Hallo zusammen
Ich möchte ein uraltes Thema anschneiden, welches immer wieder diskutiert wird und wohl auch 100 verschiedene Meinungen zusammen kommen.
Es geht um das Lackieren von Plastikmodellen.
Ich stelle in vielen Berichten fest, dass (natürlich) besonders die Anfänger viel Mühe haben, ein ordentliches Lackbild hinzukriegen und möchte mich deshalb diesem Thema ein wenig widmen.
Um es gleich vorweg zu nehmen: ich masse mir nicht an, ein Lackierprofi zu sein. Dennoch habe ich schon ein paar Jahre Erfahrung und kriege auch (in der Regel) ein sauberes, glänzendes Lackbild hin, was dann etwa so aussieht:
Hierzu Bedarf es einiger Vorbereitungen und Techniken, die ich hoffentlich verständlich erläutern möchte.
Vorbereitung:
- die zu lackierenden Teile sollten entgratet werden. Sinkstellen werden verspachtelt und verschliffen. Der letzte Schliff erfolgt mit mind. 600er Schleifpapier oder feiner.
- danach werden die Teile gründlich mit Spühli gewaschen. Eine alte Zahnbürste kommt dabei in alle Ecken und Ritzen . Gut abwaschen und trocknen ist sehr wichtig.
- Im Fachhandel ist auch Silikonentferner erhältlich.
Grundierung:
Die Grundierung dient als Verbindung zwischen Untergrund und eigentlicher Farbe. Ich verwende die Grundierungen von Tamiya. Diese haben sich als ideal erwiesen und lassen sich super verarbeiten. Wahlweise setze ich die weisse oder graue Grundierung ein:
Werkzeuge zur Lackierung:
Jetzt wird's spannend und hier gehen wohl die meisten Meinungen auseinander.
Welche Farbe, welche Technik, Dose oder Gun usw.
Ich verwende eine simple Einsteiger-Gun von Revell:
Diese sind für kleines Geld zu haben, einfach zu reinigen und simpel in der Anwendung. Der Kauf eines kleinen Kompressors lohnt sich auf jeden Fall, da die Gun mit immer gleichem (einstellbarem) Druck spritzen kann.
Die Verwendung von Druckluft-Dosen empfehle ich nicht!
Bei den Farben bevorzuge ich Acryl soweit möglich. Dies hat den Vorteil, dass man die Gun anschliessend mit Wasser reinigen kann und keine Lösungsmittel benötigt werden.
Ist die gewünschte Farbe nicht verfügbar, verwende ich auch mal eine Dose. Hersteller und Fabrikat sind eigentlich egal, sie muss nur verträglich sein mit dem Kunststoff (vorher testen!).
Die Farbe sollte in der Konsistenz etwa dünnflüssigem Sirup entsprechen. Hierzu wird doch etwas Erfahrung benötigt. Wenn man unsicher ist, dann einfach ein altes Teil vorlackieren und schauen, ob die Farbe gut verläuft.
Ist die Farbe zu dick, ist eine Orangenhaut das Ergebnis.
Ist die Farbe zu dünn, wird sie an einzelnen Stellen laufen und tropfen oder zuwenig gut decken.
Noch ein Wort zur Temperatur: bei minus 10 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit wird kein gutes Ergebnis erzielt. Ca. 15 Grad und mehr sollten im Raum schon sein. Farbe und Modell über Nacht im gleichen Raum aufbewahren, dann haben beide die gleiche Temp.
Vergesst das Aufwärmen über dem Ofen usw... das bringt alles nichts!
Lackierung:
Jetzt geht's ans eingemachte!
Alle Teile werden nochmals mit dem Schlauch der Gun abgeblasen, damit auch die letzten Staubkrümel weg sind.
Ich lackiere immer von vorne nach hinten, dann von einer Seite zur anderen und das jeweils auf beide Seiten. Somit also kreuzweise und möglichst im ersten Durchgang deckend. Die Farbpartikel müssen ineinander fliessen können, damit ein glattes, glänzendes Ergebnis entsteht. Wenn ich zuwenig Farbe auflackiere, findet diese Prozess nicht statt und die Orangenhaut ist wieder das Ergebnis. Zuviel Farbe allerdings auch nicht, dann entstehen besonders an den Flanken Verläufe.
Also: üben, üben, üben...
PS: im Forum liest man teilweise von Techniken mit Vornebeln und dann in mehreren Durchgängen Schichten auftragen. Das halte ich für ziemlichen Humbug. Das Ergebnis ist garantiert eine Orangenhaut.
Trockenzeit:
Entgegen vieler Meinungen lasse ich meine Modelle mind. 3 Tage durchtrocknen. Idealerweise an einem trockenen und staubfreiem Ort. Man kann die Teile auch z.B. mit einem Tupperware abdecken. Eine alte Schuhschachtel tut's auch.
Mit sehr feinem Schleifpapier (1000er oder feiner) schleife ich nach der Durchtrocknung allfällige Staubeinschlüsse weg.
Decals / BMF-Folien:
Decals und BMF-Folien haben die Eigenschaft, auf besonders glatten Oberflächen besser zu haften. Eine matte Grundierung ist denkbar schlecht für Decals und sollte zuerst mit Klarlack vorbehandelt werden.
Auch die Decals sollten mind. 48 Std. trocknen bevor die Versiegelung stattfindet.
Klarlack:
Auch bei Klarlack bevorzuge ich Acryl. Einige (billige) Decals reagieren bei lösungsmittelhaltigen Klarlacken teilweise recht aggressiv. Hier ein Beispiel aus meiner eigenen Kollektion:
Die Karo wird vom dem Klarlacken nochmals gewaschen und getrocknet (Vorsicht bei den Decals) und danach mit dem Klarlack in der gleichen Weise lackiert wie beim Grundlack: 1 Durchgang, kreuzweise lackieren, nicht zu viel, nicht zu wenig, gerade so, dass die Farbe ineinander fliessen kann.
Finish:
Nach mind. 1 Woche Trocknung wird die Karo nur noch mit Handschuhen angefasst, will man Fingerabdrucke im Lack vermeiden. Alleine die Wärme der Finger lässt den noch frischen Lack "weich" werden und Dein Fingerabdruck brennt sich förmlich im Lack ein.
Für das Finish verwende ich wiederum drei Produkte von Tamiya:
Es lohnt sich, sich hierbei Zeit zu nehmen und die drei Stufen von Polishing in aller Ruhe anzuwenden.
Für jede Politur einen eigenen weichen Lappen verwenden, langsam und kreisförmig polieren und zuletzt mit dem Wachs versiegeln.
Das Ergebnis wird dann hoffentlich so aussehen:
Wie gesagt: so mache ich es. Ich erhebe keinen Anspruch auf Richtigkeit, freue mich aber, wenn ich mit meiner Anleitung dem einen oder anderen etwas Schützenhilfe bieten kann.
Die Diskussion ist eröffnet!
Gruss. Dani