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Guten Abend allerseits,
nach meinem letzten produktiven Beitrag haben wir eigentlich alle Beschlagteile für die Lafetten nun zusammen. Lediglich die Zapfenschelle und deren Sicherung fehlt noch. Bevor es damit aber weitergehen kann muss zuvor ein anderes, bei einem Geschütz nicht ganz unbedeutendes Bauteil angefertigt werden, die Kanone.
Im Beitrag Nr. 1206 bin ich bereits sehr ausführlich auf den 24 Pfünder der bei Croisic entdeckt wurde eingegangen und heute werden wir das noch etwas weiter vertiefen. Mag sich manch einer fragen warum und weshalb noch weiter darauf "herumgeritten" wird, zumindest das lässt sich schnell erklären.
Bei den Geschützen von Croisic handelt es sich meines Erachtens um die einzigen originalen Schiffsteile, die bei der Soleil Royal erhalten geblieben sind und haben daher für mich einen besonderen Stellenwert, wo doch kaum - oder im Grunde genommen überhaupt keine - historisch belastbaren Quellen geschweige denn reale Schiffsteile zu finden sind. Das einzige, was von der Soleil Royal erhalten blieb und geborgen werden konnte waren ein paar wenige Bronzekanonen, aber was für welche !
Zunächst die Aufnahme der Kanone (von Cousteau geborgen) die im Turiner Museum ausgestellt wurde. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen 24 Pfünder.
Und geografisch wieder zurück nach Croisic: Die Lafette selbst ist eher, hmmm... sagen wir der künstlerischen Vorstellungskraft ihrer heutigen Erbauer entsprungen, aber es geht mir ohnehin nur um die Kanone. Verschiedene Inschriften finden sich darauf wie:
"in 1670 hergestellt, in Toulon, Jean Baube, Tiefe General der Artillerie Navy Frankreich".
Die Abmessungen betragen übrigens:
- Höhe: 3,62 m
- Gewicht: 2,25 Tonnen
- Größe: 24.
Ein massiver Faunskopf auf einem Torso, umgeben von gespaltenen Füßen, mit folgender Inschrift:
"FAICT PAR JEAN BAUBÉ FONDEUR GÉNÉRAL DE L'ARTILLERIE ET MARINE DE FRANCE A TOULON 1670 (VON JEAN Baube FONDEUR General der Artillerie UND MARINE TOULON FRANKREICH A 1670").
Näher an der Mündung begleitet einen Anker mit zwei Delphinen umgeben die Inschrift: "Der Landkreis VERMANDOIS" * Noch näher an der Mündung: Unter Lilien, einem Band mit der Aufschrift: "ultima ratio REGUM": "Das letzte Argument des Königs ..." Schließlich unter Quallen Kopf und Mund wird von einem Fries mit stilisierten Akanthusblättern umgeben.
Weiterhin gibt es zwei Delphine als Griffe, die gleichen Tiere wieder in flachem Relief, ein Muster, ein Delphin zwischen L (Monogramm Louis XIV) überwand alle Kronen der beiden Lilien.
Darunter eine Sonne mit der Inschrift: "NEC PLURIBUS IMPAR": - Das Medaillon ist das persönliche Wappen von Louis XIV gekrönt "Auf keiner anderen."
Seitlich verzieren Lilien die Kanone.
In einem ovalen Medaillon von einem Kranz aus Eichenlaub und Eicheln umgeben, steht das Louis XIV-Profil, das alte, mit Lorbeer gekrönt in flachem Relief
und der abgekürzten Inschrift: "LVD XIIII D Gratiae FR NAV UND REX". (Louis XIV, durch die Gnade Gottes, König von Frankreich und Navarra).
Jetzt aber genug der Historie, kommen wir zurück zu den Niederungen des Modellbaus.
Heller hat im Bausatz M 1:100 versucht, die Ornamentik weitestgehend auf den Bauteilen der Kanonen umzusetzen, wo ich nur den Hut vor ziehen kann. Aber man wird nicht auf Rosen gebettet, sondern muss im Gegenteil einen dornigen Weg gehen, wenn man diese Teile nutzen und die Ornamente so gut es geht herausarbeiten will. Heller hat dazu die Fuge genau in der Vertialen der Kanonen angeordnet. Wo manch einer über diese "Hürde" schimpfen mag, kann man es aber auch als Herausforderung betrachten, dann erspart man sich viel Ärger.
Ich kann jetzt nicht beurteilen, ob bei den Bausätzen aus den siebziger Jahren die Ornamente besser zu sehen waren als bei den heutigen Bausätzen. Letzten Endes spielt es aber auch keine Rolle. Es gilt das zu bearbeiten, was man auf dem Tisch hat.
Zuvor noch eine Aufnahme, wo ich bereits von rechts nach links vor längerer Zeit versucht habe, die Ornamente weiter herauszuarbeiten.
Und nachfolgend das Endergebnis nach langem Tauziehen auf einem 24 Pfünder, beginnen wir mit dem Profil von Louis XIV:
Und dem Faunskopf, das hat aber alles seine Grenzen wie man sieht.
Der Kopf hat eine Breite von nicht einmal 2 mm. So etwas als Gußschablone herzstellen ist schon eine ganz besonderes Leistung und spricht für diesen Bausatz.
Beste Grüße
Bernd