0. Die Geschichte
Die Curtiss Aeroplane & Motor Company, Buffalo, N.Y., entwickelte und produzierte seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts mit der "Hawk"-Reihe ein ganzes Sammelsurium von verschiedenen Jagdflugzeugen. Ein relativ später Vertreter dieser Reihe war die
F11C "Goshawk", ein verspannter Doppeldecker mit einem Wright R-1820-78 Cyclone-Sternmotor von 700 PS und festem Fahrwerk. Ein großer kommerzieller Erfolg war dieser Typ unterm Strich jedoch nicht (insgesamt nur etwa 290 Exemplare gebaut, kein Vergleich zu den über 13.000 der späteren P 40 „Warhawk“). Eine Variante der F11C mit Einziehfahrwerk, die BF2C, habe ich
hier schon einmal vorgestellt. Wie dem auch sei, von der Exportversion "Hawk II" (Model 65, nach anderen Quellen 35) entstanden immerhin 126 Stück. 2 dieser Maschinen, demilitarisiert und ausgerüstet mit einem Wright Cyclone R-1820 F-3 von 710 PS, fanden ihren Weg 1933 nach Deutschland. Und das kam so:
Ernst Udet, der bekannte und hoch dekorierte Jagdflieger aus dem 1. Weltkrieg, tingelte mit seinem
U 12 "Flamingo" durch die Weltgeschichte und verblüffte zahllose Zuschauer bei Flugtagen mit
atemberaubenden Flugfiguren. 1931 trat er bei einer Airshow in Cleveland auf, flog in Rückenlage dicht über dem Erdboden, schleifte mit der linken Tragfläche über die Startbahn, dass der Staub aufwirbelte, drehte mit stehendem Propeller Loopings und landete punktgenau wieder auf der Stelle, wo er losgeflogen war. Fast schon legendär ist das von ihm vorgeführte Kunststück, im Tiefstflug mit der Tragflächenspitze ein Taschentuch vom Boden aufzuheben. Genüsslich schilderte er in seinen Memoiren die Wette mit einem reichen Amerikaner, der ihm einen Straßenkreuzer versprach, wenn Udet vom Verdeck des Autos ebenfalls ein Taschentuch mit der Tragfläche aufheben würde. Wenige Minuten später war Udet Eigentümer des Autos. Er beherrschte seinen "Flamingo" perfekt, erntete den Jubel der Zuschauer, aber er hätte auch gern eines von den gut motorisierten, schnellen amerikanischen Flugzeugen gehabt. Aber 16.000$ waren für ihn privat einfach nicht drin. 1933 wurde dann Hermann Göring Reichskommissar für Luftfahrt und wollte die Popularität des Flugwesens steigern. Was lag da näher, als den bekannten Luftikus Udet dafür einzuspannen, indem man ihm 2 der von ihm gewünschten "Hawks" spendiert...
Am 19.10.1933 traf Udet mit dem Dampfer "Europa" und den beiden verpackten Maschinen in Deutschland ein. Es handelte sich dabei um die c/n H 80 ("D-3164", später "D-IRIS") und c/n H 81 ("D-3165", später "D-IRIK"). Udet führte seine "Hawks" bei etlichen Flugtagen gern vor. Bei einem Training in Tempelhof am 20.07.1934 passierte dann ein Unglück: In 1000m Höhe brach die Sitzhalterung seiner "D-IRIS", der Sitz blockierte die Steuerseile, das Flugzeug geriet ins Trudeln, stürzte ab und zerschellte. Udet konnte sich mit dem Fallschirm retten und blieb unverletzt; es gibt ein Foto von ihm inmitten der Trümmer stehend. Aber schon am 26.08. war er mit der "D-IRIK" wieder zu Flugvorführungen in Bremen und begeisterte die Massen mit seinen
Kunststücken (man beachte im verlinkten Video das Anlassen des Motors ab Minute 4:16 - echte Handarbeit!).
Wer noch etwas mehr über die Geschichte lesen möchte, dem empfehle ich:
- die
Marketingbroschüre
- den Artikel "Ernst Udets Curtiss Hawk", Günther Ott, "Flugzeug Classic", 01/2001
- den Artikel
"Curtiss Hawk - Der deutsche Weg zur Sturzkampftaktik", Marton Szigeti, "Klassiker der Luftfahrt", 04/2012
- „Mein Fliegerleben“, Ernst Udet