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1

Montag, 5. Dezember 2011, 20:29

Mit Plastik-Modellen Geld verdienen - wie soll das funktionieren

Hallo zusammen und herzlich willkommen zu einem "Quassel-Thread" für Fachleute und solche, die es gerne wären.

Viele von den Cracks hier im Forum kritisieren oftmals die mangelnde Vorbildtreue diverser Hersteller-Bausätze.
Bei mir ist es genau umgekehrt - ich frage mich seit Urzeiten, wie es nur möglich ist mit dem Spritzen von Modell-Kunststoffteilen Geld zu verdienen. Und dies bei dem ohnehin schon gewaltigen Aufwand zur Reproduktion Hunderter von Details.
Jeder, der mal industriell entwickelt oder Produktionsprozesse begleitet hat, kennt die immensen Budgets für Entwicklungs- und Werkzeugkosten. Das geht im Bereich Spritzguss aber mal ruckzuck in die Millionen.

Meine Einladung an Euch:
Erzählt doch mal, wie das funktionieren kann?
Wer weiß was - typische Produktionsstückzahlen, typische Werkzeugkosten, Strategien, Produktrampen usw.
Wieso verschwinden augenscheinlich tolle Modelle bereits nach wenigen Jahren vom Markt? All dies.

Ich fände es klasse, wenn gleichermaßen Kenntnisse, als auch Meinungen hier zusammenfänden.

Gruß,
Johannes

2

Dienstag, 6. Dezember 2011, 09:36

Hallo!



Na dann möchte ich mal als jemand vom Fach meinen Senf dazu geben.

Prizipiell hast du Recht, dass die Formen teuer sind, jedoch sollte sich dies bei Bausätzen im Rahmen halten, denn meist sind hier keine allzu schwierigen Schieber oder derartiges im Werkzeug erforderlich. Prinzipiell ist die Konstruktion hier sicher das aufwändigste und da ist es eher egal, ob da nun 10 oder 100 Schrauben irgendwo erkennbar sind (nur so als Beispiel), denn fertigungstechnisch macht das bei den filigranen Konturen sowieso keinen Unterschied mehr. Wenn ich mcih aml auf Revell beziehe, denke ich die Werkzeuge für die Bausätze werden wohl sicherlich größtenteils im Ausland gefertigt, denn da kann man im Vergleich zu Deutschland noch mächtig Geld einsparen, speziell im osteuropäischen Ausland bzw. China.

Da nun genaue Werkzeugkosten anzugeben ist natürlich etwas schwierig, denn dazu müsste man eben sehen wo diese gebaut wurden und vor allem wie. Ich denke aber mal bei einer günstigen Fertigung sollten sich die Kosten für einen Bausatz so um die 100000-200000€ bewegen. Wohl eher aber mit Tendenz zur 100000. Dies ist aber wie gesagt schwer einzuschätzen, da das konstruktive, heisst die Zeichnungserstellung auch einen großen Anteil daran hat.

Das Spritzen der Teile ist dann eine Kleinigkeit, da gibt es hier in Deutschland Betriebe wie Sand am Meer und prinzipiell sollte das auch mit jeder halbwegs normalen Spritzgussmaschine möglich sein.

Vom reinen Produktionsprozess des Bausatzes sollten wir dann wohl in etwa irgendwo zwischen 1 und 5 Euro liegen (je nach Bausatz), vor allem auch da die Gewichte ja doch meist gering sind und PS eigentlich das günstigste Material am Markt ist.

Warum immer nur eine gewisse Stückzahl gefertigt wird ist mir auch gewissermassen ein Rätsel, könnte aber durchaus damit zusammen hängen, dass die Fertigung aufgrund der Gesamtheit der Bausätze ausgelastet ist, oder die Werkzeuge, sobald sie überholt werden müssten beiseite gestellt werden. Hier kann ich nur spekulieren.

Also ich denke mal, der einzige Grund warum es rentabel ist Spritzgussbausätze heraus zu bringen liegt daran, dass die Fertigung in Billiglohnländern zu niedrigen Kosten möglich ist.



Gruß



Tobias

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3

Dienstag, 6. Dezember 2011, 10:23

Hallo Tobias,

herzlichen Dank, das sind ja schon mal ein paar prima Aussagen.

Machen wir mal neudeutsch einen Mini-Business Case in Gedanken - der Einfachheit halber beispielsweise für die Baustelle, auf die ich nahezu täglich schaue:
Die kleine Hermann Marwede (Seenotrettungskreuzer) im Maßstab 1:200 von Revell. Ein rundum neuer Bausatz.

Für die Entwickung und Konstruktion rechne ich mal grob 3 Leute über 6 Monate. In der Industrie nimmt man als Hausnummer 10.000 EUR pro Mannmonat.
Ergibt als Fixkosten:

Entwicklung: 180.000 EUR
Werkzeuge: 100.000 EUR
zusammen: 280.000 EUR

Nehmen wir mal eine Produktionsstückzahl von 100.000 Stück über Lifetime an - dann ergibt das eine Umlage von 2,80 EUR pro abgespritztem Satz.

Stückkosten:
Umlage Entwicklung: 1,80 EUR
Umlage Werkzeuge: 1,00 EUR
Umlage Maschinen: 1,00 EUR
Materialeinsatz: 1,00 EUR
Arbeitszeit: 1,00 EUR
Umverpackung, Anleitung, Decals: 1,00 EUR
Summe: 6,80 EUR

Der Bausatz ist im Handel ab knapp 9,00 EUR verfügbar, ich glaub ich erhielt ihn bereits für 8,80 EUR.
Bleiben also 2,00 EUR Marge. Dies beinhaltet den Profit des Herstellers, den gesamten Vertriebsweg und den Gewinn des Endhandels, welcher üblicherweise alleine bei zumindest 15% (1,00 EUR) liegen dürfte.

Diese Betrachtung führt zu 2 Fragen:
a) kann man überhaupt heutzutage 100.000 Bausätze über einen halbwegs sinnvollen Zeitraum absetzen?
b) wo in dieser Kette liegt der erstrebenswerte Gewinn?
Immerhin darf man nicht vergessen, dass solch ein Projekt nahhezu vollständig vorfinanziert werden muss und die Amortisation der Fixkosten erst nach Erreichung des gesamten Produktionsvolumens erfolgt.

Also - jeder, der noch weitere Kenntnisse hat, ist herzlich eingeladen diese beizutragen. Auch persönliche Meinungen sind sehr willkommen.
Immerhin beschäftigen wir (über 5.000 Mitglieder) uns nahezu tagein tagaus mit Plastikbausätzen - und dennoch erscheint es schleierhaft, wie die Hersteller selbiger davon leben können?

Gruß,
Johannes

keramh

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4

Dienstag, 6. Dezember 2011, 11:16

moin,

ein Bekannter entwickelt eigene Bausätze (MACO-Modellbau) und es läuft wohl recht gut bei ihm.

Unter Anderem hat er auch das Modell des Leopard Panzer der gerade bei Revell in den Neuerscheinungen ist entwickelt.
Die Werkzeuge werden meißt in China gefertigt. Also Entwicklungs und Produktionskosten werden stark gedrückt.
Ich denke daher das die Entwicklungs und Werkzeugkosten eher bei 80-120 T EUR anzurechnen sind.
Und dann sieht Deine Rechnung schon ganz anders aus.

5

Dienstag, 6. Dezember 2011, 11:33

Hallo Johannes,

also zum reinen Plastikmodellbau kann ich nichts sagen. Aber ich habe mal im Rahmen vom Praktikum in die Modellbahnindustrie reingeschaut. Klar, da hängt wesentlich mehr Technik drin und dort wird auch wahnsinnig hohe Präzision und Passgenauigkeit gefordert. Nacharbeit ist nicht im Produktionsablauf vorgesehen. Denn das würde wieder Geld kosten. Und der Modellbahner, der soviel für eine Maschine/Wagen/etc. ausgibt, toleriert keine Fehler. Das geht postwendend in die Garantie und kostet wieder Geld.

Ich denke, das ganze Prinzip basiert darauf, das bei den Herstellungskosten gnadenlos gespart wird und der Verkaufspreis relativ hoch ist. (gut, bei deinem Beispiel passt das nicht unbedingt)

Zum Beispiel arbeitet bei einem Hersteller nur ein (1) Ingenieur. Der konstruiert die ganzen Teile. Dann gibts vielleicht 2..3 technische Zeichner. Das sind Lehrberufe, die kosten auch nicht so viel wie ein Ingenieur. Aber auch hier kann schon gespart werden, indem die Formen direkt auch den CAD an Lasermaschinen geschickt werden und dort "aus dem Vollen" über Nacht rausgebrannt werden.

Dann wird ein ausgereiftes Baukastenprinzip angewand. Einen Typ Kardanwelle für alle Diesel- und E-Loks im Sortiment. Genau einen Typ Hauptleiterplatte für das ganze Sortiment. Die dann auch äußerst kostengünstig in Fernost eingekauft wird.

Weiterhin bieten die Hersteller ihre Produkte in verschiedenen Maßstäben an. Das senkt wiederum die Personalkosten in der Entwicklung, weil der Konstrukteur einfach nur noch im CAD auf "Skalieren" drücken muss.

Die Montage erfolgt teilweise im Ausland oder hier mit ganz billigen Arbeitskräften (ungelernte Arbeit).

Also wie gesagt, ich denke, die Produktionskosten sind deutlich tiefer als angenommen.

MfG Philipp

*just my 2 cents* ;)

6

Dienstag, 6. Dezember 2011, 12:02

Also den Stückkkosten würde ich so auch nicht zustimmen.

Die Entwicklungskosten sind zu hoch angesetzt. Ich bezweifel auch, dass mehrere Leute daran arbeiten, ich denke eher einer konstruiert weitestgehend alleine.

Weiterhin ist der Materialeinsatz zu hoch, ich weiss zwar nicht wo PS momentan liegt, da ich jetzt eher beim Gummi gelandet bin, aber ich kann mich noch recht gut daran erinnern, dass das vor 5-6 Jahren als ich noch aktiv in der Kunststoffbranche war nicht mehr als 2€ pro kg gekostet hat.

Werkzeugkosten würde ich sagen, das passt so halbwegs. Ich würde als Entwicklungs- und Werkzeugkosten etwa 150000€ ansetzen, bei Produktion und Entwicklung in Billiglohnländern kann das aber sicher nach unten korrigiert werden.

Die Maschinenumlage und die Arbeitzeit würde ich auch halbieren, die erscheint mir doch recht hoch. Die Stückzeit sollte nciht unbedingt mehr wie 1Minute für so einen Bausatzspritzling betragen da die Wandstärken recht gering sind. In deutschland wird das sicher sowieso nicht gespritzt, von daher wird das noch um einiges günstiger.

Ich denke also die Stückkosten kannst du sicherlich noch halbieren, dann landest du bei einem etwas anderen Wert der auch zeigt, dass dann immer noch genug Gewinnmarge vorhanden ist.

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7

Dienstag, 6. Dezember 2011, 12:36

Vielen Dank schon mal zwischendurch für die ganzen Infos!

Hat denn jemand von Euch irgendeinen Anhaltspunkt, in welchen Stückzahlen solche Bausätze produziert und abgesetzt werden?

keramh

Moderator

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8

Dienstag, 6. Dezember 2011, 13:38

moin,

ich weiß nur, das Matthias immer so 5.000 - 10.000 Stück abspritzen läßt, unter dem lohnt sich der Transport des Werkzeugs und die Einrichtung der Maschine wohl nicht.
Nach wieviel Durchgängen (verkauften Stück) sich seine Entwicklungs- und Werkezeugkosten armortisieren, damit rückt er verständlicher Weise nicht raus.
Mir ist auch nicht bekannt wie lange ein solches Werkzeug hällt, hier denke ich aber auch nicht das es die von Dir angegebenen 100.000 Stück sind.
Der Verschleiß unter dem doch sehr enormen Druck ist recht hoch und gerade Feinheiten müssen dann oft nachgraviert werden.

9

Dienstag, 6. Dezember 2011, 13:53

Hallo!

Eine Anmerkung zu dem zugrunde gelegten Modell des Schiffes!

Nehmt doch einen Bausatz zum Rechnen, den Revell (oder wer auch immer) vor 30 Jahren entwickelt hat und der nun immer noch beworben und offensichtlich auch verkauft wird!

Dann kann man sich denken woher der Gewinn an der Sache kommt!

Vielleicht sollten wir nicht ein Modell berücksichtigen sondern die ganze Palette betrachten.

Gruss Ralf

thinkbig

unregistriert

10

Dienstag, 6. Dezember 2011, 14:29

Dann kommt ja noch ein ganzer Rattenschwanz hinterher....Verwaltung,Vertrieb,Marketing usw. etc.pp. Außerdem haben die meisten Kids mittlerweile erkannt, dass man lieber an der Spielekonsole oder dem Computer daddelt, als Modelle zu bauen, ergo sinkt der Absatzmarkt. Die Zielgruppe der Modellbauer ist heute deutlich älter, umgekehrt aber wiederum finanzkräftiger als vor ca. 30 Jahren. In Gesprächen mit Verantwortlichen der Modellbauindustrie habe ich erfahren, dass die Kits die wenigste Marge bedeuten. Verdient wird an den Begleitprodukten, wie Farbe, Verdünnung und Pinseln.

11

Dienstag, 6. Dezember 2011, 15:36

Hallo,
wenn wir belegbare Fakten hätten, dann wäre uns schon mal geholfen.
Hier denke ich vor allem an Dinge wie: Herstellungspreis, bzw. wie viel kostet es den Großhandel / Einzelhandel?
Wie hoch ist die insgesamt gefertigte Stückzahl?
Ohne die Fakten und eine ungefähre Einschätzung der Orte der Fertigung / Entwicklung lässt sich da leider nur wenig festmachen.

Bisher geht das zu sehr ins raten...
Hat jemand vielleicht Fakten, die das ganze etwas eingrenzen könnten?

lg,
Frank
Modellbau ist Kunst - und manchmal Sport - und darf niemals als Arbeit gesehen werden!

Im Bau: The 24-Gun Frigate Pandora 1:128 - RC
Im Bau: Schlepper Goliath - RC

12

Dienstag, 6. Dezember 2011, 16:25

Hallo!

Ein paar Infos habe ich herausgefunden:

Laut Wikipedia werden die Bausätze inzwischen in Osteuropa und Asien gefertigt. Auf den Bausätzen, die ich habe (Autos in 1:24 & 20)
steht als Produktionsland Polen, die Decals werden in Deutschland gedruckt.

Mit durchschnittlichen Absatzzahlen kann ich leider auch nicht dienen, lediglich die Rekordwerte von Revell habe ich gefunden.

Laut diesem Bericht (https://www.n-tv.de/archiv/Modellbauer-R…icle195772.html hat Revell von der Titanic (der Maßstab steht leider nicht dabei) 600.000 Bausätze und
von der Bismarck 400.000 Stück verkauft.

Woanders habe ich folgendes gelesen: Bereits im Jahr 2000 wurde der Zeppelin NT als Plastikmodellbausatz im Maßstab 1 : 200 vom Marktführer Revell AG aufgelegt,
ehe es Ende 2002 aus dem Sortiment genommen wurde. Bis zu diesem Zeitpunkte hatte Revell nach eigenen Angaben mehr als 20.000 Bausätze des Luftschiffes verkauft.

Somit hat sich für Revell bei diesem Bausatz (36 Teile, 11,9 € Kaufpreis) schon diese relativ geringe ( mir erscheint sie so) Stückzahl rentiert.

Ich hoffe, irgendjemand hat noch weitere Infos parat, dieser Thread interessiert mich brennend. ;)


Grüße,
Thomas

Noch was: bis 1995 hat Revell 5.000.000 Bausätze insgesamt verkauft.

13

Dienstag, 6. Dezember 2011, 19:49

Ich werfe nur mal eben ein, das zwar Revell so viele Teile verkauft hat, aber nirgends steht, wie viele „Endverbraucher“ sich dieses Teil zu diesem Zeitpunkt gekauft und tatsächlich bereits gebaut haben, sodass dieser Bausatz faktisch vom Markt ist.

In diesem Sektor ist zu vermuten, dass sich Händler auf Zeit eindecken und mit Verkaufszeiten von z.B. fünf Jahren rechnen. Ich schätze, dass man bei den Preisen ab Werk für Händler und den Katalogpreisen ruhig mit 300 % Aufschlag rechnen sollte – d.h., das beim ersten Kaufschwung bereits die Fixkosten drin sein müssen, um später über Rabattierungen gleichmäßige Erlöse zu erzielen.

Nur mal so nebenbei überlegt . . .

Lieber Gruß
Dieter
Mann kann über alles reden - nur nicht mit jeder 8o
... einfach tief Luft holen...

14

Dienstag, 6. Dezember 2011, 21:29

Hallo Johannes

Zum Geldverdienen muss man immer die Regel >Der Gewinn liegt im Einkauf< beachten.

Soll heissen das der Verkaufspreis nicht beliebig hoch angesetzt werden kann um Gewinn zu erzielen sondern an den Markt angepasst wird. Davon werden dann alle eigenen Kosten sowie die fiktive Gewinnspanne des Einzelhandels abgezogen. Danach sollte noch was übrig sein und das ist der Gewinn.

Dieser Gewinn ist umso höher wie es einem Hersteller gelingt die Herstellungs- und Vermarktungskosten zu senken. Daher werden so viele Arbeiten wie möglich in Billiglohnländern ausgeführt, z.Bsp. China um bei Bausätzen zu bleiben. Textilien z.Bsp. kommen aus anderen Ländern die noch billiger anbieten können. Also umso billiger der Formenbau und die Fertigung in Verbindung mit einem Preis der nicht für die werte Kundschaft zu teuer ist erzieht man einen höheren Gewinn.

Ausserdem: Durch einen Europaweiten wenn nicht sogar Weltweiten Vertrieb bei einigen Modellen kommt man auch zu einen hohen Stückzahl. Kosten geteilt durch Stückzahl ergibt mehr Gewinn desto mehr Stückzahl man herstellt.
Da die Formenbau- und Herstellungskosten ansich von Modell zu Modell unterschiedlich sind ist es wohl schwierig deren Höhe zu beziffern. Da wir hier vielleicht zu 99% 'nur' Laien sind werden wir wohl nie erfahren wie hoch die Kosten bzw. der Gewinn ist. Denn der 1% der bei einem Hersteller arbeitet und das weiss wird es nicht verraten. Ich sage nur: Betriebsgeheimnis.

Grüsse - Bernd :wink:

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15

Dienstag, 6. Dezember 2011, 22:41

Hey :)

Nachdem ich nun den Beitrag durchgelesen und überdacht habe mal mein Senf.

1.) Ich glaube das der Umsatz bzw. der dadurch entstehende Gewinn einer "Modellproduzierenden Firma" nicht nur an einem Modell gemessen werden darf. Über Produktionskosten eines Bausatzes wurde ja schon genug gesagt, deshalb ein anderer Denkanstoß: Italeri hat dieses Jahr einige Wiederauflagen ins Program genommen. Z.b. den MAN F8, Freightliner Dumper, etc. Die Spritzformen liegen dort vermutlich seit einigen Jahren im "Keller". Nachdem sie dann abgestaubt und kontrolliert wurden werden diese mit fischem "Plastik" befüllt, die Decals neu gedruckt, eventuell die Verpackung neu gestaltet und fertig ist der Bausatz für ca. 50€. Somit fallen einige Produktionskosten weg - Gewinn optimiert.

2.) Der Preis eines "neuen" Auto-Bausatzes liegt bei ca. 20€ (bsp. Revell), je nach Händler (die müssen ja auch von was leben). Somit schätze ich das hier doch ein Stück des Kuchens an den Hersteller geht, sonst würde der Preis doch etwas höher liegen.

3.) Bei einigen Bausätzenn wird meines erachtens "Werkzeugzusammenlegung" getrieben. Sehr gut zu sehn ist dies bei den Revell US-Truck Bausätzen. Der Rahmen, die Achsen, die Felgen, Reifen, Sleeper, Führerhaus etc. Is hier eigentlich ziemich oft das gleiche. Manchmal bekommt man auch Spritzlinge mit nicht benötigten Teilen. Also schließe ich daraus das man aus einer Spritzform x verschiedene Bausätze produzieren kann, was wiederum den Gewinn optimert.

Mein Fazit: Eine Modellproduzierende Firma muss am Jahresende sicher einen Gweinn ausschütten sont wären sie nicht mehr am Markt, den wer führt ein Unternehmen in den roten Zahle ohne Aussicht auf Gewinn?

So genug der Worte ich hoffe ich konnte euch meinen Standpunkt vermitteln und zur Diskussion beitragen.

Mfg Chri
Modellbaumotto: "Egal wanns fertig wird, wichtig ist das es schön wird" ;)

Eine Übersicht meiner Baustellen gibts hier: Profil von »chri«

Kammerfeger

unregistriert

16

Mittwoch, 7. Dezember 2011, 00:50

No dann auch mal meine Ansichten darbiete .......

a) die Kosten auf ein Modell mit entsprechender Hochrechnung an Stückzahlen würde ich mal als "falschen" Ansatzpunkt sehen.

z.B. ein 1/24er PKW kostet im Schnitt so um die 25,- bis 30,- --> hochgerechnet auf den reinen Materialwaufwand, dürfte dann ein 1/12er PKW nicht mehr als 50,- bis 60,- kosten?!
Tut er aber nicht, so billig wird man die (leider) nicht bekommen.

b) zu berücksichtigen ist auch, etabliert sich ein Hersteller als "Allrounder" oder als "Spezialist"? -> der Allrounder wird mit vielerlei anderen Produkten seine Palette ergänzen.
z.B. bei Revell den Farben -> hier wird wahrscheinlich eine recht hohe Marge drinn sein. ( bei 2,90 je Döschen ) detto bei all den Pinseln, Pinzetten, etc. ......

der Spezialist hingegen, wird locker auch das doppelte bis dreifache ( oder noch mehr) eines vergleichbaren Bausatzes veranschlagen können, wenn die Detailgetreue es entsprechend rechtfertigt.

Hierzu kommt natürlich noch das Klientel, welches auf die Teile zurückgreift. ( der 20 jährige Student wird sich so ein Teil wohl eher nicht leisten wollen )
auch als gutes Beispiel dient "Pocher" - Spitzenqualität ( zu damaliger Zeit )

Ein Problem, mit dem sich alle Hersteller befassen sollten, ist die Schnell-Lebigkeit der heutigen Zeit.

Früher freuten wir uns, wenn wir uns das überhaupt leisten konnten ->
1 Modell ( vielleicht sogar noch die passenden Farben dazu ) und wir waren glücklich. es gab noch nicht diese heutige Detailverliebtheit, die Ansprüche -> Realitätsnähe, ...
( kein INternet -> kein Vergleich zum realen Objekt ) -> ein Buch kostete damals bereits mehrere gute Bausätze ;)

Heute sind wir derart "verwöhnt", dass Dutzende Bausätze unsere eigenen Regale füllen. Zudem ein Maschinenpark, vom Zubehör gar nicht zu sprechen. Und trotzdem kaufen wir ( ich ja nicht so :baeh: ) jedes Jahr immer wieder auf´s Neue, und vergrössern das Warenlager.

Ich denke ( fürchte ), dass in Zukunft der Markt nur noch von einigen wenigen Herstellern bevölkert werden wird, die nicht nur Bausätze sondern vielmehr auch diverses Zubehör anbieten. Die qualitative Seite wird dann wohl eher zu wünschen lassen -> siehe den neuen Mustang, den alten ´57 Chevy , etc... ( die viele aber trotzdem fleissig kaufen, weil "ich den unbedingt haben muss" )

So nun aber genug der Philosophie ......

17

Mittwoch, 7. Dezember 2011, 14:44

Hallo

@ Kammerfeger:




a) die Kosten auf ein Modell mit entsprechender Hochrechnung an Stückzahlen würde ich mal als "falschen" Ansatzpunkt sehen.

z.B. ein 1/24er PKW kostet im Schnitt so um die 25,- bis 30,- --> hochgerechnet auf den reinen Materialwaufwand, dürfte dann ein 1/12er PKW nicht mehr als 50,- bis 60,- kosten?!
Tut er aber nicht, so billig wird man die (leider) nicht bekommen.







?? Das verstehe ich nicht ?? Warum haben die Kosten nichts mit den Stückzahlen zu tun.

Wenn ein Hersteller zum Bsp. von einem Modell 100.000 Stück anstatt 50.000 Stück auflegt hat er bei den 100.000 selbstverständlich weniger Kosten pro Stück. Natürlich muss er dafür mehr Material in Form von Plastikgranulat einsetzen aber er hat keine extra Formkosten (ausser Verschleiss) und die Vertriebskosten dürften sich pro Stück auch nicht erhöhen. Ergo mehr Gewinn.

Ich glaube bei Deinem Beispiel von dem doppelten Preis bei 1:12 zu 1:24 hast Du einen Rechenfehler begangen. Ein Modell in 1:12 ist doppelt so lang, breit und hoch wie eins in 1:24 und somit ist der Materialeinsatz 8x so hoch. Ist der Preis auch so hoch? Sicher nicht. So hohe Preise würde wohl keiner zahlen wollen.

@ Christopher: Zu Deinem Punkten 1 und 3 kann ich sagen das ich das zum Teil auch so sehe. Natürlich kann man mit Wiederauflagen Geld verdienen da die Formen ja vorhanden sind. Die müssen nur evtl.überarbeitet werden kosten aber nicht so viel wie Neue. Neue Decals und Verpackung kosten nicht die Welt.

Und so ein Teilemix ist aber in der Regel nur bei den Trucks und Eurolastern möglich. Und das ärgert mich auch regelmässig. Bei Schiffen oder Flugzeugen zum Bsp. geht das nicht so einfach ausser bei der Decalgestaltung. Dafür gibt es genug Beispiele. Anderes Decal = Neuer Bausatz = mehr Gewinn bei geringen Extrakosten.

Ich denke aber das wir es nie so richtig erfahren werden wie hoch der Gewinn der Hersteller ist denn Die werden es niemanden verraten. Und alle Firmen müssen Gewinn erwirtschaften sonst gehen sie Pleite.

Grüsse - Bernd :wink:

Beiträge: 413

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18

Mittwoch, 7. Dezember 2011, 15:15

Und so ein Teilemix ist aber in der Regel nur bei den Trucks und Eurolastern möglich. Und das ärgert mich auch regelmässig. Bei Schiffen oder Flugzeugen zum Bsp. geht das nicht so einfach ausser bei der Decalgestaltung. Dafür gibt es genug Beispiele. Anderes Decal = Neuer Bausatz = mehr Gewinn bei geringen Extrakosten.

Ich denke aber das wir es nie so richtig erfahren werden wie hoch der Gewinn der Hersteller ist denn Die werden es niemanden verraten. Und alle Firmen müssen Gewinn erwirtschaften sonst gehen sie Pleite.

Grüsse - Bernd :wink:
MMhhh... Ich glaube das ist nicht nur bei den Trucks/Fliegern so. Wenn ich mir überlege von alten Mustang hat Revell momentan 3 verschiedene Varianten auf dem MArkt, die sich eigentlich nur in der Karosserie und ein paar Details unterscheiden. DA wird für das jeweilige Modell eine extra Karosserie entwickelt, noch schnell einen Spritzling mit allen extrateilen und fertig ist die Sache. Wird beim R8/R8 Spyder oder den DTM-Modellen nich anders sein.

Desweiteren ist der Formenaustausch unter den Herstellern nicht zu unterschätzen. Den dabei werden große Stückzahlen produziert, wobei die Entwicklungskosten gleich null sind...

Meiner Meinung nach sollten die großen Hersteller mehr daruf achten, was denn überhaupt verlangt wird. Denn ein SLS oder R8 ist zwar für Anfänger ganz schön, jedoch gibt es meiner Meinung immer noch sehr großes Potenzial bei vielen verschiedenen Modellen (Ich sage nur Ford Capri. Der ist auf dem Markt überhaupt nicht vertreten und würde sich verkaufen wie geschnitten Brot)
Gruß Max

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19

Mittwoch, 7. Dezember 2011, 17:24

Hallo Maximilian

Ja, auch bei Personenwagen wird gern mal neu aufgelegt und auch gerne mal ein neues Decal beigepackt ergibt jedesmal einen neuen Bausatz = Mehr Gewinn. Ich hatte die Laster, Schiffe und Flugzeuge allerdings auch nur als Beispiel genannt denn es dürfte im gesamten Angebot immer wieder Neuauflagen geben die Gewinn versprechen.

Allerdings liegst Du mit der Aussage das die Hersteller darauf achten sollten was verlangt wird falsch. Das tun Die !! Oder glauben das zumindest. Die machen immer Marktanalysen imdem auf Messen Händler gefragt werden was die Kundschaft sucht und zum Teil die Verbraucher dort auch direkt. Ich habe einmal als Urlaubsvertretung in einem grösseren Modellbaugeschäft ausgeholfen und hab' noch nie von Kunden gehört die nach einem Capri gesucht haben. Der Wunsch war in der Regel immer Ferrari - Porsche - Käfer - Fiat 500 - selten Lambo - usw.. Also ist der erkennbare Trend der Kundschaft Luxusschlitten und süsse Oldtimer. Und das bieten die Hersteller auch an.

Ich selber habe einmal auf einer Messe bei Revell angefragt ob es nicht möglich wäre auf Basis des Feuerwehr-Atego's eine Abwandlung auf eine normale Kabine als 7,5 Tonner rauszubringen. Ich hielt das und halte das noch immer für eine gute Idee wenn man bedenkt wieviele Nahverkehrskutschen rumdüsen. Verteilerfahrzeuge, Mietfahrzeuge, Abschleppwagen usw.usw., gerade in diesem Sektor gibt es so viele unterschiedliche Varianten. Ich denke mal da ein 7,5 Tonner nicht so viel Platz beansprucht wie ein 40 Tonner wäre da ein entsprechend grosser Markt, Zuhause und im Büro.

Antwort Revell: Nein - Kein Handlungsbedarf. So was wird nicht nachgefragt.

Wenn die werte Kundschaft (also wir) die Ferrari's, Porsche's, Käfer und Co. nicht kaufen würden würden die Hersteller auch keinen Gewinn mit diesen Bausätzen erzielen. Dann würden die vielleicht einen Capri oder auch mal einen anderen Modellwunsch erfüllen um wieder in die Gewinnzone zu kommen. Glaube allerdings das wird so schnell nicht vorkommen.

Zum Beispiel war ich am Montag mal wieder in zwei Modellbaugeschäften und habe dort keinen einzigen Ferrari und so vorgefunden (habe ich auch nicht gesucht). Auf die Frage des Verkäufers was mein Begehr ist antwortete ich: Ferrari. Antwort des Verkäufers: Ausverkauft, Nachbestellt, kommt wieder rein.

Sorry Johannes, ich bin etwas von Deinem Thema abgekommen.

Grüsse - Bernd :wink:

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20

Mittwoch, 7. Dezember 2011, 20:11

Tolles Thema,sehr interessant!!
Bei dem rechnen über die kosten habt ihr,glaube ich,einen wichtigen
punkt vergessen.Die Lizenzen...
Die Hersteller der originalen lassen es sich ganz bestimmt
gut bezahlen das ihr Name auf der Verpackung steht.
Alex
"Alles ist wie immer,nur schlimmer"-Bernd das Brot :D

Kammerfeger

unregistriert

21

Mittwoch, 7. Dezember 2011, 22:37

somit ist der Materialeinsatz 8x so hoch
Warum? :nixweis: 8x ?

steh da grad mal ein wenig auf der Leitung...... :pfeif:

Gut, vielleicht nicht nur der doppelte Materialeinsatz ( Wandstärke der Teile ), aber gleich 8fach?

Denke die einzige ( nicht bekannte ) Variable ist, wie lange eine solche Abgussform hält.

Ist schon klar, dass der Gewinn bei 100t höher ist als bei 50t , unter der Voraussetzung, dass die Form 100t Stück aushält.

Dennoch bin ich der Ansicht, dass mit manchen Bausätzen (Artikeln) kein Gewinn erzielt wird, sondern dieser einfach aus "Prestige"-Gründen zum Verkauf gelangt.
-> um den geneigten Kunden bei der Stange ( im Geschäft ) zu halten.

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22

Mittwoch, 7. Dezember 2011, 22:49

Hey :)

@Alex Das Thema Lizenzen is wirklich nicht zu verachten. Wäre auch neugierig wie hoch die sind :nixweis:

Mfg Chri
Modellbaumotto: "Egal wanns fertig wird, wichtig ist das es schön wird" ;)

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23

Donnerstag, 8. Dezember 2011, 07:47

Hallo Kammerfeger,

bei einer Verdoppleung der Größe eines dreidimensionalen Models gilt die Formel 2³=8, da ja in jede Richtung die doppelte Länge vorhanden ist (Länge X Breite X Höhe). In dieser Rechnung ist eine größere Wandstärke noch nicht berücksichtigt. Zudem benötigt das größere Werkzeug und die dickere Wandstärke eine deutlich längere Taktzeit, was die Kosten nochmals erhöht.

Gruß

Marcus

24

Donnerstag, 8. Dezember 2011, 10:08

Hallo Marcus

Danke das Du die Rechnung erläuterst hast. Ist ist ja nicht einfach so das ein 1:12er Modell nur doppelt so gross ist wie ein 1:24er und dann das doppelte kostet. Doppelt heisst, richtig erkannt, doppelt so lang, doppelt so breit, doppelt so hoch - daher nicht nur doppelt so teuer. Gedanklich könnte man auch je zwei 24er Modelle vor, neben und übereinander stellen und merken das 8 Modelle den gleichen Platz benötigen wie ein 12er Modell.

@ Alexander: Lizenzen sind ein Thema für sich. Da zahlt mal der und mal der oder keiner. Um mal bei PKW's und LKW's zu bleiben: Mir ist bekannt das ein Modellherstellen bei den Automobilherstellen anfragen muss ob er ein Modell anfertigen darf. Der kann dann nein oder ja sagen. Oder die Freigabe nur für ein bestimmtes Modell geben. Und in der Regel, obwohl ein Modell auch eine Werbung für den Originalhersteller ist, wird dafür eine Lizenzgebühr verlangt die von Rechteinhaber zu Rechteinhaber unterschiedlich sein dürfte.

Dann gibt es auch Fahrzeughersteller die die Lizenzen exclusiv an einem Modellhersteller vergibt. Da kann der Modellhersteller sicher sein das nur er die entsprechenden Modelle auf den Markt bringen darf, muss aber dafür auch eine höhere Gebühr bezahlen.

Dann gibt es auch Fahrzeughersteller die keine Lizenzen für Bausätze, dafür aber für Fertigmodelle vergeben. Trotzdem gibt es Bausätze von genau diesen Fahrzeugherstellern. Als Beispiel möchte ich mal den Italeri Bausatz 3697 "4 Wheel Drive 109'LWB" anführen. Der sieht nicht nur so aus wie ein Land-Rover, das ist auch einer, wird aber nicht mehr bei dieser Wiederauflage so genannt wegen fehlender Lizenz. Also keine Lizenzgebühren.

Und dann gibt es auch noch Lizenzgebühren die ein Rechteinhaber an einen Modellhersteller zahlt. Kann auch sein das es in diesem Fall anders genannt wird. Zum Beispiel dürften bei den Italeri Containersattelzügen "NYK" und "Schenker" Gelder in Richtung Italeri geflossen sein da diese Firmen Werbung für sich machen wollten. Im den anderen Fällen werden ja nur die LKW's mit Phantasie-Beschriftungen angeboten da der Modellhersteller keine Lizenzgebühren an eine Spedition zahlen möchte.

Bestimmt gibt es dazu auch noch andere Details und Möglichkeiten. Aber ich denke auch hier werden wir nicht alles erfahren da das alles unter 'Betriebsgeheimnis' fällt,

Grüsse - Bernd :wink:

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25

Donnerstag, 8. Dezember 2011, 10:54

Hallo zusammen,

erst einmal ein dickes Dankeschön an Euch alle für die rege Beteiligung. Da waren reichlich viele gute Ideen und Überlegungen dabei, dazu auch schon ein paar echte Fakten.
Dennoch wäre es klasse, wenn wir es schaffen würden die Betrachtungen noch mehr mit echtem Wissen zu hinterlegen, wohl wissend, dass es nicht einfach ist an bestimmte Informationen zu kommen.

Da ich von Berufs wegen derartige Basiszahlen im Bereich von Automotive-Entwicklungen genauestens kenne, denke ich halt, dass es bei über 5000 Forenmitgliedern doch noch den einen oder anderen Spritzguss-Fachmann oder professionellen Modellbauer / Einzelhandelskaufmann geben müsste, der ein bisschen hinter die Kulissen schaut.

Was mir beispielsweise bekannt ist:
- Die Marge im Einzelhandel im Falle eines spezialisierten Holzhandels (nicht Baumarkt) liegt bei etwa 30%.
- Der Materialeinsatz im Spritzgus ist beinahe vernachlässigbar. Somit hat er kaum Relevanz für die Herstellkosten.
- Grob kalkuliert man an Herstellkosten für einen Konstrukteur (Ing.) 10.000 EUR pro Mannmonat. Bei einem technischen Zeichner ergibt sich immer noch en HK von 6.000 bis 7.000 EUR. (Ergibt sich aus Lohnnebenkosten, Softwarelizenz, CAD-Maschine etc.)
- Absolut jedes Einzelteil muss separat in 3D modelliert werden, es sei denn, ein Original steht zur photometrischen Abtastung zur Verfügung.
- Ein real verfügbares Fahrzeug lässt sich von der Karosse innerhalb von 2 Tagen in höchster Qualität abtasten. Mit den erforderlichen Daten-Nachbearbeitungen kommt man auf 1 Woche. Budget: < 20.000 EUR (nur Karosse!)

Mein Vorschlag:
Hier im Forum gibt es doch eine Reihe Werkzeugmacher, Maschinenbauer, Zeichner und Kosntrukteure. Könnt Ihr nicht noch ein paar Einschätzungen liefern?
Mich persönlich würde vor allem der konstruktive Aufwand interessieren. Auf Basis vorliegender 2D-Zeichnungen alle Bausatzteile zu konstruieren / zu zeichnen erfordert in meinen Augen gewaltig viel Arbeit.

Zum Thema Logik - "würde man kein Geld verdienen, dann würde es ja keiner machen".
Stimmt schon - aber da gabs doch auch eine äußerst namhafte Firma Märklin, die selbst als Weltmarktführer in die Insolvenz ging, oder?

Thema Stückzahl:
Bei 5.000 Forenmitgliedern mal durchschnittlich 40 Modelle am Lager (bewusst hoch gewählt) komme ich auf 200.000 Modelle. Jetzt lassen wir mal die Forenmitglieder 10% der extrem aktiven Modellbauer sein. Dann sind wir bei 2 Millionen Modellen. Plus die gleiche Anzahl an sporadischen Modellbauern macht 4 Mio.
Bedenke ich dann, dass sicherlich über 300 aktuelle Bausätze im Umlauf sind, jeweils mit einem Amortisationsbedarf von 100.000 Stück, dann müsste man 30 Mio. Bausätze vertreiben. Olala.

Versteht Ihr meine Bedenken, wie das alles so klappt?

Meine Vermutung:
a) die Herstellkosten liegen deutlich niedriger, durch extremes Outsourcing in Billigstlohnländer (Carrera beispielsweise produziert in China)
b) die Produktionszahlen liegen deutlich unter 100.000, damit sich viel früher ein Break even ergibt

Alles nur Gedankenspiele bei nahezu völliger Ahnungslosigkeit. Nun seid Ihr wieder dran.

Gruß,
Johannes

26

Donnerstag, 8. Dezember 2011, 11:10

Bei allem Spaß

Moin, du wirst da nur Luftzahlen bekommen. Ich war schon auf Toy- und Modellmessen und habe folgende info.
Flieg zu einer Modellmesse auf der Kit-Fabriken aus Taiwan oder China ausstellen. Nimm einen Prototypen deines Wunschmodells mit und frage nach Stückzahlen inkl. 3D-Umsetzung, Shipping und Verpackung.
Den Prototyp liefert man in Einzelteilen und einmal komplett aus Resin o.ä. Die Teile werden dann gescannt und umgesetzt.
Nur dann bekommst du eine Zahl mit der du rechnen kannst.

Ich schätze den Unterschied bei den Produktionskosten von Deutschland nach Fernost auf 20:1

Gruß Andreas
Den Rest mach ich morgen...

  • »jo-loom« ist der Autor dieses Themas

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27

Donnerstag, 8. Dezember 2011, 11:33

Hi Andreas,

Deine Angabe kann ich nur bestätigen. Für die Entwicklung eines Auto-Frontscheinwerfers mit Xenon-Einsatz und LED-Leiste budgetiert man hierzulande locker 1 Mio. Entwicklungskosten (inkl. Werkzeuge). In China gibts die für unter 60.000 EUR.
Freilich ohne jedes Prüfzeichen und in absurder Qualität.

Aber Dein Vorschlag ist nicht dumm. Evtl. such ich mir mal einen Anbieter in der Business-Plattform made-in-china.com und stell eine Dummy-Entwicklungsanfrage.

Gruß,
Johannes

28

Donnerstag, 8. Dezember 2011, 15:52

Hallo Johannes

Zur Zeit sind hier ca. 5900 Mitglieder, aber hast Du Dir schon mal die Mitgliederliste angeschaut ? Fast die Hälfte davon hat seit Jahren der Mitgliedschaft noch nie einen Beitrag geschrieben. Sind die alle kurz nach ihrem Eintritt hier verblichen ? Und vom den 'aktiven' +/- 3000 Mitgliedern haben wiederum die hälfte nur wenige Beiträge erbracht.

Also bleiben noch ca.1500 übrig die hier öfters ihre Meinung sagen, aber wieviele davon haben Ahnung von den Produktionsprozessen eines Modellherstellers ? 10 %, 5 %, 1 % ? Ist aber egal, wären immer noch genug wenn die was sagen würden. Werden die aber nicht da ja alles ein Betriebsgeheimnis ist. Vielleicht sagen das aber auf Anfrage die Chinesen.

Zum Untergang von Märklin, ohne es genau zu wissen, hat wohl geführt das die fast nur Modellbahnen hergestellt haben. Ausserdem war die Produktion in Deutschland und mit teurer Technik. Und die Interessen der Kundschaft haben sich geändert und/oder wollten die hohen Preise nicht mehr zahlen.

Ein Modellhersteller bietet im Gegenteil viele unterschiedliche Modelle und Massstäbe an. Und so kann er wenn zum Bsp. ein Laster nicht so gut läuft den dann entstehenden Verlust mit einem Gewinn bei den Militärmodellen verrechnen. So eine Mischkalkulation konnte Märklin nicht durchführen.

Und bei den Stückzahlen werden in einigen Sparten, insbesondere bei Autos, bestimmt locker 100.000 Stück aufgelegt und bei anderen nicht so gegehrten Sparten weniger. Auch werden durch die Hersteller nicht nur Europa bedient sondern es findet ein weltweiter Handel statt. Ich habe schon in Online-Shop's in Australien und USA Euro-LKW- und Trailerbausätze von Italeri gefunden die ich nicht erwartet hatte dort vorzufinden. Ob in Übersee aber viele davon verkauft werden weiss ich auch nicht.

Fragen über Fragen. Bitte Leute - Sagt uns die bittere Wahrheit. Wir können das verkraften hoffe ich.

Grüsse - Bernd :wink:

29

Freitag, 9. Dezember 2011, 09:17



- Die Marge im Einzelhandel im Falle eines spezialisierten Holzhandels (nicht Baumarkt) liegt bei etwa 30%.

Das kann ich für den Spielwaren-Fachhandel (also nicht Toys 'r Us oder ähnliches) bestätigen. Eine Handelsspanne von um die 30% ist üblich.



Zum Untergang von Märklin, ohne es genau zu wissen, hat wohl geführt das die fast nur Modellbahnen hergestellt haben. Ausserdem war die Produktion in Deutschland und mit teurer Technik. Und die Interessen der Kundschaft haben sich geändert und/oder wollten die hohen Preise nicht mehr zahlen.

Sorry Bernd, da muss ich teilweise widersprechen. Modelleisenbahnen sind nach wie vor ein Renner, und die Preise sind einem Großteil der Kundschaft ziemlich wurscht. Das Publikum sind hier meist ältere Männer mit entsprechender finanzieller Ausstattung, gleich ob die für sich bauen oder für den Enkel. Ich kenne in Nürnberg und Umgebung eine Anzahl reiner Eisenbahnläden, die sich hervorragend halten, aber die Modellbauläden sind im Lauf der letzten 10-15 Jahre fast alle weggestorben.

Aber Dein Punkt über die Produktion ist richtig. Ein Industriearbeiter kostet das Unternehmen in Deutschland etwa 33.000 € im Jahr. Ein Industriearbeiter in Polen kostet das Unternehmen etwa 5.000 €. Beide Zahlen sind aus dem Jahr 2005, sind aber m.E. aussagefähig genug über das West-Ost-Gefälle der Produktionskosten. Den Satz eines chinesischen Industriearbeiters kann sich jeder selber denken ...

Viele Grüße,
Uli
Aktuell im Bau:
' 57 Corvette Roadster von Monogram

Zuletzt erfolgreich fertiggestellt:
Citroen 2CV Charleston von Revell

30

Freitag, 9. Dezember 2011, 12:18

Hallo!
So langsam kommen ja ein paar Vergleichsfähige Werte zustande.
Da kann man schon mal absehen, dass sowohl die "Design-kosten" wie auch die "Herstellungs-Kosten"
wohl um ein Gutteil günstiger sein dürften, wie anfangs angenommen.
Das bedeutet aber vor allem, das man mit vergleichsweise niedrigeren Verkaufszahlen bereits Profit macht.
In diesem Falle würde es sich sogar lohnen, "Lock-Angebote" zu kreieren, mit denen man kein Geld verdient.
So erhielte man einen besseren Namen und würde stärker die Käufer binden.
Also kommt nun die Kategorie "Mischkalkulation" ins Spiel...
Das wird wohl nicht einfacher!

Ansprechen möchte ich jetzt nur noch, dass der Transport - auch wenn PS und Pappe nicht viel wiegen -
eine Frage des zu transportierenden Volumens bleiben.
Hier geht jetzt der Kostenanteil doch in eine nicht zu vernachlässigende Höhe...

lg,
Frank
Modellbau ist Kunst - und manchmal Sport - und darf niemals als Arbeit gesehen werden!

Im Bau: The 24-Gun Frigate Pandora 1:128 - RC
Im Bau: Schlepper Goliath - RC

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