1062 Tage! Wo zum Teufel sind die denn geblieben? Hat jemand eine Ahnung?
Ein schöner Nebeneffekt der Bauberichte in diesem Forum besteht darin, mich an meine vielen unfertigen Baustellen zu erinnern. Einige davon haben es nun wirklich nicht verdient, derart vernachlässigt zu werden. Darunter die Schebecke von IMAI, an der ich zwischen 2015 und 2017 gearbeitet habe, in die ich aber bislang höchstens ein paar Nachmittage investiert habe. Die schöne Aktualisierungsarbeit an einem gleichen Modell, die hier im Forum gerade gezeigt wird, hat mich animiert, das Schiff wieder auf die Werkbank zu hieven.
Hier die bisherigen Ergebnisse:
Zunächst einmal galt es, den Unterwasserrumpf abzutrennen. Das ist bei der großen Wandstärke der IMAI-Modelle gar nicht so einfach, und mein kleiner Dremel ist ordentlich heiß geworden. Die Amputation ist aber zu meiner Zufriedenheit ausgefallen. Im nächsten Bild steht der Rumpf neben dem einer Schebecke von der etwas mysteriösen Firma Brifaut. Das (ungebaute) Modell habe ich in der Rubrik der Bausatzvorstellungen bereits ausführlich präsentiert. Die IMAI-Schebecke ist etwas kleiner als die von Brifaut, was mit der Maßstabsangabe korrespondiert. Ansonsten aber weist der japanische Bausatz enorme Ähnlichkeiten mit dem französischen auf, der ungefähr 10 Jahre früher erschienen ist. Historisch gesehen, wurde da gewissermaßen über Bande gespielt, denn Monsieur Brifaut hatte sich, zeitgleich mit den Heller-Konstrukteuren der Phenix, an einem Vorbild aus dem Pariser Marinemuseum orientiert. Hier gibt es allerdings nicht wie bei der Phenix nur einen Plan, sondern auch ein wunderschönes zeitgenössisches Modell, das ich vor ein paar Jahren in Paris bewundern durfte. Einige Details in dem japanischen Bausatz könnte man fast als Plagiat des französischen bezeichnen, so zum Beispiel die ungewöhnliche Konstruktion der Geschützlafetten aus mehreren Teilen. Aber wenn es ein Vergehen gegen das Urheberrecht war, so ist es verjährt, und wir wollen nicht darüber richten.
Zwei Nahaufnahmen.
Jetzt muss ich ein bisschen weiter ausholen. Das größte der 3 Schebecken-Modelle, das von Heller aus dem Jahr 1975, bietet eine ziemlich getreue Kopie des Heckspiegels der Pariser Vorlage. Eine Meeresgöttin fährt in einem von Delphinen gezogenen Muschelwagen samt Begleitung über die Wellen. Ein paar Details der Schnitzarbeit aus dem achtzehnten Jahrhundert hat der Graveur bei Heller meiner Meinung nach nicht ganz richtig verstanden, im ganzen aber ist es eine durchaus gelungene Umsetzung. Das folgende Bild zeigt oben ein unverändertes Original des Bauteils in Technicolor und unten meine Überarbeitung in der Farbgebung des Vorbildes.
Die entsprechenden Teile und IMAI erreichen nicht die Qualität des Hellerschen. Bei IMAI wird so etwas wie der Frühlingstanz der Bandwurmgöttinnen gezeigt, das hatte mir damals nicht so recht gefallen, aber zu barocker Schnitzarbeit in Polystyrol reicht es bei mir nicht. Brifaut (den ich damals noch nicht kannte) hat sich für eine andere Variante der Meeresgöttin entschieden, abweichend vom Pariser Original, aber durchaus ansprechend, was die Proportion der Körper angeht.
Ich habe also das Brifaut-Teil, das von der Größe her recht gut passt, abgeformt und bin jetzt dabei, es in Anlehnung an das Pariser Vorbild zu bearbeiten. Dies ist der Stand der Dinge:
Schmidt