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1

Dienstag, 22. Mai 2012, 11:05

Pimp my China-Gelump - Technik-Gimmicks und Austoben am Schlepper Southampton

Liebe Modellbaufreunde,

nach längerer Funkstille endlich mal wieder etwas Neues aus dem heimischen Bastelkeller.
Dieser Bericht wendet sich an alle, die kaum Zeit fürs Hobby haben, zudem noch den Spagat zwischen Familie / Kids und Hobby hinbekommen müssen und sich überdies mal in den Tiefen der Technik-Basteleien im Plastik-Modellbau austoben wollen. Zugleich ein Tribut an die wachsende Zahl RC-Interessierter hier im Forum.

Objekt der Begierde ist der Hafenschlepper Southampton. Mein Dank an dieser Stelle an unseren Bochumer Käptain, dessen Vorstellung seines Goliaths mich zum Kauf animierte. <klick mich>
Die Southampton ist ein typisches China-Spielzeugprodukt mit erstaunlichem Potenzial für umfassende Umbauten und Erweiterungen:



Die persönliche Motivation zu der im Nachfolgenden beschriebenen Bastelei liegt in unseren Kids. Einerseits hochgradig an Technik interessiert, andererseits immer begeistert, wenn sie im Sommer im Pool Modellschiffe fahren lassen können. Somit suchte ich eine Lösung für ein unproblematisch zu handhabendes Schiffchen, welches sie ganz autark einsetzen können. Meine sonstigen Mikromodelle sind dafür absolut ungeeignet, da viel zu filigran.
Als Zweites wünschte ich mir eine Basis, um gemeinsam mit den Kids in verschiedenste Technik-Lösungen reinzuschnuppern.

Dann wünsche ich Euch nun viel Freude beim Mitverfolgen der Bauaktivitäten. Wie immer freue ich mich natürlich riesig über Resonanz von Euch.

Gruß,
Johannes

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2

Dienstag, 22. Mai 2012, 11:08

Ganz viel Modell fürs Geld...

Ganz viel Modell fürs Geld...
Los gehts,

für schlappe 123 Euronen plus ein wenig Versandkosten traf ein riesiger Karton bei uns ein. Wie so oft die ungläubige Frage: Wie machen die das, die Chinesen???
Derart viele Komponenten und eine Unmenge Arbeitszeit, dazu noch ein Transport um den halben Erdball nebst Verdienstmargen - alleine die Materialkosten würden bei uns ein Vielfaches betragen.



Die erste große Freude bei allen Beteiligten resultiert aus den umwerfenden Dimensionen der Mannshohen Umverpackung:



Auffallend, ja geradezu begeisternd, ist die für besagtes Billigstlohnland bereits im ersten Augenblick umwerfende Qualität. So kann selbst ein schwerer Bayer problemlos Platz nehmen:



Mit der Southampton erwirbt man ein sogenanntes RTR-Modell, neudeutsch "ready ro rumble", pardong: "ready to run". Also frei übersetzt: ein "Auspack-und-los-gehts-Modell".
Tatsächlich: mit nur wenigen Handgriffen steht der Schlepper vor einem. Lediglich die 3 Bauteile des Schiffsständers zusammenstecken, den Fahrakku einsetzen und den Fernsteuersender mit Batterien versehen - wenige Minuten später kann die Erstwasserung erfolgen:



Das Modell ist durchweg in stabilem, fast massiven Kunststoff gehalten. Die Farbgebung (zumeist eingefärbt, teils lackiert) ist blitzsauber. Gemessen an einem Spielzeg ist die Detailfülle wirklich fantastisch. Nur sehr wenige Kleinigkeiten hinterlassen überhaupt den typischen Spielzeug-Charme - darunter u. a. der Namensaufdruck und die Gummikappe auf dem Achterdeck:



Innerhalb weniger Millisekunden wird klar, welch riesiges Pimp-Potenzial diese Basis bietet.
Man stelle sich mal vor: Dieser Kahn ergänzt um eine Fülle von Funktionen, dazu zahllose Accessoires wie Taue etc., einige wenige Scratch-Anbauteile und vor allem: eine Top-Lackierung mit richtig heftiger Gebrauchsspuren-Alterung. Ich habe sofort Blut geleckt!



Für die unter Euch mit etwas reduzierter Fantasie hier mal das Bild eines Originals. Spätestens jetzt sollte klar sein, wie genial es aussehen könnte:



Zwecks Vollständigkeit:
Der Lieferumfang beinhaltet das Schiffsmodell mit eingebauter Fernsteuerung und 2 Antrieben, dazu den Fahrakku mit Ladegerät und einen Fernsteuersender. Oben drauf gibts noch eine Unmenge an Reifen zum Einsatz als Fender und etwas Tauwerk:



Einzig 8 Mignon-Batterien (AA) sind im Sender einzusetzen - dann kanns losgehen.

Gruß,
Johannes

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3

Dienstag, 22. Mai 2012, 11:27

Hiho

na das sieht ja vielversprechend aus. Da werde ich am Ball bleiben und immer wieder reinschauen... Ob ich jedoch meinem Senf dazu geben werde bleibt dahingestellt ^^

Dann leg mal los und begeistere uns :tanz:

CU, Rob

4

Dienstag, 22. Mai 2012, 11:36

heißt das Org.: Millennium Falke ;(
der ist ja nur Rost und Eisenrest :D

hmm ich glaub ich muss meinen Eintrag bei Frank ändern in passt doch der ganze rost...
Viele Grüße :ahoi:
markus
(der Captain)

5

Dienstag, 22. Mai 2012, 11:38

Juchhu! Jetzt wird´s lustig!

Hallo Johannes!
Schön dass es bei deiner "Southampton" losgeht.
Goliath ist ja bei mir auch gerade im Bau.
Ich setze da dieses mal wirklich einiges ein.
Komplett mit Funkkamera, betriebsbereitem Anker und natürlich funktionaler Schleppeinrichtung.

Aber nun erst einmal die Frage an dich:
Was schwirrt dir denn so alles im Kopf herum?
Sind schon genauere Ausbauten ins Auge gefasst??

Ich kann´s gar nicht abwarten zu sehen, was du alles wieder zauberst.

lg,
Frank
Modellbau ist Kunst - und manchmal Sport - und darf niemals als Arbeit gesehen werden!

Im Bau: The 24-Gun Frigate Pandora 1:128 - RC
Im Bau: Schlepper Goliath - RC

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6

Dienstag, 22. Mai 2012, 12:01

Erste Erfahrungen

Und weiter gehts,

als kleines Appetithäppchen vorweg:
Der Umbau beinhaltet beispielsweise die Erweiterung der Fernsteueranlage von 2 auf 9 Kanäle mit zahllosen Sonderfunktionen. Doch dazu später.
Baulich ist schon einiges geschehen - was bislang fehlte, war die Dokumentation, die ich nun Stück für Stück nachhole.

Nach dem Auspacken stand natürlich als erstes mal eine ausgiebige Ersterprobung auf dem Programm. Das Ganze ist jetzt auch schon wieder zwei Monate her:



Dabei sammelten wir folgende erste Erfahrungen, die ich bereits bei Frank postete, hier aber noch einmal der Vollständigkeit halber aufführen möchte:

Positiv:
  • Ein überzeugender Gegenwert fürs Geld (ich habe 128 EUR inkl. Versand bezahlt, ehemals lag das Teil bei 250 EUR)
  • In Anbetracht der Herkunft (China) eine wirklich gute Qualität
  • Das Erscheinungsbild ist schön und höherwertig als bei typischem Spielzeug - der Schlepper wirkt wirklich wie ein Modellschiff
  • Der Schlepper ist robust - bei sorgsamer Handhabung gibt es nur wenige filigrane Teile, die zu Bruch gehen werden
  • Es ist tatsächlich ein RTR-Paket ("ready to run"). Einzig 8 Mignon-Batterien für den Sender fehlen. Zwischen Auspacken und Erstwasserung liegen lediglich 10 Minuten
  • Das Schiff bietet riesige Möglichkeiten für technische und optische Verbesserungen
  • Die Größe des Modells ist perfekt - klein genug für gute Handhabung und Transport, sowie für den Einsatz durch Kinderhände - groß genug um heftige Berührungen zu verzeihen

Negativ:
  • Der Kurvenradius bei Vorwärtsfahrt ist relativ groß
  • Die Ruderfunktion bei Rückwärtsfahrt ist kaum gegeben
  • Der Schlepper neigt zu einem deutlichen Rollen, was bei dieser Modellgröße nicht zwangsläufig sein muss
  • Der Antrieb ist etwas laut
  • Die Regelbarkeit, speziell Langsamfahrt, des Antriebs ist sehr mäßig
  • Am Heck sprudelt es bei der Fahrt gewaltig - vermutlich liegt das Heck nicht tief genug und die Schiffsschrauben sind nicht sonderlich gut geformt
  • Hauptschalter und Ladebuchse liegen im Rumpfinneren und erfordern unnötigerweise jedesmal das Abnehmen des Aufbaus mit Öffnen der Deckklappe
  • Unser Exemplar zeigt deutliche temporäre Aussetzer bei der Fernsteuerung - liegt vermutlich am Fahrtregler

Verbesserungspotenziale (technisch):
Der Schlepper bietet nahezu unbegrenzte Möglichkeiten für technische Spielereien:
  • Zwei getrennt steuerbare Motoren / Aktivlenkung
  • Beckerruder
  • Drehbare Kortdüsen
  • Bugstrahlruder
  • Stärkere und leisere Motoren
  • Dampferzeuger
  • Beleuchtung (Kabine, Positionsleuchten, Mast, Suchscheinwerfer, Außenbeleuchtung etc.)
  • Schelpperwinde
  • Bewegtes Radar
  • Nebelhorn
  • Dieseltuckern
  • Hauptschalter und Ladebuchse einfach zugänglich
  • Komplettes Deck abnehmbar gestaltet
  • Aufbau einfach steckbar gestaltet statt strammer Verriegelung
  • Ergänzung von Wasserabweiserleisten am Rumpf

Fazit:
Eine ideale Basis für Modellbauer mit Kids, die ihre Kinder an den RC-Modellbau heranführen und gemeinsam mit ihnen werkeln möchten.
Ebenfalls bestens geeignet für den Einstieg erfahrener Kunststoff-Modellbauer in die RC-Welt.
Schlussendlich auch eine prima Lösung für die Vielen unter uns mit chronischem Zeitmangel.

So - das war jetzt eine reichlich lange Einleitung. Im nächsten Beitrag geht es dann ins Eingemachte...

Gruß,
Johannes

7

Dienstag, 22. Mai 2012, 12:07

Hallo Johannes :wink:

Damit kannst Du ja den Kleinen ja fast Spazieren fahren, :D bin ja schon auf die Fortsetzung und die Loomschen Einfälle gespannt. ;)

LG
Sergio
In der Werft : Revenge 1577
Fertig : Avalon

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8

Dienstag, 22. Mai 2012, 12:18

Aus 2 mach 9 - Senderumbau von 2 auf 9 Kanäle

Hallo zum Start ins Projekt - jetzt gehts los:

Wir beginnen mit einem kleinen Suchspiel. Dem einen oder anderen sicherlich aus Illustrierten bekannt.
Na - wer von Euch findet die 10 kleinen Unterschiede?



Nun zur Auflösung:
Der Sender kommt in seiner jungfräulichen Ausführung aus China mit mageren 2 Kanälen daher. Beide Kreuzknüppel, neudeutsch "Joysticks", können in jeweils einer Richtung bewegt werden.
Die seitliche Bewegung am rechten Knüppel dient zur Steuerung der Kurvenfahrt des Schleppers nach Backbord oder Steuerbord, realisiert über die Anlenkung der beiden Ruderblätter.
Der linke Steuerknüppel kann vor und zurück bewegt werden. Damit steuert man gleichzeitig die Drehzahl und Drehrichtung beider Antriebsmotoren.



Das resultierende Begeisterungspotenzial bei den Kids hält sich doch arg in Grenzen. Also gilt es aufzurüsten.
Aus 2 Kanälen zaubern wir 9. Klingt nach viel Aufwand und Kosten, lässt sich aber gleichermaßen günstig und simpel realisieren.

Starten wir mal mit dem Ergebnis, dann wirds einfacher den Umbau zu verstehen:



Die ersten beiden Erweiterungen betreffen zwei zusätzliche Linearpotentiometer, die jeweils unterhalb der Joysticks sitzen. Beide werdern über sogenannte Analogkanäle übertragen.
Der rechte Schieberegler steuert analog den Antriebsmotor des Bugstrahlruders in Drehrichtung und Drehzahl.
Der linke Schieberegler bestimmt die Intensität der Aktivlenkung. In der rechten Endstellung lenkt der Schlepper rein über die Ruderblätter. In der linken Endstellung erfolgt eine maximale zusätzliche Drehung über die Differenzdrehzahl beider Antriebsmotoren. Diese Differenzdrehzahl ist wiederum abhängig von der Fahrgeschwindigkeit. Im Stillstand kann der Schlepper auf der Stelle drehen.



Links oben finden sich 4 Kippschalter, welche die individuellen Lampengruppen aktivieren oder deaktivieren.

Das rechte obere Schalterpanel beginnt ganz links mit einem Zweiwege-Kippschalter für die Schlepperwinde. Diese rollt wahlweise auf bzw. ab.
Daneben sitzt ein einfacher Kippschalter zur Aktivierung der beiden Dampfgeneratoren in den Schornsteinen.
Der dritte Zweiwege-Kipptaster aktiviert in der Vorwärtsstellung das Nebelhorn. Zieht man ihn zurück, so wird bei jeder Betätigung das Diesel-Motorengeräusch an- bzw. wieder abgestellt.
Ganz rechts findet sich ein aufwändiger Joystickschalter, der diagonal betätigt wird. Eine Bewegung nach links vorne oder links hinten dreht die Backbord-Feuerlöschkanone. Entsprechend dienen die beiden rechten Stellungen für die zweite Löschkanone auf Steuerbord. Drückt man den Knopf, so wird die Wasserpumpe zum Spritzen aktiviert.

Soweit einmal fürs bessere Verständnis eine erste Übersicht zu der Funktionalität. Als nächstes zeige ich Euch mal den Weg und die kleinen Veränderungen, um von der linken zur rechten Lösung im ersten Bild zu gelangen.

Gruß,
Johannes

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9

Dienstag, 22. Mai 2012, 15:11

Zerrupfen und sezieren

Herzlich willkommen zum destruktiven Teil der Bastelei - heute wird zerlegt:
Es folgt eine Sonderausgabe für alle Destruktiven unter Euch - Mutige sind gefragt, Weicheier werden die folgenden seelischen Belastungen schwer verkraften...

Wir beginnen ganz moderat mit dem Lösen der 6 Kreuzschlitzschrauben am rückwärtigen Gehäusedeckel des Fernsteuersenders:



Sachte den Deckel abheben und um 180° drehen - er hängt nämlich an den zwei Strippen der Batteriebox:



Nun heißt es die 4 Kreuzschlitzschrauben der großen Leiterplatte zu entfernen (rot).
Dann greifen wir zum Lötkolben und lösen auf der Hauptleiterplatte die beiden dreipoligen Anschlusskabel der Drehpotis von den Joysticks.
Als Letztes müssen noch die 2 Anschlussdrähte des Batteriekastens, die beiden Leitungen zur Spannungsversorgung und das dreipolige Verbindungskabel an der kleinen zentralen Leiterplatte abgelötet werden:



Als zwischenzeitliche kurze konstruktive Maßnahme kann man nun direkt zwei Stifte an die kleine Leiterplatte löten, um später den Rückwanddeckel leichter lösen zu können:



Die losgeschraubte Hauptleiterplatte lässt sich leicht nach oben kippen. Blau markiert sieht man die zuvor beschriebenen beiden Poti-Anschlusskabel:



An diesem Punkt lässt sich die Hauptplatine einfach herausheben. Sie verschwindet erst einmal für geraume Zeit:



Für die Wissbegierigen unter Euch:
Besagte Hauptleiterplatte enthält zwei wesentliche Funktionsgruppen.
Der rot eingerahmte Bereich ist der Impulsteil. Dieser erzeugt entsprechend der Stellung beider Joysticks ein Impulsdiagramm zur späteren Übermittlung an den Empfänger. Der blau markierte Bereich beinhaltet den HF-Modulator, dass ist also die Elektronik, die aus dem Impulsmuster ein Hochfrequenzsignal zur Funkübertragung generiert:



Nun gilt es noch auf der Hauptleiterplatte die rot markierte Drahtbrücke zu entfernen. Diese versorgte zuvor den Impulsteil mit Spannung.
Auch müssen die beiden gezeigten Kondensatoren ausgelötet werden, da wir den Platz noch brauchen:



Diese Schaltungstechnik des Senders ist übrigens weit über 30 Jahre alt. Schon die gute alte Robbe Terra war nach dem exakt gleichen Prinzip aufgebaut. Alle Bauteile des roten Blocks lassen sich heutzutage durch ein einziges Bauteil ersetzen (siehe später...):



In dem Rückwanddeckel des Senders am besten auch gleich die beiden Anschlussdrähte des Batteriekastens entfernen:



Na - war doch gar nicht so schlimm. Wenn alles wie beschrieben fein säuberlich zerlegt ist, dann müsste man in etwa solch einen Haufen vor sich liegen haben:



Soweit einmal der erste Schritt. In der Folge wird es dann ein klein wenig anspruchsvoller...

Gruß,
Johannes

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10

Dienstag, 22. Mai 2012, 15:38

Irrwege und Illuminati...

Hallo zu konfusen Gedankenspielen:

Zu Beginn eines solchen Projektes macht man sich ja bekanntlich erst enimal Gedanken, was man überhaupt erreichen will. Dabei ist der berühmte Fresszettel die wichtigste Ausgangsbasis:



Als nächstes gilt es mal zu verstehen, was da in der gegebenen Schaltung eigentlich abgeht. Da wir ja ein China-Produkt in den Händen halten, wenden wir auch klassisches Chinesisches "Reverse Engineering" an, besser bekannt unter der deutschen Bezeichnung "abkupfern".
Zum besseren Verständnis zeichnen wir mal die Leiterbahnen nach:



Nun lässt sich relativ flott ein erstes Schaltbild aufmalen. Rasche Erkenntnis: Diese Schaltung ist ein völlig ineffizienter Murks! Diesen Kram so zu erweitern, dass zu den 2 bestehenden Kanälen 7 weiter hinzukommen, würde eine Unmenge an Bauteilen mit sich bringen:



Faule Menschen haben die Menschheit am entscheidensten vorangebracht. Daher entschied ich mich all den gezeigten Kram mit lediglich einer Komponente zu ersetzen.
Wie kanns anders sein? Ein kleiner Mikrocontroller! Dieses kleine Stinkerchen hat absolut alles drin, was wir brauchen:



Dann mal einen langen Abend hingesetzt und ein wenig programmiert - und schon stand ein funktionierender Impulsgenerator. Als Resultat ergab sich ein Modul, welches flexibel auf Basis von 1 bis zu 9 Kanälen vier verschiedene digitale Datenmuster erzeugt. Diese können dann direkt in den nachgeschalteten HF-Modulator eingespiesen werden.
Diese Lösung hat bereits einige weitere Zukunftsprojekte auf meiner langen Wunschliste im Hinterkopf.

Somit war also recht früh klar, dass die Lösung klappen und mit überschaubarem Aufwand aufzubauen sein würde.

Gruß,
Johannes

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11

Dienstag, 22. Mai 2012, 17:43

Reine Mechanik!

Willkommen zu einer klassischen mechanischen Plastikmodellbaurunde:

Zunächst einmal lösen wir die jeweils 4 Kreuzschlitzschrauben an den Joystick-Modulen. Anschließend werden die Lötverbindungen der Kabel an den Potikontakten entfernt:



Nun lassen sich beide Joystick-Blöcke mit den derunter liegenden Chromringen herausnehmen:



Als Schalter kommen mit einer Ausnahme konventionelle Kippschalter normaler Baugröße zum Einsatz. Sie unterscheiden sich jeweils in der Betätigung (schaltend/tastend, Einwege- oder Zweiwegeschalter):



Beim Anzeichnen und Ankörnen der Schalterlöcher ist Vorsicht angesagt. Ich habe die Kante des mittleren Kunststoffblocks als Referenz genommen und mit der Schieblehre feine Marken eingeritzt. Bei der Mittelachse folgt man am besten nach Augenmaß den leicht geschwungenen und auseinander laufenden Konturlinien:



Anschließend werden die Löcher stufenweise bis 5,0 mm aufgebohrt. Am besten dabei den Bohrer zwischen den Fingern drehen:



Auf der Gehäusenschaleninnenseite kommen nun Senkungen mit einem 6,0 mm Bohrer hinzu. Ergänzend bin ich mit einem runden Schleifkopf nachgegangen. Die Kunst ist das Material bestmöglich auszudünnen, ohne jedoch sichtbaren Schaden an der Außenseite zu hinterlassen:



Die Ausschnitte für beide Linearpotentiometer lassen sich ebenefalls gut mit der Schieblehre einritzen. Die festen, parallel liegenden Chrombügel sind dabei eine prima Referenz.
Vor dem Ausschneiden gibt aufgeklebtes Tape eine Sicherheit gegen Verkratzen. Es folgt das grobe Öffnen der Ausschnitte mit der Dremelscheibe. Zum Abschluss ist Handarbeit mit Schlüsselfeilen angesagt:



Die Linearpotis habe ich zunächst stark angeschliffen und dann mit ergänzenden Polystyrolstreifen per Sekundenkleber fest eingeklebt:



Sekundenklebergel ist hierbei gegenüber dünnflüssigem Sekundenkleber vorteilhaft, da man ansonsten Gefahr läuft, dass der Kleber in die Schiebebahn läuft. Für die Verklebung ist ein Aufrauhen aller Oberflächen sehr hilfreich:



Gibt man sich feste Mühe und nimmt sich ausreichend Zeit, dann schaut es hinterher auch ordentlich aus:



Zum Anschluss dann können die Kippschalter Stück für Stück eingeklebt werden. Hier empfiehlt es sich erst die Schalter mit ein wenig Sekundenklebergel anzupunkten und super exakt auszurichten. Anschließend kann am Übergang von Schaltergewinde zu Gehäuseschale mit Klebstoff eine Art Rosette aufgebaut werden. Wenn alles sauber sitzt, dann kommen noch verstärkende Polystyrolstreifen hinzu:



Für alle Elektrik-/ Elektronikmuffel war das doch mal eine richtig nette Erholung. Ich hoffe es macht Euch ein bisschen Spaß zuzuschauen.

Gruß,
Johannes

12

Dienstag, 22. Mai 2012, 21:29

Geht das auch mit linksdrehenden Bohrern und Schleifscheiben
und kann ich dabei eine Käsestulle essen, oder passiert schlimmes,
falls mal ein Krümel Käse in die Verkleidung fällt?


.............................................................................................
:doof:
Mann kann über alles reden - nur nicht mit jeder 8o
... einfach tief Luft holen...

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13

Dienstag, 22. Mai 2012, 21:44

Hoi Dieter,

ich sitz hier grad und futtere nen Joghurt, während ich Deinen Kommentar lese.
Das Ergebnis: ich frage mich ernsthaft ob dieser Johjurt nun links oder rechts rum dreht und habe beschlossen mir im Keller ne Packung Kekse zu holen!
Beantwortet das Deine Frage???

Herzlichen Gruß,
Jo.

14

Dienstag, 22. Mai 2012, 21:50

das wird ja ne interessante bastelei.... und wieder Lernstoff für alle :ok:

Auf welcher Frequenz arbeit die Fernsteuerung, das habe ich nicht gefunden, oder überlesen.
Ich selber habe da die einfachen anlagen immer eleminiert, wenn ich das hier sehe.... war das nen fehler??

Frag mich nur warum unser Schiffle Mod noch net gemeckert hat... iss ja nen RC Fall :hey: :D
Gruß
Andi :ahoi:



Fertig:RC: 1890 San Francisco Bay Scow Schoner als Fahrmodell im Maßstab 1 : 35
Fertig: RC: surprise 4 1:100
fertig: RC: Exploration Vessel 1:125
fertig: RC: Smit Housten 1:200 von Revell

15

Dienstag, 22. Mai 2012, 21:51

Hi Jo,
wenn die Krümel nicht stören, ist es eh wuscht, ob sie mit rechts- oder linksgedrehtem Joghurt festkleben
- denk ich mal :pfeif:

Lieber Gruß
Dieter

PS: sorry, meinen Kommentar, aber Lobhudeleien lieste eh genug und da ich nix versteh, kann ich meiner Bewunderung nur so Ausdruck verleihen :baeh:

PS:PS: . . . nachdenken würd ich, wenn ich mal ne verständliche Frage stellen würde :abhau:
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16

Dienstag, 22. Mai 2012, 22:06

Igitt - jetzt wirds langsam ekelig...

Ein herzliches Hallo an alle, die sich schon immer vor Strom geekelt haben - nun könnt Ihr so richtig leiden:

Am Anfang steht einmal ein erster Schaltungsentwurf, aus dem man eine Anordnung zum Aufbau aller Komponenten ableitet. Die Umrisse der geplanten Leiterplatte werden auf eine Lochrasterplatine übertragen:



Elektronikbauteile haben die erfreuliche Angewohnheit in ihren Maßen dem Zehntel-Zoll-Raster zu folgen. Damit kann man die gezeigte Lochrasterplatte wunderbar als Bohrschablone nutzen:



Sind alle Löcher in 0,8 mm und 1,0 mm gebohrt, dazu auch noch die Umrisse gelocht, dann erhält man ein modernes Stück Schweizer Käse:



Ein bisschen Dremeln mit der Schleifscheibe, dann noch ein wenig Schleifpapier und es schaut so aus:



Auf die Rückseite kommt ein kleines Distanzstück, um Platz für die Verdrahtung zu schaffen:



Hier soll das Gebilde seine Heimat finden - die Schraube ergibt einen optimalen befestigungspunkt:



Und siehe da - es passt wie angegossen:



Der Mensch denkt nur in Schritten... tja - da das Ganze so vel Spaß gemacht hat, gibts direkt die zweite Version hinterher. Schuld sind im wesentlichen die blauen Trimmpotentiometer, die unüblich breiter als das normale Maß (grau) ausfallen:



Hier im Bild die erste (verworfene) und die zweite (genutzte) Leiterplattenversion:



Aus einem Kunststoffpuffer entsteht diesmal eine etwas hübschere Distanzscheibe zur Montage:



Jetzt kommt der spaßige Teil: das Einstecken aller Bauteile - dabei werden die Pins an der Rückseite stramm umgebogen:



Am Ende folgt noch ein fetter Kondensator (blau), damit die Spannungsversorgung an der Schaltung schön stabil bleibt:



Damit wird es Zeit für einen ersten Probeeinbau der Schaltung. Diese lehnt sich sauber an der Gehäusekante an, so dass eine einzelne Befestigungsschraube völlig ausreicht:



Jetzt können die zuvor entnommenen Joystickblöcke wieder eingesetzt werden:



Dann folgt die Hauptleiterplatte. Spätestens jetzt sollte Jedem klar sein, warum die Zusatzplatine eine solch merkwürdige Form erhalten hat.
Sie duckt sich perfekt in den verbleibenden Raum. Alle Anschlüsse für die spätere Verdrahtung, ebenfalls der Programmierstecker, sind frei zugänglich:



Zum Abschluss dieser Runde fertigen wir uns noch aus Polystyrolrundrohr kurze Kringel, die nett verteilt mit Sekundenkleber in die Gehäuseoberschale eingeklebt werden. Diese fungieren später als Kabelkanäle:



Das war mal der erste Teil in Sachen neue Digitalelektronik. Quasi zur Einstimmung noch betont mechanisch gehalten. Doch zu früh gefreut - es wird schon noch fieser...

Gruß,
Johannes

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17

Dienstag, 22. Mai 2012, 22:30

Nabend Jo!

Na, das wird ein hochinteressanter BB werden. Und, obwohl kein RC´ler, bin ich jetzt etwas "elektrisch überrascht". Also die Schaltung für den Impulsgeber kommt mir mehr als bekannt vor. Nach diesem Prinzip der Triggerstufen haben wir zu Ost-Zeiten DDR-Kassettenrecorder kompatibel für C64 und Atari 800 gemacht (und damit das Taschengeld aufgepeppt). Ok, die Trigger sind bissel kleiner geworden. Aber da waren ja im letzten Conrad-Weihnachtskalender höherwertigere Bauteile versteckt ;). Nur mal zur Befriedigung meiner persönlichen Neugier (bin eigentlich seit dem E-Technik Studium aus praktischer Elektronik voll raus, die haben mir dort das Basteln total verleitet ;) ): Was nimmt man da heutzutage? Nen digitalen Impulsgeberbaustein, gesteuert durch TTL? Für 1-x Kanäle?

Ich bleib gespannt dran ...

Ralf
Was nicht paßt, wird passend gemacht !!! :!!

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Dienstag, 22. Mai 2012, 22:34

Kleiner Freundschaftsdienst...

Und schon wieder hallo,

weil Ihr immer so nett zu mir seid, habe ich keine Kosten und Mühen gescheut und Euch eine kunterbunte Dokumentation erstellt. Wer weiß - vielleicht gibts ja tatsächlich jemanden, der den Kram nachbauen möchte:

Das erste Bild zeigt die geometrische Aufteilung der Leiterplatte. Ein Kästchen entspricht 1/20 Zoll, somit 1,27 mm:



Hier eine Übersicht ohne störendes Raster:



Da man ja auch wissen will, was wofür gut ist und was wo angeschlossen wird, gibt es noch folgende Beschreibung:



Hier die beiden großen Steckerblöcke mit den entsprechenden Pin-Nummerierungen:



Jetzt noch der Programmierstecker (links) und die Anschlussbelegung des Mikrocontrollers (rechts):



Das lustigste, weil bunteste Bild zeigt die erforderliche Verdrahtung der Leiterplatte. Allerdings aufpassen: die Darstellung entspricht noch der ersten Leiterplattenversion:



Zu guter Letzt das einzig wirklich benötigte Schaltbild. Es beinhaltet die Diodenmatrix für alle Tasten bzw. Schalter:



Gruß,
Johannes

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19

Dienstag, 22. Mai 2012, 22:45

Fleißaufgabe

Jetzt ein paar Antworten,

ich freu mich mächtig, dass auch so ein Thema hier auf Interesse stößt.
Also mal der Reihe nach:

@ zackermann:
Das gute Stück arbeitet mit erzkonservativen 27 MHz. Ist sicherlich der langweiligste mögliche Stand - macht in meinem Fall aber gar nichts. Das Böötchen fährt eh immer in< 20 Meter Reichweite.
Die gezeigte Lösung funktioniert aber in identischer Weise für alle anderen Frequenzbänder, da ich ja das fast immer kompatible Impulssignal in den unverändert übernommenen Hochfrequenzteil einspeise.
Wer sich mit dem Kauf einer neuen Low cost Anlage beschäftigt, dem rate ich in jedem Fall zu 40 MHz, besser noch direkt eine 2,4 GHz Variante. Beides gibt es für unter 35 Euronen.

@ Graubär:
Ich glaub Du kennst mich mittlerweile gut genug um zu wissen, dass ich mich über jeden Quatsch zehnmal mehr freue, als über hochseriöse Diskussionen. Ist doch das Salz in der Suppe hier.
Es reicht ja schon, dass ich so nen sturen Kram von mir gebe...

@ Käptn Blaubär:
Digitalkrempel (ganz gleich ob in TTL oder CMOS) wäre zwar eine Stufe effizienter als der ursprünglich Analog-Murks mit lauter Monoflops, bliebe aber dennoch zu viel nutzloses Zeug.
Mein Ansatz ist immer: ein Single chip Microcontroller für 2,30 Euro und der Rest dann als Progrämm'sche. Fertig lustig. Mehr brauchts wirklich nicht.
Bitte noch ein wenig Geduld - Beschreibung kommt noch.

Alles Gute,
Johannes

20

Dienstag, 22. Mai 2012, 22:58

aha... solangsam verstehe ich....

wir sollen uns vor deinem stromquatsch ekeln.... was allerdings sehr interessant ist.
und die Marwede ist ja mit dem Strom durch und braucht nur noch klebstoff und farbe..... ich glaub ich weiß wovor du dich ekelst :D
Gruß
Andi :ahoi:



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21

Dienstag, 22. Mai 2012, 23:31

Hi Jo :wink:

ich verstehe zwar absolut nichts von dem ganzen Elektrikkram, aaaaber Deine Aufmachung und Darstellung ist einwandfrei!
Was Du aus dem Schlepper machst schau ich Dir gewiss weiter zu. "Der Weg ist das Ziel" - auf das bin ich wie oft gespannt.

Laß knacken Jo ;)

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22

Dienstag, 22. Mai 2012, 23:48

Mini-Joystick selbst gebaut

Willkommen zur nächsten Runde,

zur Erholung folgt eine Runde reiner Mechanik, auch wenn es um Elektrikteile geht. Neben allen Kippschaltern klafft ja noch immer ein Loch im Sendergehäuse. Zum Füllen brauchen wir einen Joystickschalter. Dieser dient später zur Bewegung von 2 Feuerlöschkanonen und zur Aktivierung der Wasserpumpe.

Beginnen wir mal mit einem kleinen Mikro-Joystick, ähnlich dem Hauptbedienteil in älteren Mobiltelefonen. Links im Bild ein komplettes Teil. Schneidet man mit einem Skalpell die Kuppen der schwarzen Stifte ab, so lässt sich das Deckblech abheben. Aber Achtung - darunter sitzt eine stramme Feder:



Als nächstes zerlegen wir einen Kippschalter, um die hübsche Chromkappe nebst innenliegender Achse zu erhalten:



In das zentrale graue Kunststoffelement des Joystickschalters wird exakt senkrecht ein Loch gebohrt. Hier gilt es so tief wie möglich zu bohren, allerdings auf keinen Fall an der Unterseite auszutreten:



Die Achse des Kippschalters wird jetzt mit Sekundenkleber in das graue Kunststoffstück geklebt:



Es folgt das Ankleben der abgelängten Chromkappe des Kippschalters. Die exakt benötigte Länge ist durch genauen Abgleich mit den benachbarten Kippschaltern im Sendergehäuse zu ermitteln. Zum Schluss wird der gesamte Joystickschalter zusammengesetzt und vorsichtig verklebt:



Das Ermitteln der Zuordnung von den 6 Kontaktpins ist ein bisschen fummelig. Ein kleiner Prüfaufbau stellt sicher, dass der Schalter nach dem Umbau korrekt funktioniert:



Auf der Rückseite des Joystickschalters finden die 6 benötigten Dioden Platz. Es empfiehlt sch auch direkt die 5 Leitungen anzulöten:



Der letzte Schritt gilt dem Einbau des Joystickschalters in den Gehäusedeckel vom Sender. Im Bild ganz rechts zu sehen. Hierbei unbedingt einen Kontakt des Sekundenklebers mit dem beweglichen Schalterkernstück vermeiden:



Was hier auf den Bildern recht locker ausschaut, ist schon eine arge Fummelei, bei der reichlich Konzentration gefragt ist.

Kurz zur Funktionsweise:
Der Joystickschalter ist diagonal eingebaut.
=> Bewegung nach links vorne: Backbord-Löschkanone dreht zum Bug
=> Bewegung nach links hinten: Backbord-Löschkanone dreht zum Heck
=> Bewegung nach rechts vorne: Steuerbord-Löschkanone dreht zum Bug
=> Bewegung nach rechts hinten: Steuerbord-Löschkanone dreht zum Heck
=> Knopf drücken: Wasser marsch...

Gruß,
Johannes

23

Mittwoch, 23. Mai 2012, 12:41

Freak!!! Wann wird denn das Ding eigentlich Fliegen lernen? Warp-Antrieb könnte ich mir auch ganz gut vorstellen. Das bekommst du doch hin, Johannes, oder?

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24

Mittwoch, 23. Mai 2012, 12:53

was heißt hier "oder"? Die Pläne sind doch schon längst auf seinem Computer :D

Einfach irre was du hier zauberst...

CU, Rob

25

Mittwoch, 23. Mai 2012, 14:03

Ach Johannes,

wovon soll ich wieder mehr beeindruckt sein?

Von deinen Projektideen?
Von deinem Schnäppchenriecher in der Bucht?
Von deinen handwerklichen Fähigkeiten?
Von deinen elektronischem Wissen?
Von deinem umfangreichen Berichten in kürzester Zeit?
Von deiner Didaktik?


... egal ...

Wieder Mal bockstark!

Lieber Gruß, Daniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
http://www.dafinismus.de

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26

Donnerstag, 24. Mai 2012, 21:24

Spagetti electronica...

Herzlich willkommen zu einer großen Portion Strippen ziehen,

zu meinen Rennsportzeiten war neben "jo-loom" der zweite Spitzname "Giovanni cablagio", was sinngemäß übersetzt "Kabel-Johannes" bedeutet. Das Späßchen kam damals von unseren italienischen Kollegen seitens Ferrari und Magneti Marelli. Ich denke die folgende Bastelrunde wird dem absolut gerecht...
Für den Fall, dass jemand ernsthaft Interesse an einem Nachbau hat, ist die Darstellung recht detailliert gehalten.

Wir starten mit der Verdrahtung der neuen Impulsgenerator-Leiterplatte. Als Material kommt Kupferlackdraht zum Einsatz. Ich habe hierfür einen alten Trafo abgewickelt. Man kann aber ebenso auch günstigen Draht kaufen. Gibt man ein wenig Gas, so ist der Aufbau in einer Stunde geschehen:



Je mehr man sich konzentriert, umso kürzer ist die spätere Fehersuche. Der Kupferlackdraht besitzt eine isolierende Lackschicht. Diese schmilzt, wenn man eine Weile den Lötkolben dranhält. Es wird also erst jeweils ein Drahtende verzinnt und dann am jeweiligen Kontakt angelötet. Zum Abschluss empfiehlt es sich die gesamte Verdrahtung mit einem Durchgangsprüfer "durchzupiepsen":



Jetzt für alle Woodstock-Liebhaber ein Ausflug in die Hippie-Ära. Auf der Bauteilseite werden auf alle Stiftstecker passende Buchsenstecker aufgesteckt. An deren Pins löten wir farbige Litzen mit zuvor ermittelten passenden Längen an:



Die Leiterplatte wird nun in der Sender-Deckelschale eingesetzt und mit der einzelnen Schraube befestigt. Dabei die Kunststoff-Distanzscheibe nicht vergessen. Dann gilt es alle Litzen entlang der Kabelführungen zum jeweiligen Zielort zu verlegen. Ist dies geschehen, so kann man mit dem exakten Ablängen einzelner Drähte und dem Anlöten an die jeweiligen Bauteilpins beginnen. Für die Erprobung hatte ich zunächst zwei externe Schiebeschalter provisorisch angelötet:



Im nächsten Bild sehen wir den Anschluss des rechten Schiebereglers (dreht man den Sender richtig rum, so ist es dann der Regler an der linken Hand):



Zur Vollständigkeit auch noch der Anschluss des linken Schiebereglers:



Damit kommen wir zum rechten oberen Schalterblock. Dies sind die 4 Lichtschalter, die bei richtiger Lage des Sendergehäuses links angeordnet sind:



Schaut man genau hin, so erkennt man die 4 Dioden (klein und gelb, wie Biene Maja mit nur einem Streifen). Diese sind unbedingt richtig herum anzulöten:



Sehr Acht geben muss man bei der Rückstellfeder des Joysticks - diese sollte sich frei bewegen können und nicht andere Bauteile berühren:



Auf der linken Seite werden zunächst die 3 Kippschalter verdrahtet. Hier wird es mit der Anordnung der Dioden und Drähte schon etwas kniffeliger:



Als Letztes kommt der Joystickschalter dran. Auch in diesem Fall sagen die Bilder mehr als tausend Worte:



In der folgenden Darstellung ist gut die um 45° gedrehte Einbaulage des Joystickschalters zu erkennen. Auch sieht man die 6 direkt am Joystickschalter verlöteten Dioden:



Damit ist das Schwierigste geschafft. Es folgt der Anschluss des Joystick-Drehpotis für die Ruderbewegung (rechts-links):



Jetzt noch das zweite Joystick-Poti für Vorwärts/Rückwärts. Bei beiden Potis sind die Kabel so zu verlegen, dass die Joysticks inklusive Trimmregler frei beweglich bleiben:



Hat man alles Vorangegangene erfolgreich abgeschlossen, so ist bereits ein Kompletttest möglich. Hierzu bietet die Schaltung die Möglichkeit über ein temporär angestecktes dreipoliges Kabel eine Verbindung zum PC herzustellen. Dafür braucht es am anderen Ende noch einen kleinen Schnittstellenwandler für 3 Euro von serieller Schnittstelle auf USB-Port.
Als alter Nationalist habe ich mich in Anbetracht der bevorstehenden Europameisterschaft natürlich für Schwarz-Rot-Gelb entschieden, in der traditionellen Flechtoptik...:



Ist der Test positiv verlaufen, so kann man sich dem Einbau der Hauptleiterplatte widmen. Zuvor werden allerdings an beiden 6-poligen Schiebeschaltern alle Pins sauber isoliert. Mit einer Dremelscheibe lassen sich leicht die angeschlossenen Leiterbahnen abtrennen. Die Schnitte sind aber ebenso mit einem Cuttermesser möglich:



Ab jetzt macht es richtig Spaß! Einbau der Hauptleiterplatte, Befestigung mit den 4 Kreuzschlitzschrauben, Anlöten der zweimal 6 Leitungen an den beiden Schiebeschaltern und Komplettieren der zu Beginn entfernten Verbindungen zur kleinen mittleren Platine:



Der Rückwanddeckel des Senders erhält wieder seine 2 Strippen, diesmal allerdings mit einpoligen Buchsen. Diese werden auf die Stifte der kleinen zentralen Platine aufgesteckt. Sicherheitshalber sollte man mit rotem und schwarzen Edding zwei Markierungen anbringen. Die blanken Kontakte der Batteriebox habe ich sicherheitshalber mit Tape abgedeckt:



Jetzt feste testen, alle blauen 10-Gang Spindel-Trimmpotentiometer korrekt kalibrieren, sich gewaltig freuen und alles zuschrauben. Danach sieht das Werk so aus, als käme es frisch aus dem Laden:



Joderle - ich hoffe es hat Euch ein wenig Spaß gemacht und war mal wieder etwas Neues hier im Forum.
Bis hierhin war es die Dokumentation der Arbeiten, die so locker nebenher in den letzten Wochen liefen. Es folgt noch eine Erläuterung zur Funktionsweise und dann heißt es warten, bis es mit den Umbauten am Schiffchen selber losgeht.

Machts gut und Gruß,
Johannes

27

Donnerstag, 24. Mai 2012, 21:40

ich bin total Baff was man so alles aus einer RC-Anlage rausholen kann, und wie unglaublich Neuwertig sie nach dem Umbau aussehen kann.
Da sieht man von außen echt nicht das da gebastelt wurde.

Das Innenleben ist Genial! Es übersteigt zwar erneut mein Fassungsvermögen an Technik, aber das ist egal:) Ich bin tief beeindruckt und freue mich jedes Mal wenn hier was neues kommt! :respekt: :ok: :ok:
Viele Grüße :ahoi:
markus
(der Captain)

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28

Donnerstag, 24. Mai 2012, 22:08

Shopping list

Hallo nochmals,

hier noch als kleiner Service des Hauses eine kurze Einkaufsliste. Sie ist zwar nicht in allen Belangen vollständig, enthält aber zumindest die wesentlichen Infos für alle speziellen Bauteile.
Alle Bauteile zusammen liegen bei unter 25 Euro. Spendiert man dem Sender noch Akkus statt Batterien, so wirds ein Stück teurer.
Den Sender (Hersteller Hobby Engine) gab es übrigens längere Zeit als einzelnes Ersatzteil in der Bucht für 23 Euro.



Gruß,
Johannes

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29

Freitag, 25. Mai 2012, 00:19

Antwortsammlung

Hallo Ihr Lieben,

jetzt wird es aber doch mal langsam Zeit den Regeln der Höflichkeit zu folgen und ein paar Antworten zu tippen. Ich freu mich immer unheimlich, wenn Rückmeldungen kommen. Deswegen vor allen Dingen ein dickes Dankeschön an Euch!

@ zackermann:
Hmmm - richtig ekeln tu ich mich nicht vor normalem Bauen und Lackieren, ganz im Gegenteil. Es ist aber schon so, dass man bei Bauzeiiten von über nem halben Jahr immer wieder an Punkte kommt, wo man richtig beißen muss.
Ich hab früher auch mal reine Standmodelle gebaut - die gingen locker flockig von der Hand. Aber durch die dämliche RC-fizirerei dauerts halt doch meist viermal so lange.
Jedoch die Hauptmotivation für die Southampton waren schlicht die Kids in Verbindung mit dem nahenden Sommer.

@ Dominik:
Du wirst lachen - es juckt mich seit langem in den Fingern: Irgendwann, wenn ich mal groß bin, dann mach ich mit beim Nissan Cup und bau so nen kleines Scheisserle mit RC... Was mich auch irre reizen würde wäre ein Voll-Scratch Koenigsegg.
Doch bislang bin ich im Autosektor ebenso reiner Mitleser, wie Du womöglich bei den Schiffen. Macht aber keinen Hauch weniger Spaß, auch wenn man nicht selber aktiv mitwirkt.

@ der Jan:
Neee - das schaut alles nur freaky aus. In Wahrheit ist das ne verflixt simple Geschichte gewesen. So nen Quatsch (Hardware-/Software-Entwicklung) machte ich auch zig Jahre beruflich, dann ist das völlig easy.
Ist halt so, als wenn ich ein knackig Frästeil anschaue. Für nen Metaller ein Klacks - für mich tief beeindruckend.

@ MadDog:
Wie beschrieben - absoluter Basiskram. Mich beispielsweise haut um, wenn jemand richtig künstlerisch mit Ölfarben und Pastellkreide perfekt alter kann und dabei noch verschiedene Arten beherrscht (verölt, verrostet, eisig, ...)

@ dafi:
Ach Dafi - Du beschämst mich! Wenn's doch nur wahr wäre...
Dummerweise bin ich kleinwüchsig, fettleibig und hässlich, dazu noch diese ätzenden Pusteln überall und der fiese Körpergeruch...

@ der Captain:
Jawoll - man kann da schon mächtig was rauskitzeln. Ist einzig frustrierend, wenn man dann am Ende erkennt, dass man Gleichwertiges für den halben Preis hätte in China kaufen können...

Gruß,
Johannes

30

Freitag, 25. Mai 2012, 00:30

johannes, was du hier ablieferst ist erste sahne..... und ich kapier da noch net viel :wacko:

ich würde mich freuen deine technick aus der Marwede eventuell in meinem neuen projekt mit einwirken zu lassen....

Ocean Exploration Vessel

aber dazu später mehr.

du hast recht, es ist die schöne zeit angebrochen, wo lieber gefahren wird als gebastelt... höchstens repariert 8)
Gruß
Andi :ahoi:



Fertig:RC: 1890 San Francisco Bay Scow Schoner als Fahrmodell im Maßstab 1 : 35
Fertig: RC: surprise 4 1:100
fertig: RC: Exploration Vessel 1:125
fertig: RC: Smit Housten 1:200 von Revell

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