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Dienstag, 10. März 2015, 20:08

Versuch einer Systematisierung des Schiffsmodellbaus

Ich weiß, das ist ein heißes Pflaster, auf das ich mich da begebe. Aber ich finde es immer noch sinnvoll, etwas Struktur in die Diskussionen um Stimmigkeit oder Unstimmigkeit einzelner Modell zu bringen.
Der folgende Text versteht sich als Vorschlag. Alle sind aufgerufen, ihn zu erweitern oder verändern.
In diesem Sinne.
Schmidt


Versuch einer Systematisierung von Schiffsmodellen

A. Historische Modelltypen

1. Votivschiffe
Ziel: Kirchengeschenk, Ausdruck der Dankbarkeit, Schmuck
nicht maßstäblich, vergröbert; manchmal grobe Verzerrung, um das Unterwasserschiff bei Ansicht von unten nicht zu dominant erscheinen zu lassen: Materialmischtechnik, zeitgemäß überwiegend aus Holz, lebhaft bemalt

2. Dockyard Models, Admiralitätsmodelle
Ziel: Grundlage des Vertrags zwischen Auftraggeber und Werft (17.-18. Jh.)
maßstäblich; oft mit sichtbarer Innenkonstruktion, häufig ohne Takelage: können bemalt und ggf. vergoldet sein

3. Reedereimodelle
Ziel: Repräsentativer Schmuck für Reedereibüro, Anschauungsobjekt für Reisebüro (19. Jh bis heute)
maßstäblich, aber nicht penibel; Material je nach Zeit und Vorbild, früher bei Passagierschiffen mit einer Tendenz auf „wertige“ Materialien (Messing, Silber), heute den Vorbildern entsprechend eher Kunststoffe


B. Typen des modernen Modellbaus

1. Blankholzmodelle
Ziel: Demonstration von handwerklicher Perfektion und Materialpurismus, sichtbare Rekonstruktion der Bautechnik des Originals
maßstäblich; im Idealfalle alle Teile (bis auf das Tauwerk und Scharniere, Beschläge, Kanonenrohre etc.) aus unbehandeltem Holz; verschiedene Farben des Vorbildes werden ggf. durch unterschiedliche Hölzer wiedergegeben;
Detaillierung möglichst hoch

2. Fotorealistische Modelle
Ziel: optisch genaue Nachbildung des Vorbilds, soll auf einem Foto nicht vom Vorbild (in einem bestimmten Zustand) zu unterscheiden sein
maßstäblich, ggf. mit Abstrichen; Materialmix, ggf. auch Materialersatz (Resin oder Polystyrol statt Holz); Detaillierung abgestellt auf die beabsichtigte Sehentfernung, Alterung und Verwitterung möglich

3. Fahrmodelle
Ziel: Kompromiss aus fotorealistischem und fahrtüchtigem Modell, manchmal mit fahrtechnisch bedingten Veränderungen an Unterwasserschiff und Ruder
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Mittwoch, 11. März 2015, 02:42

Eine gute Idee, kein heißes Pflaster, aber sehr sehr weitläufig, mit extrem vielen Randgebieten und schon vielen tausend Jahren Tradition.

1.
Eine weitere Basiskategorie die im Grunde noch vor A gehört ... nur wie nenne ich diese ?
Wie wärs mit Prähistorische oder Antike Modelle ?

Gemeint sind zum Beispiel die 18 Schiffsmodelle aus dem Grab Tutanchamuns, 3000 Jahre alt
altchinesische Schiffsmodelle .. oder aus dem präkolumbianischen Peru .... etc etc


2.
Verstehst Du unter Punkt B2 auch die bei weitem erfolgreichste und umfangreichste Modellbausparte aller Zeiten ...
den modernen Plastikmodellbau ?
In nicht wenigen Fällen wesentlich detailgetreuer als das Gros der Holzbauten.

wobei es von diesem auch sehr viele gibt oder gab die gleichzeitig auch in Punkt B3 fallen
entweder waren diese dann dauerhaft motorisiert
oder als Bausatz sowohl mit als auch ohne Motorisierung erhältlich

wobei es da auch ein B4 Spielmodelle geben könnte ... mit nur ideeller Vorbildgetreue
aber da sind die Grenzen wirklich sehr schwimmend ... um im Medium zu bleiben

Und auch diese Sparte wandelt sich mittlerweile in eine Multimediawelt mit Ätzteilen, gelaserten Holzdecks, gedrehten Messingrohren usw, Stoffsegeln und vielem mehr.
Diese entweder aus dem Zubehörhandel oder auch schon direkt im Kit.

3.
Ideensammlung:

reine Dekomodelle .. oft mit stark reduziertem Detailumfang ... aufs wesentliche beschränkt
beginnend von sehr primitiver Billig-Dekoware bis hin zu hinreißend schönen, teuren Büro oder Heimdekostücken ist da eine hohe Bandbreite
nicht selten läßt sich da trotz extremer Vereinfachung dennoch klar das Vorbildschiff erkennen

darunter fallen auch die vielen Schiffsmodelle unterschiedlichster Qualität und Materialien an fast allen küstennahen Urlaubsorten

Buddelschiffe

Modelle zum Zusammenbauen aus früheren Kellogspackungen ?
ich erinnere mich da ganz entfernt an komplette Dock und Hafenszenarien

oder Ü-Eiern, die teils überraschend vorbildnah sind

Neuerdings breiten sich kleine Modelle aus reinen Metallätzteilen aus

und auch diverse Modelle aus gelaserten Sperrholzteilen, vergleichsweise primitiv aber dennoch vorbildnah

4.
Papier und Pappmodelle
von extrem primitiv und einfach ohne echtes Vorbild
bis hin zu hinreißend realistischen Megamodellen die selbst geübte Modellbauer bis zum Äußersten fordern
auch diese passen gleichzeitig schon in mehrere der von Dir genannten Kategorien

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fertig gebaute Schiffsmodelle wie die ganzen alten Wiking-Schiffe,
auch ein riesiger Bereich
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

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Mittwoch, 11. März 2015, 08:54

Moin Schmidt.

Na, ich weiß nicht. Die Erstellung der Oberthemen halte ich dabei noch nicht einmal für problematisch. Ich sehe eher das Problem bei den Unterthemen. Markus zeigt das ja schon auf. Welche Modelle möchtest Du überhaupt mit aufnehmen? Nur Holz (so wie ich das jetzt verstehe), oder auch Plastik, Blech, Karton, Hybriden, etc., und was ist mit den weniger fotorealistischen Modellen? Dann kommt nämlich noch die in meinen Augen wahre Schwierigkeit, nämlich die Festlegung in welche Kategorie ein Modell fällt. Hier sind Diskussionen vorprogrammiert. Anders ausgedrückt: Zur Verringerung solcher Diskussionen solltest Du die Aufnahmekriterien vorher genau definieren.

Aber ich will Dich in Deinem Überschwang nicht ausbremsen. Vielleicht funktioniert Deine Idee besser, als ich es mir vorstellen kann.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

Meine Projekte

Einführung Kartonmodellbau

4

Mittwoch, 11. März 2015, 14:36

Gegen Diskussionen habe ich nichts.

Meine Systematisierung ist auf den ersten Blick vielleicht etwas abwegig. Aber ich habe den Versuch unternommen, "einfach" zu sein. Und das erreicht man m.E. nicht, wenn man nach z.B. nach Material unterscheidet. Ich habe versucht, nach der Intention des Modells, also nach dem Ziel seiner Herstellung zu fragen. Und da gibt es gar nicht so viele. Im Gegenteil. Da kann man sogar noch weiter vereinfachen. Die modernen Blankholzmodelle sind z.B. zum großen Teil Nachahmungen von Dockyard Models oder Reedereimodellen. Prähistorische Modelle kann man unter die Votivschiffe reihen, weil sie in der Regel demselben Zweck dienen.
Ich finde beim Modellbau die Absicht des Modellbauers einfach am wichtigsten. Sie steht am Anfang des Prozesses, ihr muss sich alles unterordnen. Wenn ich Holz in die Hand nehme, kann es ein Dockyard Model ebenso wie ein Reedereimodell oder ein fotorealistisches werden. Im Extremfall ist es andererseits möglich, aus Plastik ein Dockyard Model nachzuahmen.
Meine Unterscheidung soll ja auch kein Selbstzweck sein, sondern beim Bau des Modells helfen. Roland (röler) z.B. weiß im Grunde seines Herzens immer noch nicht, was für ein Modell er bauen soll: Tendenz Dockyard oder fotorealistisch. Das ist typisch. Man macht eine feine Holzarbeit und will sie dann doch nicht durch Farbe verdecken. Also gibt es oft einen Hybriden. Und natürlich kann man das machen!! Wer sollte das verbieten oder auch nur Einspruch anmelden?? Mir allerdings hilft es, wenn ich mich frage: Was mache ich hier? - und mir eine Antwort darauf geben kann.
Ich werde meine Systematik weiter überarbeiten, insbesondere durch Aufzählung dessen, was in die einzelnen Kategorien fällt.
Widerspruch befruchtet!
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Mittwoch, 11. März 2015, 19:16

Ich hatte jetzt nicht Widerspruch im Sinn. Grundsätzlich finde ich Deine Idee gut, und besonders nach der letzten Erklärung wird mir die Richtung, in die Du möchtest klarer:
Ich finde beim Modellbau die Absicht des Modellbauers einfach am wichtigsten. Sie steht am Anfang des Prozesses, ihr muss sich alles unterordnen.
Vielleicht denke ich auch schon zu weit, nämlich wo würde ich mich finden? Die Cleo wird klar fotorealistisch oder wie ich besser finde: ein möglichst realistisches Abbild. Wo würde sich dann aber mein Schnellboot finden? Von Fotorealismus möchte ich bei dem Modell nicht sprechen. Das wird eher ein der Realität angenäherte Replik. Ab wann will man überhaupt von Fotorealistisch sprechen? Du siehst, Fragen über Fragen. Ich werde das hier auf jeden Fall verfolgen, und schauen worauf es hinaus läuft. Ich bin gespannt.
Schöne Grüße,
Bernd

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6

Dienstag, 17. März 2015, 19:57

Ich hätte da noch einen Vorschlag für eine weitere Kategorie, da ich meine Art Schiffsmodelle zu bauen in keiner der hier erwähnten wiederfinde:

Prunkmodelle

Ziel: Idealisiertes Modell mit dem Ziel eine möglichst beeindruckende optische Wirkung zu erzeugen und möglichst dekorativ zu sein.

Maßstäblich, aber nicht penibel; Material alles was für eine optimale Präsentation am besten geeignet ist. Hoher Detaillierungsgrad, viel Einsatz von Farben, keinerlei Alterung. Rücksichtnahme auf historische Korrektheit nur dort, wo es die dekorative Wirkung nicht mindert.

Mehr fällt mir im Moment nicht ein :nixweis:
Einfach mal machen! Könnte ja gut werden.


Fertig:
H.M.S. Prince 1670 , Millenium Falcon von mpc

Im Bau:
Soleil Royal Holzmodell 1:140

7

Freitag, 20. März 2015, 16:45

Sehr gut!
Besonders für Modellbauer die nicht wissen wozu die da sind!

Ich hab noch was:

Segelunterrichtsmodelle

Ziel: Ein Schüler soll mit Hilfe des Modells lernen wie ein Schiff funktioniert. Massstäblich, mit sehr detaillierter beweglicher funktionierender Takelage.

Solche grossmassstäblichen Modelle von 120Kanonenschiffen habe ich in Paris gesehen. Sie waren aus dem 18. Jahrhundert und dienten den franz. Adligen, zb wenn sie Marineoffiziere wurden. So konnten sie selber "trocken" Schnüre ziehen und Segel setzen. Nur die Kanonen funktionierten nicht und schwimmen konnten sie wahrscheinlich auch nicht.

lg
hms

8

Freitag, 20. März 2015, 17:20

Das würde ich noch erweitern auf "Funktionsmodelle". Eben Modelle, bei denen die Funktionstüchtigkeit und weniger die Optik im Vordergrund steht. Darunter fallen zum Beispiel natürlich die dampfgetriebenen Modelle.
Gruß,
Matthias

9

Samstag, 21. März 2015, 12:40

@Matthias: Du hast natürlich Recht.
lg
hms

10

Montag, 23. März 2015, 08:53

Matthias, deine Beschreibung deines eigenen Modells passt m.E. zu 100 Prozent auf meine Kategorie der "Reedereimodelle". Ich sollte diese Kategorie vielleicht umbenennen, da sie zu eingeschränkt auf eine Funktion ist. Ich erwäge "Schaumodelle".
Danke auch für die anderen Ergänzungen. Sobald ich etwas Zeit habe, werde ich die Systematik überarbeiten. Dann wird es auch eine Kategorie Funktionsmodelle geben.
Schmidt
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11

Dienstag, 24. März 2015, 22:43

Ja Schaumodelle trifft´s eher :ok:
Einfach mal machen! Könnte ja gut werden.


Fertig:
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Im Bau:
Soleil Royal Holzmodell 1:140

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Mittwoch, 25. März 2015, 08:50

Die Aufteilung in historisch und modern sollte ebenfalls aufgehoben werden ...
das kann nur eine Unterkategorie sein denn mit den dort beschriebenen Inhalten ist nicht nur in der Vergangenheit zu rechnen ...
auch heute werden Modelle gebaut die inhaltlich den historischen Kategorien entsprechen ...
natürlich mit Materialien unserer Zeit so wie früher eben auch die zur Verfügung stehenden Materialien genutzt wurden.

Und das was heute und auch zukünftig gebaut wird ist spätestens nach ein paar Jahren ebenfalls Teil der Historie ...
im Grunde haben unsere Sachen nur ein paar Jahre den Aktualitätsstatus ... dannn betrachten wir sie als alter Krempel ...
und wieder ein paar Jahre danach bekommen sie schon Kultstatus ...
und bald darauf laufen sie unter Antiquitäten ... wir selbst inklusive.

Ich erinnere mal daran in welchem Zustand es war und mit welcher Historie Dein eigenes Projekt des alten Dampfers
aufwarten konnte ... und welch unglaubliches Glück dieses Modell hatte in Deine Hände zu geraten

Denkt dran, die Autos unserer Jugend waren noch vor ein paar Jahren ein Fall für die Schrottpresse,
schon jetzt sind sie offiziell Oldtimer und in ein paar Jahren Museumsstücke.
Historisch ist immer und jederzeit und wir sind nur an einem bestimmten Punkt darin.

Auch heute noch werden Schaumodelle für Reisebüros gebaut ... wenn auch weniger ...
und oft sind sie mehr der Luftfahrt zugeordnet ... aber es gibts sie eindeutig noch immer und auch aktuell ...
aber mit dem Boom der Kreuzfahrten tauchen auch Schiffe immer mal wieder auf ...
zwar mit modernen Materialien ...
aber zu jeder Zeit nutzte man das was zur Verfügung stand

Das gleich gilt auch für Modelle aus Vertrags und Produktionszwecken die Aussehen, Inneneinrichtung etc zeigen sollen ...
das gilt neben den bekannten Bereichen Architektur, Autos und vielen Gebrauchsgegenständen bestimmt auch für Kreuzfahrtschiffe,
große Frachter und sicher auch für den militärischen Bereich.

nur daß wir als Normalsterbliche diese Modelle wohl weniger zu Gesicht bekommen dürften ...
die stehen dann eben unzugänglich "im 50.Stock der Firmenzentrale" ...
oft unterliegen diese Sachen bis zur Produktion ja der Geheimhaltung
es sind bestimmt weniger als früher .... aber es gibt sie bestimmt auch heute noch

Wir sollten uns auch fragen wie zugänglich denn die alten Admiralitätsmodelle noch bis vor ein paar Jahren waren ...
doch eher unzugänglich ...
und erst seit wenigen Jahrzehnten werden sie aus Lagern geholt, restauriert und ausgestellt ...
im Internet weltweit als Kulturgut den Menschen zur Anschauung gegeben
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

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Mittwoch, 25. März 2015, 18:12

Auch diese Anregung werde ich aufnehmen. Lasst mir nur bitte noch ein bisschen Zeit für die Version 2.0. Um so besser wird sie.
Schmidt
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Donnerstag, 26. März 2015, 00:43

Keine Hektik ... Du hast doch alle Zeit die Du Dir selbst gibst ... es ist Dein Projekt !

Was wir hier machen ist ein Breainstorming das Dir jede Menge Details liefert ...
aber welches Bild Du aus all diesen Puzzleteilchen formst ist Deine Entscheidung
Ich finds gut das mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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15

Sonntag, 29. März 2015, 21:58

Schmidt,

da du ja den Vorreiter hier gemacht hast, bist du der Chef!
Also hast du alle zeit der Welt und wir Assistieren nur - richtig? :ok:

lg Mickey
Im Bau: Black Pearl
Im Bau: H.M.S. Triton

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Montag, 30. März 2015, 16:35

Ich bin für jede Beteiligung dankbar.
Schmidt
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Dienstag, 31. März 2015, 18:14

Historisch oder nicht historisch ist eine Sache, aaaber


Ich finde dass Modelle von Schiffen die im Original aus Holz sind beim Modellbau einen Sonderstatus haben. Grund dafür ist eben das Holz. Viele finden Blankholzmodelle schön. aber gibt es Blankmetallmodelle?
Ausserdem kann man bei Modellen deren Vorbilder bis ins 19te Jahrhundert gebaut wurden von Modellbautraditionen sprechen. Zum Beispiel zur Lage der Anker und Beiboote bei Reederreimodellen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für heutige Modelle noch solche Traditionen gibt. Allerdings gibt es heute noch Leute, die diese Traditionen beim Modellbau von älteren Schiffen benutzen. Was meint ihr?

lg
hms

18

Dienstag, 7. April 2015, 14:27

Ich finde das hier schon sehr interessant. Diese Aufzählungen der verschiedenen Modelle mit ihren Besonderheiten etc...

Was mich als Unwissende mit der Absicht, ein Schiff zu bauen, immer am meisten intereeiert, sind die speziellen Ausdrücke. Die meisten davon muss ich googeln, da mein Allgemeinwissen über Steuerbord, Backbord, Reling und die anderen geläufigen Ausdrücke nicht hinaus geht. Ein richtiges Glossar gibt es da online scheinbar nicht. Vielleicht mag ja jemand mal sowas erstellen ;)
Sorry fürs OT
LG,
Angi

Aktuelles Dio: Winkelgasse (Ausschnitt)

19

Dienstag, 7. April 2015, 18:07

Was mich als Unwissende mit der Absicht, ein Schiff zu bauen, immer am meisten intereeiert, sind die speziellen Ausdrücke.
Ups, mir fällt nicht auf, dass hier besonders viele Schiffsausdrücke sind. Ein Wörterbuch könnte aber schon hilfreich sein.

Was mich immer an allen nichtfotorealistischen Modellen irritiert ist dass ich oft denke, dass einer der sich nicht auskennt das Modell sieht und denkt, dass es in echt auch so ausgesehen hat. Den fotorealistischen Modellbau kann man als eine wissenschaftliche oder informative Arbeit bezeichnen. Schiffsmodelle wo die (Innen)struktur auf logische Art gezeigt wird, zum Beispiel durch das systematische Weglassen der Bemastung oder der Beplankung des Unterwasserschiffs auch. Irgendwie gibt es aber keine echte (oder wie soll man das nennen?) Legitimation dafür dass man sein Modell nicht bemalt. Der einzige Grund ist dass man unbemaltes Holz schön findet. Eigentlich ist doch ein Modell wo man was aus Geschmacksgründen gewollt anders macht als in echt Kunst, oder? Ich finde Blankholzmodelle irreführend. Das selbe gilt auch für die Modelle die alles in einem sein wollen. Also Zwitterwesen.
Ich frage mich wo der Modellbau aufhört...
lg
hms

20

Mittwoch, 8. April 2015, 12:42

Ich wollte mich mal wieder mit einem Update meiner Systematisierung melden.
Ich erinnere daran, dass ich die Modell einzig nach der Absicht des Modellbauers einteile. Das wird eher selten gemacht. Deshalb ist es vielleicht auch gut, wenn ich neue Termini für meine Systematik einführe.

1. Devotionalienmodelle (Votivmodelle)
Absicht: Grabbeigaben in antiker Zeit (womöglich ist das Osebergschiff ein Devotionalienmodell im Maßstab 1:1), Modelle in Kirchen als Dank für die Errettung aus Seenot (Mataro-Modell) etc.
Zeit: Antike bis Gegenwart
Erscheinungsbild: alles möglich, oft unmaßstäblich, meistens vereinfacht, z.B. der Präsentationsweise als hängendes Modell angepasst mit reduziertem Unterwasserrumpf

2. Werftmodelle
Absicht: Grundlage eines Vertrages zwischen Auftraggeber und Werft
Zeit: Hochzeit 17-18. Jahrhundert, bis gezeichnete Pläne üblich wurden; als Anschauungsobjekte während der Bauphase bis ins 20. Jahrhundert vorkommend
Erscheinungsbild: Konzentration auf die baulich wichtigen Eigenschaften, früher sichtbare Spanten, Takelage bei Seglern häufig weggelassen, weil standardisiert, verbreitet auch als Halbmodelle

3. Schaumodelle
Absicht: als "Nachfolger" der Werftmodelle Schauobjekte für die Besitzer der Schiffe, auch Werbeobjekte z.B. in Reiseagenturen, später für Liebhaber, Museen etc.
Zeit: 18. Jahrhundert bis Gegenwart
Erscheinungsbild: maßstäblich, aber nicht in allen Details vorbildgetreu, häufig die Verwendung von anderen, als edler empfundenen Materialien (z.B. blankes Messing statt lackiertes Metall, Planken aufgemalt), dazu gehören u.a. auch "Sträflingsmodelle" aus Elfenbein oder Knochen

4. Konstruktionsmodelle
Absicht: möglichst genauer Nachbau der Konstruktion von meistens historischen Holzschiffen
Zeit: seit dem 19. Jahrhundert
Erscheinungsbild: höchst maßstäblich, häufig Blankholzmodelle mit Metallteilen, um die Konstruktion des Originals sichtbar zu machen, Verwendung von Farbe eingeschränkt oder ganz unterlassen

5. fotorealistische Modelle
Absicht: Schaffung eines Modells, das entsprechend fotografiert vom Original nicht zu unterscheiden ist
Zeit: seit dem 20. Jahrhundert
Erscheinungsbild: maßstäblich, Verwendung von vorbildfremden Materialien (z.B. Polystyrol, Resin, Seidenpapier), Imitation von Oberflächen durch Farbe (trompe l'oeil-Malerei)


6. Fahrmodelle
Absicht: wie 5, aber nur in dem Maße, in dem die Gestaltung einen Fahrbetrieb nicht behindert
Zeit: s.o.
Erscheinungsbild: s.o. dazu gehören auch Spielzeugmodelle, deren Detaillierung stark reduziert ist.




So, das war das Update. Demnächst mache ich mir vielleicht mal die Mühe, es zu bebildern.
Schmidt
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Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Mittwoch, 8. April 2015, 15:31

Hervorragend!

Schön gegliedert, informativ und aussagekräftig.

Vielen Dank dafür, schmidt! :thumbsup:

lg Mickey
Im Bau: Black Pearl
Im Bau: H.M.S. Triton

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Mittwoch, 8. April 2015, 18:01

Super!
So, das war das Update. Demnächst mache ich mir vielleicht mal die Mühe, es zu bebildern.

Wir warten gespannt drauf!

lg
hms

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