aber, in ungeordneter Reihenfolge, ein paar der schon angesprochenen Hecks mit Türmchen oder wenigstens angedeuteten Türmchen:
index.php?page=Attachment&attachmentID=476096
Abschließend eines meiner Lieblingsbilder ... das der zerschossenen Eendracht ... Bug und Gallion fehlen fast komplett ... jede Menge Einschußlöcher über den ganzen Rumpf verteilt ... Pfortendeckel weggeschossen ... Takelage nur noch rudimentär ... ABER der Lokus des Admirals ist augenscheinlich im Bestzustand ... unfaßbar, oder ?
( Die Türmchen der Brederode rechts außen sind vorhanden aber nicht so toll erkennbar. )
.... hm ... diese komischen Anhänge hab ich jetzt weg ... jetzt frage ich mich warum noch manche Bilder seitlich beschnitten werden ?