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Sonntag, 25. März 2007, 16:35

Russisches U-Boot U 480

Hallo :wink:

Nach der Modellbau-Ausstellung in Jabbeke / Belgien bin ich nach Seebrügge gefahren. Dort befindet sich das nautische Museum "Seafront", wo man ein stillgelegtes Russisches U-Boot besichtigen kann.

Zuerst jedoch das Bild einer handschriftlichen Tabelle, die ich auf dem Gelände gefunden habe. Sie enthält die Umrechnung der Windstärke in Wellenhöhe.
Zum Beispiel:
Bei Windstärke 6 sind die Wellen 4 bis 6 Meter hoch.
Bei Windstärke 8 sind die Wellen 9 bis 14 Meter hoch.



So, aber jetzt zum U-Boot.

















Die Besichtigungstour beginnt im hinteren Teil des U-Bootes.



Ein letzter Blick - bevor es in die Röhre geht.



Das ist nicht die Speisekarte der Kombüse des U-Bootes, sondern eine kleine technische Beschreibung.

Ich werde euch die Informationen an entsprechender Stelle im U-boot
mitteilen. Also immer schön die Kommentare zwischen den Bildern lesen. :D



Stellt euch jetzt vor, alle Luken gehen dicht und ihr verbringt zusammen mit 73 anderen Besatzungsmitgliedern und einem Kapitän 3 Monate in diesem U-Boot. Es gibt kein einziges Fenster und nicht einmal für jeden ein eigenes Bett. Ihr lebt buchstäblich auf einer Bombe. Für die 74 Matrosen und ihren Kapitän war dies die tägliche Realität.

Zuerst kommt die Verteidigungstorpedokammer oder Stevenrohrraum. Hier befinden sich 4 Torpedorohre. Das Laden der Torpedos konnte nur in einem Hafen oder längsseits eines Versorgungsschiffes erfolgen.



Das Innere eines Torpedorohres.



Russische U-Boot Technik - übersichtlich und filigran. :abhau:
Das eine oder andere Teil könnte aus einem Baumarkt sein.



Ein Durchgang zur nächsten Sektion. Kleinwüchsige sind deutlich im Vorteil. :lol:



Da unten ist der Keller des U-Bootes.



Das Boot hat 3 von Akkus angetriebene Elektromotoren mit insgesamt 5.400 PS. Damit fuhr das U-Boot unter Wasser. Im Gegensatz zu Dieselmotoren benötigen sie keinen Sauerstoff und arbeiten völlig geräuschlos.



Ganz schöne Oschis, die Akkus.







Nun geht es zu den Dieselmotoren. Das Boot hat davon 3 Stück mit einer Gesamtleistung von 6.000 PS. Sie wurden nur bei der Überwasserfahrt verwendet und luden die Akkus wieder auf. Danach wurde auf die Elektromotoren umgeschaltet und das U-Boot konnte wieder tauchen. Wegen der großen Lärmentwicklung wurden die Dieselmotoren in diesem separaten Raum bedient.
Der Antrieb erfolgte über 3 Schrauben.
Das Boot fuhr an der Oberfläche 16,4 Knoten, unter Wasser 16 Knoten und mit Schnorchel 9 Knoten.
Die Tauchtiefe betrug 280 Meter.





Und wieder die unverwechselbare Technik.



Zwei Köche sorgten 4 mal täglich für die Zubereitung der Mahlzeiten für 75 Personen - und das in einer Küche, die nicht viel größer war als ein Kleiderschrank. Wodka gehört zu den normalen Gewürzen. :abhau:



Die Unteroffiziere hatten etwas mehr "Luxus". Für sie gab es sogar kleine Räume mit einem Tisch, an dem sie essen und sich ausruhen konnten. Die übrigen Besatzungsmitglieder mußten in denselben Räumen essen, in denen sie auch schliefen.



Die Räume für die Besatzung befinden sich überall im Schiff, wo keine Technik ist. Auf den Pritschen schliefen 2 Matrosen abwechselnd. Der erste schlief 6 Stunden, rollte anschließend seine Decke zusammen und legte sie für seinen Kollegen als Kopfkissen an das Kopfende. Das Bett kühlte also nie ab, deswegen wurde für diesen Doppelgebrauch der Begriff "Hot-bunkung" verwendet.

Das nächste ist der Funkspionageraum. Hier wurden feindliche Funksignale aufgefangen und zur Entschlüsselung an ein Dechiffriergerät weitergeleitet. Und auch dort findet man das russische Universal-Lebensmittel namens Wodka.



Eine Art Dekompressionskammer für Taucher gibt es an Bord auch. Wer hat die Wodkaflasche geklaut?



Nun kommt der Kommandoraum, von dem aus das U-Boot gesteuert wurde.



Auffallend sind die vielen Ventile, mit denen das Wasser von dem einen in den anderen Ballasttank gepumpt wurde.



Kabel on the wall.



Der Stuhl des Rudergängers. Er saß mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Er musste sich für das Steuern des U-Bootes auf die Informationen stützen, die er von den Personen am Periskop, in der Sonar- und der Radarkabine erhielt.



Und nun eine fotografische Meisterleistung, auf die ich ein wenig stolz bin: Der Blick durch das Periskop.



Die Sonarkabine.



Die Toilette und Dusche des Kapitäns. Wo kommt bloß das Wasser raus. :idee:



Insgesamt gab es 3 Toiletten im Boot. Auf der Kommandobrücke gab es auch noch eine Stehtoilette nach französischem Modell. Beim Fahren im Eismeer wurde es so kalt, daß die Gefahr bestand, das die Person vom Periskop auf der Toilette festfrieren könnte. Deshalb durfte er sich im Stehen erleichtern.
Die 3. Toilette im Boot hatte auch eine Dusche, die allerdings nur alle 10 Tage benutz werden konnte, wenn durch Verdampfung genug Wasser gewonnen worden war.

Der Zahn der Zeit.



Der Raum für die Angriffstorpedos oder Bugrohrraum.





In diesem Raum standen 6 geladene, angriffsbereite Torpedos. Auf Gestellen lagen weitere 12 Torpedos bereit. Mit den 4 Torpedos aus dem Stevenrohrraum hatte das U-Boot insgesamt 22 Torpedos an Bord. Hinzu kamen noch 44 Minen.



Ein "Aal", Kaliber 21 Zoll.



Der Weg nach draußen.



Endlich wieder an der Oberfläche.





Wie heißt es? "Die Letzte macht das Licht aus und schließt ab."



So, das war der Ausflug in das U-Boot.
Während des gesamten Aufenthaltes an Bord drang aus nicht auffindbaren Lausprechern der Gesang des Chores der Russischen Nordmeerflotter und der Don Kosaken, wobei Kalinka noch das erträglichste Lied war. :tanz: :tanz:

Ich hoffe, die kleine Präsentation hat euch ein wenig gefallen.
Vielleicht baut ja mal jemand ein U-Boot mit Inneneinrichtung.

Gerd :wink:
:verrückt: Gefährlich ist`s den Leu zu wecken, vergänglich ist des Tiger`s Zahn.
Doch der schrecklichste aller Schrecken ist der Modellbauer in seinem Wahn
:verrückt:
Im Bau: Immer noch Mehrere :nixweis:

Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von »glueman« (25. März 2007, 19:04)


2

Sonntag, 25. März 2007, 18:27

Hallo Gerhard,

auch wir haben das U-Boot gesehen. Es ist sehr interessant. :ok: :ok:

Grüße

Gabi :wink:

3

Sonntag, 25. März 2007, 18:46

Hallo Gerd,

ein Klasse Bericht von dir. Sehr informativ. :ok:

Der Besuch des Ubootes war echt Klasse.

Ich schaue mal, ob ich deinen Bericht noch mit ein paar Bildern ergänzen kann. Wenn es denn erwünscht ist. ;)

Gruss Markus :wink:

Beiträge: 1 471

Realname: Andy

Wohnort: Lahn-Dill-Kreis

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4

Sonntag, 25. März 2007, 19:27

Hallo Gerd :wink:

Wirklich tolle Bilder :ok: . Aber ich glaube, das ich in so einem Boot Platzangst bekommen würde:roll:
Viele Grüße, der Babbsack!


5

Sonntag, 25. März 2007, 19:44

Wirklich klasse! Erinnert mich an meinen Besuch in dem russischen Juliet, das als Museumsschiff auf Usedom liegt. Ist schon der Wahnsinn, was die auf dem Raum alles unterbringen!
Viele Grüße, David

6

Montag, 26. März 2007, 02:56

Hallo David :wink:

Die Russen bringen das Zeug nicht nur unter, sie leben auch noch mittendrin. :lol:

Gerd :wink:
:verrückt: Gefährlich ist`s den Leu zu wecken, vergänglich ist des Tiger`s Zahn.
Doch der schrecklichste aller Schrecken ist der Modellbauer in seinem Wahn
:verrückt:
Im Bau: Immer noch Mehrere :nixweis:

Barmagi

unregistriert

7

Montag, 26. März 2007, 12:50

Hallo,

Vielen Dank für diesen Bericht, wirklich Klasse, aber richtig vorstellen möchte ich mir die Verhältnisse an Bord von U-Booten zB. im 2.Weltkrieg wohl nicht.
Fährst du nun mal nach Kiel zum deutschen U-Boot welches dort aufgebaut ist...

Nochmal - Toller Bericht :ok: :ok: :ok:

Schönen Gruß

Barmagi

8

Dienstag, 27. März 2007, 20:38

Hallo zusammen,

dann werde ich auch noch ein paar Bilder zusteuern.


Die Torpedoluken








Hier wollte ich Gerd durch das rechte Torpedorohr rausschiesen, ach ne war ja nur ein Durchgangsschott. :abhau: :abhau:




Gerd fleissig am Bilder fürs Forum machen.










Huch wer kommt den da??














Und Gerd beim Ausstieg aus den Tiefen des Ubootes





So das wars von mir.

Gruss Markus :wink:

9

Samstag, 25. August 2007, 15:22

in westkappelle (holland) stand ein zeit lang auch ein u-boot aus dem zweiten weltkrieg,
konnte man aber nur zum teil besichtigen war aber sowas von eng da drinnen

sry leider keine fotos

Beiträge: 73

Realname: Günter

Wohnort: Lünen (Nähe Dortmund)

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10

Samstag, 24. Dezember 2011, 11:34

Hallo Alle.

Auch an Markus: Tolle Bilder vom U-Boot-Inneren.

Hoffentlich habt Ihr Euch nicht den Kopf gestossen - beim Klettern.

Grüsse von Günter

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