Hallo,
Deine Einleitung, Stefan, wäre nicht schlecht, aber eher für einen Roman als für ein Sachbuch geeignet …
Jetzt will ich erst einmal mit dem Angekündigten weitermachen:
Fortsetzung: Resümee und Interessantes zur „Halbzeit“ - Teil 2
„Halbzeit“, wie im Teil 1 dieses Abschnitts geschrieben, soll nicht wörtlich zu verstehen sein, ansonsten würde ich das Modell wohl nie zu Ende bringen. Aber eben mit diesem Abschnitt möchte ich auch im Kontext mit den vorherigen Gedanken zu diesem Schiff ein paar interessante Informationen und historische Fakten zum Besten geben:
Zur Korvette als Schiffstyp erlaube ich mir nachfolgend nur einige kurze Anmerkungen und Hinweise, die aber keinen Anspruch auf historische Korrektheit erheben, jedoch eine gewisse Einordnung ermöglichen.
In William´s Falconer „Dictionary of the Marine“ von 1780 übersetzt er den französischen Begriff "Corvette" mit "Sloop of war". Ebenso setzt Nicolas-Charles Romme in „Dictionnaire de la Marine Française“ von 1792 den englischen mit dem französischen Begriff gleich.
Quelle: Musée de la Marine Paris - Aquarell der LA FAVORITE 1830 von François Geoffroy Roux 1811-1882, einem französischen Marinemaler
Dementsprechend handelt es sich nach diesen Definitionen bei einer Korvette, um ein kleines vollgetakeltes Kriegsschiff mit einer offenen Batterie um die 20 Geschütze. Ein wesentliches Merkmal dieses Schiffstyps bestand in der Geschwindigkeit, da sein Hauptzweck der Depeschen - und Befehlsübermittlung im Schiffsverband sowie der Erledigung von Aufklärungsdiensten, und weniger dem Kampfeinsatz, galt.
Als im Verlauf des 19. Jahrhunderts auch preußisch – deutsche Marinen entstanden, übernahm man für die leichten Kriegsschiffe die Bezeichnung "Korvette", die sich inzwischen international für vollgetakelte "Sloops" durchgesetzt hatte.
An dieser Stelle erscheint es passend, ein paar geschichtliche Rahmenbedingungen, die im Zusammenhang mit dem Bau der La Crèole stehen, zu erwähnen.
Die europäische Staatenwelt war durch die Französische Revolution und Napoleon gewaltig in Bewegung geraten. Im zweiten Frieden von Paris 1815 beließen die Alliierten der französischen Marine letztlich nur noch ein Drittel von den Resten seiner Flotte.
Zur Wiedergewinnung der nationalen Souveränität und im Bestreben zur Wiedererlangung machtpolitischer Bedeutung in Europa spielte die französische Marine nach wie vor eine maßgebliche Rolle. Ebenso um neue Siedlungs- und Wirtschaftsräume in Übersee zu erschließen.
Im politischen Kontext der sogenannten Restauration entschloss sich das französische Marineministeriums u. a. auch zum Bau von mehreren Korvetten.
So wurde die Korvette La Créole 1827 vom Ingenieur Piere Marie Leroux (1786 -1853) entworfen, auf Kiel gelegt und am 5. Mai 1829 auf der Werft von Cherbourg als erstes seiner Klasse zu Wasser gelassen und anschließend für den Einsatz in der Marine ausgerüstet. Die Indienststellung erfolgte am 1. Januar 1830.
Der Plan für die LA CRÉOLE galt als Standardplan zum Bau für Korvetten mit 24 Kanonen, der sogenannten Créole-Klasse. Die Signatur des Ministeriums auf dem Plan trägt das Datum 21. Mai 1827.
Meines Wissens wurde 1830 mit Kiellegung der LE TRIOMPHANTE die zweite Korvette dieser Klasse in Cherbourg gebaut.
Gleichzeitig mit der Kiellegung der LA CRÉOLE erfolgte nach den gleichen Spezifikationen der Bau der LA FAVORITE (siehe farbige Abbildung) in der Werft von Toulon, welche auch noch 1829 vom Stapel gelassen werden konnte. Dem folgten 1828 in der Werft von Toulon der Bau der LA BRILLIANTE und 1830 der Bau der LA DANAÏDE.
Eine weitere Korvette nach dem Muster der LA CRÉOLE, die LA BLONDE wurde 1828 in St. Servan auf Kiel gelegt und jedoch erst nach vier Jahren Bauzeit fertiggestellt und in der Folge ausgerüstet.
Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang der Bau der LA NAÏADE 1828 in Lorient. So sind bis zum Jahr 1834 sieben Korvetten ähnlicher Bauart für die französische Marine entstanden.
Quelle: Atlas du Génie - Plan der LA CRÉOLE
Vor diesem Hintergrund sei es erlaubt an dieser Stelle, wie schon eingangs meines Bauberichts, die wesentlichen technischen Daten des Originals zu wiederholen:
Mit einer Länge von 38,22 m und einer Breite von 9,70 m hatte die LA CRÉOLE bei Indienststellung 20 Carronaden à 30 Pfund und vier Kanonen à 18 Pfund als Bewaffnung an Bord. Anfanges waren noch 6 Drehbassen auf dem Schiff vorhanden, die jedoch vermutlich später entfernt worden sind.
Die Carronaden entsprachen dem System von 1820 und der Kanonentyp geht sogar auf das Jahr 1789 zurück. Später ersetzte man im Jahr 1837 dann die vier 18 Pfünder gegen 30 Pfünder vom System Paixhans.
Die Tonnage (Displacement) der Korvette betrug 751 to mit einem Tiefgang von 4,33 m und in der Regel bestand die Besatzung aus etwa 150 Mann.
Im Teil 3 schreibe ich dann über interessante Stationen im Lebenszyklus der La Crèole, von der Indienststellung bis zur Abwrackung.
Also bis demnächst ….