Hallo Markus, man könnte meinen, Du seiest Historiker, denn Deine Argumentation ist in sich schlüssig und eigentlich überhaupt nicht zu widerlegen - wenn - ja wenn da nicht die Quellenlage währe, die eben so eindeutig ist!!!
Denn alle - ich wiederhole: ALLE!!! - zeitgenössischen Abbildungen, die Schiffe mit einem Marssegel - in den meisten Publikationen Topsegel genannt - zeigen ein rechteckiges Taschentuch, das zu den Marsen geschotet und auch gebrasst ist!!!, und zwar noch bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts hinein. Mondfeld, von dem ich eigentlich nicht so wirklich viel halte, da er sich regelmäßig über den Ursprung seiner Erkenntnisse ausschweigt - sprich: Er gibt keine Quellen an - sagt, das das trapezförmige Marssegel erstmalig 1515 erwähnt wird - allerdings ohne zu sagen wo und von wem. Aber dafür sind die anderen Quellen eben eindeutig, auch wenn mir sich nicht so wirklich der Sinn und Nutzen eines solchen Taschentuches im Topp ergibt, weswegen ich ja bei meiner "La Gallega" eben auch die trapezförmige Variante gewählt habe, wissend, dass sie historisch nicht korrekt ist!!!
Denn zum Vortrieb nutzt dieser Lappen eigentlich eher nicht: Er kann bei der Schotenführung eigentlich nur bei Kursen direkt vor dem Wind gesetzt werden, fällt der Wind auch nur einen Strich vorlicher als direkt achteraus ein, ist es eigentlich nicht mehr wirksam zum stehen zu bringen, selbst wenn die Schoten, wie manche Abbildungen zeigen, über Davits geführt werden, denn die Brassen werden ja auch in den Mastkorb geführt, was ein Anbrassen eigentlich unmöglich macht. War es vielleicht nichts anderes als ein "Flautenschieber"? eine Art Vorläufer der Leesegel? Ich kann mir eine andere Funktion eigentlich nicht vorstellen...
Hagen
Es rauscht wie Freiheit, es riecht wie Welt.
Naturgewordene Planken
sind Segelschiffe. Ihr Anblick erhellt
und weitet unsere Gedanken!
Joachim Ringelnatz