Und da ist sie:
Das ist von allen Modellen aus dem Billing Boats Bausatz, die ich gesehen habe, ganz ohne Zweifel das schönste. Keine Ahnung, wie der Erbauer es hingekriegt hat, die praktisch unbiegsamen und extrem splitterigen Mahagonileisten um den Bug zu bekommen. (Detailfotos später) Die Takelage ist allerdings grauenvoll und steht in einem seltsamen Missverhältnis zum Rumpf, was insbesondere für die Führung des laufenden Gutes gilt.
Nun gilt es für mich, das Ziel von Restaurierung oder Umbau zu definieren. Vor sechs Jahren hatte ich noch abgelehnt, das tatsächliche Vorbild im Amsterdamer Schifffahrtsmuseum als Vorbild für meine Arbeit zu akzeptieren, weil es sich dabei eher um ein historisches Spielzeug handelt. Aber von heute aus betrachtet, war ich damals noch zu sehr dem Ideal historischer Exaktheit verpflichtet. Bedenkt man, dass es nur sehr wenige authentische Modelle von Staatenyachten gibt, die zur Zeit der Originale entstanden sind, dann ist auch ein zeitgenössisches „Spielzeug“ von hoher Aussagekraft und besitzt genug an Aura. Außerdem tut man sicherlich nicht schlecht daran, wenn man es respektiert, dass der Konstrukteur eines Modells aus den fünfziger oder sechziger Jahren sich so dezidiert an einem historischen Original orientiert hat.
Ziel meiner Arbeit sollte es daher sein, das Modell dem Vorbild im Amsterdamer Schifffahrtsmuseum so ähnlich wie möglich zu machen, dabei aber Kompromisse zu akzeptieren. Ich habe mir strengstens auferlegt, keine Abbrucharbeiten am Rumpf und seinen Bestandteilen vorzunehmen, weil das in der Regel zu Schäden führt, die dominomäßig andere Dekonstruktion und neue Schäden nach sich ziehen. Hier spricht ein ge(ver)branntes Kind! Stattdessen werde ich versuchen, mit verschiedenen Mitteln die Detaillierung zu verbessern und das Modell, auch was den erkennbaren Alterungsgrad angeht, dem Amsterdamer Modell anzunähern.
Von besagtem Modell gibt es sehr schöne Fotos im Netz. Sie zeigen das Modell aber seltsam clean, was wahrscheinlich an der schmeichelhaften Studiobeleuchtung liegt.
Ich selbst konnte das Modell vor einigen Jahren in Amsterdam fotografieren. Leider steht es inmitten anderer Modelle in einer Vitrine, sodass kein freier Blick darauf möglich ist und die Kamera überdies immer wieder an der Reflexion auf der Scheibe scheiterte. Ich konnte daher keine Totalaufnahme machen, aber immerhin einige aufschlussreiche Detailfotos. Hier zeigt das Modell erheblich mehr Patina.
Schmidt