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Guten Abend allerseits und alles Gute für das neue Jahr wünsche ich Euch,
wie in meinem letzten Kaminabend versprochen, geht es heute endlich ans Eingemachte, nämlich an die Volltakelung eines Geschützes.
So hat jeder sein Plaisir, will heißen, der eine legt großen Wert auf Verspachtelung der Schanzkleider im Übergang zur unteren Bordwand, der andere legt größten Wert auf die Ausführung der Gallionsspanten und ich ? Ich lege nun mal großen Wert auf voll getakelte Geschütze im sichtbaren Bereich. Vielfalt ist alles, leben und leben lassen.
Es gibt bei den Geschützen des Heller Modells ja die Diskussion darüber, ob die Achsabstände zu eng und die Kanonen im Bezug zu den Lafetten zu weit nach hinten versetzt wurden. Um es kurz zu machen, die Achsabstände werde ich bei allen Geschützen, aber den Versatz der Zapfen nur bei den Acht-Pfündern verändern und die restlichen Geschütze so belassen. Unter anderem auch deshalb, um unterschiedliche Ausladungen bei den Kanonen im Bereich der Bordwand in Bezug zu den unteren Decks zu vermeiden, was sehr unharmonisch wirken würde (vergl. z.B. Aufnahmen im Beitrag Nr. 298 ). Um dennoch wieder eine kleine „Variante“ zu den bisherigen Bauberichten und den dort vorgestellten Geschützen beizutragen, werde ich auf den oberen Decks an deren Rädern Zapfen mittels 0,3 mm Messingdraht ausbilden.
Die Farbgestaltung für die Kanonen und Lafetten will ich hier nicht noch einmal wiederholen, sondern verweise auf meine Ausführungen in den letzten Kaminabenden.
Zunächst habe ich am Modell versucht, die Brocktaulänge auf ein Mindestmaß zu beschränken. Durchmesser der Bohrungen in den Lafetten dabei 1 mm unter Nutzung von Morope Takelgarn 0,8 mm, rechts geschlagen. Auf das Einfärben verzichte ich ganz, da mir das Tau so gut gefällt und ich des Öfteren hier schon lesen konnte, dass die gefärbten Taue später ausgeblichen sind. Hier verzichte ich auf Experimente, die später weh tun könnten.
Obwohl es mein erstes Geschütz ist das es zu takeln gilt, habe ich mir die kleinste Version, also die Acht-Pfünder Kanone dafür ausgesucht um zu testen, was Hände, Hirn und Geduld auszuhalten vermögen. Den Zapfen hatte ich bei diesem Prototypen übrigens noch nicht verändert. Das kommt bei der endgültigen Bestückung der Decks.
Also Modell gebaut, die Position optimiert, Zugversuch durchgeführt und dann die für meinen Geschmack richtige Länge des Brocktaus ermittelt.
Die Ösen an der Bordwand habe ich dabei mit 0,3 mm Messingdraht und einem Innendurchmesser von 1,2 mm ausgeführt, damit die Relation zum doch sehr starken Brocktau erhalten bleibt.
Für die Kanonentakelung habe ich wieder 0,25 mm links geschlagenes Morope Takelgarn eingesetzt. Dazu 2 mm Einfach- und Doppelblöcke von jp model, da diese für mich die einzigen käuflichen Blöcke sind, welche einigermaßen die Relation zum Geschütz wahren.
Zu den weiteren Ösen und Haken will ich mich hier nicht wiederholen, sondern verweise auf meine Ausführungen während der letzten Kaminabende. Bei den nachfolgenden Aufnahmen kann man einigermaßen die unterschiedlichen Größen der Ösen erkennen.
Verbesserungsbedarf sehe ich unter anderem im Bereich der Knoten, diese sind mir noch zu mächtig ausgebildet. Die Blöcke werde ich im Übrigen nicht beizen. Ich will dort reines unbehandeltes Holz zum Einsatz bringen.
Ansonsten habe ich einen Vorteil eines voll getakelten Geschützes entdeckt. Spannung auf die Takelung zu bekommen, ist überhaupt kein Problem.
Zuerst die Lafette am Deck mit Sekundenkleber festkleben, dann die Haken der Takelung in die Ösen einhängen und – wie im Original auch – einfach am anderen losen Tauende ziehen, schon spannt sich die ganze Takelung fein säuberst an. :-)
Hier eine Aufnahme, wo man mehr schlecht als recht die Zapfenausbildung an den Rädern „erahnen“ kann. Dazu mit einem 0,3 mm Bohrer die überstehende Achse an den Rädern durchbohrt und einfach ein Stück 0,3 mm Messingdraht eingeschoben, fertig.
Warum ich Messingdraht hiefür verwende hatte ich ja auch bereits hinlänglich erklärt.
Nachfolgend zwei Aufnahmen, wo zwei andere getakelte Geschütze schon mal in der Kuhl platziert wurden, um ein Gefühl für die Relationen untereinander zu bekommen. Hier darf man nicht vergessen, dass die Augbolzen in Zugkraftrichtung der Taue ausgerichtet werden müssen.
Fällt was auf ? Richtig, die zuvor erwähnten Augbolzen sind viel zu groß und die Haken sowieso, aber man ist ja lernfähig, mal sehen, was sich künftig machen lässt.
Wer bei der obigen Aufnahme genau hinschaut sieht, dass es mir den Haken zum Augbolzen im Deck beim Spannen der Takelung schon ein Stück weit auseinandergezogen hat. Tja, 0,3 mm Messingdraht hat eben auch nur eine begrenzte Steifigkeit. Die wahre Ursache dafür dürfte allerdings darin liegen, dass dem Schiffseigner einfach das Spannen der Rückholtakelung richtig viel Spaß gemacht hat. Excusez-moi Madame la Comtesse, aber das Kind im Manne konnte den Spieltrieb nicht unterbinden. :-)
Zum Abschluss noch zwei Aufnahmen aus unterschiedlichen Perspektiven, wo die Dimensionen zum Acht-Pfünder in etwa zur Geltung kommen.
Spätestens jetzt fällt auf, dass die Taustärke von 0,25 mm zwar schon realistisch ist, aber die 2 mm Blöcke für diese Geschütze im Grunde genommen immer noch zu groß sind. Eins drauf zu setzen wäre 1,5 mm Blöcke selbst herzustellen, aber das überlasse ich der nachfolgenden Generation ;-).
So ihr Lieben, damit ist für mich das erste Kapitel zum Bau der SR planmäßig abgeschlossen und es wird jetzt eine längere Zeit dauern, bis es einen nächsten Kaminabend gibt. Die künftigen Abende werden ohnehin in einem etwas größeren Zeitabstand von zwei bis drei Wochen folgen, so lange, bis Ihr die Einladung zum ersten Ball an Bord der Soleil Royal erhaltet.
Ihr wollt wissen, worin der Unterschied zwischen Ball und Kaminabend besteht ? Nun, beim Kaminabend werden maximal fünfzehn Abbildungen eingestellt, beim Ball sprechen wir von ca. dreißig Aufnahmen und das nicht ohne Grund wie man sich denken kann, ich sage nur Beleuchtung ;-). Dann habe ich da auch noch ein paaar unausgereifte Ideen.. vielleicht sogar eine Reminiszenz an Schloss Fontainebleau, wenn geometrisch möglich. Mal schauen, was geht.....
Gruß und bis demnächst wieder an Bord der Soleil Royal
(..sich umdreht, ein paar Holzscheite ins Feuer legt und die Tür hinter sich schließt...)
Bernd