Straßenabschnitt in urbaner Umgebung im Eigenbau
Ein Modell sauber zu bauen und gelungen zu lackieren ist eine Sache. Aber es anschließend ansprechend zu präsentieren ist eine andere. Vielfach wird dem zu wenig Beachtung geschenkt. Dabei ist es recht einfach eine ansprechende Geländedarstellung, welche das Modell aufwertet zu gestalten. Das Aussehen der Vignette hängt natürlich vom Zeitraum und der darzustellenden Situation ab.
Hier zeige ich Euch Schritt für Schritt die Gestaltung einer kleinen Vignette für den Maßstab 1:72 welche eine urbane Umgebung z.B. zur Zeit des ersten Golfkrieges zeigt. Und hier nun das Endergebnis:
Straßenausschnitt OIF/ODS
Was brauchen wir?
Für den Bau der Vignette wurden folgende Materialien benutzt:
- Bilderrahmen
- Styrodur
- Spachtelmasse
- Acrylfarben von Tamiya, Revell und Vallejo
- Enamel-Farben von Humbrol
- Maskiermittel
Ausschnitt der nötigen Materialien
Die Grundfläche
Entsprechend dem Innenmaß des Bilderrahmens schneidet man die entsprechende Fläche aus Styrodur zu. Ich verwendete hier 2 cm dickes Styrodur, welches mit einem Teppichmesser passend gemacht wurde.
Für den Straßenbelag wurde mit einem alten Stück Zollstock (richtig: Gliedermaßstab
) eine Schicht Spachtelmasse über das Styrodur glattgezogen. Dies soll später die Asphaltschicht darstellen. Zuvor wurden die Außenkanten mit Abklebeband abgeklebt. Hier sollte man so gut wie möglich glattstreichen, um eine geschlossene Oberfläche zu erhalten.
Spachtelmasse als Asphalt
Nach dem Trocknen wird diese Schicht mit grobkörnigem Schmirgel (80 -120) abgeschliffen.
Zubehör im Eigenbau
Eine einfache Straßenfläche sollte es nicht werden, dies würde das Gelände langweilig erscheinen lassen. Nun war erstmal guter Rat teuer. Ich entschied mich, Beton-Barrikaden zu verbauen. Diese würden dem Gelände eine Richtung und der Vignette eine Begrenzung geben. Aber auf den Zubehörhandel wollte ich nicht zugreifen.
Also recherierte ich erstmal welche Maße diese hatten und überlegte dann diese mit Sheet nachzubauen. Doch dann hatte ich einen andere Idee: Barrikaden aus Styrodur ! Ich fertigte mir kleine Schablonen des Querschnittes aus Pappe. Anhand dieser wurden die Barrikaden aus dem Styrodur geschnitten:
Barrikaden als Selbstbau aus Styrodur
Da das Styrodur nicht die gewünschte Oberflächenstruktur hatte erinnerte ich mich an die Straßenfarbe von Heki. Diese hatte ich bereits beim Bau von Bäumen aus Kupferlitzen benutzt. Die Heki-Straßenfarbe ist von ihrer Konsistenz recht dickflüssig und trocknet ähnlich Putty aus. Die getrocknete Farbe ist anschließend schleifbar. Also: Die Barrikaden wurden mit der Heki-Farbe gestrichen und erhielten so ihr betonfarbenes Äußeres. So sieht es aus:
Betonkleid für die Barrikaden
Nach dem Durchtrocknen wurden diese ebenfalls mit Schmirgel geschliffen.
Positionierung der Barrikaden
Nach mehreren Stellproben hatte ich die für mich richtige Position für die Barrikaden auf der Grundfläche. Zusammen mit Quarzsand und kleinen Steinchen werden diese in die noch feuchte an diese Stellen erneut angebrachte Spachtelmasse gedrückt. Dadurch wird auch die Wirkung erzielt, als seien die schweren Betonblöcke etwas in die Erde eingesunken. Nun gönnte ich dem ganzen erst mal eine ausgiebige Trockungsphase.
Stellprobe und Gelände
Jetzt kommt Farbe ins Spiel
Auf die Grundfläche wird nun Tamiya XF-69 NATO Black aufgesprüht. Dies ist eine passende Farbe für den Asphalt und schafft nebenbei auch eine Vorschattierung für die spätere Lackierung des Erdreichs. Die Steine und den Sand auf der Fahrbahn, wie im obigen Bild zu sehen, habe ich zwischenzeitlich wieder entfernt.
Die Grundlackierung mit XF-69
Die Sperren ansich werden mit einer Mischung aus Tamiya XF-69 NATO Black und XF-2 Flat White lackiert, und erhalten so ihren hellen Betonton.
Lackierung der Betonsperren
Markierarbeiten
Nach dem Trocknen der Grundfarbe ging es an die Straßenmarkierungen. Dazu wurden diese zunächst mit Abdeckband maskiert. Mit flüssigem Maskiermittel, hier MR Hobby Mr.Masking Sol, wurden mit Hilfe eines kleinen Schwammes willkürlich eineige Stellen der Markierungen abgedeckt. Später sollten hiermit erste Abnutzungsspuren dargestellt werden.
Die Straßenmarkierungen entstehen
Neben der Straße wurde dies ebenfalls an der linken Betonsperre angewandt. Dort sollte später im oberen Bereich eine rot-weiße Markierung entstehen. Dies würde die Eintönigkeit der Sperre etwas brechen und für Auflockerung sorgen. Also wurde auch dies mit Tamiya XF-2 Flat White lackiert. Nach Trocknung wurden die Zwischenbereiche abgeklebt und mit Tamiya XF-7 Flat Red überlackiert.
Lackierung von Straße und Sperre
Nach dem Entfernen des Abklebebandes und der zuvor aufgebrachten Maskierungen. Der Overspray war nicht erwünscht, ist aber relativ schnell wieder zu beseitigen. Dennoch erkennt man sehr schön, wie sich die Flüssigmaskierung ausgewirkt hat. Sie hat ihren Zweck für mich erfüllt:
Die fertigen Markierungen
Barrikadenmarkierung im Detail
Es wird sandig
Für das sandige Gelände entsprechend darzustellen, wurde dies mit Tamiya XF-78 Wooden Deck Tan lackiert. Der entstandene "Overspray" auf dem Asphalt ist durchaus erwünscht und stellt eine dünne Staubschicht dar. Die kleinen Steine wurden mit Vallejo Model Color 124 Iraqi Sand per Pinsel bemalt. Damit der Sand mehr optische Tiefe erhält, wurden diese Bereiche mit stark verdünnter Ölfarbe Burnt Umber behandelt. Zur Verdünnung verwendete ich AK White Spirit.
Sandiges Erdreich
Um dem staubigen Gelände auch auf dem Asphalt gerecht zu werden, wurde dieser mit einem Wash aus Humbrol 121 Matt Pale Stone stark verdünnt mit White Spirit behandelt.
Staub auf dem Asphalt
Ran an die Details
Die grundsätzlichen Arbeiten an der Vignette sind abgeschlossen und nun geht es an die Details. Die Betonsperren erhielten aus Ölfarbe Burnt Sienna einige Schmutzschlieren ("Streaks") an den angedeuteten beschädigten Stellen. Hierzu wurde die Ölfarbe in dünnen Streifen aufgetragen und anschließend mit einem in White Spirit getauchten Flachpinsel verblendet.
Streaks
Auf die sandigen Flächen klebte ich noch kleine Grasflächen, welche ich noch verfügbar hatte. Der Bewuchs sollte nicht übertrieben werden. Deshalb auch hier nur an ausgewählten Stellen verwendet. Denoch war ich noch nicht zufrieden. Etwas fehlte noch...
Eye-Catcher zum Schluß
Die Vignette brauchte noch etwas, was irgendwie ins Auge fiel. Meine Wahl fiel auf Verpackungsmüll. Dieser sollte dies Szene noch mehr auflockern und für einen Farbtupfer sorgen.
Ich entwarf also mit Hilfe des PC ein paar Getränkekartons. Gedruckt auf Papier, ausgeschnitten und zusammengeklebt landeten sie an ihrem Bestimmungsort und erfüllen so ihren Zweck:
Müll zur Auflockerung
Papierkarton im Eigenbau
Da mir die rechte Betonsperre zu eintönig war, mußten kurzerhand "Sprayer" ans Werk. Mit verdünnter dunkelgrauer Farbe und dem Pinsel brachte ich noch fiktive arabische Schriftzeichen auf.
Arabisches Grafitti
Mein Fazit
Nun bin ich beim Ende angelangt. Solch eine kleine Vignette verleiht jedem Modell eine Aufwertung, die im Vergleich zum Aufwand wohl die Mühe wert ist.
Bei mir wird sie einen Bradley M2A3 in Szene setzen, welcher noch seinem Bau entgegensieht. Unterschätzt nicht Eure persönlichen Fähigkeiten, was den Bau solch kleiner Szenen entspricht. Jeder hat das Potenzial, sofern er es versucht.
Der Nachbau ist ausdrücklich erwünscht. Verbesserungsvorschläge selbstverständlich willkommen.
Gruß Marcus