Hallo WertlerInnen!
Im Rahmen meiner Vorabecherchen nach aussagekräftiger Fachliteratur zur Golden Hinde Replica, die 1973 in Appledore/ County Devon, UK
auf der Werft J. Hink & Sons gebaut wurde, bin ich im Netz überraschenderweise auf zwei Treffer gestoßen: Beide Bücher erschienen in
England in etwa zu dem Zeitpunkt, als die Golden Hinde II fertig gestellt wurde und wohl die öffentliche und mediale Resonanz dementsprechend groß war. Das eine „Buch“, dass ich für den sagenhaften Preis von 0,79€ (allerdings zuzüglich 6,50€ Versand) in einem britischen Online-Antiquariat erstanden habe, erwies sich sehr schnell als besseres Heft oder Broschüre: „
The Golden Hinde“/Jarrold & Sons, Norwich, Norfolk. Nicht uninteressant zu lesen mit relativ vielen, allerdings in schwarz/weiß gedruckten aber dafür ziemlich unscharfen Fotos. Die meisten Informationen über den Bau, die Materialien und Arbeitstechniken sowie den Stapellauf und die Fertigstellung kann man sich aber bequemer bei Youtube
in der
Doku ansehen. Für den Modellbauer ist das Heft allerdings keine große Hilfe, da es keinerlei weitergehende Details vermittelt

.
Das andere Buch
„Modelling the Golden Hinde“ von A. L.Tucker/ Model Shipwright ist tatsächlich eins (wenn auch ein ganz kleines!)!
Ähnlich wie Hackney’s Monographie über die Mayflower ist es ebenfalls aufgeteilt in historisch informative Teile und eine Bauanleitung des Autors ,
der das Modell nach seinen eigenen(?) Plänen, welche dem Buch beiliegen, offensichtlich auch schon mal gebaut und damit auch wohl sogar einen Preis gewonnen haben will (so dem Vorwort zu entnehmen...).
Danach geht’s weiter mit einigen Seiten über Drake’s Weltumsegelung, ein Textauszug von Zeitzeugen Richard Hakluyt (1552(?) – 1616).
Wer sich allerdings ausführlicher darüber informieren möchte, dem sei „Pirat im Dienste der Queen“/ Edition Erdmann empfohlen. Zumal
es ins Deutsche übersetzt worden ist. Das Englisch des sechzehnten Jahrhunderts wird vermutlich schon dem originären Briten nicht so ohne weiteres leicht über die Zunge gehen. Spaß zu lesen macht’s aber trotzdem!
Zum Modell von Tucker: Ohne dem Kollegen irgendwie zu nahe treten zu wollen- entweder hat sich in den letzten vierzig Jahren in den
Kategorien „Ausführung und handwerkliches Geschick“ einfach zu viel weiterentwickelt und/oder man nahm es damals einfach noch nicht so genau
innerhalb der Jury. Oder aber er hat die Jury schlicht bestochen oder unter den Tisch ge-Ale-t!!

Das Modell?? Naja, lästern wir nicht. Oder doch; einmal kurz: Geht eigentlich gar nicht, zumindest nicht, wenn man es als „genaue Rekonstruktion“ der Öffentlichkeit anbieten will. Okay, zu seiner Verteidigung: Er richtet sich mit dem Buch vor allem an den
Anfänger (allerdings auch an den Fortgeschrittenen!). So sieht sein Modell allerdings auch ein bisschen aus. Kurz: Hier im Forum gibt es einige viele Modelle, die um Längen besser sind, ehrlich!! Also Leute: Bereichert die Literaturszene mit Euren eigenen Monografien!! Dann haben die Leser wenigstens gutes Referenzmaterial.
Die Pläne sind leider ohne Maßstabsangabe. Leider ist das Rigg meines Erachtens (!!) in vielen Teilen unvollständig bzw. erscheint mir
historisch nicht korrekt. Aber ich bin bloß interessierter Laie und kein Experte! Wer weiß schon, wie die Golden Hinde wirklich ausgesehen hat bzw.
getakelt war??) Ein Belegplan fehlt, man muss sich hier und dort genauere Details hinzudenken oder –interpretieren. Sicherlich kann man damit ein
stattliches Schiffsmodell hinbekommen, wenn man möchte. Irgendwas in Richtung „kleinere englische Galeone so um Ende sechzehntes Jahrhundert eben. Dafür reicht’s allemal.
Zum Schluß kommen noch –oh Wunder- ein paar Seiten über die ersehnte Appledore Replica, mit weiteren schwarz/weiß Fotos und weiterhin wenig
Informationsgehalt für den Modellbauer- allerdings sind diese wiederum Buch/Heft Nr. 1 entnommen

. Och Menno! ...deshalb hatte ich das Buch eigentlich bestellt.
Fazit: Nett zu lesen, mit Sicherheit von gewissem antiquarischem Wert, riecht schön nach altem Buch aber ansonsten nicht wirklich
dem historisch interessierten Modellbauer zu empfehlen! Wer also mehr erfahren möchte: Ab über den kanal nach London, da stehtse. Eine, wie ich finde, beeindruckende Rekonstruktion. Historisch vielleicht ebenfalls in Teilen durchaus fragwürdig aber auf ihre Weise schön (bunt?). Die Dekorationen wurden hierbei farblich allerdings der Heraldik von Sir Christopher Hatton entlehnt. Prinzipiell richtig. Unwahrscheinlich jedoch, dass sich Drake mit so einem Früchtebecher in spanische Gewässer gewagt hat, Tollkühnheit hin oder her! Aber: Seetüchtig! Sie ist insgesamt mehr als zweimal um den Erdball gesegelt. So schlecht kann sie also konstruktiv nicht sein...
Schöne Grüße
Chris