Sie sind nicht angemeldet.

1

Freitag, 23. Mai 2014, 22:21

"Baade 152" von AEROMODELL in 1/72

Liebe Modellbaufreunde,

mit meinem heutigen ersten Beitrag in diesem Forum möchte ich den Baubericht eines, wie ich finde, besonderen Flugzeugs vorstellen. Ich baue seit etwa 30 Jahren Flugzeugmodelle, wobei die Intensität und Ernsthaftigkeit mal höher und mal niedriger war und mein Weiterentwicklungstempo gerade am Anfang recht gering war. Damals gab's noch kein Internet, woher also Anregungen nehmen?
Nach und nach habe ich mir einiges abgeschaut, angelesen und selbst probiert. So war es mir dann etwas zu simpel, das Modell einfach nur out-of-box zu bauen, daher habe ich mir etwas einfallen lassen, um es in meinen Augen etwas aufzuwerten – und einige ärgerliche „Klopse“ aus dem Bausatz zu korrigieren. Dazu habe ich nicht auf käufliche Zurüstteile zurückgegriffen, sondern selbst gebastelt. Da ist ganz schön Zeit draufgegangen. Dass nicht alles perfekt geworden ist, das weiß ich. Aber ich würde mich freuen, wenn ich jemanden für sein Projekt inspirieren könnte.



Bei dem Modell handelt es sich um das erste deutsche Turbinen-Verkehrsflugzeug, die „152“, auch als „Baade 152“ oder „Dresden 152“ bekannt. Warum dieser Typ, von dem nur einige wenige gebaut, nur zwei tatsächlich geflogen und davon einer auch noch abgestürzt ist? Nun, zum einen habe ich als Kind ein „Modellbau und Basteln“-Heft meines Vaters entdeckt, in dem sich ein Bauplan für ein Tischmodell der „152“ befand. Genau genommen war's aber nur ein Dreiseitenriss mit ein paar Querschnittszeichnungen. Ich fand die Formgebung jedenfalls faszinierend. Zum anderen wollte ich immer Flugzeugkonstrukteur werden, hatte aber niemals wirklich eine Chance dazu. Wäre vielleicht anders gelaufen, wenn die „152“ ein Erfolg geworden wäre. Wer weiß.

Am Anfang eines Bauprojektes sollte, finde ich, immer eine Recherche stehen, zumindest, wenn das Modell einigermaßen authentisch aussehen soll. Für die „152“ kann ich die Bücher von Holger Lorenz „Der Passagier-Jet <152> - Walter Ulbrichts Traum vom 'Überflügeln' des Westens“, „Die Variante I des DDR-Jets 'Baade-152'“, „Die Absturzursachen des DDR-Jets 'Baade-152'“ sowie „Die Variante II des DDR-Jets 'Baade-152'“ sehr empfehlen. Geschichte, Hintergründe und technische Zeichnungen sind dort ebenso zu finden wie zahlreiche Farb- und Schwarz/Weiß-Fotos. Insgesamt finde ich diesen Flugzeugtyp damit bemerkenswert gut dokumentiert.

Nun zum Modell. Soweit ich recherchieren konnte, gibt es von diesem Flugzeugtyp aktuell nur 2 Bausätze, beide in Resinbauweise, eines im Maßstab 1/144 und eines in 1/72. Ich habe mich für letztere Variante entschieden, damit sich der Flieger in meiner Vitrine auch mit den anderen verträgt. Der Bausatz stammt von „AERO MODELL“ und stellt die „152“ V4, Kennzeichen „DM-ZYB“, dar.



Der Inhalt ist in Blasenfolie und Plastiktütchen verpackt und beinhaltet folgendes:



Der Vollständigkeit und besseren Übersicht halber noch ein Bild vom ausgepackten Inhalt. Für weitere Aufnahmen verweise ich auf
Klick und Klick.



Die Resinteile sind recht sauber, mit nur wenigen Luftblasen, gegossen. So weit, so gut. Leider gibt es aber auch einige Sachen, die mich sehr gestört haben, obwohl ich nun wirklich nicht in die „Nietenzähler“-Fraktion gehöre:

1. Die Kühllufteingänge zwischen den Triebwerken sind nicht vorgesehen (sind aber auf der Packung deutlich dargestellt)
2. Die großen Rumpfhälften sind im vorderen Anschlussbereich nicht rund, sondern stark verzogen (fast wie eingedrückt) und brauchen eine Menge Spachtelmasse
3. Passgenauigkeit z.T sehr schlecht
4. Die Abgasschürzen hinter den Triebwerken sind zu kurz
5. Die Decals für das blaue Rumpfband passen nicht zu den Gravuren und sind darüber hinaus nicht verarbeitbar
6. Das Decal für den Blendschutz vor dem Cockpit ist viel zu breit (ca. 2mm pro Seite!) und ca. 4mm (!) zu lang
7. In der Bauanleitung steht zwar, dass man den Bug beschweren muss, aber keine Angabe, welche Masse notwendig ist
8. Alle Fahrwerksklappen sind zu kurz, zu schmal und völlig plan dargestellt, obwohl sie beim Original ziemlich stark gewölbt waren
9. Die Hauptfahrwerksbeine sind schief und krumm
10. Die Räder sind viel zu groß und passen noch nicht einmal auf die Achsandeutungen des Fahrwerkswagens; mehr als 1mm (bezogen auf den Radius!) müssen abgedreht werden
11. Die unterschiedlichen Spurweiten der beiden Hauptfahrwerksachsen sind nicht dargestellt
12. Die Darstellung der Anbindung von Schwinghebel und Fahrwerkswagen am Hauptfahrwerk ist falsch (vgl. Original-Fahrwerk im Verkehrsmuseum Dresden, einfach mal hinfahren oder „Fahrwerk 152“ mit Google suchen, sowie o. g. Literatur)



Da mich insbesondere das Hauptfahrwerk sehr geärgert hat, musste ich mir was überlegen. Und was Besonderes wollte ich ja auch haben... Also habe ich mich entschlossen, Einziehfahrwerke zu bauen. Dazu waren die o.g. Bücher sehr hilfreich. Als Material wählte ich Messing als Flachband, Röhrchen und Drähten, wovon ich mir „einen ganzen Sack voll“, in unterschiedlichen Größen, besorgte. Größe und Mechanik entspricht dem Original. Da, trotz Maßstab 1/72, die Absolutmaße nicht übermäßig groß sind und das Löten von Metallteilen recht schwierig sein kann, habe ich mir eine Hilfe gebastelt. Dazu habe ich eine kleine Gipsplatte gegossen und passende senkrechte Löcher gebohrt. So kann man die Messingteile sauber positionieren, hat die Hände frei und kann in aller Ruhe ohne Gefahr von Brandblasen löten. Zum Lötvorgang: Zuerst wollte ich mit einem kleinen Brenner drangehen, davon bin ich aber schnell wieder abgekommen, da das Gips schrumpft und brüchig wird, und nutzte meinen Elektroniklötkolben mit 0,5mm-Spitze und 0,5mm Elektroniklot mit Kolophoniumseele. Da braucht man auch kein zusätzliches Flussmittel mehr, geht ganz prima. Hier ein paar Bilder der Gips-Löthilfe:



Der noch unverlötete Prototyp des Schwinghebels:



die Einziehfederstrebe:



und die Abfangstrebe:



Die noch reichlich überstehenden Röhrchen habe ich nach dem Löten mittels Dremel und Diamant-Trennscheibe auf die richtige Länge gebracht. Achtung – auch hier kann das Messing ziemlich warm werden. Brandblasen an den armen Fingern sind echt das kleinere Übel. Ärgerlicher ist es, wenn das Lot wieder weich wird und alles auseinander fällt!
Der Aufbau des Hauptfahrwerks wird vielleicht mit folgendem Bild verständlicher, man sieht den Wagen mit den Röhrchen für die Radachsen (waagerecht) und der Abfangstrebe (hochstehendes linkes Teil), alles schon auf die richtigen Längen getrimmt:



Der Schwinghebel mit ausgefräster Führung. Die habe ich übrigens mit Dremel und Diamant-Trennscheibe freihand „gedrechselt“. Die verbleibende Wandstärke beträgt <0,5mm.



Der Aufbau der Einziehfederstrebe wird aus den folgenden Bildern ersichtlich:



Die schwarze Muffe ist ein Stück aus meinem schönen weichen Airbrush-Schlauch, jetzt habe ich zum Sprühen ein olles störrisches Ding. Aber wat mutt dat mutt, seufz...



Das fertige Teil, Funktionsweise muss ich wohl nicht groß erklären:



Hier sieht man die Einzelteile des Hauptfahrwerks:



Mit den nächsten Bildern sollte die Mechanik klar werden – zunächst ausgefahren:



und dann eingefahren



Die Radnaben habe ich durchgebohrt, kleine Schräubchen eingeschraubt, im Spannfutter des Dremels befestigt und auf die richtige Größe abgedreht. Am besten ging es mit der Schneide einer Schere. Feile oder Sandpapier sind im Nu zugesetzt und daher nicht zu gebrauchen. Dass die Räder bezüglich Vorder- und Hinterseite auch nicht sauber zentriert gegossen sind, sieht man hier:



So, es geht gleich weiter...
Liebe Grüße von nochsonBastler.

"Das erinnert mich an den Mann, der sich splitternackt auszog und in einen Kaktus sprang."
"Warum hat er das getan?"
"Er hielt das damals für eine blendende Idee!"

("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

2

Freitag, 23. Mai 2014, 23:27

Nun die Klappen für das Hauptfahrwerk. Dass die Bausatzteile, zumindest für mich, nicht brauchbar waren, hatte ich schon erwähnt. Meine habe ich gebaut, indem ich als Trennmittel und Auflage eine Haushaltsfolie straff über die montierten Fahrwerksschächte gespannt und mit Glasfasermatten, Epoxydharz und etwas Spachtelmasse einfach neue modelliert habe:



Hier in etwas größer:



Montiert hieß zu dieser Zeit, dass ich alles mit UV-Kleber fixiert habe. Der bindet schön schnell ab, hält einigermaßen und lässt sich hinterher wieder sehr gut entfernen.
Die beiden Triebwerkspylone habe ich von oben nach unten und mit viel Gefühl durchbohrt, damit die Einziehfederstrebe Platz bekommt. Es folgt ein Bild mit den beiden teilmontierten Kombigondeln, einmal mit einem Fahrwerk drinnen und einmal draußen. Am oberen Rand der Pylone sieht man ein kleines Stück Messingblech hervorlugen, das den Haltebolzen der Strebe aufnimmt und für mehr Stabilität als Resin alleine sorgt. Gehalten wird das eigentliche Fahrwerk durch ein Messingblech, das, nach zahllosen Passungsproben unter Zuhilfenahme von besagtem UV-Kleber, mit seiner linken Seite mit der Kombigondel verklebt ist und auf der rechten Seite die beiden Haltebolzen des Fahrwerks aufnimmt. Weil man's nicht so genau sieht auf dem Bild: Genau genommen handelt es sich nicht um ein Blech, sondern um zwei einzelne, die ich Y-förmig zusammengelötet habe. Zwischen den beiden kleineren Schenkeln befinden sich Abfangstrebe und Schwinghebel. Beide schwenkbar mit dem Y-Blech verbolzt. Als ich mit der Passung zufrieden war, habe ich das Y-Blech mit Acrylit verklebt. Dieser Kleber hat den Vorteil, dass man Resin sowohl untereinander als auch Metalle untereinander, aber auch Resin und Metall miteinander verkleben kann. Selbstverständlich auch viele andere Kombinationen, aber diese waren mir hier wichtig. Und der Kleber hat noch einen Vorteil, den vielleicht nicht jeder kennt: Geht mal was schief, kann man ihn vorsichtig erwärmen, dann wird er wieder weich und man hat eine Chance, die Verklebung zu lösen, ohne gleich alles kaputt zu machen.



Beim Bugrad habe ich das Querhaupt mit einem kleinen Messingröhrchen, das später die Schwenkbuchse wurde, modelliert, um das ich Glasfaserfäden, die ich vorsichtig aus der Matte gezogen, x-förmig gewickelt und mit Epoxydharz fixiert habe. Das Bugrad sitzt in einem eigenen Gehäuse, das auch die Abdeckklappen aufnimmt. Die Lage der Drehachsen für die Radschwenkung und für die Klappen entspricht dem Original. Zunächst das Ganze in eingefahrenem Zustand von oben: Auf der rechten Seite, in Höhe der kleinen schwarzen Markierungen, ist ein Magnet zu erahnen. Ihm gegenüber, in einem Abstand von ca. 0,5mm, ein kleiner Zylindermagnet, der im Fahrwerksbein eingeklebt ist. So hält das Ganze sicher im eingefahrenen Zustand und klappt nicht ungewollt heraus.



Jetzt ein Blick von der Seite:



Neben dem Klappenmechanismus erkennt man unterhalb des Fahrwerkbeins ein Messingblech, das (rechts) etwas hochsteht und (ebenfalls rechts) ein kleines Loch hat. In ausgefahrenem Zustand rastet der kleine Magnet des Fahrwerkbeins in diesem Loch ein. Es hält hier also nicht über Magnetismus, das war mir nicht sicher genug. Schließlich soll der Flieger ja nicht unvermittelt mit der Nase auf den Startbahn schlagen! Zum Entriegeln muss man das Messingblech nur ein wenig drücken, es federt ein wenig, da es nur mit den beiden Schrauben befestigt ist, dann rutscht der Magnet wieder aus dem Loch und das Fahrwerk ist wieder frei.

Hier der ausgefahrene Zustand:



Nun etwas Platz im Rumpf geschaffen (mit vieeeel Zeit und vor allem Gefühl abgedremelt):



und den Bugradaufbau – mit reichlich Blei und Epoxyd verziert – eingeklebt:



Danach habe ich den Rumpf verklebt und gespachtelt. Dazu ein Hinweis: Ich habe ganz ordinären 2K-Autospachtel aus dem Baumarkt verwendet. Der geht echt super für sowas, bindet aber sehr schnell ab. Bewährt hat sich, die Spachtelstellen (besser: die Bereiche daneben) exzessiv abzukleben, um das folgende Nachschleifen in Grenzen zu halten. Aber nicht trödeln, sonst wird die Spachtelmasse hart und man zieht mit dem Klebeband die schöne Spachtelung wieder heraus! Also lieber viele kleine Portionen anrühren und zügig nacheinander verarbeiten.
Dann Bug drangebaut – und, ich denke, ich seh' nicht richtig: Die Cockpitcrew hat schon mal Platz genommen! Die Figuren habe ich dezent bemalt und mit (wenig) Ölfarbe akzentuiert. Mit der braunen Farbe war ich mir nicht sicher, hatte keine Farbfotos von den Piloten in Arbeitskluft. Sie trugen Lederkombi... Leder in schwarz? Hätte man im Cockpit nicht gesehen und auch die SW-Fotos sprechen mir nicht dafür. Leder in rot? Deutet auf ein anderes Gewerbe, daher auch eher unwahrscheinlich. Also ein modisches Braun...



Nun Tragflächen an den Rumpf. Dafür habe ich mir auf einer Sperrholzplatte eine Helling gebaut, so dass der Rumpf nicht wegrollern kann und die Tragflächenenden in der richtigen Höhe aufliegen. Die Spalte am Rumpfübergang haben fast 3mm betragen!!!



Dann schnell die Ritzen mit Acrylit, damit die Tragflächen auch wirklich halten, verklebt bzw. verspachtelt, verschliffen (Dreiecksschleifer ist Gold wert – aber wieder der mahnende Zeigefinger: mit viel Gefühl arbeiten!) und neu graviert:



Dann die Leitwerke am Heck angeklebt, verspachtelt, verschliffen und neu graviert:



Nur nebenbei: Das Seitenleitwerk war auch enorm verzogen. Ich konnte es aber mit heißem Wasser wieder einigermaßen richten.
So, dann Rest montiert (Triebwerke, Kombigondeln, Cockpithaube, Grenzschichtzäune, Flächenendbehälter, Staurohre – nicht die Originale aus dem Kasten, sondern in bewährter Messing-Löttechnik – usw.). Die rohbaufertige Maschine ist auf dem folgenden Bild zu sehen, ebenso wie die große Spachtelverfüllung am Rumpf hinter dem Cockpit und der ebenfalls verspachtelte Übergang Triebwerkspylon-Tragfläche. Über dem rechten Ende der Fahrwerksklappe erkennt man, wenn auch nur schwach, meine anmodellierte Verlängerung der Abgasschürze aus Acrylit.



Hier die Kombigondel mit den Kühlluft-Einlaufllippen, angefertigt aus Plastiksheet, zwischen den Triebwerken. Die Einlauflippen sind leider im Bausatz aus mir gänzlich unverständlichen Gründen überhaupt nicht vorgesehen:



und das Cockpit



Jetzt die Bemalung im verbalen Zeitraffer: Cockpitscheiben abgemalt, auf Tamiya-Band übertragen und sauber abgeklebt, Bugrad eingefahren und Hauptfahrwerk, auf dem die „nasse“ Maschine weiterhin stehen soll, mit kleinen Papier-„Schuhchen“ versehen, damit das Fahrwerk sauber bleibt. Lackiert hatte ich das Fahrwerk ja schon vor dem Zusammenbau. Da ich nicht wusste, wie die Farbe (ich verwende ausschließlich Revell Aqua Color) auf dem Resin hält, habe ich erstmal eine Lage Basic draufgepustet. Ich neige immer dazu, die Farbe etwas zu dünn zu machen, daher hat das Basic zum Laufen tendiert und auch stellenweise - das muss ich aber auf den noch nassen Zustand einschränken – schlecht gehalten, obwohl ich die ganze Oberfläche mit Spüli, Spiritus und Waschbenzin gesäubert habe. Die Grundierung hat sich immer wieder an einigen Stellen zusammengezogen. Nachdem ich der Grundierung dann nach und nach meinen Willen aufgezwungen hatte, habe ich ein paar „Bleche“ mit schwarzer Farbe als preshading abgedunkelt, wie auf den Originalfotos auch immer zu sehen ist. Das hätte ich mir aber sparen können, da die silberne Farbe (Revell 90) sehr gut gedeckt hat. Buchen wir das mal unter Künstlerpech. Glück hatte ich wiederum, dass ich den kleinen Rest meiner Silberfarbe im Töpfchen noch nicht weggehauen habe, denn ich wollte eine kleine Stelle mit Farbe aus einem anderen Näpfchen ausbessern, natürlich auch Revell 90, beim selben Einkauf, beim selben Händler und am selben Tag gekauft. Was soll ich sagen – vollkommen anderer Ton! Deutlich dunkler! Absolut nicht akzeptabel! Zum Glück hatte ich ja, wie gesagt, noch einen Rest, der letztlich auch gereicht hat. Die dunkleren Hautbleche habe ich danach mit einem etwas abgedunkelten Silber auflackiert und die Triebwerksauslässe mit einem deutlich dunklerem Silber und in Pinseltechnik ergänzt. Für die Abgasschürzen habe ich Silber, Bronze und Schwarz gemischt und das dann liebevoll drangepinselt und Klarlack drüber gesprüht. Hier ein Detail der Kombigondel:



und hier das erwähnte „Schuhchen“:



Es folgt ein Blick auf das „Standwerk“ (von FAHRwerk kann man so echt nicht sprechen). Die Maschine schon ist mit Decals verziert:



Zu den Decals muss ich was loswerden: Insbesondere die blauen Rumpfbänder empfand ich als Zumutung. Mal abgesehen davon, dass sie überhaupt nicht mit den Rumpfgravuren übereinstimmten (Fensterabstände untereinander und zur Tür), rollten sie sich wie blöde zusammen. Und zwar so, dass die feinen dunkelblauen Randlinien unter dem dicken hellblauen Streifen kamen und sich durch keine Technik mehr entrollen ließen. An dieser Stelle einen herzlichen Dank an den Typen, der die Adhäsion erfunden hat! Ich habe mich nur kurz geärgert, dann einfach meine eigenen Abziehbilder ge-ink-jettet und drangepappt. Ging erstaunlich gut... Man darf bloß nicht mit Weichmacher sparen! Danach eine gaaanz dezente ölwashing-Alterung (die „152“er wurden ja nicht alt) und dann – die Zielgerade! Ich dachte, sowas wie seidenmatt wäre ganz hübsch zum Versiegeln, also 1 Teil glänzend und 1 Teil matt gemischt und drauf damit. Ist leider für meinen Geschmack viel zu stumpf geworden:



also nochmal eine Lage glänzenden Lack drauf. Mit dem Ergebnis kann ich jetzt leben.

Bilder folgen...
Liebe Grüße von nochsonBastler.

"Das erinnert mich an den Mann, der sich splitternackt auszog und in einen Kaktus sprang."
"Warum hat er das getan?"
"Er hielt das damals für eine blendende Idee!"

("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

3

Freitag, 23. Mai 2014, 23:34

So sieht das Ergebnis nun aus:



Etwas später ist der Mechaniker dann freundlicherweise doch noch zur Seite gegangen und hat den Blick freigegeben:



Später kam dann eine ganze Horde anderer Leute und hat noch etwas gefachsimpelt. Zweiter von links ist übrigens Brunolf B. Preiser, der gilt ja quasi als Vater der Maschine. Zweiter von rechts: Fritz Freytag-Preiser:



und aus einer etwas anderen Perspektive:



Starterlaubnis könnte erteilt werden, wenn die beiden Unbefugten noch die Startbahn verlassen würden:



Och nö, da sind ja auf einmal noch mehr...



Nu aber weg da! Der Vogel ist flügge und will starten!



Kommandant Heinz Lehmann ist bereit...



und auch der 2. Pilot Gerhard Güttel kann den Start kaum erwarten:



Zum Schluss mein Fazit:

Ein interessanter Bausatz, der zu einem ganz ansehnlichen Modell führen kann. Durch Passungenauigkeiten und Fehler erhöht sich der Bauaufwand, der bei Resin-Bausätzen ohnehin um einiges höher als bei den üblichen Spritzlingen ist, zusätzlich. Ich habe etwa ein halbes Jahr gebraucht. Und um diesen Aspekt auch zu erwähnen: Das Preis-Leistungsverhältnis ist außerordentlich schlecht, da der Bausatz ausgesprochen teuer ist. Insgesamt also für ausgesprochene Anfänger absolut nicht geeignet.

Obwohl ich weiß, dass ich Euch mit meinen „Künsten“ nicht das Wasser reichen kann, hoffe ich doch, mein Bericht hat Euch gefallen und Ihr geht nicht zu hart mit mir ins Gericht. Wen's interessiert, sollte später nochmal vorbeischauen, dann stelle ich noch Bilder mit eingefahrenem Fahrwerk hier rein. Und falls es noch Fragen gibt, ich irgendwas nicht ordentlich erklärt habe oder so, dann immer raus damit!

Und was ich nicht vergessen darf: Vielen Dank natürlich an meine Frau, die mir den Bausatz geschenkt hat!

Bis bald und viele Grüße!
Liebe Grüße von nochsonBastler.

"Das erinnert mich an den Mann, der sich splitternackt auszog und in einen Kaktus sprang."
"Warum hat er das getan?"
"Er hielt das damals für eine blendende Idee!"

("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

5

Samstag, 24. Mai 2014, 10:01

Moin Dirk

Also ich finde Deine Baade 152 ausserordentlich gelungen :ok: . Der Bausatz, den ich hier zum ersten mal sehe, ist wirklich eine Herausforderung, um es freundlich zu umschreiben. Wußte auch garnicht das es ein Modell dieses sehr interessanten Flugzeugs gibt. Was Du daraus gemacht hast ist echt klasse. Ein Einziehfahrwerk, echt toll. Der Baubericht ist ebenfalls unterhaltsam und die Bilder finde ich auch gut.
Also ich bin schon auf Deinen nächsten Streich gespannt.

6

Samstag, 24. Mai 2014, 12:13

Also ich finde es grossartig was du aus diesem resin "klumpen" gezaubert hast!!!
Vor allem das eigenbau fahrwerk in 1:72 :respekt:
witzig, ich hatte vor kurzem bei meiner bearcat auch das selbe problem mit der 90iger farbe von revell. Habe einige döschen herumstehen, alle gleich, nur die letzte hat einen farbstich... gekauft beim C vor 3 wochen...
Gruss aus good old austria

Rich

Beiträge: 1 198

Realname: Wolfgang

Wohnort: Schwarzenborn Hessen

  • Nachricht senden

7

Samstag, 24. Mai 2014, 15:31

Meinen Respekt,
das ist doch ein schöner Vogel geworden. :D
Das einziehbare Fahrwerk ist auch der Hit. :ok:
Super Arbeit meinen :respekt: :dafür:
Gruß Wolle
"Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es seine Soldaten nach einem verlorenen Krieg behandelt."
- Leopold von Ranke

8

Sonntag, 25. Mai 2014, 11:39

Hallo allerseits,

erstmal vielen Dank für die freundliche Aufnahme bei Euch und Eure netten Kommentare. :rot:
Freut mich, wenn's Euch gefällt.

@ Bf-109Fan: Woher wusstest Du...? Habe tatsächlich noch 2-3 Sachen, die ich gern vorstellen würde. Muss nur Zeit und Muße finden...

Aber ich habe Euch ja noch ein Bild mit eingezogenem Fahrwerk versprochen. Hat etwas gedauert, weil ich schönes Wetter brauchte und ich meiner Frau noch beibringen musste, den Flieger mit dem richtigen Schwung zu werfen.

-- :D Nee, war nur Spaß... --

Hier ein Überflug:



Und dann ist mir noch aufgefallen, ich habe Euch ja noch gar nicht gezeigt, dass die Einstiegsluke vor dem Bugfahrwerk auch auf geht! Mit 'nem kleinen Röhrchen und dünnem Messingdraht kein Problem. Also hier:



Übrigens geht sie auch wieder zu, siehe Bild davor... ;)
Liebe Grüße von nochsonBastler.

"Das erinnert mich an den Mann, der sich splitternackt auszog und in einen Kaktus sprang."
"Warum hat er das getan?"
"Er hielt das damals für eine blendende Idee!"

("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

9

Sonntag, 25. Mai 2014, 18:34

Moin Dirk.

:respekt: :respekt: :respekt:

Was Du da besonders mit dem Fahrwerk gezaubert hast, alle Achtung!!! :thumbsup: Insgesamt kommt die Baade stimmig rüber. Es fällt auch auf, wie hochbeinig sie ist. Bei einem Schulterdecker sollte man doch denken, dass der Vorteil darin besteht, dass der Rumpf dicht über dem Boden liegt. Naja, wer weiß was sich der gute Brunolf dabei gedacht hat. Auch Deine Umsetzung der verschiedenen Szenen soll nicht unbeachtet bleiben. Schwarz/Weiß und ein kleines bißchen Unschärfe, man könnte es fast für Originalbilder halten.
Schöne Grüße,
Bernd

"Wenn das Ihre Lösung ist, dann hätte ich gerne mein Problem zurück."

Meine Projekte

Einführung Kartonmodellbau

10

Montag, 26. Mai 2014, 18:38

Hallo Bernd,

das mit dem Fahrwerk ist wirklich eine interessante Frage. Leider können wir Brunolf nicht mehr fragen... ;)

Aber nach dem, was ich gelesen habe, erkläre ich mir das so:

Ursprünglich war für die "152" ein Tandemfahrwerk vorgesehen. Eine Besonderheit war dabei, dass das Hauptfahrwerk bei Erreichen der Abhebegeschwindigkeit leicht eingefedert wurde, so dass sich der Anstellwinkel der Tragflächen erhöhte und die Maschine quasi automatisch abhob. Damit der "Hintern" aber nicht auf der SLB langschliff, war eine ordentliche Bodenfreiheit erforderlich.

1959 wurde dann aber klar, dass die Sowjets, die bis dahin als Auftraggeber bzw. Hauptkunden aufgetreten waren und sich um Ökonomie offenbar überhaupt nicht scherten, keine deutschen Flugzeuge kaufen werden. Um überhaupt konkurrenzfähig zu werden, musste das Flugzeug umkonstruiert werden. Das Tandemfahrwerk entfiel, damit bekam die Kabine Platz für zusätzliche Passagiere. Außerdem hatten die Stützräder, die an den keulenförmigen Behältern an den Tragflächenenden einziehbar angebracht waren, eine derartige Spurweite, dass sie auf den meisten Flughäfen die Bodenbefeuerung einfach abgeräumt hätten. Nicht gerade ein Verkaufsargument. :grins: Aus aerodynamischen Gründen wurde die Unterbringung des neuen Hauptfahrwerks in "Bauchbeulen", wie bei der Lockheed C-130 "Hercules", der Transall C-160, den Antonows AN-8, -10, -12, -22, 124 usw., verworfen und statt dessen entschieden, es zwischen die linken und rechten Triebwerkspaare zu setzen. Die Kombigondeln entstanden. Diese waren aber sehr komplex und damit teuer sowohl in der Entwicklung als auch in der Fertigung. Angesichts des ohnehin chronisch knappen Budgets hat man aus Kostengründen auf eine Überarbeitung des Bugfahrwerks verzichtet und es einfach von der Tandemvariante übernommen. Obwohl es für die neue Konfiguration eigentlich überdimensioniert war...

Wie gesagt, ich bin kein Zeitzeuge, aber aus dem Gelesenen würde das für mich plausibel sein.

So, Klugscheißmodus wieder aus! :D
Liebe Grüße von nochsonBastler.

"Das erinnert mich an den Mann, der sich splitternackt auszog und in einen Kaktus sprang."
"Warum hat er das getan?"
"Er hielt das damals für eine blendende Idee!"

("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

Ähnliche Themen

Verwendete Tags

1:72, Aeromodell, Baade

Werbung