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Montag, 5. Mai 2014, 18:06

Mehrfachgeschütz von Leonardo da Vinci ca. 1480 Revell

In letzter Zeit waren eher wenige Modelle von mir zu sehen.
Ich hab mich darauf verstärkt den Nachwuchs ans Modellbauen ran zu führen.
Dies hier wird deshalb ein fertiges Modell mit ein wenig Baubericht.

Wir haben uns, wie der Titel schon sagt, an Revells Holzbausatz #00510, Leonardo da Vincis Mehrfachgeschütz gemacht.
Die hier gezeigte "Mitragliere multiple" wurde von ihm 1478/80 entworfen.
Man findet sie im Codex Atlanticus, Folie 157r, Bibliotheca Ambrosiana, Mailand.
Es war eines von mehreren Konzepten da Vincis ein vielläufiges Mehrfachgeschütz zu konstruieren.

Mehrfachwaffen wurden seit der Antike immer wieder gebaut ... Schleudern, Armbrüste, Pfeilwaffen etc. ...
Es war eine frühe Idee für mehrläufige Geschütze, Maschinenwaffen, die im Laufe der Jahrhunderte immer mehr verbessert wurden
und die letztlich zu den Mehrfachgeschütztürmen auf Schiffen, Mehrlingsflaks oder auch mehrläufigen Gatlingsgeschützen oder Maschinengewehren unserer Zeit führten.

Aber vor 500 Jahren hatte der gute Leonardo noch mit ein paar Schwierigkeiten zu kämpfen die auch heute bei diesem Modell ihre Konsequenzen haben.
Doch dazu später.

Die Bausatzvorstellung zum Modell findet Ihr hier:
Revell: Leonardo da Vinci - Mehrfachgeschütz

Die helle Optik gefiel uns nicht wirklich. Die Kanone sollte wie ein gaanz altes Modell aussehen.
Über das Sperrholz muß man gnädig hinwegblicken ... der Bausatz ist halt so.

Erst mal war wirklich ein ganzer Haufen Schleifarbeit notwendig um die ganzen Brandspuren des Laserschnitts zu entfernen.
Insbesondere zwischen den Radspeichen ist das eine Arbeit die nicht wirklich Spaß macht.
An der Außenfläche der Räder haben wir das Schwarz aber gelassen weil das ohne jeden Aufwand ein umlaufenden Metallband ganz ansprechend simuliert.

Mit dem beiligenden Schleifpapier kommt man da nicht wirklich weit.
EIn paar Bogen Schleifpapier verschiedener Korngröße sollte man bereit liegen haben und ein Satz verschieden geformter Schlüsselfeilen ist ebenfalls sinnvoll.
Der beiliegende Holzleim erwies sich als sehr zähe Angelegenheit, fast schon pastös und extrem schwer aus der Tube zu drücken..
Statt dessen kam ganz normaler Holzleim zum Einsatz.

Beim Zusammenbau ist trotz des Laserschnittes so einiges an Feil- und Schleifarbeit zu leisten damit die Teile ordentlich zusammen passen.
An einigen Ecken war der Einsatz von Holzpaste unumgänglich.
Teil 14 der Bauanleitung ist komplett falsch rum dargestellt.
Aber das sind wirklich nur Kleinigkeiten.

Für eine realistischere Farbgebung haben wir auf den Teilen der Lafette überall "Clou" Holzbeize in Farbe Teak aufgetragen.
Die Bodenplatte sollte sich farblich klar unterscheiden und so erhielt sie Holzbeize Eiche.



Die Beize gibts im Baumarkt. Man kann sie problemlos ohne Streifen aufpinseln und sie trocknet schnell.
Den Pinsel kann man direkt nach Gebrauch ganz unkompliziert reinigen weil die Beize auf Wasserbasis ist.

Mit Permanentmarker wurden die im Original vermutlich eisernen Abstandsringe bzw äußeren Befestigungsringe außen an den Rädern einfach geschwärzt.
Da hat man keine farbnassen Teile in der Hand weils (fast) sofort trocken ist. Sie zieht gut ein und hält auf Holz ausgesprochen gut.
Für die ersten Sekunden während des Anmalens empfehlen sich trotzdem Latex- oder Nitrilhandschuhe ... sonst gibts blauschwarze Finger.

Nach dem Kleben und vor Endmontage wurden alle Holzteile noch mit Antik-Wachs, ebenfalls von Clou, eingerieben.
Das glättet die nach dem Beizen leicht rauhe Oberfläche nochmals und intensiviert die Farbe ein wenig.
Es bleibt aber matt und bekommt nicht die oft zu sehende speckige Lackoptik.

Kanonenrohre und Höhenverstellung sind im Bausatz silbern lackierte Metallteile.
Das ging ja mal gar nicht und ich hab ruck zuck alle entlackt.
Ein Versuch die puren Metallteile zu brünieren schlug leider fehl.
Was auf Messing gut hält blätterte von dieser undefinierbaren Spritzguß Metall-Legierung sofort ab und gab nur endlos schmutzige Finger.

Kurzerhand wurden die Teile mit seidenmatt schwarz aus dem Baumarkt lackiert.
Das hält gut und kam farblich genau so hin wie ich mir das vorgestellt habe.
Vor allem kaschiert es die eher wenig vorbildgerechte Gestaltung der Rohre ganz gut.



Die Holzabdeckplatte #15 mit aufgedruckter Scharnierhälfte hatten wir leider seitenverkehrt aufgeklebt.
Da der Weißleim seine Arbeit sehr gut machte haben wir es so gelassen.
Statt dessen hab ich ein schmales Klavierband abgelängt und je Seite drei Löcher gebohrt.
Als "Nägel" mußten gekürzte Stecknadeln herhalten.
Die Halteringe wurden aus kleinen Drahtringen hergestellt.
Alle diese Metallteile wurden geschwärzt und mit Sekundenkleber befestigt.
Dadurch ist es deutlich realistischer und dank des Scharniers kann man jetzt sogar die Abdeckplatte #16 wirklich öffnen.



Jetzt aber zu den angesprochenen konzeptionellen Schwierigkeiten in Leonardos Entwurf.
Leider sind die Gesetze der Physik unumgänglich .. egal ob vor 500 Jahren oder heute ...
die Kanonenrohre sind zu schwer ... und so ist das ganze Geschütz sehr kopflastig.
Abgesehen davon ist auch Revells Bausatz eine eher freie Interpretation von Leonardos Skizzen.

Abhilfe könnte nur ein nach vorne Verschieben der Radachse führen ... aber die Spreizung der Rohre verhindert genau das ...
oder ein entsprechend großes Gewicht weit hinten auf der Lafette ...
was im Original zu eingeschränkter Bewegbarkeit und Bedienbarkeit geführt hätte.



Das Modell hält dadurch nur aufgrund der hinteren Haltenase des Bodenbrettes in dieser Position.
Damit es nicht nach vorne kippt und rollt waren zusätzliche winzige Bremsklötzchen unvermeidbar.
5mm breite Stückchen eines Zahnstocher waren die Lösung.



Auch die von Leonardo so vorgesehene Höhenverstellung mit Handrad ist durch die extreme Kopflastigkeit im wahrsten Sinne des Wortes ausgehebelt.
Im Modell gehts natürlich ebenfalls nicht.
Das Ding hängt dann einfach funktionslos in Luft weil der Drehpunkt viel zu weit hinten sitzt.
Man kann gar nicht genug Bleikugeln in den Hohlraum bei der Höhenverstellung reinstopfen um das Übergewicht der Rohre vorne auszugleichen.



Im Modell ist folglich die Höhenverstellschraube um wenigstens einen Zentimeter zu kurz und hängt auch in tiefster Einstellung hilflos in der Luft.
Um die hier gezeigte "Schuß"-Postition zu bekommen war vorne ein zusätzliches kleines Klötzchen (ebenfalls aus schon oben erwähntem Zahnstocher) an unsichtbarer Stelle unvermeidbar.



Heutzutage weiß man natürlich wie sowas in den Griff zu bekommen ist.
Aber das hat auf einem Modell, das ein alte Technologie zeigen soll, natürlich nichts zu suchen.
Die eben beschriebenen Nachteile der Erfindung lassen sich natürlich auch durch einfaches festes Verkleben aller Teile lösen.
Das wollte ich aber nicht und so sind alle Teile nach wie vor beweglich.



Fazit:
Sowohl die Metallteile als auch Holzteile paßten im Großen und Ganzen ordentlich zusammen.
Es ist nun mal ein Holzkit und da gehören Anpassungsarbeiten dazu.
Man könnte natürlich noch so einiges optimieren aber es sollte ganz bewußt kindertauglich bleiben.

Kein Hexenwerk sondern ganz bewußt superleicht zu besorgende Teile, die oft im Haushalt sowieso schon verhanden sind.
Fremdmaterialien waren wirklich nur Farbe, drei Teile eines Zahnstochers, ein Stückchen dünnes Klavierband, ein paar Stecknadeln und ein bischen Draht.

Die Kinder haben gesehen was man mit kindgerechtem Arbeitsaufwand aus dem etwas bläßlichen Modell der Schachtel machen kann ...
unter Anleitung den Gebrauch der Werkzeuge zu lernen ...
und es vor allem dann selber zu machen !
Klar, daß sofort der Wunsch nach mehr Kits dieser Art kam.

Zum Schluß noch ein paar Bilder mit Leonardo Art im Hintergrund.
Das mit Originalzeichnungen bedruckte Tuch ist etwa Din A4 groß und im Kit enthalten.

Viel Spaß









Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

keramh

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Montag, 5. Mai 2014, 18:56

moin,

nicht schlecht, mit solch kleinen Veränderungen, besonders in der farblichen Gestalltung, ist ja doch ein recht ansehnliches Modell draus zu machen.
Ich habe das einfach geschütz noch hierliegen und wollte es nie bauen da mir das Holz und die Metallteile nicht gefallen.
So wie Du es nun umgesetzt hast gefällt es mir richtig. Mal sehen, eventuell trenne ich mich nun doch nicht von diesem Kit.
Oder hättest Du interesse an dem einfach Gechütz?

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Montag, 5. Mai 2014, 19:12

krasse wumme! :respekt:

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Mittwoch, 7. Mai 2014, 00:09

Danke ... schön, daß es Euch gefällt ...

Moin Marek ...
das Einzelgeschütz habe ich schon ... hatte es mit dem Hintergedanken besorgt den Kit wie diesen hier zum Lernen und Üben zu verwenden ...
ich denke das kann auch wieder nett werden ... und auch noch ein paar weitere da Vinci Kits ...
Holzmodelle sind ein guter Einstieg in den Modellbau und diese hier haben den richtigen Schwierigkeitsgrad ...
das bedruckte Tuch möchte ich als Hintergrund für einen Bausatz einer anderen Firma mit dem gleichen Thema verwenden .
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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