Bekommen wir jetzt die Zeit zum Basteln, die wir uns immer gewünscht haben? Nein – so hatte ich mir das nicht gewünscht!
Trotzdem ein längerer Beitrag von mir, der allerdings so nicht entstanden wäre, hätte ich in den letzten 3 Tagen „normal“ gelebt.
Als erstes hat der kleine Huker sein zweites Segel bekommen, das Marssegel, das ich ihm nach Vorlagen und nach Gusto geschneidert habe.
Anschließend habe ich mithilfe von Brassen, Schoten und Halsen die beiden Segel in eine stark angebrasste Position gebracht.
Dann habe ich mir überlegt, wie ich die Segel darstellen möchte. Und zwar so: das Schiff hat beigedreht, das Großsegel wird mit Geitauen und Gordings zur Rah gezogen, während gleichzeitig das Marssegel zum Bergen gefiert wird. Der Huker besitzt einen Pfahlmast, so dass man, wie bei den Staatenjachten, das Marssegel an Deck herablassen kann. Alle Segel können theoretisch vom Deck aus bedient werden, das spart nautisches Personal.
Ein Teil der Vorbereitung waren diese von mir „erfundenen“ Nagelbänke, die extra lange Belegnägel aus sehr biegsamen Draht besitzen, die auch unterhalb der Nagelbank vorbildwidrig weit heraus stehen, was beim späteren Belegen der Taue sehr von Vorteil ist.
Wichtig ist, dass vor Beginn der Segel-Faltung und -Knautschung alle Taue, die auch beim Original dafür zuständig sind, funktionsfähig und leicht zu bedienen sind. Vorläufig belegt habe ich sie außerhalb des Modells mit Klebeband am Ständer.
Zuerst habe ich Segel und Marssegel behandelt. Die Segel werden mit einem Wasser-Leim-Gemisch biegsam gemacht. Das Seidenpapier sorgt für schönen Faltenwurf, die Seide dazwischen für eine gewisse Festigkeit. Die Segel halten einiges aus, aber natürlich nicht alles. Wenn man zu oft nachwässern muss, um sie biegsam zu halten, kann das Laminat sich auflösen. Neben den Fingern (die besser Fingerchen wären) kommen auch Holzstäbchen und ein Föhn zum Einsatz. Der Föhn macht sehr schön vorbildgerechten Wind, trocknet das Laminat allerdings in sehr kurzer Zeit, so dass man gut überlegen muss, wie man ihn einsetzt. Sehr schön kann man mit dem Föhn ein Segel um einen Mast schmiegen.
Das Focksegel ist teilweise herabgelassen. Und das simulieren zu können, müssen die Reiter sich auf dem Stag frei bewegen können.
Hier wird der kleine Besan angebracht. Das Chaos aus lauter Tauen, die alle irgendwie im Dienst sind, wird allmählich größer.
2 Fotos vom Modell mit allen Segeln. Hinzugekommen ist noch ein Klüver, der fliegend gefahren wird und hier nur etwas durchhängt und flattert. Der ungepflegte Daumen auf dem zweiten Bild dient als Größenangabe.
Fast so viel Arbeit wie das Herrichten der Segel macht die Bearbeitung all der Taue, die im dargestellten Zustand des Schiffes nicht auf Spannung stehen, sondern durchhängen oder sich gar unbelegt irgendwo auf Deck tummeln. Das Morope Garn 0,1 Millimeter hat ein unerfreuliches Eigenleben, und es bedarf einiges an Leimwasser und Überredung, um ihm die Gesetze der Schwerkraft beizubringen.
Schlussendlich 4 improvisierte Freiluftaufnahmen (ohne Wasserbett), die auch noch einmal die teilweise Durchsichtigkeit der Segel zeigen sollen.
Bleibt alle gesund!
Schmidt