Vielleicht darf ich diesem Teil des Forums einen kleinen Baubericht hinzufügen. Es handelt sich um den Minicraft Bausatz von Richard Trevithicks Lokomotive von 1804.
Trevithicks Schicksal hat mich schon vor Jahren interessiert. Hier eine Minibiographie des Technikhelden:
Richard Trevithick bekommt als Schüler schlechte Zeugnisse: „unwillig, langsam, neigt zum Widerspruch“. Später aber erfindet er den Hochdruckkessel für die Dampfmaschine. Und nicht nur das. Er baut einen Dampfwagen für die Straße, der sogar leichte Steigungen schafft. Leider brennt das Gefährt aus, während sein Erfinder in einer Kneipe sitzt. Trevithick setzt daraufhin seinen Apparat auf die Schiene. Ohne Zweifel ist er, nicht Stephenson, der Erfinder der Dampflokomotive. Nach verschiedenen Vorstufen zeigt seine erste Lok alle wichtigen Attribute späterer Konstruktionen. Am 21. Februar 1804 zieht sie zehn Waggons einer Kohlenmiene mit acht Km/h Geschwindigkeit über eine Strecke von 13,5 Kilometern durch South Wales. Leider sind die Schienen für eine Pferdebahn gebaut, sie halten das Gewicht der Lok nicht aus und brechen immer wieder ein. Der Betrieb wird eingestellt.
Aber Trevithick gibt nicht auf. 1808 hat er seine Erfindung wesentlich verbessert. Er bringt sie nach London und betreibt sie auf eigene Faust als Publikumsbelustigung. Sie fährt mit einem Anhänger dahinter im Kreis; Preis pro Fahrt: zwei Shilling. Die Leute drängen sich; aber leider findet sich kein kommerzieller Interessent. Und als die Lok dann noch entgleist und umstürzt, verkauft Trevithick sie an einen Messerschmied, der sie als stationäre Dampfmaschine verwendet.
Dann eben nicht!, denkt Trevithick. In den folgenden Jahren verbessert er seine Kessel und erfindet er den Dampfbagger und die dampfbetriebene Dreschmaschine. Allerdings sind seine Unternehmungen chronisch unterfinanziert; er ist einfach kein Geschäftsmann. Schließlich hat er so viel Schulden, dass er das Land verlassen muss. 1816 geht er nach Peru, wo er Dampfmaschinen für den Einsatz in Mienen baut. Eine Zeitlang sieht es so aus, als könnte er hier sein Glück machen, er kann sogar eine eigene Miene erwerben. Doch dann muss er vor dem Bürgerkrieg durch den halben Kontinent fliehen.
1826 ist er wieder in England. Im Jahr zuvor hat Stephenson die erste öffentliche Eisenbahnlinie der Welt eröffnet. Drei Jahre später festigt er mit der Liverpool-Manchester-Bahn seinen Weltr. Was Trevithick dazu sagt, ist nicht überliefert. Vielleicht hat es ihn nicht zu sehr geschmerzt. Er hat schon wieder neue Ideen. Aber auch die bleiben ohne Finanzierung. Und obwohl sogar der große Stephenson zugibt, von seinen Ideen profitiert zu haben, verweigert ihm das Parlament eine Rente. 1833 stirbt Trevithick vollkommen mittellos im Gasthof einer Kleinstadt. Man hätte ihn in ein Armengrab gelegt, aber Arbeiter einer lokalen Fabrik erfahren von seinem Tod. Sie sammeln Geld für ein anständiges Begräbnis.
Vor ein paar Tagen fand ich in einem anderen Karton die Teile des Minicraft-Bausatzes. Vermutlich vor über zehn Jahren im Urlaub gekauft, um mit den Jungs ein bisschen zu basteln, dann vergessen. Offenbar aber noch vollständig, wie ein erstes Zusammenstecken zeigte.
Also habe ich die Teile lackiert, mit einer neuen (preiswerten!) Airbrush, weil das Lackieren von Rädern und Zahnrädern mit dem Pinsel eine Quälerei ist. Jetzt sieht das so aus:
Schmidt