Ich bin von Grund auf ein eher fauler Geselle...
Dementsprechend suche ich mir gerne Projekte, die die grundlegenden Funktionen
des RC-Schiffsmodellbaus bereits integriert haben bzw. für deren Installation bereits gerüstet sind.
...meistens geht das nach hinten los, wie auch hier.
Unter diesen Voraussetzungen habe ich in der großen Bucht eine chinesische "Bismarck",
deren Anführungszeichen durchaus doppeldeutig zu verstehen sind,
für knappe 40 Euronen erstanden.
Wer gedenkt, dieses Schiff ebenfalls zu kaufen, sollte nicht mehr bezahlen,
die sofortkauf-Preise gehen hoch bis zu 75 davon!
-> Wer beim großen Goo nach Bildern zu "HT 3827" sucht, bekommt einen ungefähren Überblick, was ihn erwartet.
Das hatte ich getan und den Kahn gekauft...

hier in meinem aktuellen Modifikationszustand
Zum Lieferumfang gehören neben dem Pott selbst
(Länge 72cm (ca. 1:350), Aufbauten im Verhältnis zu Länge und Breite mindestens um 100% zu hoch)
noch ein billiger, digitaler 27 MHz 2-Kanal Sender, der via 9V-Block versorgt wird
und ein lächerlicher 500mAh 5-AA-Zellen NiMh-Fahrakku, der laut Anpreisung für volle 20 Minuten Fahrspaß sorgen soll.
...ach ja, ein Schiffsständer ist auch dabei. Ein billigstes Teil.
Wenigstens sind Haupt- und Mittelartillerie frei drehbar und die Rohre höhenverstellbar.
Anstelle der Startrampe für das Bordflugzeug sind 2 4-Rohr Raketensilos angebracht.
Die Aufbauten sind abnehmbar über 6 Drehriegel, darunter findet man das Akkufach,
dessen Deckel mittels 2er Drehriegel gegen seine Gummidichtung gepresst wird.
Anstelle eines Hauptschalters wird die Elektronik mittels Fingerdruck auf 2 an Deck befindliche,
widerstandsähnliche Bauteile aktiviert, der Schaltzustand wird mittels roter 5mm-LED im Vorschiff angezeigt.
Als Kindersicherung laufen die Motoren nur, wenn sich die Stevenrohre im Wasser befinden.
Ein weiterer, interessanter Fakt ist, das die Bemalung in den Auktionen bzw. Anzeigen nicht
die zu erwartende ist. Ich hatte eine Tarnbemalung erwartet, aber keine bekommen,
auch das Deck wird nicht ocker sondern grau sein, der Wasserpass ist nicht der Wasserpass.
Hier geht grau direkt und nicht auf Höhe Wasserlinie konkav in rot-metallic über.
Vom Grau gibt es nur wenige Ausnahmen:
Das Schornsteintop ist silbern, genau wie die Dächer der Geschütztürme A bis D und die Beiboote.
Mir war klar, dass der Pott kein Ruder besitzt, sondern über seine zwei "erfreulicherweise"
gegenläufigen Rennschrauben gelenkt wird. Auch die zweifelhafte Verarbeitungsqualität
sowie die Detailungenauigkeit und der klobige Antrieb waren mir bekannt.
Was ich nicht bedacht habe, waren andere entscheidende Faktoren.
Der Pott ist zuallererst ein Rundspanter...
Anders als das "Original" mit plattem Boden ist hier an Stabilität nicht zu denken.
Ein erster Versuch in der Badewanne zeigte gerade bei Lenkmanövern eine enorme Rollneigung.
Asien hat versucht, dem Rollen (zumindest bei Fahrt) mit überdimensionalen Schlingerkielen entgegen zu wirken,
die Mittschiffs noch über Flunken verfügen. Das bringt allerdings wenig bis gar nichts, denn ab Werk hat der Kahn eine digitale Motoransteuerung,
also pro Motor entweder volle Pulle vor oder zurück, wenn man die Finger nicht vom Sender lässt...
Das Deck ist mit 27 Schrauben befestigt, von denen 25 mittels Silikonmüppel gegen überspülendes Wasser gesichert sind.
Deck und Rumpf sind via umlaufender Innennut und hartem Silikondicht"ring" gedichtet.
Für den Fall, dass tatsächlich Wasser eintreten sollte, sind im Deck zwei Ausdunst- bzw. -schüttöffnungen mit Silikonstöpsel integriert.
Im Inneren findet man neben den 2 überdimensionalen Motoren, die mittels Kreuzkupplung versuchen, ihre Leistung auf
die Schrauben zu übertragen, noch ein 86g Eisengewicht im Heck und eine gummiringgedichtete RC-Box im Bug.
Mich störten die klobige Wellenanlage, die deutlich sichtbaren "Renn" -schrauben und die Unfähigkeit,
selbst mit PWM-Fahrtregler sauber mit langsamer Drehzahl zu fahren.
Da ist zu viel Reibung an den Wellen, die mittels gepresstem Gummiring gegen das Stevenrohr gedichtet werden.
Die Verdrängung des Kahns beträgt, wenn überhaupt, einen Liter.
Aufgrund seiner robusten Bauweise bringen aber Deck und Aufbauten schon satte 400g auf die Waage.
Weit über der Wasserlinie, die insgesamt schmaler ist als das Deck, wohlgemerkt.
Positive Aspekte:
- Der Pott ist günstig und robust (kindgerecht kollisionsfähig)
- Im Heck ist genug Platz für einen Rudereinbau
- Sämtliche sieben Suchscheinwerfer sind groß genug dimensioniert, um fast unauffällig 3mm-LEDs einzubauen.
Fazit:
Wer Spaß an dem Kahn haben will, muss folgende Modifikationen durchführen:
- Austauschen des Akkus
- Austauschen der RC-Anlage
- Austauschen der Wellen ,Schrauben und u.U. der Motoren
- Einbau eines Ruders
- Installation eines Kiels, um der Rollneigung entgegen zu wirken
Da ich das meiste nötige Material noch auf Lager hatte, musste ich nicht allzu viel draufzahlen
und habe jetzt ein Spielzeug, dass ich auch guten Gewissens in Kinderhände geben kann.
...ausserdem kann ich mich immer mal wieder daran setzen, um vllt hier und da weitere Modifikationen, wie z.B.
weitere Beleuchtung, umzusetzen, wenn ich Lust darauf habe...
Ich hoffe, einige von euch fanden das aufschlussreich!
Bis denne dann!