Hallo
Nach der Modellbau-Ausstellung in Jabbeke / Belgien bin ich nach Seebrügge gefahren. Dort befindet sich das nautische Museum "Seafront", wo man ein stillgelegtes Russisches U-Boot besichtigen kann.
Zuerst jedoch das Bild einer handschriftlichen Tabelle, die ich auf dem Gelände gefunden habe. Sie enthält die Umrechnung der Windstärke in Wellenhöhe.
Zum Beispiel:
Bei Windstärke 6 sind die Wellen 4 bis 6 Meter hoch.
Bei Windstärke 8 sind die Wellen 9 bis 14 Meter hoch.
So, aber jetzt zum U-Boot.
Die Besichtigungstour beginnt im hinteren Teil des U-Bootes.
Ein letzter Blick - bevor es in die Röhre geht.
Das ist nicht die Speisekarte der Kombüse des U-Bootes, sondern eine kleine technische Beschreibung.
Ich werde euch die Informationen an entsprechender Stelle im U-boot
mitteilen. Also immer schön die Kommentare zwischen den Bildern lesen.
Stellt euch jetzt vor, alle Luken gehen dicht und ihr verbringt zusammen mit 73 anderen Besatzungsmitgliedern und einem Kapitän 3 Monate in diesem U-Boot. Es gibt kein einziges Fenster und nicht einmal für jeden ein eigenes Bett. Ihr lebt buchstäblich auf einer Bombe. Für die 74 Matrosen und ihren Kapitän war dies die tägliche Realität.
Zuerst kommt die Verteidigungstorpedokammer oder Stevenrohrraum. Hier befinden sich 4 Torpedorohre. Das Laden der Torpedos konnte nur in einem Hafen oder längsseits eines Versorgungsschiffes erfolgen.
Das Innere eines Torpedorohres.
Russische U-Boot Technik - übersichtlich und filigran.
Das eine oder andere Teil könnte aus einem Baumarkt sein.
Ein Durchgang zur nächsten Sektion. Kleinwüchsige sind deutlich im Vorteil.
Da unten ist der Keller des U-Bootes.
Das Boot hat 3 von Akkus angetriebene Elektromotoren mit insgesamt 5.400 PS. Damit fuhr das U-Boot unter Wasser. Im Gegensatz zu Dieselmotoren benötigen sie keinen Sauerstoff und arbeiten völlig geräuschlos.
Ganz schöne Oschis, die Akkus.
Nun geht es zu den Dieselmotoren. Das Boot hat davon 3 Stück mit einer Gesamtleistung von 6.000 PS. Sie wurden nur bei der Überwasserfahrt verwendet und luden die Akkus wieder auf. Danach wurde auf die Elektromotoren umgeschaltet und das U-Boot konnte wieder tauchen. Wegen der großen Lärmentwicklung wurden die Dieselmotoren in diesem separaten Raum bedient.
Der Antrieb erfolgte über 3 Schrauben.
Das Boot fuhr an der Oberfläche 16,4 Knoten, unter Wasser 16 Knoten und mit Schnorchel 9 Knoten.
Die Tauchtiefe betrug 280 Meter.
Und wieder die unverwechselbare Technik.
Zwei Köche sorgten 4 mal täglich für die Zubereitung der Mahlzeiten für 75 Personen - und das in einer Küche, die nicht viel größer war als ein Kleiderschrank. Wodka gehört zu den normalen Gewürzen.
Die Unteroffiziere hatten etwas mehr "Luxus". Für sie gab es sogar kleine Räume mit einem Tisch, an dem sie essen und sich ausruhen konnten. Die übrigen Besatzungsmitglieder mußten in denselben Räumen essen, in denen sie auch schliefen.
Die Räume für die Besatzung befinden sich überall im Schiff, wo keine Technik ist. Auf den Pritschen schliefen 2 Matrosen abwechselnd. Der erste schlief 6 Stunden, rollte anschließend seine Decke zusammen und legte sie für seinen Kollegen als Kopfkissen an das Kopfende. Das Bett kühlte also nie ab, deswegen wurde für diesen Doppelgebrauch der Begriff "Hot-bunkung" verwendet.
Das nächste ist der Funkspionageraum. Hier wurden feindliche Funksignale aufgefangen und zur Entschlüsselung an ein Dechiffriergerät weitergeleitet. Und auch dort findet man das russische Universal-Lebensmittel namens Wodka.
Eine Art Dekompressionskammer für Taucher gibt es an Bord auch. Wer hat die Wodkaflasche geklaut?
Nun kommt der Kommandoraum, von dem aus das U-Boot gesteuert wurde.
Auffallend sind die vielen Ventile, mit denen das Wasser von dem einen in den anderen Ballasttank gepumpt wurde.
Kabel on the wall.
Der Stuhl des Rudergängers. Er saß mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Er musste sich für das Steuern des U-Bootes auf die Informationen stützen, die er von den Personen am Periskop, in der Sonar- und der Radarkabine erhielt.
Und nun eine fotografische Meisterleistung, auf die ich ein wenig stolz bin: Der Blick durch das Periskop.
Die Sonarkabine.
Die Toilette und Dusche des Kapitäns. Wo kommt bloß das Wasser raus.
Insgesamt gab es 3 Toiletten im Boot. Auf der Kommandobrücke gab es auch noch eine Stehtoilette nach französischem Modell. Beim Fahren im Eismeer wurde es so kalt, daß die Gefahr bestand, das die Person vom Periskop auf der Toilette festfrieren könnte. Deshalb durfte er sich im Stehen erleichtern.
Die 3. Toilette im Boot hatte auch eine Dusche, die allerdings nur alle 10 Tage benutz werden konnte, wenn durch Verdampfung genug Wasser gewonnen worden war.
Der Zahn der Zeit.
Der Raum für die Angriffstorpedos oder Bugrohrraum.
In diesem Raum standen 6 geladene, angriffsbereite Torpedos. Auf Gestellen lagen weitere 12 Torpedos bereit. Mit den 4 Torpedos aus dem Stevenrohrraum hatte das U-Boot insgesamt 22 Torpedos an Bord. Hinzu kamen noch 44 Minen.
Ein "Aal", Kaliber 21 Zoll.
Der Weg nach draußen.
Endlich wieder an der Oberfläche.
Wie heißt es? "Die Letzte macht das Licht aus und schließt ab."
So, das war der Ausflug in das U-Boot.
Während des gesamten Aufenthaltes an Bord drang aus nicht auffindbaren Lausprechern der Gesang des Chores der Russischen Nordmeerflotter und der Don Kosaken, wobei Kalinka noch das erträglichste Lied war.
Ich hoffe, die kleine Präsentation hat euch ein wenig gefallen.
Vielleicht baut ja mal jemand ein U-Boot mit Inneneinrichtung.
Gerd