Nach dem Testmodell möchte ich es jetzt mit einem "ernsthaften" versuchen.
Zunächst noch ein paar Worte zum Material:
Le Phenix erschien 1968 als erstes der Segelschiffsmodelle der französischen Firma Heller. In den nächsten Jahren sollte etliche weitere folgen. Krönung waren Mitte der 70er Jahre die Victory und die Soleil Royale im Maßstab 1:100. Die meisten Modelle orientierten sich an Vorlagen aus dem Pariser Marinemuseum. Indirekt tat das auch die Phenix, allerdings war hier nicht ein Modell Vorbild, sondern ein Plan, den die Freunde des Marinemuseums auf Grundlage von Abbildungen im Album Colbert erstellt und herausgegeben hatten. Tatsächlich ist diese "Quellenangabe" in der Gussform einer Rumpfhälfte verewigt. Dort steht neben dem Firmennamen Heller: Plans A.A.M.M.
Der Bausatz der Phenix ist m.E. einer der bestgeratenen in diesem Maßstab. Ich habe ihn als Junge gebaut und war damals von allen Details begeistert. Das Modell hat sich wunderbarerweise erhalten und steht jetzt wieder (leicht reparaturbedürftig) über meinem Schreibtisch:
Nun lässt sich aus dem Material aber wahrscheinlich etwas mehr herausholen, als mir das vor 45 Jahren gelang. Diesem Versuch ist dieser Baubericht gewidmet.
Meine neuerliche Zuwendung zu dem Bausatz begann übrigens - mit seinem Erwerb. Das ist nicht so einfach wie es klingt, denn leider ist der Phenix seit etlichen Jahren nicht mehr im Handel. Dort bekommt man bloß den albernen Rumpf-Tausch-Klon La Sirene, während die schöne, aber weniger spektakuläre Adaption der Colbert-Zeichnungen nur noch über Ebay u.a. zu haben ist. Ich musste schließlich über den Teich bestellen und habe einen unverbauten Bausatz aus der Heller/Aurora-Kooperation der 70er Jahre erstanden. Eine andere Erwerbung war leider unvollständig. Glücklicherweise soll ich aber noch Teile von einem Forumsmitglied bekommen. Schonmal Danke dafür! Übungen am Rumpf kann man freilich mit den Teilen der unglücklichen Sirene durchführen. Die Rumpfschalen sind vollkommen identisch.
Nun also los. Was ich jetzt zeige, ist der zweite Versuch nach dem hier vorgestellten (raschen) Testlauf. Sollte der Text zu selbstgewiss klingen, denkt daran, er reportiert die Ergebnisse von viel Versuch und Irrtum.
Ein erster (und der wichtigste!) Schritt zur Aufwertung des Modells war und ist bekanntlich die Entfernung der gravierten Holzmaserung. Die ist viel zu grob und "sitzt auf", während die Plankenfugen des Rumpfes so gut wie gar nicht sichtbar sind. Ich habe das schon öfters besprochen und gezeigt. Nun ist es allerdings nicht so leicht, die Maserung zwischen den Barkhölzern möglichst restlos zu entfernen. Ich habe mir dazu schließlich "Schleifpapierhalter" aus schnell härtendem Knetsilikon angefertigt. Das Schleifpapier herumgespannt, passen sie genau zwischen die Barkhölzer:
Trotzdem bleibt es eine einigermaßen mühsame Arbeit.
Besonders schwierig wird es im oberen Bereich der Bordwand, wo schmale Zierleisten laufen und besser nicht beschädigt werden sollten. Diese Leisten habe ich abgeklebt und die Zwischenräume mit Schleifpapier und dem Glasfaserradierer bearbeitet. Leider war hier die Maserung besonders prominent.
Zwischendurch musste der Rumpf immer wieder mit Lauge und Bürste gründlich gereinigt werden, damit Stellen, die noch der Nacharbeit bedurften, sichtbar wurden. Beim Arbeiten mit dem Glasfaserradierer trägt man übrigens besser geeignete Kleidung und saugt die bearbeiteten Stellen in kurzen Intervallen mit dem Staubsauger ab.
Es folgt die Gravur der Plankenfugen. Ich beginne damit an den unheiklen Stellen, nämlich an den Übergängen zwischen Bordwand und Barkholz. Hier dient die Fuge übrigens vor allem dazu, später eine hilfreiche Trennlinie zwischen den verschiedenen Farben zu bilden. Unheikel übrigens, weil die Kante den Gravurstichel "führt". Das Foto zeigt das Gerät aus dem Folterarsenal des Zahnartzes, das ich dazu verwende.
Viel schwieriger war die Gravur der Plankenfugen zwischen den Stückpforten! Hier habe ich mir (nach etlichen Fehlversuchen) schließlich kleine, möglichst genau zugemessene "Schlittenlineale" gebaut: Das Foto erklärt, was ich damit meine:
Die fertigen Fugen bedurften dann wieder der intensiven Nacharbeit mit Schmirgelpapier und Glasfaserradierer.
Schmidt
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