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Sonntag, 28. Juli 2013, 21:57

Lateinertakelung an der Bordwand befestigen ... aber wie ?

Ich habe einen netten kleinen Kit bekommen dessen Bauanleitung hinsichtlich der Takelage unterirdisch schlecht ist ...
demnächst stelle ich ihn vor ... aber noch zuvor habe ich eine technische Frage

wichtigste Schlüsselworte ...
Typus eine Art Kutter/Barkasse/Pinasse ... also eher was kleines ... 17./18. Jht
2-Master ... Mittelmeer ... Lateinertakelung ... erinnert diesbezüglich grob an eine Felukke

Zur Takelage am Mast finden sich ja reichlich Infos ...
aber zur Befestigung derselben an der Bordwand oder/und Spanten irgendwie rein gar nichts ...
für größere Schiffe gibts da jede Menge Infos ...
aber für so kleine scheinbar gar nichts ...
da führen alle gezeichneten Taue reichlich dekorativ nach unten ...
enden an der Bordwand und dann ? ... ja was dann ?
mit einem Detail ist es dann aber schon Essig ...

Auch der Mondfeld schweigt sich diesbezüglich aus oder ich finde das Detail einfach nicht ...
und auch am Modell sind Befestigungspunkte jeglicher Art einfach nicht vorhanden

also wie werden denn nun diese Taue, die ja immer hin den Mast halten sollen, an der Bordwand befestigt ?
einfach dran pappen hält zwar garantiert ... ist aber nicht gerade überzeugend

Über aufschlußreiche Photos oder/und brauchbare Detailzeichungen würde ich mich sehr freuen
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

2

Sonntag, 28. Juli 2013, 22:47

Hallo Markus, also im Mittelmeer war es zum einen üblich, die holende Part von Taljen unterhalb des Fußblockes am Stropp desselben mit ein oder zwei halben Schlägen zu belegen. Ebenso war es dort üblich, dass sich binnenbords an den Spanten meistens so ungefähr in halber Höhe derselben eine starke Leiste befand, die dort angebolzt war. an ihr wurden zum einen die Wanten befestigt (wichtig bei Lateinertakelage: Mit Knebeln, um sie im Bedarfsfall, also bei Wenden oder Halsen oder wenn das Segel bei achterlichem Wind vor den Mast genommen wurde, schnell losmachen zu können!), an diesen Leisten wurde auch das restliche laufende Gut wie Geien Gordinge und Geerden belegt...
Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen,
Hagen :wink:
Es rauscht wie Freiheit, es riecht wie Welt.
Naturgewordene Planken
sind Segelschiffe. Ihr Anblick erhellt
und weitet unsere Gedanken!
Joachim Ringelnatz

3

Sonntag, 28. Juli 2013, 23:39

Kurzer Nachtrag zu Hagens fachmännischer Erklärung: Diese Art der Befestigung ist im wahrsten Sinne des Wortes uralt: So wurden z. T. bereits Taue auf mittelmeerigen Schiffen bis hin zu Karavellen und Naos im Mittelalter befestigt- eine Technik, die sich -so simpel sie auch erscheint- bis heute erhalten hat, da sie einfach einfach funktioniert und sich im Bedarfsfall gut loswerfen lässt. Zum Befestigen dienten zumeist lediglich einige Schläge und gut is. (So mein Wissensstand jedenfalls diesbezüglich!)

Schöne Grüße

Chris :ahoi:
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4

Sonntag, 28. Juli 2013, 23:53

Ein Bild vom Modell oder vom Plan wäre hilfreich....
Let go your shank painter, let go your cat stopper!
Haul up your clewgarnets, let tacks and sheets fly!

5

Montag, 29. Juli 2013, 18:56

@ Hagen
super ... vielen Dank ...
mußte dabei aber entdecken, daß ich noch verdammt viele Wort-Lücken im nautischen Bereich habe ....
bin grad dabei Nachhilfestunden im Mondfeld zu nehmen (zu müssen)

@all
Bausatzvorstellung gibts seit eben hier:
Heller: La Sardane 1/50

über ein Bild oder Grafik würde ich mich echt noch freuen ...
die einzelnen Bausteine bekomme ich so langsam zusammen geklaubt ...
der große Zusammenhang fehlt mir noch
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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6

Montag, 29. Juli 2013, 21:59

Hallo Markus,
bei dem Modell handelt es sich eigentlich um das Beiboot der Chebec von Heller, die haben es mal als separates Modell heraus gebracht. Da ist es nun etwas schwierig mit der Takelage, da die Beseglung ja eigentlich nicht der "Hauptantrieb" ist, sondern die "Ruckswillies", die Riemen... Wenn es Dir recht ist, versuche ich mal, da etwas zu rekonstruieren, denn es ist ja bei der Takelage zu bedenken, das sie im Boot jederzeit ausgebracht und wieder eingenommen werden musste, je nach dem, ob man Pullen oder segeln konnte oder wollte... und dann durfte ja beim Pullen nix im Wege sein...
Ist eine interessante Geschichte, wie man so etwas gelöst haben könnte...
Hagen
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Joachim Ringelnatz

7

Montag, 29. Juli 2013, 23:33

Hallo Markus,
ich habe mich, nachdem meine Tochter im Regal verschwunden ist, mal auf die Schnelle hingesetzt und mir etwas für Dein Boot überlegt, wobei mir mein (momentaner) Lieblingsautor Röding und auch ein bisschen Chapman zur Hilfe kamen...
Grundsätzlich ist bei der Takelage zu bedenken, das es sich um eine Hilfsbeseglung handelt, es beschränkt sich also auf das absolut notwendige und wesentliche. Für die Wanten würde ich an jeder Seite nur ein Want, allenfalls und allerhöchstens ein Wantspann, also zwei Wanten vorsehen, Steifgesetzt mit einem sogenannten "spanischen Reep" (so haben wir es in der Marine genannt...), um es schnell wieder lösen zu könne, wenn gerudert werden soll. Das Fall ebenfalls einfach und ohne Talje, am Mastfuß eben oberhalb der Duchten auf einer Klampe belegt. Die Halsen ebenfalls einfach und am Mastfuß oder um eine Ducht belegt, z. B. mit einem auf Slip gelegten Webleinensteek.
Die Schoten wie in Detail B gezeigt, ohne sie zu belegen, denn in Beibooten werden die Schoten GRUNDSÄTZLICH aus der Hand gefahren, bei den vielen Kutterregatten, an denen ich während meiner Marinezeit als Bootssteurer teilgenommen habe, habe ich die Besahnschot als Bootssteurer sogar selbst gefahren...
Doch jetzt eben die Malings:



Du siehst, da ist nicht viel mit Takelage, aber mit dem entsprechenden Interieur kann man, so denke ich, aus dem Modell trotzdem ein kleines Schmuckstück machen, ich bin schon sehr gespannt auf den Baubericht...
Hagen
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Joachim Ringelnatz

8

Dienstag, 30. Juli 2013, 10:57

Mannomann Hagen ... doppelter Dank !
Die Zeichnung ist eine richtig große Hilfe !

Was war ich blind ... da fiels mir doch gleich wie Schuppen von den Haaren....

Da hatte ich in den Chebec-Bauberichten schon x-mal drauf geschaut und es doch nicht erkannt ...
habe die Bausatzvorstellung gleich noch ein Stück weit korrigiert ...

Bei der Chebec ist es aber auch nur auf Deck "abgelegt" ...
damits der Ordnung halber halt da ist ...
und kein Rigging beabsichtigt weil festgezurrt ... und weil wie Du sagst hauptsächlich gerudert ...

Ich muß zugeben ... da hatte mich Heller mit seiner sehr eigenständigen Darstellung des Kits kräftig genarrt ..
hatte das Ding als eher nordost-spanische Konstruktion eingeordnet ...
obwohl es wohl konstruktiv keine echten Landesgrenzen gibt ... die Technik setzt sich einfach fort

Anhand der Beschreibung hatte ich es eher als kleines Küstenschiff eingeordnet ...
vermutlich wie tausende andere sehr unterschiedliche kleine Schiffe in den Häfen auch ...
das quasi im Dauereinsatz mit Mast und Segel in Küstennähe als Verbindungsschiff eingesetzt wurde ...
und die Ruder eher nur als Hilfsantrieb nutzte ...

Deswegen meine Frage ob denn da nicht auch eine Art auf Dauereinsatz getrimmte permanente Takelung denkbar wäre ?

So quasi ein Szenario nach dem zwar die Schebeke untergegangen ist ... oder außer Dienst gestellt ...
aber das Beiboot an die Küste getrieben und nach kurzer Instandsetzung bei einem Händler an der Mittelmeerküste in gepflegtem Zustand weiter genutzt wird ...
und mangels größerer Mannschaft eben auf permanenter Segler umgetrimmt wurde ...
zum Zweck mehr Ladung aufnehmen zu können ...
Die Takelung dürfte dann schon etwas verstärkt sein, oder ? ... mit im Rumpf verstauten Rudern als Hilfsantrieb

Ich vermute mal, daß solche Szenarien doch nicht ungewöhnlich gewesen sein müßten ...
selbst heute noch existieren diverse ehemalige Torpedoboote des 2.Weltkrieges umgenutzt als Luxusjacht, Vergnügungsdampfer oder kleine Frachtschiffe ...
oder wenn ich da an Cousteauds Calypso denke ...
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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9

Dienstag, 30. Juli 2013, 11:39

Hallo Markus, ich habe mir eben das Boot noch mal auf meiner Chebec angesehen, vom Bausatz könnte ich mir allenfalls noch einen Einsatz als Fischereifahrzeug vorstellen, mit entsprechenden Einbauten wie einer Bünn und so. Das Problem ist und bleibt, das es - auch und besonders - vom Rumpf her eigentlich nicht als reiner Segler konzipiert ist, ohne Schwert dürfte es zum einen einen ziemlichen Versatz nach Lee haben, zum anderen scheint mir die voon Heller vorgesehene Beseglung etwas zu hoch ausgeführt zu sein, das Boot wäre vermutlich ziemlich topplastig... Es ist nicht einfach zu sagen, was man aus dem Modell macht, vielleicht gehst Du noch etwas Schwanger damit, ich würde es noch liegen lassen und etwas darauf herum brüten...
Hagen :wink:
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Joachim Ringelnatz

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