Was war das früher doch unbefriedigend !
Das Bauen der Modelle klappte ja schon ganz gut – aber sie nachher anständig abzulichten, das war meist ein Krampf. Ich selber hatte nur so eine Drück-drauf-und-gut-is-Foto-Box, mein Vater immerhin schon eine Ritsch-Ratsch-Klick-Pocket mit – modern, modern ! – MACRO-Einschublinse. 1980 dann endlich begann eine neue Epoche: nun hatte ich mir von meinem ersten eigenen, mühsam erarbeiteten Geld soviel zusammengespart, daß ich endlich eine richtige Spiegelreflexkamera mit eingebautem Belichtungsmesser mein Eigen nennen konnte. Sogar für eine Nahlinse hatte es noch gereicht !
Endlich konnte ich meine Modelle auf den neu geschaffenen Großdioramen professionell ablichten !
Also flugs den Deckel vom Objektiv und anvisiert. War aber noch etwas dunkel. Schnell noch die Standlampe herangezerrt und voll aufs Diorama gerichtet. Ist doch toll: 1/60 sec bei Blende 2.2 – da können die Bilder ja nicht verwackeln !
Und schon waren die ersten Bilder im Kasten und ich kam mir sehr professionell vor und sah mich schon in die Fußstapfen von Helmut Newton treten. Zwei Wochen später war der Film endlich voll und zum Entwickeln abgegeben. Zwei Tage später dann der Aha-Effekt...
Das Modell: die Me 323 Gigant beim Beladen auf dem Flughafen. Gerade wuchtet ein Opel Blitz Sanka über die Laderampe. Die Flugzeugbesatzung hält noch eine Flugbesprechung unter dem Flügel ab, während die „Schwarzen Männer“ letzte Wartungshandgriffe vornehmen.
Leider zeigten die Fotos ganz und gar nicht das, was ich eigentlich gesehen hatte. Je näher ich ranging, desto mehr blieb davor und dahinter unscharf. Im Sucher sah das aber alles etwas anders aus !
Also betrieb ich erst mal ein wenig Grundlagenforschung und machte mich mit Begriffen wie „Tiefenschärfe“ und „Stativ“ und „Drahtauslöser“ vertraut. Naja, ersteres ganz gut, aber die beiden letzteren waren erst mal nicht drin. „Mehr Licht für mehr Blende“ hieß also erst mal die Devise – und lernen, nicht so zu verwackeln. Heller als eine Lampe war das Tageslicht, also rückte ich meine Dioramen schon mal dichter ans Fenster und nutzte wenn möglich Mittagslicht. Das half schon mal etwas. Hier bei einer He 100 von Heller. Die klasse Preiser-Figuren waren natürlich nicht wegzudenken.
Solange ich weiter weg blieb, wurden die Fotos jetzt natürlich schärfer. Nur im Nahbereich zeigten sich immer noch deutliche Schwächen, wie hier z.B. bei meinem ersten wirklichen Umbau mit Scratch-Teilen, der Ju 88 G-6. Auch die Vau Zwei war noch nicht so ganz das gelbe vom Ei.
Und eine normale Brennglaslinse zwischen Objektiv und Skylight-Filter geklemmt, brachte zwar extreme Makro-Werte, aber auch extreme Unschärfen mit sich.
Direktes Sonnenlicht war immer noch am besten, sorgte aber für harte Schlagschatten und unangenehme Spiegelungen bei den Abziehbildern.
…wobei die Reflexionen manchmal ja auch erwüscht waren…
Schließlich konnte ich mir auch ein paar Fotoscheinwerfer und sogar das langersehnte Stativ leisten, was der richtigen Perspektive doch endlich deutlich entgegenkam:
Das Motiv des Hintergrundposters – hier ein Fotoabzug in 60x85cm - mit der Hochmoorlandschaft verwende ich heute noch desöfteren, wie man bei den Panzerbildern sehen kann. lach
Man kann natürlich auch mit den Flugzeugen ganz an die Sonne gehen und sie in ihrer natürlichen Umgebung darstellen, wobei ich hier die Modelle einfach beim Fotografieren an der Flügelspitze festgehalten habe.
Oder man geht etwas mehr ins Detail wie hier:
...oder man hängt das Modell an dünnen Fäden auf, die entweder so dünn sind, daß man sie nachher nicht sieht – oder man versucht sie anschließend weg zu retuschieren, was ohne Computer nicht immer ganz einfach war. Hier die Me 410 von Matchbox.
Den Propellereffekt habe ich ganz simpel hergestellt, indem ich die Propellerblätter wegsäbelte und dafür eine transparente Kunsstoffscheibe aufzog, auf die ich mit feinen Strichen die Schlieren eines sich schnell bewegenden Propellers aufmalte. Wenn sich die Scheibe nicht spiegelte, sah das sogar ganz gut aus. So hingen die Modelle bei mir nur unter der Decke. Später dann nahm ich keine ganze Scheibe mehr, sondern nur noch entsprechend große Kreisausschnitte, um halt das Spiegeln einzudämmen.
Man konnte natürlich auch auf die Fäden ganz verzichten. Bei dem Bild hier habe ich die Ju 88 A-4 einfach auf die Zweige der Birke gelegt und es sieht wirklich so aus, als würde sie übers Haus hinwegfliegen.
Ich mußte nur auf plötzliche Windstöße achten, die mich einen zusätzlichen Nachmittag an Reparaturen gekostet hätten. lach
Tja, und diese beiden Bilder sind sogar noch mit Papis Pocket mit dem Macroeinschub gemacht. Hier brauchte ich weder Fäden noch Zweige. Was hält diesen Vogel wohl in der Luft ? lach
Greez, Arne.