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Sonstiges: Kartonbau Tutorial

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Sonntag, 1. Februar 2015, 17:35

Kartonbau Tutorial

Grundsätzlich ist Kartonmodellbau bereits mit einem geringen Aufwand an Werkzeug möglich. Da keine Maschinen gebraucht werden, kein Schleifen oder Spachteln anfällt ist das Ganze wohnzimmertauglich, was auch zum Erhalt des häuslichen Friedens beitragen kann. Im Folgenden beschreibe ich, was man meiner Ansicht nach als Minimalausstattung an Werkzeug benötigt. Halt, Halt wird der eine oder andere von Euch sagen, da gehört noch dieses oder jenes dazu. Ich weiß dass es subjektiv ist, aber ich habe selbst so angefangen und mehr braucht man zum Einstieg definitiv nicht. Ich selbst bin mittlerweile auch vielseitiger ausgestattet. Das ist aber ein anderes Thema und dazu komme ich im Verlauf dieses Tutorials sicher noch.



Schneidematte, Stahllineal und Japanspachtel. Ja, der Spachtel gehört dazu, denn das Lineal ist für kleine Teile zu unhandlich. Man könnte auch ein kurzes Stahllineal kaufen, aber ein Satz Japanspachtel ist deutlich kostengünstiger und erfüllt den selben Zweck. Beim Lineal ist grundsätzlich darauf zu achten, dass es ohne Abstand aufliegt. Viele Lineale haben eine abgesetzte Kante, da sie aus dem Zeichnen mit Tuschestiften kommen. Diese verhindert das Hinterlaufen der Tusche unter das Lineal, ermöglicht in unserem Fall aber das Unterschneiden und damit das Abweichen von der Schnittlinie. Die Schneidematte sollte bekannt sein. Andere Unterlagen funktionieren auch, sind auf Dauer aber nicht praktikabel. Glas wirkt sich nachteilig auf die Schärfe der Klingen aus, und Pappe wird ziemlich rasch zerstört.



Zum Schneiden Cuttermesser, Skalpell, lange und kurze Schere. Das Cuttermesser dient ebenso wie die lange Schere zum groben ausschneiden oder schneiden längerer Linien. Für die Feinarbeit und schneiden von Kurven nimmt man besser die beiden anderen Werkzeuge.



Nadel zum Rillen und Ritzen Technik, gehe ich später noch drauf ein), gerade und gebogene Pinzette zum applizieren von Kleinteilen, Klemmen. Bei denKlemmen sollte man drauf achten, dass diese glatte Flächen haben. Die Abgebildeten haben das nicht, was zu Abdrücken führen kann. Die Klemmen sind neu, und ich bin noch nicht dazu gekommen etwas auf die Klemmflächen zu kleben.



Kleber, grundsätzlich ist jeder Papierkleber geeignet. Zur Grundausstattung sollten aber diese Beiden gehören: Ein lösemittelhaltiger Kleber für feste Verbindungen und Weißleim für kleinere Teile. Der erste hat den Vorteil, das er längere Zeit offen bleibt, und man so Zeit für Korrekturen hat (gut bei großen Spantgerüsten). Diese Klebeverbindungen binden fest ab. Nachteilig ist das ziehen von Fäden und dass der Kleber glänzend austrocknet. Der Weißleim trocknet dagegen matt aus und übergetretener Klebstoff ist hinterher kaum zu sehen. Er ist daher für kleine Teile sehr geeignet. Nachteilig kann sein, dass er relativ schnell austrocknet, da der Karton die Flüssigkeit (Wasser) aufnimmt. Insgesamt sind auch diese Verbindungen sehr fest. Ich verwende überwiegend Weißleim, verdünnt mit ca. 5 - 10 % Wasser.



Ein weicher Bleistift zum Kantenfärben. Jetzt wird der eine oder andere Scharfsichtige aber stutzen und sich denken: "Moment mal, dort ist aber 3H zu lesen." Drin steckt aber eine Mine Härte B, etwas anderes würde zum Abdunkeln der Kanten nicht funktionieren. Warum ein Bleistift und keine Farbe? Nun, in vielen Fällen und gerade zu Anfang reicht es vollkommen aus die weißen Schnittkanten einfach nur abzudunkeln. Eine graue Kante fällt längst nicht so auf wie eine weiße, und man erreicht bereits so ein schönes Ergebnis.

Das war es zunächst. In den nächsten Folgen werde ich vertieft auf die Werkzeuge eingehen. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Montag, 2. Februar 2015, 13:15

Schneidewerkzeuge

Nach der Grundlage wird es nun spezieller. Es geht um die Schneidewerkzeuge. Ich stelle hier jene vor mit den ich arbeite und mit denen man nach meiner Ansicht problemlos alle anstehenden Arbeiten im Kartonbau erledigen kann.

Messer:








  1. Cuttermesser, hauptsächlich zum groben Ausschneiden von größeren Teilen oder auch zum Zurechtschneiden stärkerer Pappen.
  2. Designmesser, gelegentlich auch Skalpelle genannt, mein bevorzugtes Arbeitsinstrument, da sie sich sehr gut führen lassen. Durch die schmalen Klingen (das gelbe Messer hat 6mm und das schwarze Messer 4mm breite Klingen) lassen sich auch enge Radien schneiden.
  3. Skalpelle mit Wechselklingen, ähnliches Einsatzspektrum wie die Designmesser. Diese kommen bei mir weniger zum Einsatz. Hauptsächlich dann, wenn ich Überstände abhobeln muss. Dafür sind die langen Schneiden sehr hilfreich.
  4. Kurvenmesser, siehe auch 2. Bild, zum Schneiden von Radien bis runter zu wenigen Millimetern (abhängig vom individuellen Können). Das Messer hat eine drehbar gelagerte Klinge und wirkt wie eine Schleppfahne. Es richtet sich also immer der Bewegungsrichtung entsprechend aus.
  5. Kreisschneider, zum Ausschneiden größerer Kreise. Der Kreisschneider wirkt dabei wie ein Zirkel. Er ist möglichst senkrecht zu führen, da er sonst leicht aus der Spur zu bringen ist. Gerade Pappen > 0,5mm oder auch Doppelungen können nur mit viel Druck in einem Zug geschnitten werden, was aber zu Lasten der Genauigkeit geht. Um nicht zu viel Druck auszuüben, was das Verreißen begünstigt, ist es sinnvoll einen Kreis mit wenig Druck (Scharfe Klinge vorausgesetzt!!!) mehrfach zu umfahren. Um eine 0,5mm-Pappe zu schneiden, brauche ich in der Regel 3 - 4 Umdrehungen.


Scheren:





  1. Lange Schere, wie das Cuttermesser zum groben Ausschneiden oder für langgestreckte Teile.
  2. Mittlere Schere, geht schon in Richtung Silouettenschere, wird bzw. wurde bei mir zum Ausschneiden der meisten Teile verwendet. Inzwischen bin ich aber dazu übergegangen fast nur noch mit dem Designmesser zu arbeiten.
  3. Gerade Silouettenschere, sehr gut geignet für kurze Schnitte und zum Ausschneiden von Bögen und Kreisen. Eigentlich benutze ich für Außenbögen hinunter bis ca. 3mm Durchmesser nur noch diese und die folgenden Scheren.
  4. Spitze Schere, gekrümmte Spitze, wie vor, bei engen Radien unschlagbar.
  5. Pinzettenschere, ermöglicht sehr feine Abschnitte, da sie sich sehr gut dosiert führen lässt. Ich verwende sie besonders im Wechsel mit der vorhergehenden Scheren bei sehr kleinen Bögen.



Sonstiges:



Verschiedene Meißel zum Aussticheln von kleinen Aussparungen. Das Teil mit dem Holzgriff ist ursprünglich eine Radiernadel aus dem Grafikbereich und ist Rund, Durch den Schrägschnitt ist die Messerfläche eliptisch und eignet sich zum Aussticheln runder Flächen. Die anderen Teile sind Modellbaumeißel. Die zwei rechten sind gerade, während der linke eckig ist und durch den Schrägschnitt nach zwei Seiten schneiden kann. Sehr schön zum Ansticheln von Innenecken. Darauf gehe ich aber noch bei den Arbeitstechniken näher ein.



Locheisen, unverzichtbar zur Produktion von Pappscheiben oder Ausschneiden kleiner runder Teile. Die abgebildeten Locheisen haben ihre gerade Kante innen. Das macht sie zum Ausstechen z.B. von Bullaugen nur bedingt geeignet, da der äußere Rand eingedrückt wird. Der normale Modellbaukarton kann normalerweise wieder in Form gebracht werden. Doppelungen und dickere Pappe wird zu stark deformiert. Für diesen Fall muss der konische Schliff innen liegen und nicht wie hier außen.

Mit diesen Werkzeugen ist es möglich so gut wie alles im Kartonbau zu bewerkstelligen. Außerdem gibt es noch allerlei Varianten der hier gezeigten Werkzeuge. Letztendlich muss jeder für sich selbst heraus finden, welche Werkzeuge ihm persönlich liegen , bzw. mit welcher er die besten Ergebnisse erzielt. Löcher könnte man z.B. auch mit einem Bohrer herstellen. Allerdings muss dazu der Karton besonders behandelt werden. Als nächstes werde ich noch etwas zu den verschiedenen Klebern schreiben, bevor es dann an die Arbeitstechniken geht. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Dienstag, 3. Februar 2015, 09:50

Kleben

Nun zu einem nicht unwichtigen Thema, dem Kleben. Ohne den halten unsere Modelle nicht zusammen und Snap-Kits sind mir im Kartonbau noch nicht untergekommen. Obwohl - das Lasercutspantgerüst meiner Cleo war auch ohne Kleber schon ziemlich haltbar.






  1. Weiß- oder auch Holzleim, bei mir für nahezu alle Klebungen im Einsatz, in der Regel mit 5 - 10% Wasser verdünnt. Diese Mischung ist ist in der Flasche mit der Metalltülle abgefüllt. Falls jemand denkt, das die Tülle einer Druckbleistiftspitze verdammt ähnlich sieht, so hat er recht. Dieses Set Flasche mit Spitze wird auch so verkauft. Die Verbindungen sind recht schnell fest, besonders wenn der Leim verdünnt wurde. Das Wasser wird sehr schnell durch den Kartonabsorbiert, was die schnelle Trocknung erklärt. Trotzdem ist die Wassermenge zu gering, als dass dadurch Probleme entstünden. Für Flächenklebungen ist Weißleim allerdings weniger geeignet. Der große Vorteil ist die gute Dosierbarkeit und das matte, fast unsichtbare Trocknen. Daher stellt übergetretener Klebstoff kein großes Problem dar. Daher auch ideal für kleinste Teile.
  2. Lösemittelhaltiger Kleber, hier der Klassiker schlechthin - "UHU Alleskleber", kommt bei mir für größere Klebungen zum Einsatz. Die deutlich längere offene Zeit gegenüber dem Leim erlaubt eben auch längere Zeit Korrekturen, während sich Leim teilweise wie Sekundenkleber verhält. Für filigrane Teile benutze ich diesen Kleber kaum noch, da er, bedingt durch seine Zähigkeit, gern mal Fäden zieht. Weiter sind trockene Kleberspuren sehr gut zu sehen. Nicht verwenden sollte man die grüne weil lösemittelfreie Variante. Die Verdünnung, hier Wasser, führt bei diesem Kleber durchaus zu Problemen, da die Menge größer als beim Leim ist. Des Weiteren dauert es ewig bis ein Teil fest ist.
  3. Kraftkleber - hier "UHU Hart", gelegentlich verwende ich auch noch Pattex-Kleber. Dieser Kleber kommt nicht häufig zu Einsatz, hauptsächlich für feste Verbindung von Stumpfstößen. Der Kleber trocknen ziemlich rasch aus, bei trotzdem ausreichender Korrekturzeit. Der größte Nachteil ist sein Schrumpfverhalten. Aus diesem Grund setze ich ihn ausschließlich zur Verbindung stärkerer bzw. festerer Pappen ein. Eckverbindungen werden gerne mal durch eine zusätzliche Kleberaupe verstärkt. Macht man diese aus UHU Hart werden sich die Teile durch das Schrumpfen des Klebers stark verformen.
  4. Sekundenkleber in Gelform, aber auch dünnflüssig. Diesen Kleber setze ich seltener für Teileein, die schnell fest sein müssen. Dann aber Gel, da man bei Karton sonst keine Chance hat dass der Kleber wirken kann. Er geht nämlich ziemlich rasch in das Material über. Hauptsächlich benutze ich den Dünnflüssigen. Damit kann man wunderbar Kartonteile versteifen bzw. stabilisieren. Der Kleber durchdringt das Material geradezu, und danach kann man es schleifen oder bohren.





Ein Sonderfall sind Kleber, die unter UV-Licht aushärten. Ich benutze diesen eher selten und wenn, dann meist um Stahldrähte für Masten und Rahen zu verbinden. Das habe ich früher mit Sekundenkleber gemacht, was aber auf Grund der kurzen Trocknungszeiten immer etwas stressig wurde. Mit diesem ist das kein Problem mehr. Die Festigkeit ist sehr gut und vollkommend ausreichend. So etwas könnte man natürlich auch Löten, man müsste dann nur mit einem Lötkolben umgehen können.

Bleibt noch Kleber zur Herstellung von Flächenverklebungen. Grundsätzlich kann man die bisher vorgestellten Kleber selbstredend auch dafür benutzen. Es ist nur sehr schwierig diese gleichmäßig dünn, und ich meine wirklich dünn, auf eine größere Fläche zu verteilen. Ab ca. 5 x 5 cm wird es schwierig. Dann kommt die Stunde der folgenden Kleber.



Und zwar der gute alte Klebestift in allen seinen Varianten, bei mir für Flächen bis ca. DIN A6. Da er sehr langsam trocknet, muss eine solche Verbindung lange in Ruhe gelassen werden. Kurzer Exkurs zu Flächenklebungen: Da diese Verbindungen sich während des Trocknens gern mal verziehen bzw. verdrehen nach der Verklebung zur Trocknung zwischen schwerer Literartur o.ä. lagern. Für größere Flächen sind Sprühkleber (leider kein Foto) und die abgebildete Rolle geeignet. Sprühkleber arbeitet sehr gut, hat aber den Nachteil, dass der Sprühnebel nicht nur auf dem zu verklebenden Teil landet. Also weniger zum Einsatz im Wohnzimmer geeignet. Ich habe den Sprühkleber durch eine Klebefolie ersetzt. Im Prinzip handelt es sich um ein doppelseitiges Klebeband, allerdings extrem dünn und mit Cyanoacrylat als Klebstoff. Ich benutze eine vliesverstärkte Variante, die für rauhe Untergründe empfohlen wird. Es gibt auch noch die Variante ohne Vlies, die ist noch dünner (wobei wir hier bei beiden Varianten von Mikrometern reden), aber soll auch nur für glatte Untergründe geeignet sein. Mit diesen Folien werden z.B. Schriftzüge von Autos auf den Blechen befestigt. Nachteilig ist, das ich nur dieses Gebinde gefunden habe. Die schlapp 30 qm werden woll eine Weile ausreichen. Aber weiter im Text. Nicht unwichtig für die sichere Verbindung von Flächen ist dieses Werkzeug:



Eine Andruckrolle, die für einen gleichmäßigen Druck auf die Verklebung sorgt und gleichzeitig das Teil glättet. Danach, wie erwähnt, zur Trocknung ab in die Presse.

So, das war es zum Thema Kleben. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Dienstag, 3. Februar 2015, 13:57

Farben

Generell sind Kartonmodelle ja fertig bemalt. Da der Karton aber in der Regel nicht duchgefärbt ist, sind an außen liegenden Klebekanten leider die weißen Schnittkanten zu sehen. Eine farbliche Behandlung tut not, da es den Eindruck des gesamten Modells erheblich beeinflusst. Wie unter Grundausstattung bereits erwähnt tut es da schon das Färben mit einem weichen Bleistift. Darüber hinaus kann eigentlich alles zum Färben verwendet werden.



Angefangen von den klassischen Modellfarben über den guten alten Tuschkasten hin zu Bunt- bzw. Aquarellstiften. Des Weiteren gehen natürlich auch die Farben aus dem Künstlerbereich wie Acryl-, Öl- oder Gouachefarben. Ach ja, nicht zu vergessen Drake´s geliebte Plakafarbe. Welche Art Farbe man letztlich verwendet spielt keine Rolle. Lediglich bei den Farben, die mit Wasser verdünnt werden, wie z.B. die Tuschfarben, ist bei dem Material Karton Vorsicht angebracht. Grundsätzlich ist nur zu beachten, dass der Untergrund stark saugend ist, also der Pinselinhalt schneller aufgenommen wird.

Aufgetragen wird die Farbe in der Regel mit Pinseln oder direkt mit dem Stift, da es ja nicht um die Bemalung größerer Flächen geht. Dennoch kann auch die Airbrush zum Einsatz kommen, z.B. wenn es um die Darstellung von Staubschichten geht.

Nicht abgebildet habe ich Filzstifte. Die funktionieren auch, aber sind gerade wegen der starksaugenden Materialeigenschaften des Kartons nicht unproblematisch. Tinten sind sehr dünnflüssig und werden geradezu gierig von Untergrund aufgesogen. Das kann dazu führen dass die Farbe nicht nur die Schnittkante färbt, sondern die Umgebung gleich mit. Das ist mir zu Beginn gelegentlich passiert, weshalb ich heutzutage auf Filzstifte verzichte.

Soweit zu den Farben. Im nächsten Kapitel werde ich noch einige nützliche Helferlein vorstellen. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Donnerstag, 5. Februar 2015, 19:25

Nützliche Helferlein

Um den Themenkomplex Werkzeuge abzuschließen gehe ich noch auf unverzichtbare "nützliche Helferlein" ein. Diese sind nicht spezifisch Für den Kartonbau, da sie eigentlich jeder Modellbauer zur Hand haben sollte.



Pinzetten, unverzichtbar um Kleinteile zu applizieren, besonders in die entlegenen Ecken eines Modells. Daher sollten nicht nur gerade und gebogene Pinzetten vorhanden sein, sondern auch verschiedene Längen. Dauert das Halten mal wieder etwas länger sind die selbstschließenden Pinzetten sehr nützlich.



Klemmen und Klammern, zum zusammendrücken frischer Verklebungen. Zu beachten ist aber, dass die Klemmkraft ausreicht bleibenden Eindruck auf den Karton zu machen. Wenn also Sichtflächen zu klemmen sind, sollte man immer ein Stück Abfallkarton zwischen die Klemmbacken und das Bauteil legen. Gummibänder könnten zwar auch zum fixieren von Klebungen benutzt werden, aber in den meisten Fällen verzieht sich dadurch das Bauteil. Daher besser nicht verwenden.



Nadeln werden nicht häufig gebraucht, aber man sollte ein paar griffbereit haben. Und wenn auch nur zu dem Zweck die Klebertülle wieder frei zu machen. Ich verwende sie meist immer dann, wenn ich z.B. die Grundplatte für ein Spantgerüst auf mein Baubrett fixieren möchte. Darüber hinaus braucht man sie, um Zentrierungslöcher zu stechen.

Ich denke damit kann man den Themenkomplex "Werkzeuge" abschließen. Sicher könnte man noch eine Vielzahl weiterer Werkzeuge nennen. Jedoch wird das dann schon spezieller und mit dem bisher vorgestellten Werkzeugen kommt man schon sehr weit. Aber der Fantasie, wie einen selbst welches Werkzeug zum Ziel führt, sind keine Grenzen gesetzt. Hier hilft probieren enorm weiter.

Im nächsten Posting werde ich noch auf das Material Karton selbst eingehen, bevor es dann an die Arbeitstechniken geht. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Freitag, 6. Februar 2015, 17:47

Kleine Materialkunde

Dieser Teil wird etwas theorielastig, aber Materialwissen hilft, wie ich finde, bei der Umsetzung und Verwirklichung unserer Projekte. Vereinfacht gesagt ist Karton im Wesentlichen Papier mit einer größeren Dicke. Er ist ein aus Zelloulose hergestellter Werkstoff. Es gibt eine Vielzahl von Kartonarten, jeweils für die unterschiedlichsten Einsätze wie z.B. als Grafikuntergrund oder als Verpackungsmaterial.

Bögen aus Papier und Karton werden in der Regel nicht nach ihrer Stärke sondern nach der flächenbezogenen Masse bezeichnet, und zwar in g/m2. In Deutschland spricht man umgangssprachlich von Papier bei flächenbezogenen Massen von 7 g/m² bis 150 g/m², von Karton bei 150 g/m² bis 600 g/m² und von Pappe bei mehr als 600 g/m². Das Ganze macht es etwas schwierig für uns den richtigen Karton für Verstärkungen heraus zu finden, denn diese Angaben in Modellbaubögen sind meistens auf mm bezogen. Zumindest Pappen werden in der Regel mittlerweile auch nach Stärke sortiert.
Man kann die Bögen also ausmessen oder aber die Stärke grob berechnen. Für Papier oder Karton kann mit der folgenden Faustformel ein ungefährer Anhaltswert für die Stärke eines Bogens ermittelt werden, hier am Beispiel von Schreibpapier.

Papiergewicht (80 g/m²) geteilt durch Rohdichte Papier (ca. 800 kg/m³) = 0,1 mm. Bitte nicht an den verschiedenen Dimensionen stören. Die Umrechnungsfaktoren von kg zu g und von m zu mm sind jeweils 1000 und heben sich gegenseitig auf. Das Ergebnis ergibt jedenfalls eine gute Näherung.

Aus der Vielzahl der Papier- und Kartonarten möchte ich hier auf die für uns wichtigsten eingehen.

Schreibpapier:
Obwohl sehr dünn gut zur Herstellung schmaler Röhren geeignet.

Bastel- oder Karteikartenkarton:
Ein glattes Material das üblicherweise für Modellbaubögen Verwendung findet. Das Flächengewicht schwankt von Anbieter zu Anbieter, liegt aber um 160 g/m².

Finnpappe:
Dieses Material wird auch Filzpappe oder Bierfilzkarton genannt. Es besteht im Wesentlichen aus feinem Holzschliff und ist schichtweise verleimt. Es ist gröber in der Textur und wird daher in der Regel für Verstärkungen aller Art verwendet. Das Material ist leicht und lässt sich gut schneiden, selbst bei 2mm Materialstärke. Das was das leichte Zuschneiden ermöglicht, nämlich die poröse Struktur, ist auch gleichzeitig der größte Nachteil: Finnpappe bricht leicht und feine Strukturen neigen zum Zerfasern. Dem kann man allerdings durch „Härten“ mit Sekundenkleber begegnen.

Graupappe/-karton:
Graupappe ist ein steifes und festes Material. In ihr werden auch mineralische Bestandteile als Füllmaterial verarbeitet. Das macht die Graupappe schwer, recht fest und schwierig zu bearbeiten. Das Material ist in der Regel beidseitig glatt. Man kann es daher sowohl für Verstärkungen, als auch direkt als Bauteil verwenden. Gerade die Festigkeit macht diese Pappe auch in geringerer Stärke für Verstärkungen aller Art brauchbar. Die Schwierigkeit der Bearbeitung bezieht sich sowohl auf den enormen notwendigen Kraftaufwand (ab 0,5mm aufwärts gibt es schon mal blutige Finger – ernsthaft), als auch auf den hohen Verbrauch an Schneideklingen, denn die eingearbeiteten Mineralkörner wirken wie Schmirgelpapier.

Von diesen Kartonarten sollte man sich einen kleinen Vorrat anlegen. Eine weitere Kartonart, die im Modellbau Verwendung findet ist der Museumskarton, bei uns in Deutschland auch Bristolkarton genannt. Er besteht aus sehr hochwertigen, schichtweise verleimten Grundstoffen, wie Papieren. Oft ist die Deckschicht reinweiß und immer holzfrei, während die mittleren Schichten schon mal grau und holzhaltig sein können. Dieser Aufbau erinnert an Sperrholz und sorgt für eine hohe Festigkeit und Stabilität, sowie auch für Langlebigkeit. In der Bearbeitung gleicht er Graupappe. Auf Grund der hochwertigen Materialien ist er aber recht teuer in der Anschaffung und wird eigentlich nur für Präsentationsmodelle in der Architektur und zur Herstellung von Sonder- oder z.B. Weißmodellen verwendet. Für unsere Anwendungen kommt er eher nicht in Frage.

Ein Wort noch zur Lagerung. Klar dass die Modellbögen an einem trockenen Ort möglichst flachliegend gelagert werden sollen. Aber angefangene Modelle und die dazu gehörigen Bögen sollten am gleichen Ort gelagert werden. Der Karton ändert seine Ausdehnung in Abhängigkeit von Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Wenn z.B. das Modell auf der Heizung stand, der Bogen jedoch in einer kühlen Ecke lag, sind Probleme mit der Passgenauigkeit nicht auszuschließen.

Das soll es aber auch mit der Theorie gewesen sein. In den nächsten Folgen geht es dann um die Modellbaubögen und die Arbeitstechniken. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Sonntag, 8. Februar 2015, 19:29

Die Modellbaubögen

Kommen wir nun zum Wesentlichen, den Modellbögen. Modelle gibt es für jede Sparte des Modellbaus. Am bekanntesten sind die Schiffsmodelle. Daneben gibt es aber auch Fahrzeuge aller Art vom Auto über LKWs zu Panzern, Flugzeuge, Eisenbahnen und Häuser. Ebenso so groß wie die Auswahl ist die Vielfalt der Maßstäbe, obwohl sich einige Standardmaßstäbe etabliert haben, für Schiffe 1/200 bzw. 1/250, für Fahrzeuge meist in 1/25, für Flugzeuge 1/50 bzw. 1/33 und für Eisenbahnen und Gebäude die klassischen Modellbahnmaßstäbe 1/87 und 1/160, bzw. für sehr große Gebäude wie Kirchen und Burgen der Maßstab 1/300. Die Masse der angebotenen Bögen bzw. der Verlage kommen aus Osteuropa, hier vornehmlich aus Polen und Russland, sowie Deutschland und Österreich. In Osteuropa ist der Kartonmodellbau sehr stark vertreten. Dort hat er den gleichen Stellenwert wie der Plastikmodellbau bei uns. Ich habe aber den Eindruck, dass es langsam kippt.

Hier mal einige Beispiele für Modelle:



Die Bögen sind je nach Verlag und Alter in ihren Qualitäten sehr unterschiedlich. Die Passgenauigkeit ist in der Regel recht gut. Die Modelle reichen von sehr einfachen Modellen bis hin zu Modellen die in Karton ob ihrer Filiganität kaum mehr auszuführen sind. Generell kann man sagen, je älter ein Bogen desto einfacher gehalten ist er und desto weniger detaillierter ist das Modell. Verlage versuchen gelegentlich bei Neuauflagen die Detaillirung zu verbessern, was man an der Teileanzahl sehen kann. Ein schönes Beispeile ist die Bismarck Der Wilhelmshavener Modellbaubögen aus dem Lehrmittelinstitut, heute Möwe-Verlag. Dieses Modell fing in den 60zigern mit ca. 1.000 Teilen an, die neueste Auflage hat ca. 1.500 Teile. Ein neu entwickeltes Modell dagegen wie die Bismark von HMV im gleichen Maßstab bringt es, je nach dem ob man den höchsten Detaillierungsgrad wählt, auf bis zu 7.000 Teilen. Das zeigt die Entwicklung sehr gut auf. Hier mal zwei Beispiele für alt gegen neu:



Beide Modelle sind in 1/100 gehalten. Die Seefalke ist noch von Hand konstruiert und gezeichnet. Das Schnellboot dagegen stammt aus dem Computer. Dem entsprechend sind die Teile der Seefalke einfacher gehalten, während die des Schnellbootes einfach mehr Details bieten.



Auch die Bauanleitungen sind sehr verschieden. Die der Seefalke besteht aus Text und einer Explosionszeichnung zur Übersicht, während das Schnellboot gerenderte 3D-Darstellungen der verschiedenen Bauschritte bietet. Auf Text wird weitgehend verzichtet.





Zu einigen Modellen gibt es heutzutage sogenannte Lasercut-Sätze. Diese Teile ersetzen entweder z.B. das Spantgerüst und helfen so sehr stumpfsinnige Arbeiten abzukürzen, oder Teile die so Filigran sind, dass sie von den meisten Modellbauern nur unter Schwierigkeiten auszuschneiden sind. Diese Teile werden sowohl von den Verlagen selbst, aber auch von Zulieferern herausgebracht.



Ach ja, einen grundlegenenden Unterschied in der Bauphilosophie zwischen Ost und West gibt es. Während deutsche Bögen grundsätzlich versuchen alles in Karton baubar zu gestalten, versuchen osteuropäische Bögen dies nicht. Bei ihnen sind von vornherein Teile vorgesehen, die z.B. aus Draht herzustellen sind. Dies betrifft vielfach z.B. die Reling oder Schiffsmasten.

Das war der Exkurs zu den Modellbaubögen. Im nächsten Teil werde ich kurz etwas zu den Druckverfahren bzw. der Herstellung schreiben. Das hat durchaus Einfluss auf den Bauablauf oder überhaupt die Kaufentscheidung. Stay tuned.







Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Montag, 9. Februar 2015, 09:40

Die Modellbaubögen, die zweite

Nach einigen Worten zu den Modellbaubögen allgemein jetzt noch etwas spezielleres. Neben der großen Auswahl an Modellen und Maßstäben gibt es auch Unterschiede in der Herstellung solcher Bögen.

Da wäre der althergebrachte Offsetdruck, sehr aufwändig und wird daher heutzutage kaum mehr angewandt. Bei diesen Bögen besteht eine sehr gute und stabile Verbindung von Farbe und Karton, da die Farbe recht tief in das Material eindringt. Eigentlich wären solche Bögen die erste Wahl, würde es noch neue Bögen geben.

Durchgesetzt, da wesentlich einfacher und schneller, hat sich heutzutage der Digitaldruck. Den kennen wir alle von unseren eigenen Druckern. Und genau wie zu Hause gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten - Laser oder Tinte. Beides produziert sehr schöne und gestochen scharfe Ausdrucke. Wird auf einem Bogen nicht darauf hingewiesen mit welchem Druckverfahren er hergestellt wurde, kann man selbst es kaum erkennen. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Druckverfahren liegt in der Art des Farbauftrags. Beim Laserdrucker wird der Toner auf der Oberfläche des Kartons als zusätzliche Schicht quasi "aufgebacken". Der Nachteil ist, dass diese Farbschicht sich kaum mit dem Karton verbindet und beim Bearbeiten wie dem Rillen oder Knicken, also unter mechanischer Beanspruchung sich gern mal wieder vom Karton löst. Zusätzliche Fixierung mit einem Klarlack kann helfen, ist aber aufwändig. Bei Laserdruckmodellen ist also erhöhte Vorsicht angebracht und mit Mehraufwand zu rechnen. Beim Druck mit einem Tintenstrahldrucker dringt die Tinte leicht in die oberste Schicht des Kartons ein und erzielt so eine bessere Haftung auf dem Material. Der Nachteil hier liegt darin, dass die Tinten in der Regel nicht so grifffest und lichtecht wie der Toner sind. Während ersteres durch verbesserte Tinten gemildert werden konnte, und eigentlich nach meiner Erfahrung kaum ein Problem darstellt (es sei denn, man schwitzt an den Händen), sollte letzteres unbedingt im Hinterkopf behalten werden. Diese Modelle sollten daher nach Zusammenbau mit einem UV-Schutzlack überzogen werden.

Und dann gibt es im Zusammenhang mit Neuauflagen ein richtiges Problem. Da das Offsetdruckverfahren heute als zu teuer von den Verlagen nicht mehr angewandt wird, werden die alten Modellbaubögen kurzerhand digitalisiert. Dies geschieht das meist duch einen Scan. Und da beginnt das Problem. Jeder Scanner/Kopierer verzieht den Ausdruck gegenüber dem Original mehr oder weniger, und wenn es der Teufel will sogar um beide Achsen verschieden. Je nach dem, wie sehr sich ein Verlag die Mühe macht diese Bögen nachzubearbeiten fällt das Ergebnis aus. Meine Erfahrung in dieser Richtung ist eher negativ, da diese Modelle wohl in großer Eile auf den Markt geschmissen wurden. Ich möchte hier einmal ein Beispiel zeigen. In meinem Fundus liegen zwei Bögen des gleichen Modells, einmal als Offsetdruck und einmal als Digitaldruck des eingescannten Bogens.



Der Bogen aus dem Jade-Verlag ist der Offsetdruck, während der eingescannte Bogen als Digitaldruck von dem Nachfolgeverlag Möwe-Verlag stammt. Was bei der Gegenüberstellung auffällt, ist die relative Unschärfe des letzteren und die zusätzlichen schwachen Linien, die wahrscheinlich von einem Neuarrangieren der ausgeschnittenen Teile stammen. Auch auf den folgenden Bilder ist dies gut zu erkennen.





Gerade die Unschärfe auf dem letzten Bild ist sehr deutlich und hat nichts mit meinem Fotografiertalent zu tun. Diese Unschärfen lassen zudem auf eine Verzerrung der Teile durch das Scannen schließen. Diese mag zwar nur sehr gering sein und daher bei kleinen Teile nicht ins Gewicht fallen, bei langen Teile reden wir hier aber durchaus von 1 - 2 mm. Und die sind dann auch durch noch so akkurates Bauen nicht auszugleichen. Interessierte können sich davon ein Bild in meinem BB zur Eisenbahnfähre Deutschland machen. Persönlich habe ich daraus für mich den Schluss gezogen: Finger weg von gescannten Modellbaubögen!

Übrigens tritt das Problem auch bei unseren eigenen Scannern auf. Da ich schon mal Ersatzteile herstellen musste ist mir aufgefallen, dass mein Scanner/Drucker die Teile um beide Achsen annähernd gleich verkleinert. Also gescannt und ausgedruckt ergibt ohne Anpassung ein etwas kleineres Teil.

Das soll es nun auch zu den Modellbögen gewesen sein, jetzt geht es ans Eingemachte, dem Bau. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Mittwoch, 11. Februar 2015, 15:31

Arbeitstechniken allgemein

Jetzt wird es ernst. Wir kommen zu den Arbeitstechniken. Dafür habe ich ein kleines, und von Teilezahl und Detaillierungsgrad sehr überschaubares Modell in meinem Fundus gefunden. Dies wird hier aber kein Baubericht. Der findet sich in der Rubrik "Schiffe": Schnellboot Typ 55 in 1/250
Hier geht es vielmehr um die Bearbeitung der Teile zur Vorbereitung des Zusammenbaus und den Zusammenbau selbst. Aus diesem Grund werden sich auch Fotos von anderen Modellen finden.

Grundsätzlich unterscheidet sich der Beginn eines solchen Projektes nicht vom Plastik- oder Holzmodellbau. Man packt den Bogen aus, sichtet die Teile und studiert die Bauanleitung. Die besteht in diesem Fall aus einer Kombination von beiliegendem Text und Skizzen, die auf dem Bogen verteilt sind.



Der Ablauf bzw. die Reihenfolge des Zusammenbaus kann bei Kartonmodellbaubögen in der Regel nach den Teilenummern gestaltet werden. Die meisten Konstrukteure gehen so vor, das nach Teil 1 das Teil 2 und danach das Teil 3 usw. verbaut werden soll. Man kann aber auch Baugruppen vorneweg herstellen und dann später platzieren. Als Anfänger empfiehlt sich aber die strikte Vorgehensweise.
In der Bauanleitung stehen in der Regel auch allgemeine Bauhinweise. In ihnen werden wichtige Hinweise darauf gegeben, wie Bauteile zu Formen der zu Verstärken sind, bzw. wenn verstärkt, dann in welcher Stärke. Das folgende Bild zeigt die allgemeinen Bauhinweise zu diesem Modell.



Da es sich hier um einen deutschen Modellbaubogen handelt finden sich verschiedene Stricharten, die etwas über die Bearbeitung aussagen. Dies ist sehr hilfreich, da man so nicht allzu lange darüber grübeln muss, ob es sich z.B. bei der vorliegenden Linie um eine Knicklinie oder die Ansatzlinie einer Verklebung handelt. Bei diesem Bausatz sind gestrichelte und strich-punktierte Linien Knicklinien, strich-doppelpunktierte Linien Ansatzlinien für Verklebungen. Dieser Liniencode bzw. zumindest eine Markierung von Linien verschiedener Bedeutung ist bei Bögen aus deutschen Verlagen Standard. Das Gegenteil davon sind polnische bzw. osteuropäische Bögen. Hier gibt es nur eine Linienart und es darf schon mal über Sinn und Zweck einer Linie nachgedacht werden. Die nächsten Bilder zeigen beide Philosophien als Gegenüberstellung. Erst der deutsche Verlag, als Zweites der polnische Verlag.



Hat man sich schlau gemacht und seine Arbeitsschritte mehr oder weniger festgelegt kann es los gehen. Im nächsten Teil geht es um die Vorbereitung der Bauteile. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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Mittwoch, 11. Februar 2015, 19:02

Arbeitstechniken - Vorbereitung der Bauteile: Rillen

Die grundlegende Arbeit zum Vorbereiten des Formens von Bauteilen ist das Rillen. Und das in genau dieser Reihenfolge. Alte Kartonbauerweisheit: Erst Rillen - dann Schneiden!

Das Rillen ist die Vorbereitung des Kartons um eine sauber definierte Knicklinie zu erzielen. Bei dem Vorgang selbst wird die Oberfläche auf der der Knickrichtung entgegengesetzten Seite mit einer nicht zu spitzen Nadel eingedrückt. Die Oberfläche wird dabei idealerweise nicht oder nur im geringen Maße beschädigt. Ähnlich wie beim Schneiden wird die Nadel mit wenig Druck entlang eines Lineals gezogen. Dabei ist die Nadel in Zugrichtung zu neigen. Die Nadel sollte dabei ruhig etwas größer sein, damit man sie besser handhaben kann. Alternativ funktioniert aber auch alles was ähnliche Eigenschaften besitzt.

Zu knickendes Teil, Lineal und Nadel.

Der Vorgang des Rillens, Zugrichtung nach rechts, Nadel in Zugrichtung geneigt.

So soll es idealerweise aussehen - eine flache Rille.

Das Ergebnis - ein sauberer Knick.

Die Alternative zum Rillen ist das Ritzen. Dabei wird die oberste Schicht des Karton aufgeschnitten. Diese Methode setzt viel Gefühl voraus und empfiehlt sich nur nach sehr viel Übung. Allerdings kann es bei dickerem Karton schon mal notwendig sein diesen zu Ritzen. Bei dickerem Karton ist die Gefahr des Durchschneidens allerdings auch geringer. Zudem sollte man dafür nicht gerade eine frische Messerklinge verwenden.

Wer meint auf den Vorgang des Rillens bei Benutzung von Biegehilfen für PE-Teile verzichten zu können, der irrt. Die Biegehilfe allein garantiert keinen sauber definierten Knick. Also vor dem Knicken immer Rillen. Was das Rillen vor dem Schneiden angeht, so hat es damit eine einfache Bewandnis. Die zu rillenden Teile sind einfach besser zu handhaben, wenn sie noch von einer größeren Fläche Karton umgeben sind. Zudem fransen die Endpunkte der Rille leicht aus, wenn sie am Rand liegen.

Jetzt sind manche Teile wie Klebelaschen mal nach unten und mal nach oben zu knicken. Im ersten Fall ist die Knicklinie auf der bedruckten Seite zu rillen - kein Problem. Im zweiten Fall ist der Karton aber auf seiner Rückseite, also auf der unbedruckten Seite zu rillen. Was nun? Man kann wie es in den allgemeinen Bauhinweisen der Wilhelmshavener Modellbaubögen steht das Teil gegen ein Fenster halten und die Knicklinie durchpausen. Prinzipiell sieht das dann so aus:



Es wird auch empfohlen die Linie mittels Durchschlagpapier zu übertragen, was in meinen Augen viel zu ungenau ist, und man zudem den Karton auf der Gegenseite schon eindrückt. Meine Meinung dazu - unbrauchbar. Viel einfacher geht es mit einer ebenso spitzen wie dünnen Nadel. Man sticht einfach die Endpunkte der zu rillenden Linien durch, dreht den Karton um und rillt ihn dann von Einstich zu Einstich.



Damit ist die Grundlage zum Formen eines Bauteils gelegt. Im nächsten Posting geht es um das Schneiden. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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11

Donnerstag, 12. Februar 2015, 12:42

Arbeitstechniken - Vorbereitung der Bauteile: Schneiden 1

Ich höre jetzt schon Kommentare wie: "Schneiden - wo ist das Problem? Kann doch jeder." Grundsätzlich mag es stimmen, dass jeder hier einige Erfahrung im Umgang mit Messer und Schere hat. Trotzdem gibt es ein paar Unterschiede. Zum Ersten gibt es außer bei den Lasercut-Sets keine vorbereiteten Bauteile. Alle Teile sind vorher auszuschneiden. Und da frei nach dem Motto "3 x abgeschnitten und immer noch zu kurz" Verschnitt und somit in der Regel "ab in die Papiertonne" bedeutet, müssen wir sehr genau arbeiten. Spalten können nicht verspachtelt werden. Überstände können zwar nicht abgeschliffen, jedoch mit einem scharfen Messer abgeschnitten werden, was aber leicht zu Kollateralschäden führt. Generell sollte man sich daher das maßhaltige Ausschneiden der Bauteile von Anfang an angewöhnen. Dabei hat sich folgende Vorgehensweise bewährt:

1. Die Bauteile grob ausschneiden



2. Eventuelle Knicklinien oder Schlitze vorbereiten

3. Komplett ausschneiden



Für das grobe Ausschneiden nehme ich meistens ein Skalpell oder eine Schere. Die Feinarbeiten erledige ich dann bevorzugt mit einem Designmesser. Es hat auf Grund der schmalen Klinge den Vorteil, dass es auch gut in kleineren Radien zu führen ist. Wichtig dabei ist, das die Schneide wirklich scharf ist. Ansonsten franst der Karton an den Schnittkanten leicht aus. Man bringt pro Modell durchaus mehrere Klingen über den Jordan. Ich verlängere die Lebensdauer dadurch, dass ich einen Wetzstein zum Nachschärfen verwende. Allerdings bleiben die Spitzen der Klingen gerade beim Schneiden von engen Kurven gerne mal in der Schneidematte stecken. Abgebrochene Klingen sind definitiv auszusondern.

Da die Klingen nun mal eine gewisse Breite aufweisen führt das zu Verdrängungen. Die äußert sich in Form von leichten Aufkantungen an den Schneidekanten. Ich habe die Beobachtung gemacht, das die Aufkantung auf einer Seite der Klinge stärker auftritt als auf der anderen. Mit dieser Beobachtung kann man durch entsprechende Bearbeiten des Bauteils die Aufkantungen verringern. Des Weiteren spielt auch der auf die Klinge ausgeübte Druck eine Rolle, ob es und wie ausgeprägt zu Aufkantungen kommt. Jedenfalls sollte man jedes Bauteil nach dem Ausschneiden mit dem Fingernagel, einem Falzbein oder dem Skalpellgriff glätten.



Schnitt durch Bausatzkarton vor und nach Glätten.



Durch den in der Regel beidseitigen Schliff der Messerklingen wird der Schnitt leicht v-förmig. Dies kann Einfluss auf die Verklebung von Stumpfstößen haben. Bei Stärken wie dem Bausatzkarton (sowohl einfach, als auch verdoppelt) spielt das noch keine Rolle. Bei Stärken ab 1mm bekommt man keinen rechtwinkligen Stumpfstoß mehr hin. Dazwischen lässt sich mit einem geeigneten Kleber immer noch etwas ausgleichen, was aber suboptimal ist. Daher sollte man seine Klingenführung generell so anpassen, dass eine Seite des Schnittes gerade wird. Das gilt sowohl für geführte Schnitte als auch für Freihandschnitte. Dazu wird das Messer nicht lotrecht geführt, sondern so ausgerichtet dass die zum auszuschneidenden Bauteil gerichtete Seite der Schneide annähernd lotrecht steht. Auf den folgenden Bildern habe ich versucht das zu zeigen. Auf dem ersten Bild die Messerführung mit leicht nach rechts geneigtem Messer. Das auszuschneidende Bauteil befindet sich also unter dem Lineal. Auf dem zweiten Bild das Ergebnis mit annähernd lotrechter Schnittkante links und nach rechts geneigter Schnittkante rechts.



Natürlich kann man auch mit einer Silouettenschere kleinere Bauteile ausschneiden. Bei mir hängt das in der Regel von der Tagesform ab, da diese Schnitte immer freihand sind. Dabei sollte man aber folgendes Beachten. Das Bauteil immer links von der Schere halten (gilt für Rechtshänder, bei Linkshändern mit entsprechender Schere natürlich umgekehrt). Das hat den Vorteil, dass die Schnittlinie nicht durch die sich absenkende Schneide verdeckt wird. Des Weiteren wird der rechte Abschnitt durch die Schneide nach unten gedrückt und dabei leicht verformt.



Ansonsten kommt die Schere bei mir für Kreisschnitte häufig zum Einsatz. Darauf und auf die Frage "Wo schneide ich ein Bauteil aus?" gehe ich im nächsten Abschnitt ein. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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12

Freitag, 13. Februar 2015, 18:56

Arbeitstechniken - Vorbereitung der Bauteile: Schneiden 2

Zu Beginn noch ein Hinweis zum Schneiden dicker Pappen. Außer Finnpappe, durch die ein scharfes Messer fast wie ein heißes durch Butter schneidet, muss man bei anderen Pappen in der Regel erhebliche Kraft aufwenden, um in einem Zug das Material zu durchtrennen. Je mehr Kraft ich aufwende, desto schneller verreiße ich die Klinge und der Schnitt misslingt! Die Schnitte sollten daher eher mit wenig Druck ausgeführt werden. Deshalb ist es bei dickeren Materialien besser erst einen Leitschnitt zu ziehen und dann das Material erst mit einem zweiten oder auch dritten Schnitt zu teilen.

Gehen wir jetzt doch einmal näher auf die verschiedenen Scheren ein. Die normale Papierschere (meine hat ca. 16 cm Klingenlänge) kommt bei mir zum groben Ausschneiden von Bauteilen zum Einsatz. Direkt zum Ausschneiden von Bauteilen verwende ich diese Schere nur, wenn es sich um längere gerade ober bestenfalls leicht geschwungene Bauteile handelt. Für Kurvenschnitte ist diese große Schere nicht wirklich geeignet.

Für diesen Fall kommt bei mir eine dieser 3 Scheren zum Einsatz. Eine Silhouettenschere, eine Hautschere mit gebogener Spitze und eine Pinzettenschere.



Die Silhouettenschere ist die klassische Schere für den Scherenschnitt. Dessen bekannteste Form ist die schwarze Silhouette eines Kopfes, quasi ein Schattenporträt.

Die Hautschere eignet sich durch ihre gebogene Klinge sehr gut zum Ausschneiden sehr enger Bögen.

Die Pinzettenschere ist im Prinzip eine Silhouettenschere und hat ihren Namen von der Eigenschaft sich wie eine Pinzette beim Loslassen zu öffnen. Ebenfalls nach diesen Prinzip arbeiten Bügelscheren. Diese sind in der Regel ein Bügel mit Klingen an den offenen Enden, die keine Verbindung untereinander haben. Deshalb können sie sich horizontal gegeneinander verschieben. Die Pinzettenschere ist eine Kreuzung aus einer Gelenkschere (Feste Verbindung der beiden Klingen über ein Gelenk) und einer Bügelschere (Öffnen beim Loslassen). Gerade durch die Selbstöffnung lässt sich der Schnitt wunderbar dosieren und es gelingen feinste Abschnitte an Rändern.

Der Hauptvorteil dieser Scheren sind ihre kurzen und schmalen Klingen. Dadurch sind sie in engeren Bögen gut zu führen und der Karton verbiegt sich nicht so stark, wenn er mal über die Klingen geführt wird. Haupteinsatz der Scheren ist das Ausschneiden kleiner Kreibögen auf der Außenseite. Wie sollte man dabei vorgehen? Nun, es sollte nicht versucht werden die Schere um den Bogen zu führen. Vielmehr sollte das grob ausgeschnittene Kreisteil langsam an den sich schließenden Klingen entlang gedreht werden. Der Vorteil dabei ist, dass die Scherenhand fest aufgelegt werden kann. So gelingt ein sauberer Schnitt.





Weiter geht es im nächsten Teil mit weiteren Möglichkeiten einen Kreis auszuschneiden. Stay tuned.
Schöne Grüße,
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13

Samstag, 14. Februar 2015, 17:44

Arbeitstechniken - Vorbereitung der Bauteile: Schneiden 3

Und nun kommen wir zu weiteren Möglichkeiten Kreise und Bögen auszuschneiden. Um z.B. eine kreisrunde Aussparung auszuschneiden sind die Scheren ungeeignet.



In diesem Fall kann man sehr gut ein Designmesser verwenden, da die schmale Klinge auch gut durch Bögen zu führen ist. Das zweite Messer ist ein Kurvenmesser mit drehbarer Klinge. Diese richtet sich immer nach der Zugrichtung aus. Daher braucht das Messer in der Hand nicht gedreht zu werden, und auch sehr enge Radien sind dadurch kein Problem.




Ist der Mittelpunkt gegeben oder hat man sich diesen geometrisch ermittelt, kann man auch einen Kreisschneider verwenden. Im Prinzip handelt es sich bei dem Kreisschneider um einen Zirkel mit einer Klinge statt einem Stift.Der abgebildete Kreisschneider ist eine einfache Ausführung und nicht gerade in Präzisionsinstrument was die Einstellung des Radius angeht. Er ist für die meisten Zwecke aber vollkommen ausreichend. Um einen Kreis zu schneiden sticht man den Kreisschneider in den Mittelpunkt und dreht die Klinge langsam und mit wenig Druck herum. Dabei ist der Kreisschneider möglichst lotrecht zu halten. Wird das nicht beachtet oder wendet man zu viel Kraft auf, wird der Schnitt unförmig oder franst aus.



Außer Papier schneide ich mit dem Kreisschneider nichts in einem Zug. Meist benötige ich 2 bis 3 Umdrehungen um den Kreis vollständig auszuschneiden. Bei größeren Materialstärken schneide ich auch schon mal von beiden Seiten.


Vorderseite leicht eingeschnitten
Rückseite mit Einstichloch zum Neuansatz


Außenkreise schneide ich, wie bereits erwähnt, meistens mit einer Schere. Bei sehr kleinen Kreisscheiben verwende ich jedoch auch Locheisen. Alternativ kann auch eine Lochzange verwendet werden. Meine Locheisen eignen sich aber nur (wie auch die Lochzange) zur Produktion benötigter Kreisscheiben, da die äußeren Ränder weggedrückt werden. Das Locheisen treibe ich mit einem Hammer durch das Material.



Als Unterlage sollte eine alte Schneidematte verwendet werden, da sich die Spuren des Locheisens nicht wieder zurückbilden.



Noch ein Wort zum Ansatz eines Schnittes. Darüber wo eine Linie ausgeschnitten wird, wird in den Spezialforen schon mal gern ausführlich "gestritten". Man hat die Wahl links oder rechts der Linie, oder mittig auf der Linie zu schneiden. Meiner persönlichen Meinung nach sollte man sich darüber keinen Kopf machen. Ich finde, dass es vollkommen egal ist, wo man schneidet. Die Linien sind ca. 0,2mm breit und das spielt für die Passgenauigkeit nun wirklich keine Rolle. Ich habe mir angewöhnt, haarscharf neben der Linie auf der Seite des auszuschneidenden Bauteil zu schneiden. Damit versuche ich den schwarzen Strich am Rand zu vermeiden. Bisher habe ich durch diese Vorgehensweise keine Probleme bekommen. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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Sonntag, 15. Februar 2015, 18:10

Arbeitstechniken - Vorbereitung der Bauteile: Schlitzen

Gelegentlich erfordert es das Modell, dass die Teile nicht nur verklebt sondern auch ineinander gesteckt werden. Dies ist z.B. bei Spantgerüsten der Fall.

Hier soll bis zum Querstrich eingeschlitzt werden.

In diesem Fall kann man zwei eng beieinander liegende Schnitte setzen. Diese Methode wende ich bei verstärkten Teilen an und an Stellen, wo der Schlitz an sichtbare Bereiche grenzt. Geht es nur um den unverstärkten Bausatzkarton in später nicht sichtbaren Bereichen mache ich es mir einfacher. Ich schneide einmal entlang des vorgesehenen Schlitzes. Danach steche ich eine Nadel ein und ziehe sie durch den Schnitt. Das die Kanten aufgewölbt sind spielt dabei keine Rolle. Dadurch vergrößert sich sogar die Klebefläche.

Einschneiden der Schlitze.

Herstellen der Schlitze. Zur Gegenüberstellung habe ich den Schlitz für Spant 10 geschnitten.

Das zusammengesteckte und aufgeklebte Spantgerüst.

Wann geschlitzt wird, also ob vor oder nach dem Ausschneiden, ist nicht so wichtig. Ich mache das von der verbleibenden Materialfläche abhängig. Im Fall des Spantgerüstes verbleibt in Verlängerung des Schlitzes am fertigen Teil nur ca. 3mm Karton. Macht man hier den Schlitz nach dem Ausschneiden, vergrößert sich die Gefahr das Teil zu zerreißen. Daher habe ich die Schlitze vor dem Ausschneiden hergestellt.



Ein Nachtrag zum Schneiden
Als Alternative zum Messer eignet sich auch ein Schneiderad, ähnlich einem Pizzaschneider. Dieses Teil ist höllisch scharf und hat den Vorteil dass es den Karton von oben durch eindrücken trennt. Die Schnittkanten verformen sich dabei kaum. Allerdings erfordert das Schneiderad einiges an Übung und da die Länge der Schneide relativ groß ist, ist es nicht für enge Bögen geeignet.



Noch ein Wort zum freihändigen Schneiden. Häufig genug sind Schnittkanten geschwungen, so dass einem nichts anderes übrig bleibt als ohne Führung
zu schneiden. Auch hier ist (wie eigentlich bei allem im Modellbau) eine gewisse Übung und eine gute Augen-Hand-Koordination erforderlich. Wer sauber geschwungene Linien zeichnen kann, kriegt aber auch den Freihandschnitt entlang einer Linie hin.



Der Trick dabei ist, nicht die Schnittlinie direkt am Messer zu fokussieren (roter Pfeil), sondern mit den Augen dem Messer quasi immer ein kleines Stück voraus zu sein (gelber Pfeil). Die Hand folgt dabei dem Auge fast von allein. Dies gilt für alle Schneidewerkzeuge im freihändigen Einsatz.

Im nächsten Teil soll es dann um das Formen der Bauteile gehen. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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15

Montag, 16. Februar 2015, 19:28

Arbeitstechniken - Vorbereitung der Bauteile: Formen

Formen ist die Arbeit, die aus dem 2D-Modellbaubogen das 3D-Modell macht, also nicht ganz unwichtig. Dabei gibt es zwei grundlegende Technik, das Knicken und das Runden.

Die einfachste Formgebung ist das Knicken. Damit werden gerade Kanten erzeugt, um z.B. einen Kastenherzustellen . Um das zu erreichen, müssen die Knicklinien gerillt werden und zwar jeweils auf der der Knickrichtung gegenüber liegenden Seite. Nur so lässt sich eine klar definierte Kante erzeugen. Ist das Bauteil nicht zu klein, lässt es sich gut freihand knicken. Bei schmalen Streifen ist es hilfreich eine Seite entlang der Knicklinie mit einem dünnen Lineal oder ähnlichen einzuklemmen und die andere Seite mit Hilfe z.B. einer Cutterklinge nach oben zu biegen.

Bauteil oben gerillt.
Bauteil nach unten geknickt.

Anspruchsvoller, weil handwerklich die schwierigste Tätigkeit im Kartonmodellbau ist das Runden. Das Runden von Bauteilen erfolgt immer, wenn ein Bogen, ein Zylinder oder ein Kegelstumpf benötigt wird. Anders als beim Rillen sollte das Bauteil bereits komplett ausgeschnitten sein. Das hat einen einfachen Grund. Karton lässt sich gut in Form bringen und er behält diese auch weitestgehend bei. Nur ein Zurückbiegen verträgt er nicht, dann ist es mit der Formstabilität vorbei. Schneidet man also erst nach dem Runden darf man sich nicht wundern, dass die Form durch das notwendige geradebiegen dahin ist und sich der Karton sich zudem möglicherweise auflöst. Beim Runden geht man zweckmäßigerweise so vor, dass man das Bauteil langsam in Form bringt. D.h. der Biegeradius nach und nach immer kleiner ausgeführt wird. Geht man zu schnell vor oder wendet man zu viel Druck auf passiert es leicht, dass das Bauteil knickt oder sich die Schichten des Kartons von einander lösen.

Zum Vorrunden legt man das Bauteil auf eine leicht elastische Unterlage, wie z.B. unsere Schneidematte oder eine Moosgummiplatte, und fährt dann mit einem runden Gegenstand mit mäßigem Druck über das Bauteil. Für schwach gerundete Bauteil wie z.B. Bordwände ist das schon ausreichend.





Soll jetzt ein kompletter Zylinder hergestellt werden, sollte die Unterlage weicher und der Gegenstand mit dem man die Rundung vornimmt auf jeden Fall dünner als der gewünschte Durchmesser sein. Ideal eignet sich der Oberschenkel, der Handteller oder eine Fingerspitze, je nach Größe des Bauteils.






Ist als Form ein Kegelstumpf gefordert, z.B. für einen Sockel, kann man das Teil um einem etwas kleineren Kegel rollen. Leider hat man sehr selten den passenden Kegel als Form zur Hand. Für Geschützsockel z.B. könnte man es mit der Spitze eines Druckbleistiftes oder einer Stricknadel versuchen. Generell verfährtman für Kegelformen ähnlich wie beim Zylinder. Nur dass das Werkzeug nicht rechtwinklig zum Bauteil geführt wird, sondern kreisförmig. Dabei liegt der Mittelpunkt des Kreises etwa dort, wo die Spitze des Kegels liegen würde.






Grundsätzlich ist es wichtig, das man ein gebogenes Bauteil, egal wie gering die Rundung auch ist, mindestens grob vorrundet. Auch wenn dieser Vorgang in der Regel viel Zeit und Mühe beansprucht ist das Risiko das Bauteil am Modell zu formen und es dabei zu zerstören oder hässliche Beulen zu produzieren einfach zu groß.
Schöne Grüße,
Bernd

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16

Freitag, 20. Februar 2015, 16:49

Arbeitstechniken – Kleben 1

Weiter geht es mit dem Verkleben der Bauteile. Zunächst werde ich noch einmal trotz einiger Wiederholungen etwas zu den von mir verwendeten Klebern und ihrem Einsatzzweck schreiben. Es gibt viele Arten von Klebern, die für Karton oder Papier geeignet sind, und auf die ich bereits kurz eingegangen bin. Vorab möchte ich betonen, dass die hier vorgestellte Auswahl auf meinen Erfahrungen beruht und jeder Kleber seine Vor- und Nachteile hat. Es gibt nicht „DEN“ Kleber. Man muss für sich selbst herausfinden, mit welchem Kleber man in welcher Situation die besten Ergebnisse erzielt. Bei mir sind die beiden gebräuchlichsten Kleber ein lösemittelhaltiger Alleskleber und Weiß- bzw. Bastelleim. Mit diesen beiden Klebern erledige ich nahezu alle Verklebungen an einem Modell. Auf die sonstigen Kleber, die ich verwende, komme ich noch zu sprechen.

Alleskleber:


Alleskleber sind landläufig Kleber, mit denen man nahezu jedes Material verkleben kann. Ich benutze hier den Klassiker schlechthin, den UHU Alleskleber. Jeder andere Kleber ist ebenso geeignet, wenn man darauf achtet, dass es ein lösemittelhaltiger Kleber ist. Kleberdämpfe hin oder her, lösemittelfreie Kleber werden auf Wasserbasis hergestellt und sie brauchen in der Regel sehr lange zum Trocknen. Daher kann das enthaltene Wasser tief in den Karton eindringen und ggf. formverändernd wirken. Zudem ist die Klebkraft zu Beginn eher gering, und die Zeit für das Fixieren der Bauteile recht lang.

Die Dosierung des Klebers ist etwas schwierig, da weder Flasche noch Tube über eine feine Kanüle verfügen. Versuche mit Einwegspritzen führen eher kurz als lang dazu, dass sich die Kanülen dichtsetzen und entweder schmeißt man sie weg oder brennt sie frei. Wo es notwendig ist nur wenig Kleber zu applizieren, behelfe ich mir mit einem Zahnstocher.



Auf Grund seiner Eigenschaften ist der Alleskleber sehr gut für größere Teile wie Decks und Bordwände geeignet. Da das Lösemittel kaum in den Karton einzieht, ist die Gefahr des Verziehens von den Bauteilen sehr gering. Da er aber einige Minuten zum aushärten braucht, bleibt in der Regel genug Zeit den Sitz eines Teils zu korrigieren. Andererseits erfordert das wiederum eine gute Fixierung durch Klemmen oder Gewichte während des Aushärtens.



Die Klebkraft ist von Anfang an hoch. Nachteil der hohen Klebkraft ist, das übergetretener Klebstoff meist zu schlecht zu entfernenden Schmierstellen auf dem Modell führt und dass er Fäden zieht. In diesem Zusammenhang rate ich von der Verwendung des nicht tropfenden UHU Allesklebers ab. Dessen Konsistenz ist eher klumpig und daher noch schlechter zu dosieren.


Wenn man genau hinsieht, kann man die Fäden sehen.

Weiß-, Holz- oder Bastelleim:


Dieser Leim ist ein wasserbasierter Kleber, der trotz seiner Farbe durchsichtig aushärtet. Da er zudem im ausgehärteten Zustand matt ist, ist übergetretener Kleber spaäter kaum zu sehen. Weißleim trocknet in Verbindung mit Karton recht schnell, da das enthaltene Wasser durch den Karton aufgenommen wird. Daher benötigen die so befestigten Bauteile keine lange und mit viel Druck verbundene Haltezeit. Damit ist aber auch schon der größte Nachteil von Weißleim genannt, nämlich das enthaltene Wasser. Da dieses in den Karton übergeht, wird er aufgeweicht. Bei Bauteilen, die bei der Montage nur wenig Druck benötigen, wirkt sich dieser Nachteil nicht aus. Für größere und flächige Verklebungen ist Weißleim aber nicht so gut geeignet. Der Karton verzieht sich in der Regel während des Aushärtens. Erschwerend kommt hinzu, dass ich den Weißleim zur besseren Verarbeitbarkeit mit ca. 5 – 10% Wasser verdünne. Ich führe mit ihm zwar trotzdem flächige Verklebungen aus, allerdings nur bis ca. 5 x 5 cm und das Bauteil wird sofort durch Druck (Bücher) in eine ebene Form gezwungen. Auch bei Bauteilen die etwas länger gehalten werden müssen, wodurch zumindest etwas Druck ins Spiel kommt, ist Weißleim nachteilig.

Weißleim am oberen Rand der anzuklebenden Bordwand, Alleskleber auf den Klebelaschen der Grundplatte.



Auf dem zweiten Bild erkennt man deutlich die Beulen in der Bordwand. Hier habe ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit den oberen Rand der Bordwand mit Weißleim verklebt anstatt mit Alleskleber (erstes Bild). Der Grund dafür war, dass die Bordwand ohne Laschen, also stumpf mit der Deckskante verklebt werden sollte und ich Schmierflecken durch den Kleber vermeiden wollte. Auf Grund der Rundung des Bauteils und der geringeren Klebkraft des Weißleim musste ich trotz der geringen Aushärtezeit die Bordwand kurze Zeit andrücken. Da der Karton aufgeweicht war, hat der geringe Druck schon gereicht,das Bauteil zu verformen. Also – Achtung!

Ein weiterer Vorteil ist, dass man den verdünnten Weißleim in eine Kanülenflasche umfüllen und so sehr fein dosieren kann. Die Kanüle ist durch einen Silberdraht ausreichend verschlossen und kann so auch freigehalten werden. Eine Stecknadel wäre auf Grund ihres größeren Durchmessers noch besser eeignet. Da sie aber nur vernickelt ist, würden sich bald Korrosionsspuren zeigen. Die Kanüle ist also regelmäßig zu reinigen, da sie auch nach längerem Gebrauch mit zwischenzeitlichen Pausen zum Verstopfen neigt. Allerdings reicht hier warmes Wasser, um die Verstopfung mit Hilfe einer Nadel heraus zu lösen.



Fazit:

Beide Kleber ergänzen sich hervorragend wenn sie dort eingesetzt werden, wo sich ihre Nachteile nicht auswirken. Alleskleber wird für flächige und große Bauteile verwendet, die zudem meistens auch einige Zeit für Lagekorrekturen brauchen. Weißleim dagegen kommt vor Allem beim Anbringen von kleineren Teilen wie Deckaufbauten oder sonstigen Details und Feinarbeiten zur Anwendung.

Beim nächsten Mal geht es um die weiteren Kleber, die ich für Spezialfälle einsetze und die eigentlichen Klebetechniken. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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17

Samstag, 7. März 2015, 18:35

Baupraxis 1

Unter dem Stichwort Baupraxis stelle ich in loser Folge einige Arbeitstechniken vor, die ich für den Zusammenbau eines Modell für nützlich halte.

Verstärken bzw. Aufdoppeln

Beim reinen Verstärken ist die Erhöhung der Stabilität das Ziel. Meist ist diese Verstärkung in den Bausätzen vorgeben, wenn z.B. die normale Kartonstärke nicht ausreicht. Dies ist immer dann der Fall, wenn es eine ausreichende Unterstützung durch Spantgerüste nicht möglich ist, oder auf komplizierte Unterkonstruktionen verzichtet werden soll, wie z.B. bei einem Panzermodell.



In den Baupläne sind die Teile markiert, die auf eine andere Stärke als dem Bausatzkarton gebracht werden sollen. Es ist zu beachten, ob dabei die Endstärke angegeben ist oder mit einer bestimmten Stärke verstärkt werden soll. Im Beispielbild ist die Stärke des Verstärkungskarton gemeint.



Praktischer Weise sind solche Teile in der Regel dann auf normalem Papier gedruckt, so dass die Stärke des aufzuklebenden Bogens nicht wirklich ins Gewicht fällt. Trotzdem ist der Feinmechanikergeist bei einigen Kartonies geweckt und es wird um 1/10-Millimeter gestritten, und der Verstärkungskarton entsprechend reduziert eingebaut. Meine Erfahrung ist, dass es erst ab der Stärke des Bausatzkartons (ca. 0,2mm) lohnt bzw. erforderlich wird diese zu berücksichtigen.

Folgende Frage wird gerne gestellt und ebenso gerne wird darüber diskutiert. Ist es generell erforderlich Teile wie z.B. Decks oder Spanten zu verstärken? Meine persönliche Antwort darauf lautet: Wenn es im Bausatz nicht vorgesehen ist, dann nein. Die Konstruktionen sind in der Regel auf die Stabilität des Materials abgestimmt, so dass eine Verstärkung nicht erforderlich ist. Kommt mir z.B. der Abstand zweier Spanten zu groß vor, setze ich lieber Hilfsspanten ein als zu verstärken. Ob zusätzlich verstärkt wird, ist also eine Sache der Persönlichen Neigung/Erfahrung. Werden Verstärkungen eingebaut, ist zu berücksichtigen, dass diese in der Konstruktion nicht vorgesehen sind, und es deshalb zu Problemen bei der Maßhaltigkeit kommen kann und anschließende Bauteile entsprechend angepasst werden müssen.

Beim Aufdoppeln geht es weniger um die Verstärkung eines Bauteils als vielmehr darum, dass die normale Kartonstärke zu dünn für eine korrekte Darstellung ist. In diesem Fall wird häufig das Verdoppeln oder verdreifachen der Stärke benötigt. Dazu kann man Abfallkarton verwenden (also keine größeren Abschnitte des Bausatzbogen entsorgen!!!), oder es sind schon entsprechende Felder zum Herumknicken vorgesehen. Häufig weisen diese sogar die passende Farbe auf. Sind viele Verdoppelungen oder Verstärkungen vorgesehen, liegen in einigen Bausätzen extra Leerbögen bei.



Ob man tatsächlich das vorgesehene Herumknicken einsetzt, oder ob man die Felder auseinander schneidet, hängt eigentlich nur von einer Frage ab: Ist es erforderlich die Rückseite exakt zur Vorderseite zu positionieren? Im Falle von Ja – unbedingt an der vorgesehenen Linie Rillen und Umknicken.

Hier ist die Textur der Rückseite auf die der Vorderseite abgestimmt, also Umknicken.

Im anderen Fall, weil z.B rückseitig keine Farbe erforderlich oder die Rückseite komplett gefärbt ist, schneide ich die Teile auch schon mal auseinander und verklebe sie dann einzeln. Besonders, wenn sie eher komplizierte Falt-Reihenfolgen beinhalten wie auf den folgenden Bildern.





Wichtig beim Verstärken/Aufdoppeln ist es den Kleber dünn und gleichmäßig aufzutragen, um Luftblasen zu vermeiden. Welche Kleber dabei zum Einsatz kommen habe ich bereits im Teil über die verschiedenen Kleber erklärt. Danach werden die Teile gepresst und trocknen so bis zur Aushärtung. Erst danach sollten sie zurecht geschnitten werden.

Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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18

Mittwoch, 11. März 2015, 18:59

Baupraxis 2

Färben

Heute kurz etwas zum Thema Färben. Kartonmodellbau benötigt im Grunde keine Farben, da die Modellbögen farbig gedruckt werden, zum Teil bereits mit Alterungs- und Gebrauchsspuren. Allerdings ist diese Aussage nicht ganz zutreffend, da in der Regel durch Schneiden und im geringeren Maße auch durch das Rillen an den Ecken weiße Kanten vorhanden sind. Diese sind unschön und beeinträchtigen das Gesamtbild unseres Modells. Daher ist es ein Muss diese Kanten einzufärben und man muss doch zur Farbe greifen. Die folgenden Bilder hat mir unser Kollege Henning aka „Der H“ überlassen. Auf ihnen sieht man schön das Ergebnis vor und nach dem Kantenfärben.



Beim Kantenfärben ist es gar nicht mal so wichtig, den exakten Farbton zu treffen. Es reicht wenn die gewählte Farbe annähernd ähnlich ist. Teilweise reicht es sogar die Kanten mit einem weichen Bleistift zu färben. Die Kante wird dadurch zwar betont, aber unter Umständen möchte man genau diesen Effekt erzielen. Bei Rad links außen auf dem folgenden Bild habe ich die Kanten des Radreifens mit einem Bleistift gefärbt. Auch der Grauton für die übrigen Kanten würde bei flächiger Vermalung deutlich abweichen. Bei den Kanten und den aufgeklebten Nieten auf der Nabe fällt diese Abweichung aber nicht ins Gewicht, wie ich finde.



Ein weiterer Einsatz von Farbe ist angeraten, wenn z.B. Aufbauten auf Decks platziert werden. Diese Klebeflächen sich häufig nicht gefärbt, und wenn man nicht acht gibt und das Bauteil nur geringfügig um Zehntelmillimeter verrutscht sieht man es weiß hervor blitzen (erstes Bild). Um das zu vermeiden sollten die Flächen vor dem Aufkleben gefärbt werden.



Dabei braucht in der Regel nicht deckend gefärbt werden. Da die Fläche eigentlich komplett abgedeckt wird müssen lediglich gut sichtbare weiße Striche vermieden werden. Und dazu reicht die Abdunkelung bereits aus.



Bein nächsten Mal werde ich etwas zu den Farben selbst schreiben. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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19

Samstag, 21. März 2015, 19:18

Baupraxis 3

Farben

Nach dem Thema Färben etwas zu den verwendeten Farben selbst. Grundsätzlich kann man sagen, dass jede Farbe geeignet ist, Kanten zu färben oder ein Kartonmodell komplett zu bemalen. Man muss allerdings einige Eigenarten und auch Einschränkungen durch das Material beachten.

Ohne größere Probleme lassen sich die lösemittelhaltigen Farben verwenden. Das Lösemittel zieht zieht zwar in den Karton ein, lässt ihn aber nicht aufquellen. Den Rumpf der Cleopatra habe vor dem Spachteln mit einem Lackspachtel auf Wasserbasis mit einem lösemittelhaltigen Parkettlack überzogen. Der Parkettlack ist in den Karton eingezogen und hat ihn quasi versiegelt. Das er seinen Zweck erfüllt hat konnte ich an einer Stelle bemerken, die ich offenbar ausgelassen hatte. Dort konnte das Wasser aus der Spachtelmasse in den Karton ziehen und diesen aufweichen. Nach dem Trocknen ist aber daraus kein weiterer Schaden entstanden.



Das zeigt auch schon den größten Nachteil des Materials auf, nämlich die Empfindlichkeit gegenüber Wasser. Bei kleinen Flächen und Kanten ist das kein Problem, da die Farbmenge und damit der Wasseranteil gering ist. Trotzdem ist es möglich auch wasserbasierte Farben auch auf größeren Flächen zu verwenden. Wie man dabei als Alternative zu lösemittelhaltigen Lacken vorgehen kann, versuche ich mal darzulegen. Wichtig ist die Vorbereitung des Untergrundes. Auf dem folgenden Bild ist das Deck der Cleopatra zu sehen. Der Anstrich erfolgte lasierend mit Gouachefarbe, also einer stark verdünnten Wasserfarbe. Um zu verhindern, das das Wasser in den Karton einzieht ist es eigentlich ratsam das Bauteil vorher mit lösemittelhaltigen Klarlack zu versiegeln. Um mir aber den Einsatz von einem Kunstharzlack ganz zu sparen und weil das Deck auf 1mm Finnpappe aufgezogen war, habe ich es probiert gleich mit der Gouachefarbe zu arbeiten. Zwar ist der Karton leicht aufgequollen, hat sich aber auf Grund des stabilen Untergrundes nicht verzogen. Also kann man sagen, je stabiler der Untergrund, desto weniger de Gefahr dass das Wasser schädlich wirken kann.



Das Problem des Aufquellen hatte ich dagegen beim Einsatz von Revell-Aquas nicht. Den Fahrgestellrahmen des 6-Rad-Spähpanzers habe ich ohne Versiegelung komplett mit Revells Farbe gestrichen, ohne dass es zum Aufquellen gekommen ist.



Welche Farbe verwende ich? Eigentlich keine spezifischen, außer das sie alle wasserbasiert sind. Das sind zum einen die Acrylfarben von Revell und Künstlerfarben, Wasserfarben wie die eines Tuschkastens (Aquarellfarben) und Gouachefarben sowie Aquarellstifte. Die ebenfalls abgebildete Ölfarbe kommt bei mir bisher nicht zum Einsatz. Ihre Trocknungszeit ist mir schlicht zu lang.



Alle diese Farben benutze ich sowohl für flächige Bemalungen als auch fürs Kantenfärben. Allerdings hat jede Farbe ihren Schwerpunkt Tuschkasten und Aquarellstifte für das Kantenfärben, Gouache- und Acrylfarben für flächige Bemalungen. Beim Tuschkasten ist bei flächigen Bemalungen allerdings auf Grund der großen Wassermenge Vorsicht geboten. Das es trotzdem funktioniert zeigt mein Modell des 6-Rad-Spähpanzers. Hier hatte ich die braune Verschmutzung lasierend aufgetragen. Obwohl es keine Schäden gab, konnte ich nichts desto Trotz an einigen Stellen eine Wellen des Materials feststellen, die sich nach dem Trocknen aber zurückgebildet haben.



Die Verarbeitung:

Zur Verarbeitung der Acrylfarben muss ich wohl nichts schreiben, da die Farben ja bei fast jedem hier im Gebrauch sind. Auch den Einsatz eines Tuschkastens setze ich als bekannt voraus.

Gouachefarben kommen in Tuben daher und können direkt verarbeitet werden, sind in diesem Zustand aber sehr pastös. Sie werden daher am Besten wie Künstleracrylfarben auch aus den Tuben entnommen und mit Wasser verdünnt.

Obwohl Aquarellstifte wie Buntstifte aussehen und auch so verwendet werden können, werden sie in der Regel mit Wasser verarbeitet. Dabei können sowohl direkt vom Stift aufgetragen werden, Stift ins Wasser tauchen und ran ans Modell. So gelingt es sehr konzentriert Farbe in kleinste Ecken zu bringen. Sehr gebräuchlich ist auch die Methode die Farbe mit einem getränkten Pinsel von der Stiftspitze abzunehmen und aufzutragen.

Ganz selten verwende ich auch Filzstifte. Deren Nachteil ist ihre dünnflüssige Farbe, die vom Karton gerne mal wie von einem Löschblatt aufgesogen wird, also auch bedruckte Bereiche unterläuft und so durchaus irrreparable Farbschäden anrichten kann. Der Trick ist, nicht zu lange an einer Stelle zu verweilen.

Fazit: Alles ist möglich, also keine Angst und einfach mal an Probestücken verschiedene Methoden ausprobieren. Soweit meine Erfahrungen zum Thema Färben und Farben. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Einführung Kartonmodellbau

20

Donnerstag, 26. März 2015, 19:35

Baupraxis 4

Bemalung

Wie bereits geschrieben brauchen Kartonmodelle in der Regel keine Bemalung, sondern eher eine Ergänzung oder Reparatur der vorhandenen Anstriche bzw. Drucke. Dazu zählen das Kantenfärben oder das Bemalen von Ergänzungsbauteile z.B. aus Draht. Trotzdem kann auch eine flächige Bemalung erwünscht sein, wie z.B. das Aufbringen von Alterungsspuren oder Verschmutzungen. Und dann sind da auch noch Kartonmodelle, die entweder ganz aus Lasercutteilen bestehen (die in der Regel unbedruckt sind) oder bei denen eine Reihe von Teilen neu angefertigt wurden, die natürlich Komplett bemalt werden müssen.

Das Färben der Kanten, Alterungs- und Gebrauchsspuren oder kleinflächige Verschmutzungen können ohne große Vorbereitungen direkt auf den Karton mit jeder beliebigen Farbe aufgebracht werden. Selbst die Verwendung von wasserbasierten Farben führt in der Regel zu keinen Schäden durch Aufquellen, da hierbei eher wenig Farbe und damit wenig Wasser aufgetragen wird. Auch die ggf. ungleichmäßige Farbaufnahme spielt hierbei nur eine untergeordnete Rolle, da ein ungleichmäßiger Farbauftrag sogar gewünscht sein kann.

Großflächige Verschmutzungen oder aber auch flächendeckend aufgebrachte Verschmutzungen sind dagegen wie Komplettbemalungen zu behandeln. Man kommt sollte auf eine Grundierung nicht verzichten (siehe weiter unten). Ich spreche dabei aus Erfahrung mit der Verschmutzung meines 6-Rad-Panzerspähwagens. Diesen habe ich mit einer lasierenden Schicht Brauntöne aus Aquarellfarben überzogen. Zu Beginn der Bemalung habe ich auf eine Grundierung verzichtet, was an den Kotflügeln zu Verformungen durch Quellen geführt hat. Diese aufgequollenen Stellen haben sich aber glücklicherweise mit dem Trocknen zurückgebildet. Um weiteren Schaden zu vermeiden habe ich dann das Modell mit einem UV-Schutzlack grundiert, was nicht optimal war aber seinen Zweck erfüllt hat.

Anders als bei kleinflächigen Bemalungen ist bei der Komplettbemalung und den großflächigen Verschmutzungen die Vorbereitung des Malgrundes dringend empfohlen. Karton ist nun mal stark und auch unregelmäßig saugend, was erstens eine gleichmäßige Lackierung egal mit welcher Farbe und auch egal ob mit Pinsel oder Airbrush sehr erschweren, bzw. den Farbverbrauch enorm steigern kann. Will man zweitens wasserbasierte Farben verwenden, erfüllt die Grundierung zusätzlich noch den Zweck die Wasseraufnahme durch den Karton zu unterbinden. Also ist für eine optimale Lackierung in jedem Fall eine Grundierung unerlässlich. Als Grundierung kann man einen lösemittelbasierten Klarlack verwenden, der möglichst dünnflüssig sein sollte um den Karton regelrecht zu durchdringen. Dies hat zwei Effekte. Zum einen wird Flüssigkeitsaufnahme unterbunden, und zum anderen wird der Karton zusätzlich gefestigt. Alternativ kann auch Sekundenkleber verwendet werden, was zudem die Stabilität der behandelten Teile noch einmal erhöht. Nach der Grundierung kann das Kartonmodell wie Plastikmodelle auch mit jeder beliebigen Farbe und nahezu jeder Technik bemalt, gealtert oder verschmutzt werden.

Eines ist aber grundsätzlich zu bedenken. Hat man keine Komplettbemalung im Sinn oder ist mit der Komplettbemalung nicht zufrieden muss man sich klar vor Augen halten, dass die Anstriche nicht einfach wieder entfernt werden können. Es gilt die Formel: Entlacken = Zerstörung! Die Folge wäre Ablage P oder erneute Bemalung.

Vermutlich ist das für die meisten hier Standard, aber mich als Laien würde es schon interessieren, welcher Lack in welcher Situation bei Karton ideal ist.“ Diese Frage von Oliver alias Klabautergeist finde ich interessant und sie wird sich im Stillen wahrscheinlich von mehreren gestellt. Sie ist eigentlich ganz einfach zu beantworten: Es gibt nicht die ideale Farbe für einen bestimmten Einsatz. Unter Beachtung des vorher geschriebenen kommt es weniger auf die Wahl des Lacks/der Farbe, als vielmehr auf die Vorbereitung an. Grundsätzlich empfehle ich jedem einfach mal verschiedenen Farben an Probestücken auszuprobieren, um ein Gefühl für die Eigenschaften und das Zusammenwirken der verschiedenen Lacke/Farben mit dem Karton zu bekommen, und die für einen selbst beste Kombination heraus zu finden.

Abschließend zu diesem Thema etwas, das ebenfalls eine Art der Lackierung darstellt. Es geht um den Schutz unserer Modelle gegen UV-Strahlung. Die Drucke neigen mehr oder weniger stark zum Ausbleichen unter Sonneneinstrahlung. Das gilt noch mal doppelt für eigene Ausdrucke. Steht ein Modell in einer eher dunklen Ecke oder in einer Vitrine, so zeigen sich auch nach Jahrzehnten keine oder nur geringe Spuren eines Ausbleichens. Trotzdem sollte man das fertige Modell mit einem UV-Schutzlack aus der Sprühdose überziehen. Dieser Lack verteilt sich fein über das Modell und trocknen unsichtbar seidenmatt aus. Allerdings sollte man den UV-Schutz vor der Herstellung von Takelagen aufbringen, da sonst Staubanhaftungen an den verwendeten Garnen nicht ausgeschlossen werden können, wie das nächste Bild zeigt.



Soweit zu dem Thema Bemalung. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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Einführung Kartonmodellbau

21

Freitag, 27. März 2015, 17:05

...hier ein Problem, was sich beim zweiten Teil des Bogens für mich ergeben hat.

Es müssen 4 Quader gefertigt werden.
Die Verklebung erfolgt durch Laschen auf der Rückseite.
Die obere und untere Verklebung war kein Problem, aber dann...
Da man bei einem Körper von innen nicht mehr dran kommt, denk ich mir, dass es besser ist entweder die langen Laschen (wenn die langen auf die kurzen geklebt werden) oder die kleineren Laschen (Klebung umgekehrt) nur leicht geritzt werden und nicht stark umgebogen werden, damit von unten entsprechender Druck beim Kleben entsteht. (Ich hoffe das versteht jeder :D )




D.

22

Sonntag, 5. April 2015, 19:47

Baupraxis 5

Praktische Tipps

Was tun, wenn die auszuschneidenden Flächen zu klein zum regulären Schneiden sind? Dabei geht es um kleine Aussparungen, Löcher oder Abschnitte, wie auf den folgenden beiden Beispielen zu sehen sind.



Natürlich könnte man sich Stanzeisen in der benötigten Form zurecht feilen. Aber dazu gehören aber schon ordentliche Fertigkeiten im Metallbau. Und einen solchen Aufwand für einen einmaligen Gebrauch? Hardcore, wie ich finde. Außerdem braucht es ab einer gewissen Materialstärke Führungsschablonen wie bei einem Punch&Die-Set, sonst fransen die Seiten aus. Mir reicht die Methode „Aussticheln“ vollkommen aus. Dabei setzt man einfach mit einem spitzen Skalpell (30°-Klinge) Einstich an Einstich. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, besonders nach erfolgter farblicher Behandlung.

Aussticheln eines Loches:





Aussticheln von Randabschnitten:





Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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Einführung Kartonmodellbau

23

Montag, 27. April 2015, 18:03

Baupraxis 6

Mit einfachen Mitteln supern

Je nach Modellverlag und -alter sind auf den Bögen einige Details nicht plastisch ausgeführt. Dies ist gerade bei heutigen Grafiken nicht unbedingt ein Nachteil. Eine gute Grafik vermag einen plastischen Eindruck zu vermitteln, wo keiner ist – Stichwort „Illusionsmalerei“.



Die auf der Panzerwanne zu sehenden Vertiefungen sind reine Illusion.

Ist die Grafik aber eher platt, so kann man durch Aufdoppeln bereits gute Ergebnisse erzielen. Im folgenden Bild sieht man, dass die Türen und Leitern lediglich gedruckt sind.



Besonders die Türen lassen sich leicht verbessern. Häufig sind extra Türen auf den Bögen vorhanden. Ist das nicht der Fall, so kann man das Bauteil kopieren und die Tür einfach ausschneiden. Der eigentlich immer vorhandene Verzug beim Kopieren spielt bei kleinen Teilen keine Rolle. Durch Aufkleben der zusätzlichen Tür erzielt man wesentlich mehr Tiefe. Des Weiteren kann man kurze Drahtstifte oder gezogenen Gießast zur Darstellung der Scharniere anbringen. Einfach, aber wirkungsvoll. Umgekehrt, die eigentliche Türausschneiden und mit einer Kopie hinterkleben zur Darstellung einer tieferliegenden Tür ist natürlich auch möglich.

Während man auch ohne das vorher Beschriebene ein gutes Modell zaubern kann, ist der Ersatz von lediglich aufgedruckter Ausrüstung fast schon ein Muss. Als Beispiel dient hier das Backdeck des Modells der Deutschland nur mit Aufdruck und dann mit Eigenbau-Pollern, sowie Winschen aus der Restekiste. Auch diese Maßnahme stellt keine großen Anforderung an das Können dar und belebt ein Modell enorm.



Ebenfalls nur für Anfänger zufriedenstellend ist die Darstellung einer Reling. Herstellungsbedingt sind dies meistens auf weißem Grund gedruckte Striche. Dadurch hat man auf dem Modell eine geschlossene Wand statt einer durchbrochenen Reling. Einfache Abhilfe schafft man durch den Eigenbau einer Fadenreling. Hier als Gegenüberstellung Fadenreling gegen Modellreling.



Dazu überträgt man die Stababstände von Zügen und Pfosten auf einen Webrahmen. Für einen Webrahmen sollte man stabile Platten aus Pappe oder Presspan verwenden. Auch Leiterplatten können verwendet werden. Dann spannt man Fäden erst in eine Richtung und danach quer dazu. Will man 2 Lagen gleichzeitig herstellen, so ist auf einen größeren Abstand (min. 1 cm) zwischen den Lagen zu achten. Andernfalls besteht die Gefahr dass die Lagen zusammenkleben. Nach dem Bespannen können die Fäden mittels verdünntem Leim oder einem anderen sehr dünnflüssigen Kleber fixiert werden. Man muss dabei darauf achten, dass die Fäden leicht verschoben werden können. Sie sollten daher im Falle eines Falles schnellstens wieder in Position geschoben werden. Ich verwende verdünnten Leim, den ich mit einem Pinsel auftrage. Dabei kann ich gleichzeitig Lagekorrekturen vornehmen.

Herstellung eines Webrahmens aus Pappe

Der bespannte Webrahmen

Ausgeschnittene und verklebte Relingteile

Natürlich gibt es noch andere einfache Mittel zur Verbesserung der Optik eines Modells, ohne die Zulieferindustrie bemühen zu müssen. Aber schon mit diesen grundlegenden Tipps lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Beim nächsten mal gehe ich auf die Fotoätzteile des Kartonbauers ein, den Lasercutteilen. Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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Einführung Kartonmodellbau

24

Donnerstag, 7. Mai 2015, 17:36

Baupraxis 7

Supern mit Lasercutteilen

Im Bestreben auch Kartonmodelle immer detaillierter zu gestalten, bieten die Verlage und diverse Hersteller mittlerweile eine Reihe von Zurüstsätzen an. Nach Versuchen mit Photoätzteilen ist man heutzutage aber auf gelaserte Kartonteile umgestiegen. Kartonteile haben den unschlagbaren Vorteile des gleichen Materials, während Ätzteile eben aus Metall bestehen und die Verbindung von Papier mit Metall schon einige Probleme aufwirft. In erster Linie werden mit den Lasercutteilen solche Teile ersetzt, die auf Grund der Herstellungsart eines Kartonmodells (Druck) nicht anders darstellbar sind, oder Teile die auf Grund ihrer Größe oder besser Kleinheit kaum mehr manuell ausgeschnitten werden können. Als Beispiel für ersteres können Relings dienen, die gedruckt schlicht weiße Bänder mit aufgedruckten Zügen sind. Für die zweite Kategorie sei ein Steuerrad eines Schiffes im Maßstab 1/250 genannt.

Lasercut-Sätze werden in der Regel aus ungefärbten Karton geschnitten und müssen daher vor oder nach Einbau gefärbt werden. Eine wie ich finde für uns Modellbauer bequemere Variante ist das Lasern aus gefärbten Karton. Solche Sätze sind in der Regel zwar deutlich teurer, erleichtern aber noch einmal die Arbeit.

Als Ansichtsbeispiel habe ich das gerade erschienene Modell des Schnelldampfers Augusta Victoria in 1/250 von HMV gewählt.

Modell und Lasercutsatz.


Im Bauplan sind die durch Lasercutteile zu ersetzenden Teile markiert.


Die Original Teile im Bogen.


Und die Lasercutteile.

Die Striche auf den Treppenwangen sind kleine Rillen für die Stufen. So bleiben die Außenseiten glatt weiß.

Hier die Teile für die Stufen der Niedergänge (rechts), sowie in der Mitte das Steuerrad. Wer das aus dem Bogen sticheln möchte - viel Spaß.


Auch Reliefs sind mit Lasercut darstellbar.


Auf Grund des Materials sind diese Teile ohne größere Probleme mit den üblichen Mitteln zu verarbeiten. Lediglich die Relingteile sollten zu bessern Ver- und Bearbeitbarkeit extra behandelt werden. Diese Teile sind so filigran, dass sie sehr leicht knicken und dann irrreperabel beschädigt sind. Auch sind sie nur schwer ohne Materialschäden Rundungen anzupassen. Also sollten sie verstärkt werden. Das geht durch Sekundenkleber, was für gerade Teile eine sehr gute Lösung ist. Für enge Rundungen ist das aber nicht das Optimum, da die Teile nach Tränkung mit Sekundenkleber zu spröde sind. Es gibt aber auch ein Mittel, dass die Teile gleichzeitig flexibel und stabil macht - Textilverstärker. Der ist eigentlich dafür gedacht filigranen Häkelarbeiten Stabilität zu verleihen, wirkt aber genauso gut bei Papier, Karton und Pappe.

Aber wie bei allem im Leben gibt es auch hier einen Haken. Textilverstärker ist wasserbasiert, und was das für unsere Kartonteile bedeutet sollte nach der Lektüre dieses Tutorials bekannt sein. Das macht die Arbeit mit ihm etwas schwierig. Die Teile werden am besten noch im Bogen mit einem Rinsel eingestrichen. Da Textilverstärker ähnlich wie Leim wirkt, kann man die behandelten Teile aber nicht einfach zum Trocknen hinlegen und beschweren, damit sie sich nicht verziehen. Um die Teile trotzdem annähernd verzugsfrei zu trocknen folge ich hier einem Ratschlag von Benjamin Fentens vom HMV: Die eingestrichenen Bögen/Teile an eine Wäscheleine hängen und unten beschweren, damit sie sich gerade aushängen. Ich habe den Vorschlag mal getestet und muss sagen, mit ein wenig Übung funktioniert es sehr gut. Trotzdem werde ich auf den Einsatz eines Textilverstärkers da wo es nicht nötig ist verzichten.

Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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25

Freitag, 8. Mai 2015, 17:06

Baupraxis 8

Ergänzung zu Lasercutteilen
Es wäre toll, wenn Du noch was zum Ausschneiden der LC-Teile schreibst
Aber gern: Zum Ausschneiden nimmt man am besten ein Skalpell mit spitzer Klinge. Die Teile sind nur über schmale Stege mit dem Restkarton verbunden und in der Regel so filigran, dass der Einsatz einer Schere durch unbeabsichtigte Knicke eher Schaden anrichtet. Und noch ein Wort zur Herstellung der Niedergägnge. Anders als bei PE-Treppen sind hier Wangen und Stufen getrennt. Um diese Teile ausgerichtet zu verbinden, ist es sinnvoll sich eine Helling bzw. Lehre zu bauen. In der Regel liegt eine solche den Lasercutsätzen sogar bei.

Stay tuned.
Schöne Grüße,
Bernd

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Einführung Kartonmodellbau

26

Sonntag, 17. Mai 2015, 12:06

Moin zusammen,
ich habe mal wieder ein Abenteuer hinter mir und dachte es könnte vielleicht interessieren.
Es geht darum Rundung zu schneiden, an die ich nicht mit der Schere so leicht dran komme.
BITTE bedenkt, dass Makros vernichtend sind :grins:

Das Bauteil...



...die zu schneidende Rundung...



...erster Schnitt mir dem Messer, freihand...



...da das gar nicht geht (mit meinen Fingern!), was tun? Und da kommt die Prickelnadel zum Einsatz. Ich habe die Rundung damit angeritzt um eine Führungsrille für die Messerklinge zu bekommen. Ich glaube das Ergebnis ist bedeutend besser, wenn auch nicht perfekt, aber für mich gut.






D.

27

Sonntag, 17. Mai 2015, 15:31

Selbst mit einem spitzen Skalpell sind solch kleine Radien (ca. 5mm?) kaum zu schneiden. Entweder aussticheln oder Einsatz eines Messers mit drehbarer Klinge. Zur Erinnerung:



Die Idee mit der Prickelnadel vorzuarbeiten hilft aber auch schon weiter. Ich habe mir übrigens auch eine gegönnt.
Schöne Grüße,
Bernd

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Einführung Kartonmodellbau

28

Donnerstag, 4. Juni 2015, 18:14

Baupraxis 9

Ein kleiner Exkurs zu Masten im Kartonbau

Um ein ordentliches Modell zu erarbeiten, ist im Kartonbau die grundlegende Regel ein stabiles und genau gefertigtes Grundgerüst (Spanten) herzustellen. Dabei werden von vielen Kartonbauern Spanten und Decks verdoppelt oder sogar verdreifacht. Dabei ist das nicht einmal notwendig, da genaues Arbeiten und gutes Verkleben meist ausreichend sind. Nichts desto trotz scheitern dann gerade diese Kartonbauer an der Herstellung der Masten und Takelage, und ich will mich selbst da gar nicht ausnehmen. Irgendwann reift die Erkenntnis, dass der Werkstoff Karton bei der Herstellung von Masten eindeutig Grenzen hat. Man kann die Masten noch so mit Draht verstärken oder mit Kleber tränken, nach ein paar Jahren erhält man folgendes Bild:



Bei dem Modell der Z1 habe ich die Masten wie aus dem Bogen vorgesehen zusammengebaut und die Beine mit Draht verstärkt. Die Rahen und oberen Mastteile bestehen aus verstärktem Karton, den ich mit Sekundenkleber getränkt habe. Und obwohl ich nur eine rudimentäre Takelage installiert habe, sieht man, wie die einstmals straffe Verspannung der Schwerkraft folgt. Baut man nun eine annähernd vorbildgerechte Verspannung würden die Masten komplett nachgeben. Es stellt sich daher die Frage nach dem richtigen Werkstoff. Ich habe dabei entweder Holz oder Messing- bzw. Federstahldraht entdeckt. Letztere eignen sich besonders für meinen bevorzugten Maßstab 1/250. Draht lässt sich gut mit Sekunden- oder Alleskleber verbinden, oder aber löten (meine Schwachstelle).

Daraus entsteht bei mir mittlerweile die komplette Takelage und die Kartonteile dienen mir lediglich als Anhaltspunkte für die Maße! Allerdings ist Federstahldraht extrem stabil und ein geeigneter Seitenschneider ist ein Muss. Ein Dremel ist auch nicht verkehrt. Nur noch die Schnittstellen entgraten und fertig. Das die Durchmesser der Masten und Rahen dabei nicht konisch zu ihren Enden verlaufen, kann man bei 1/250 verschmerzen. Durch ein gut gemachtes Drumherum wie die Takelage wird das Auge von diesem Detail abgelenkt. Bleib eigentlich nur das Problem der Farbgebung, das für versierte Modellbauer aus dem Plastikbereich gar keines sein sollte, nämlich das Anmischen von Farben. Von dem oftmals propagierten Umhüllen der Masten mit den Kartonteilen des Bausatzes rate ich ab, da sich Karton und Draht nur schlecht verbinden.

Mein Fazit zur Herstellung von Masten im Kartonbau lautet: Purismus ist schön und gut, und ich bin der erste wenn es darum geht so viel wie möglich aus Karton herzustellen. Aber an dieser Stelle ist Karton einfach ungeeignet. Ist eine stabile Unterkonstruktion hergestellt, kann das Spannen der Takelage beginnen. Eine Beschreibung dieses Vorgangs erspare ich uns aber, da dies aus den BB vieler Segelschiffe viel besser hervor geht. Nur soviel dazu: Die grundlegende Vorgehensweise ist von unten nach oben und von innen nach außen!

Viel Spaß beim Ausprobieren.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

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Einführung Kartonmodellbau

29

Donnerstag, 4. Juni 2015, 18:38

Dies soll der (vorläufige?) Abschluss dieses Tutorials sein. Ich danke für das Interesse (mehr Klicks, als ich erwartet habe), und hoffe ein wenig Lust auf Kartonbau gemacht zu haben. Zusätzlich ist es auch mein Bestreben aufzuzeigen, dass Kartonbau mitnichten nur Kinderkram aus der Schulbastelstunde ist, sondern gleichberechtigt neben den anderen Materialien steht. Leider ist das immer noch nicht in den Köpfen einiger Modellbaukollegen angekommen. Ernsthaft betrieben und mit der nötigen Übung entstehen aus Karton (und wie bei anderen Sparten auch mit Hilfe einiger anderer Materialien) ebenso filigrane, wie schön anzusehende Modelle, die sich nicht von Modellen aus anderen Materialien unterscheiden. Hier einige Beispiele. Die ersten beiden Bilder zeigen Modelle im Maßstab 1/1200, das dritte Bild Modelle in Verschiedenen Maßstäben von 1/250 (die Schnellboote) bis 1/100 (der Lastkahn vorne).







Sind Fragen zum Thema da, gern hier oder per PN an mich. Man sieht sich im Forum, und das nicht nur in den Sparten "Schiffe" oder "Militär". :wink:
Schöne Grüße,
Bernd

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