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Samstag, 24. April 2021, 22:21

Das Modell der Reale im Marinemuseum Paris zeigt im Achterkastell eine Reihe von kleinen Fenstern, ebenso der diesem Modell abgenommene Plan der Freunde des Museums.



Bei Heller hat man die Fenster weggelassen und mehr auf eine Carport-Optik gesetzt. Warum, das ist mir ein Rätsel. M.E. wäre der Formenbau damit nicht überfordert gewesen.



Ich habe ein Fenster aus Polyprofilen gebaut und abgegossen.



Der ganze Effekt wird sich aber erst zeigen, wenn die Reihe komplett verfenstert ist und die Fenster verglast sind.



Das Innere des besagten Kastells ist wenig detailliert gestaltet.



Ich habe den Parkettboden des Achterdecks neu zugeschnitten und im Kastell verlegt.



Hinter dem schönen Gitter (auf dem ich als Offizier einer solchen Menschenschindemaschine auch bestanden hätte) wird man freilich nicht viel davon sehen.



Ich erwäge, wenigstens die Türen zu öffnen. Ob man das sehr filigrane Gitter wohl abgießen kann...?

Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

392

Sonntag, 25. April 2021, 13:49

Zwei grundlegende Überlegungen weil ich ich Idee grundsätzlich für ausgesprochen gut halte.

Ich sehe die Idee auch durch die historische Gegebenheit gedeckt, daß es in der kleinen Eiszeit schon mal unerfreulich frisch sein konnte.
Die Galeeren waren ja in der Regel sowieso nur während der Sommermonate im Einsatz weil die Wintermonate oft extrem kalt und stürmisch waren.
Es ist belegt, daß das Meer an der Küste vor Marseille teils vereist war und von Venedig ist über 50 Mal eine gefrorene Lagune dokumentiert.
Die Flüsse Europas waren in vielen Wintern bis hin zum Guadalkanal in Südspanien des Winter gefroren. Selbst die von meterhohen Eisschollen bedeckte, komplett zugefrorene Themse bei London ist vielfach auch in sehr eindrucksvollen Gemälden dokumentiert.

Für die dazugehörigen Stürme war und ist das Mittelmeer ja bekannt. Auch der sonstige Schiffsverkehr war im Winterhalbjahr eingeschränkt.
Auch die Sommer waren in der kleinen Eiszeit bis gut ins 18.Jahrhundert teils so schlecht, daß in Europa durch katastrophal schlechte Ernten diverse Hungersnöten die Folge waren.

Auch auf einer Galeere war es wenigstens auch im Frühling und Herbst oft nicht gerade erträglich warm wie heute.

Die von Dir gerade gebaute Nachtabdeckung war zum Schutz der Mannschaften bitter notwendig .
Eine Galeere mit kranken oder toten Ruderern hat einen "kaputten Motor" oder ist gar voll funktionsunfähig !
Die Stütz-Konstruktion sieht schon jetzt sehr überzeugend aus. Wird genial werden !

Die Kajüte des Kapitäns wiederum lag ja nicht unter dem Schutz dieses Nachtzeltes und bedurfte ihrerseits wiederum einer geschlossenen Gestaltung um ebenfalls nicht komplett auszukühlen. Deswegen die Fenster.

Es ist auch davon auszugehen, daß diese Kajüte ebenso vorne und hinten geschlossen werden konnte ... sonst hätts ja Tag und Nacht durchgezogen wie nichts und dann wären auch die seitlichen Fenster vollkommen sinnlos gewesen.
Vielleicht mit beweglichen Elementen oder wenigstens durch Vorhänge/Tuche.
Die von Dir schon angesprochene Ziergitterwand war sicherlich ein Teil dieses Systems.

Die erste Überlegung ist, ob die zugrunde liegende Zeichnung überhaupt zum Hellermodell paßt ?
Die "La Reale" Galeeren wurden ja alle paar Jahre neu gebaut. Alle sind zwar irgendwie ähnlich und dennoch unterschiedlich in Details.

Zum Beispiel kann ich in der von Dir so genannten Carport-Konstruktion eine merkbar erhöhte Zahl konstruktiver Holzelemente/Stützen ablesen. Vermutlich handelt es sich um dünnere Holzquerschitte, die durch eine erhöhte Anzahl die gleiche Tragfähigkeit haben. Auch die Schmuckgestaltung weist auf einen möglichen anderen Ursprung hin.

Aus der Zeichnung interpretiere ich eine zur Grundkonstruktion passende Gestaltung der Fenster.
Sie passen ja perfekt in das hohe, schmalere Stützraster und bieten dadurch mehr Licht bei gleichzeitig geringem Aufwand weil die Fensterrahmen direkt an der Stützkonstruktion befestigt sind.

Die Leichtigkeit der Gesamtgestaltung wird dabei unterstützt, weil die gewählte Form der Rundbogenfenster auch zu diesem vertikalen Format paßt.
Diese erste Variante finde ich deshalb momentan nicht wirklich zum Schiff passend.
Das wird einen sehr geschlossenen Eindruck ergeben.
Die Leichtigkeit der Konstruktion wird darunter leiden.


Die zweite Überlegung ist ob es sinnvoll ist dieses vertikale Format in das horizontale Format der Stützkonstruktion des Hellermodells überhaupt zu übernehmen ... ?

Ist es nicht viel mehr anzunehmen, daß der damalige Gestalter für die Konstruktion des Modells ein anderes Fensterformat gewählt hätte, das sich auf ganz natürliche Weise aus dem horizontal liegende Rechteck bzw Rhombus ergibt ?

Ist die spielerische Variation eines Rundbogens überhaupt bei einem liegenden Format ästhetisch wünschenswert ?
Ist eine komplette Reihe zwar einfacherer, aber klar gestalteter, rhomboider Fenster im klassischen, liegenden Format nicht auch sehr attraktiv ?

Der eigentliche Reiz, die Schönheit wird sich auch bei scheinbar einfacheren, rechteckigen Fenstern durch die Wiederholung des Elements für das Auge Stück für Stück von selbst entwickeln. ( Eine griechische Säule allein macht noch keinen Tempel ... in Reihe wirds zum Kunstwerk )
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

393

Sonntag, 25. April 2021, 15:58

Markus, was täte ich nur, wenn ich dich nicht hätte?! Dein Einwurf hat mich verunsichert, und ich habe mir das Pariser Modell noch einmal angesehen. Pardauz! Da habe ich dem Plan doch ohne große Prüfung abgekauft, dass er sich besser an das Vorbild hält als die Konstrukteure von Heller. Das ist nicht der Fall. Ich tue Abbitte. Die Carport-Gestaltung am Modell entspricht in ihrem offenen Charakter und in der Anzahl der Stützelemente dem Modell im Marinemuseum. Die acht Fenster für die Steuerbordseite sind bereits fertig, aber zum Glück noch nicht eingebaut, die Herstellung der acht für die Backbordseite werde ich mir schenken.
Nochmals vielen Dank für die Aufmerksamkeit und den kritischen Kommentar!
Schmidt
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394

Sonntag, 25. April 2021, 16:51

Um Gottes Willen, ich wollte Dich sicher nicht von dem Detail abhalten ... ganz im Gegenteil ...

( der Plan kann ja auch von einer der vielen anderen Reales stammen 10 Jahre vorher oder 10 Jahre nachher oder oder ... ist deswegen ja noch nicht falsch ... nur eben nicht der vom Hellermodell ... und daß es da Fenster gab ist deswegen auch nicht falsch )

Nur weil diese Fenster nicht im Museumsmodell dargestellt sind heißt das doch nicht, daß es diese nicht gegeben hat.
Die Konstruktion des Nachtsegels, die Du gerade baust, ist ja auch nicht im Museumsmodell dargestellt, weder die Stützen noch das Segel.
Dennoch verfügten wahrscheinlich alle diese Galeeren über eine entsprechende Einrichtung/ Konstruktion.
Und diese Konstruktionen waren auch nicht alle standardisiert identisch sondern offensichtlich alle individuell auf das jeweilige Schiff abgestimmt.

Ich halte es deshalb für sehr wahrscheinlich, daß es aufgrund der beschriebenen klimatischen Gegebenheiten der kleinen Eiszeit auch auf jeder anderen Galeere Einrichtungen zum Wetterschutz der Besatzung und der Kapitänskajüte gegeben haben muß.
Alle sinngemäß gleich ... nur eben auch alle an die jeweilige Konstruktion angepaßt ... dadurch eben in individueller Gestaltung.

Ich wollte Dich eigentlich ermutigen das Prinzip sinngemäß passend auf das andere Fensterformat des Hellermodells umzusetzen .
Vom Nachtsegel hast Du ja auch keine detaillierten Pläne, die genau die Konstruktion für genau die eine und einzige La Reale des Hellermodells zeigen ... und dennoch baust Du eine sinngemäß dazu passende Konstruktion, die nach jetzigem Stand wunderbar wird.

Mit Mitteln wie man sie von hunderten Schiffen der gleichen Epoche als bekannt voraussetzen kann ... eigentlich eine Art Standardfenster ... damals sicher von jedem beliebigen Schreiner umsetzbar.
So, wie die Galeere vom Plan eine andere Dachkonstruktion mit dazu passenden hohen Fenstern hat, so hätte die Hellergaleere auch passende Fenster ... nur konsequent breiter und flach.

schnelle Skizze



( die Lückenfüller Fensterkreuze zum Heck hin sind natürlich optional und nur aus einem Gedankenspiel entstanden )

Und jetzt stell DIr da oben drauf noch das luxurios geschmückte Stoffdach vor ... und daneben die anderen goldenen Schmuckelemente ...
Die Fensterrahmen wären auch in Gold oder dem Blaugrau darunter sehr lecker ... vermutlich optisch zurückhaltender als das Rot ... damit kann man ja spielen.
Das alles fast direkt übergehend in das festlich geschwungene Stoffdach des Galeerenfestes ... oder was auch immer Deine Phantasie gerade mit dem Nachtsegel vor hat !

-----

Für vieles gibt es halt keine originalen Pläne mehr ... so es diese je gab ... was uns nicht davon abhalten sollte etwas in diesem Sinne nachzufertigen und passend zu interpretieren. Der halbe historische Schiffsmodellbau ist doch nicht viel anderes.

Wo wäre die Wissenschaft der vergangenen Jahrhunderte bis heute ohne all ihre Hypothesen ?
Und vielleicht taucht in irgendeiner Zukunft aus irgendeinem vergessenen französischen Archiv ein Plandetail auf, das diese gebaute Hypothese dann unterstützen wird.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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395

Mittwoch, 28. April 2021, 12:53

Markus, ich danke dir für dein „Vermittlungsvorschlag", habe mich aber entschieden, die Fenster wegzulassen. Sollte ich noch einmal eine Reale bauen, werde ich sie von Anfang an einplanen. Der nachträgliche Einbau erscheint mir nun doch zu heikel, nicht zuletzt weil das gesamte Achterkastell wegen der Beleuchtung nur locker aufgelegt werden kann, damit die Batteriekästen zugänglich bleiben, dabei aber über einen extrem dünnen Draht mit dem Rumpf verbunden ist. Den habe ich jetzt einmal reparieren können, einen zweiten Bruch will ich nicht riskieren.
Bevor es nun endlich an das Stützgerüst für das Sonnensegel ging, mussten noch ein paar Einbauten erledigt werden. Hier zunächst die Fallen der großen Rute. Andere Modelle zeigen nur eines, Heller hat zwei vorgesehen, und ich bin dabei geblieben. Die Blöcke habe ich überarbeitet, das Bodenteil ist eine Eigenkonstruktion. Die Fallen funktionieren. Hängt man statt der leichten Rute ein Bleigewicht an, kann man es hoch und runterlassen. Sehr befriedigend für Spielkinder. Im Original liefen die Fallen wohl unter der Coursie nach hinten und wurden dort wieder nach vorne umgelenkt, so dass die Mannschaft in ausreichender Stärke auf dem hinteren Teil der Coursie die Rute hochziehen und fieren konnte.



Vorbildgerecht ist die Coursie jetzt mit Planken abgedeckt, die sich abnehmen lassen. Das mittlere, große Geschütz zeige ich in der Rückstoßposition. Dazu musste ein Gutteil der Planken weggenommen werden. Man möchte sich gar nicht vorstellen, welch chaotische Zustände bei einem Gefecht dort vorne herrschten. Zeitgenössische Maler haben Galeeren Gefechtsszenen dargestellt, und die entsprechenden Partien sehen aus wie Breughelsche Höllengemälde.



Das neue „Achterdeck" mit seinem Vierecksparkett ist montiert, auch die Geländer sind wieder an ihrem Platz. Besonders der Niedergang sorgt für einen stärker räumlichen Eindruck. Es fehlen noch die Abdeckklappen. In dem Gitter zum Achterkastell, das ich dazu abformen musste, um neue Teile zu gewinnen, sind jetzt die Türen geöffnet.



Und dann ging es endlich an die Stützen. Ich muss zugeben, dass meine tödlich geniale Stellprobe mit dem gebogenen ABS-Röhrchen weitestgehend verlorene Liebesmühe war. So genau ließen sich die Maße einfach nicht abgreifen und übertragen. Ich musste mehr oder weniger so vorgehen, wie man es auch beim Original gemacht haben wird. Zunächst habe ich ein starkes Tau am Mast befestigt und über das erste und letzte Stütz-V gespannt.





Danach habe ich jede einzelne Stütze geschätzt, gemessen, anprobiert, weggenommen, verändert, wieder anprobiert, weggeworfen, neu gebaut oder nochmals verändert und eingesetzt. Kein wirklicher Spaß. Ein halber Millimeter zu viel abgeschnitten, und das Ding war zu klein. Anfangs konnte ich es dann womöglich noch anderswo einsetzen, aber mit jeder zusätzlichen Stütze wurde der Spielraum für die nächste kleiner und kleiner. ich habe insgesamt fünfzehn Stützen eingebaut und dafür ca. fünfundzwanzig gebaut.



Als die ganze Konzeption zum ersten Mal fertig war, durfte ich bemerken, dass ich mich irgendwo bei den Abständen verrechnet und eine Stütze zu wenig eingebaut hatte. Das Problem ließ sich noch einigermaßen leicht in den Griff kriegen, indem ich auf einer Seite die Stützen alle ein wenig nach hinten rücken ließ. Zum Glück ging das rechnerisch auf.
Vorgestern Abend dann der Weg in die gnadenlose „seitwärts vor weißem Hintergrund-Position“:



Schön geworden, nicht wahr?– Ne, Richtung Bug ist die obere Linie ein wenig gerader. Womöglich nur für Nerds sichtbar, aber die stört es. Alles neu machen? Zum Glück nicht, ich konnte ein bisschen tricksen. Am fertigen Modell werden sicherlich an manchen Stellen mehr oder weniger motiviert unordentliche Taurollen liegen...
So besser:



In den nächsten Tagen wird es dann richtig ernst, denn dann folgt das eigentliche Sonnensegel. Es wird nach der üblichen Methode aus Tempo-Tuch plus Leim-Wasser-Gemisch hergestellt. Da es sich beim Trocknen stark zusammenzieht, besteht hier die Gefahr, dass die Konstruktion dabei verzogen und verzerrt wird. Mal sehen, was mir einfällt, um das möglichst zu verhindern. Wer Tipps hat, bitte her damit!

Schmidt
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396

Mittwoch, 28. April 2021, 14:15

Moin Schmidt,

wir hatten es in Bauberichten von dir schon öfter. Man spricht vom Fluch der Karibik Akribik...
Manchmal sagt man mir nach ein Nerd zu sein, aber hier habe ich beim besten Willen die von dir angesprochene geradere Linie nicht finden können :nixweis: Bin ich doch kein Nerd oder ist es nur für deine Augen sichtbar? Auf jeden Fall bin ich restlos begeistert von deiner Stützkonstruktion :ok:

Thema Verzug:
Wenn du die Kreuzungen oben aus der Plane heraus schauen lassen willst, quasi die Abdeckung aus zwei Segeltüchern die sich in der Mitte überlappen, dann könntest du alles mit Federstahldraht stabilisieren, da dieser dann wieder heraus gezogen werden kann.

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


Liste meiner Modellbau-Projekte im Portfolio

397

Mittwoch, 28. April 2021, 19:36

Fluch der Akribik! Wie wahr. Aber wie schön auch, wenn man wenigstens sich selbst einmal zufrieden gestellt hat.
Schmidt
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398

Donnerstag, 29. April 2021, 09:38

Die Fülle der jetzt umgesetzten Ideen wird mit jedem Schritt besser . Das ist tatsächlich wunderschön geworden und bringt viel Leben rein.

Die Unterkonstruktion des Segels sieht sehr gut aus ... die absolute perfekte Linie kann ich in den alten Graphiken aber nur in den zwei idealisierten Bildern erkennen an denen vermutlich jemand mit nem Lineal drangesessen ist.
Ansonsten zeichnen sich all die anderen Darstellung durch gewisse Imperfektionen des echten Lebens aus, wie sie im täglichen Aufstellen so eines Segels wohl ganz einfach normal waren. Es stand sicherlich niemand da und ordnete das Ding jedes Mal drillmäßig aus der Vogelperspektive.
Gerade die Darstellungen aus dem Galeerenfest sind offensichtlich sehr von einer pragmatischen Aufstellung geprägt.

Vielleicht beinhaltet der Charme dieses Modells, das gerade eine gewisse dezente Alterung in Form des Öldrakens hat, einen teils offenen Mittelgang, ein zurückgefahrenes Geschütz, offene Gittertüren, leicht unregelmäßige Planken in den Decks ... und vieles mehr, auch eine gewisse Alltagsdarstellung des Segels ?
Die Gefahr eines nachlässigen Aussehens sehe ich nicht weil Du mit der schon jetzt erreichten Exaktheit diesen Punkt bereits weit hinter Dir gelassen hast.

Praktisch alle Museumsmodelle beziehen ihre Faszination doch auch aus der Tatsache, daß sie eben nicht die Perfektion einer mathematisch korrekten Computerzeichnung haben ... nicht alle Details wiedergeben weil es schlicht unmöglichgewesen wäre ... oder ganz bewußt nur bestimmte Details, auf die jeweils besondereres Augenmerk gelegt wurde, zeigen .


Zu deiner Frage des trocknenden Papiersegels:
Da die Seilkonstruktion nur auf Zug funktioniert würde sich die ganze Kraft aus dem trocknenden Papiersegel aufaddieren ... nicht nur zwischen den einzelnen Stützpaaren ... sondern letztendlich auf den beiden Endhalterungen landen ... vermutlich letztere beschädigen oder evtl rausreißen.
Ich sehe die einzige Möglichkeit temporär zwischen jedem einzelnen Stützenpaar ein starres Element einzufügen das dem entstehenden Zug standhält.
Das könnten zum Beispiel Styroporstücke sein, die formstabil und sehr leicht aufs erforderliche Maß zuschneidbar sind. Vielleicht hast du ja noch irgendwo Styro-Reststücke aus der Dioramen bzw Meeresplattenherstellung in einer Ecke.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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399

Donnerstag, 29. April 2021, 11:38

Ja, das scheint mir der Weg zu sein. Auf keinen Fall darf ich größere Abschnitte auf einmal abdecken, vielleicht sogar immer nur ein oder höchstens zwei Bahnen Tempo zwischen den Stützen anbringen. Und was sagen die Physiker? Sollte ich in der Mitte oder an den Enden beginnen.
Schmidt
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400

Donnerstag, 29. April 2021, 12:38

Hallo Burkhard, Ich würde dann jeweils von außen beginnen. Wenn es getrocknet ist hat es zugleich eine aussteifende Wirkung.

LG Frank

401

Donnerstag, 29. April 2021, 17:02

Moin Schmidt,
Ich bewundere den Mut, Deine wunderschöne Réale noch einmal auseinanderzurupfen. Vielleicht solltest Du das Sonnensegel auf einem externen, stabileren Rahmen vorfertigen und erst nach dem Trocknen auf das Modell transplantieren?
Viele Grüße
Lars

402

Freitag, 30. April 2021, 22:44

Finde ich ja schön, dass mir jemand Mut attestiert. Ja, vielleicht hat ein bisschen Mut dazu gehört, aber der Hauptantrieb war eigentlich Sorge. Erstens die Sorge, dass ich mich an dem Modell womöglich bereits satt gesehen habe. Es steht immerhin seit zehn Jahren in meinem Zimmer. Zweitens die Sorge, dass es sich demnächst in seine Einzelteile zerlegen könnte. Jeder Transport, und waren es auch nur wenige Meter, führte zu irgendwelchen Beschädigungen. In dem jetzt angestrebten Zustand sitzt das Modell einigermaßen fest in seinem Wasserbett, und die höchst empfindlichen Riemen fehlen. Außerdem habe ich jetzt die Gelegenheit, eine Reihe von Techniken anzuwenden, die bei mir mittlerweile Standard sind, die ich aber vor zehn Jahren noch nicht entwickelt hatte.
Ja, anfangs habe ich auch darüber nachgedacht, das ganze Sonnensegel außerhalb des Modells zu bauen. Ich glaube nicht, dass das funktioniert hätte. Ich hätte mir wahrscheinlich einen Wolf gemessen, und am Ende hätte es dann doch nicht gepasst.
Danke für den Rat, außen zu beginnen. Das trifft sich mit meinem „physikalischen Gefühl“. Mal sehen, ob ich die Sache am Wochenende angehen kann.
Schmidt
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403

Samstag, 1. Mai 2021, 12:09

Zu den gar nicht wenigen Arbeiten, die erledigt sein sollten, bevor das Sonnensegel aufgezogen wird, gehört ein Um- bzw. Ausbau der Galeeren-Küche. Ich habe je eine Ruderbank rechts und links der offenen Herdstelle weggenommen und Bodenplanken eingesetzt, die ich aus dem alten Achterdeck geschnitten habe. Sie lassen sich leicht wieder entfernen.



Die drei kleinen Kessel sind natürlich ziemlich albern, nicht nur wenn es ums Catering für ein Galeerenfest geht, sondern auch bei der Verköstigung von hunderten von Rudersklaven. Hat vielleicht jemand ein Schwein in H0 übrig? Selbiges am Spieß würde sich wahrscheinlich wesentlich besser machen.
Und hier eine Vorschau auf Kommendes. Näher gehe ich mit der Kamera einstweilen nicht ran, weil ein Überraschungsmoment bleiben soll.



Schmidt wünscht allen einen möglichst seuchenfreien 1. Mai.
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404

Samstag, 1. Mai 2021, 13:03

Aha, Spannung aufbauen ... :D

405

Samstag, 1. Mai 2021, 16:11

Moin Schmidt,

Die Figuren sehen spannend aus. Bist Du zufällig über zeitlich passende Figuren gestolpert oder sind sie selbstgebaut? Ich habe irgendwo mal 1/72 Figuren aus dem Spanischen Erbfolgekrieg gesehen. Die würden zeitlich und thematisch recht gut passen. Wenn ich nur wüsste wo :S

Viele Grüße
Lars

406

Samstag, 1. Mai 2021, 21:15

Der Umbau der Feuerstelle ist sehr realistisch gelungen ... könnte genau so ausgesehen haben.
Irgendwo hatte ich gelesen, daß die Ruderbänke zur regelmäßigen Reinigung wohl demontierbar waren.
Paßt doch wunderbar.

Im Ruderbetrieb waren es vermutlich nur größere Kessel ... zum Fest ist die Wildsau sicher angemessen.
Da wirds doch wohl ein Preiserlein geben ? Oder gegrillter Ochse ... Zugtiere gibts in dem Maßstab doch sicher.
--------------

Hatte ich nicht noch im Beitrag 392 von weiteren historischen Quellen gesprochen ?
Wie es oft so ist ... kaum hat ein Detail, dem man bisher nicht die geringste Beachtung geschenkt hatte ... ja von dem man ehrlicherweise noch nicht mal gewußt hatte, den Weg irgendwo in irgendeine Ecke des Schädels gefunden ... und schon gehts los .

Zwar nicht wie vermutet aus einem französischen Archiv, dafür aber aus berufener Zeichenfeder genau dieser Epoche.
Unverhofft half mir dabei ein allseits bekannter Schwede, der im 18. Jahrhundert seine hochpräzisen Konstruktionszeichnungen fertigte.
Eigentlich war ich auf der Detailsuche eines Langboots unterwegs als ich auf Seite 66 der Architektura Navalis blätterte.

Ich konnnte es fast nicht glauben, daß ich nur eine Woche nach meiner Skizze eine gut 250 Jahre alte passende Konstruktionszeichnung finden würde .. ( na ehrlich gesagt bin ich eigentlich nur drübergestolpert ...) aber jetzt mit dem Bohren im Hinterkopf bei einer Galeere auf die Kapitänskajüte zu achten.
Zugegebenermaßen war es nicht gerade die Neuerfindung des Rades gewesen als ich in einer liegend-rechteckigen Konstruktion auch dementsprechende Fenster angenommen hatte ... was denn sonst ... egal

Perfekt zur Epoche der Galeere dieses Threads passend hatte Frederik Chapman auf Pl. LVIII mit seiner No. 18 eine konstruktiv extrem ähnliche maltesische Galeere, die "La Capitana", gezeichnet ... mit rechteckig liegenden Fenstern !



Ab jetzt ist es keine Hypothese mehr ... aus der Vermutung wurde Tatsache: Der Wetterschutz in Form von Fenstern existierte auf diesem Schiffstyp,
( war vermutlich für sehr warme Monate herausnehmbar... ich weiß, eine weitere Hypothese )
Das französische Modell lieferte den historischen Nachweis für französische Galeeren.
Chapmans Zeichnung den historisch zeichnerischen Nachweis auch für eine andere Region des Mittelmeers ... und obendrein auch für andere Fensterformate.

Daß es beim Modell dieser Galeere nichts mehr wird ist klar ... ich würde die fragile Elektrotechnik wohl auch nicht mehr berühren wollen ... aber ich freue mich schon auf die Umsetzung dieses interessanten Details beim nächsten Modell weil des dem ohnehin schon überwältigend schönen Heck der Galeere eine weitere Detailstufe hinzufügt, die man so auch in Museen meist nicht zu sehen bekommt.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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407

Sonntag, 2. Mai 2021, 09:56

Markus, führe mich nicht in Versuchung....!
Schmidt
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408

Sonntag, 2. Mai 2021, 19:35

Bist Du zufällig über zeitlich passende Figuren gestolpert oder sind sie selbstgebaut? Ich habe irgendwo mal 1/72 Figuren aus dem Spanischen Erbfolgekrieg gesehen. Die würden zeitlich und thematisch recht gut passen. Wenn ich nur wüsste wo


Ich bin da noch eine Antwort schuldig. Figuren auf historischen Segelschiffen sind ein Problem. Die Firmen, die für den Eisenbahnmodellbau produzieren, gehen in der Geschichte nicht hinter das neunzehnte Jahrhundert zurück – aus höchst verständlichen Gründen. Ich habe die einschlägigen Kataloge gründlich durchgearbeitet und bin dabei nur auf sehr wenige Treffer gestoßen, wenn es um die Bevölkerung meiner Galeere ging.
Das sind zunächst einmal die weiblichen Figuren aus dem Set Mittelaltermarkt. Ich habe ihre voluminösen Hauben etwas reduziert und sie in blau-weiß uniformiert, damit sie die Cateringgruppe an Bord bilden können, die die Gäste bewirten wird. Die Figur links ist übrigens noch nicht geöldrakt. Gerade bei diesen kleinen Figuren holt das Verfahren doch einiges an Details hervor und bildet realistische Schatten.



Diese beiden Figuren sind nach meiner Recherche die beiden einzigen Preiserianer*innen, die authentische Kleidung des achtzehnten Jahrhunderts tragen. Sie stammen aus dem Set Fasching/Karneval und sollten wohl einmal Kamelle vom Wagen werfen. Insofern ist an die Schachtel der männlichen Figur noch irgendwie Hand anzulegen.



Die korpulente Frau wird ihren Platz finden, ebenso wie der Mann mit der Schürze, den ich als Koch sehe. Aber am Funkenmariechen dürfte einiges zu ändern sein, damit sie für achtzehntes Jahrhundert durchgeht.



über die Verwendung dieser drei rätsele ich noch.



Und jetzt wird es ganz schwierig. Die brasilianische Samba Gruppe (hier nicht ganz vollständig) in ein Ballett des achtzehnten Jahrhunderts zu verwandeln, das auf einer Galeerenfete für die Unterhaltung der Besucher sorgt, bedarf sicher einiger Schneiderkünste. (bei dieser Gelegenheit: Ganz niedlich, wie in der Firma Preiser einmal die nordeuropäische Nüchternheit bei der Figurenkreation zugunsten südamerikanischer Körperfreude
aufgegeben wurde. Um es diplomatisch zu formulieren.)



Mit der Mannschaft hatte ich schon vor einiger Zeit begonnen, indem ich normale Arbeiterfiguren in etwas dickere und derbere Magic Sculp-Gewänder gepackt und mit roten Turbanen versehen hatte. Die Ölbehandlung hilft Ihnen optisch auf.





Zum Schluss noch ein paar unproblematische Kandidaten, ebenfalls aus dem Mittelaltermarktset, eine Reihe von Mönchen. Wer nun einwirft: Was haben die denn auf einer Galeere verloren?, dem antworte ich nicht nur mit der Omnipräsenz von Kirchenvertretern zu dieser Zeit, sondern mit den permanenten Bekehrungsversuchen, denen sich diejenigen ausgesetzt sahen, die wegen ihres protestantischen Glaubens auf die Galeere verbannt worden waren. In einem der wenigen Dokumente, die von Galeerensträflingen selbst stammen, ist von diesen Bekehrungsversuchen sowie von der Glaubensstärke der Rudersklaven immer wieder die Rede.



Noch ein Wort zu den Militärfiguren in 1:72. Hier finde ich durchweg Figuren in betont martialischen Posen. Auf einem Galeerenfest wären sie doch sehr deplatziert. Zivilisten scheint es inn dem besagten Angebot so gut wie gar nicht zu geben.

Nichtsdestotrotz bin ich über Hinweise in dieser Richtung ausgesprochen dankbar!

Schmidt
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409

Sonntag, 2. Mai 2021, 20:46

Zitat

Markus, führe mich nicht in Versuchung....!

Iiiiiich ? Nie ! Gerüchte ...

Außerdem suche ich grad schon seit Stunden einen Apfel ... vergeblich !
Ohne klassische Zutaten geht das nicht so recht ...

Ich schlängel mich dann mal von dannen ...
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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410

Sonntag, 2. Mai 2021, 21:00

Eine ultraschwere Aufgabe mangels guter Figuren, die ja den Hauptanteil der Festbesucher ausmachen sollten.

Schau mal ob die Preiser Figuren HO 12061 Ludwig II. von Bayern, Gefolge noch reinpassen.
Die Damen sind mit recht opulenten Kleidern ausstaffiert

Preiser 12045 sitzende Reisende, könnten ohne allzu große Umgestaltungsmaßnahmen was werden.

Die Vampirin Preiser 12045 wäre mit einer Kopftransplatation und anderer Farbe durchaus sehenswert

Dem Funkenmariechen könnte man den Unterkörper des Helden in Strumpfhosen darunter verpassen ... einen Rockschoß hinten dran und gut ists.
Der "Trapper" rechts daneben könnte mit den Beinkleidern des Herrn mit blankem Oberkörper auf der linken Seite ganz manierlich werden wenn er noch etwas Farbe bekommt.
Aus der Kamellen-Schachtel könnte ein Blumenstrauß werden, vielleicht auch ein abgenommener Hut/Dreispitz ... was auch immer

Die knapp Bekleideten sollten auf so einem Fest sicher etwas festlicher gekleidet werden.
Gleichwohl war man am französischen Hofe nicht so prüde puritanisch wie andernorts und die Decolletees waren auch solche, die ihnen den Namen gaben.
Es sind auch diverse Gemälde bekannt in denen sich beiderlei Geschlechter ganz nackert im Hafenbecken beim Schwimmen vergnügen während nebenan auf den Schiffen und der Werft gearbeitet wurde.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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411

Samstag, 8. Mai 2021, 10:17

Schau mal ob die Preiser Figuren HO 12061 Ludwig II. von Bayern, Gefolge noch reinpassen.
Die Damen sind mit recht opulenten Kleidern ausstaffiert

Preiser 12045 sitzende Reisende, könnten ohne allzu große Umgestaltungsmaßnahmen was werden.

Die Vampirin Preiser 12045 wäre mit einer Kopftransplatation und anderer Farbe durchaus sehenswert


Lieber Markus, danke für die Tipps. Leider sind die Länderbahn-Preiser*innen durchweg nur im bemalten Zustand zu bekommen, und da kostet dann eine Figur gerne mal zwei bis drei Euro. Das ist mir ein bisschen happig. Ich habe mich bislang immer an die unbemalten Figuren gehalten, die pro Stück höchstens zwanzig Cent kosten und die ich nach eigenem Gusto gestalten kann. Ludwig und Gefolge sind überdies im Moment nicht lieferbar, während die höchst attraktive Vampirin, die in anderer Robe durchaus als Ballkönigin auftreten könnte und die auch als Vampirin auf einer Galeere durchaus nicht deplatziert wäre, offenbar eine noch nicht ausgelieferte Neuheit ist. Ich behalte das aber im Auge.

Lieber Markus, vielen Dank auch dafür, dass du mir in deiner Funktion als mein Generalrecherchebevollmächtigter zuerst das offene Achterkastell und dann meine Version des geschlossenen ausgeredet hast. :hey:
Hier nun die Umsetzung deines letzten Vorschlags:



Natürlich wird erst eine Farbbehandlung das Ergebnis meiner Bemühungen voll zur Geltung bringen. Nochmals danke für den Anschub! :five:

Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

412

Samstag, 8. Mai 2021, 14:36

Moin Schmidt,
Die Fenster sehen ausgesprochen elegant aus - eine deutliche Aufwertung :ok:
Viele Grüße
Lars

413

Montag, 10. Mai 2021, 10:47

Allmählich konkretisiert sich meine Darstellungsabsicht. Ich möchte weniger das Fest selbst als vielmehr die Vorbereitungen dafür zeigen. Das gibt mir, so denke ich, die Möglichkeit, viele verschiedene Szenen darzustellen und einen größeren Querschnitt durch die „Gesellschaft“ auf dem Schiff zu zeigen.
Zunächst einmal aber ist mir klar geworden, dass man den Damenbesuch an Bord unmöglich dazu zwingen kann, über die womöglich nicht ganz perfekt gereinigten Ruderbänke zu krackseln. Also habe ich im Anschluss an das Achterdeck zwei provisorische Plattformen bauen lassen. Die farbliche Gestaltung des Holzes lehnt sich an die des Achterdecks an.



Nebenher habe ich begonnen, das große Beiboot mit einem Innenleben aus Spanten und Bodenlatten zu versehen. Es soll später an seinen alten Platz unter der hinteren Treppe kommen und dort vielleicht die Hauptrequisite für eine Einstiegsszene sein.



Schmidt
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414

Montag, 10. Mai 2021, 20:00

Die Fenster sehen noch viel besser aus als ich mir das ausgemalt hatte ... wirklich toll gemacht !
Sie haben so eine vollkommene Selbstverständlichkeit ... eigentlich so als wären sie immer schon da gewesen ... als hätte das schon ab Werk genauso und nicht anders sein sollen.

Wie ich schon mal angemerkt hatte habe ich mal gelesen, die Ruderbänke wären quasi bis aufs blanke Deck demontierbar gewesen um sie regelmäßig , wenigstens wöchentlich vermute ich , schrubben zu lassen. Insbesondere im Sinne der Überlegung, daß nur einigermaßen gesunde und kräftige Ruderer einen effektiven Betrieb überhaupt möglich machen. Krank und ausgelaugt bedeutet eine nicht einsatzfähige Galeere mit "kaputtem Motor".

Zum Galeerenfest finde ich das Thema der Vorbereitung gut gewählt weil es Dir viele Freiheiten läßt.

Deine Folgerung die Besucher, insbesondere die Damen mit den ausladendenden Kleidern, nicht auf den schlecht zugänglichen Ruderbänken sitzen zu lassen, ist sehr plausibel.
Die Darstellung ohne Ruderbänke oder die teilweise Demontage derselben in der Vorbereitung ist die logische Konsequenz. Das ging vermutlich sogar recht schnell.

Nachdem die Ruder komplett entfernt sind ist auch die angedachte Szenerie der entfernten Ruderbänke zugunsten von einer Art "Biertischen" sehr wahrscheinlich.
Wenn die Bänke mal weg sind entstehen ja beidseits recht große nutzbare Flächen.

Ich habe leider noch nirgendwo rausfinden können wann im Jahr das Fest statt fand.
Es mußte ja ein Zeitpunkt sein an dem alle verfügbaren Galeeren in einem nicht einsatzfähigen Zustand beisammen waren. Noch nicht oder nicht mehr einsatzfähig.

Ich sehe dabei nur zwei Möglichkeiten:
1. Im Frühjahr noch bevor die Galeeren voll für den Sommer ausgestattet wurden.
2. Als Herbstfest vor der Einmottung über den Winter ... und auch hier bereits mit vielen demontierten Ausstattungsgegenständen.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

415

Mittwoch, 12. Mai 2021, 13:08

Ganz einfach ist das Entfernen der Ruderbänke leider nicht. Da gibt es am Modell, möglicherweise vorbildwidrig, konstruktive Verbindungen zum äußeren Laufgang, und da möchte ich nicht überall die Säge ansetzen. Außerdem gibt es gar nicht so viel glatte Fläche unter den Ruderbänken, denn mehr als die Hälfte des Platzes wird von den Stützen des äußeren Laufgangs, auf dem die Ruder aufliegen, weggenommen. Ich habe mich deshalb dafür entschieden, im hinteren Bereich einen Teil der Bänke mit Planken abzudecken.
Die Boote sehen mit einem Innenleben doch deutlich besser aus. Um allerdings H0 Figuren sicher damit transportieren zu können, werde ich die Sitzbänke noch modifizieren müssen.



Ich hatte ja schon einmal davon berichtet, dass es außerordentlich schwierig ist, zivile Figuren in historischen Kostümen aufzutreiben. Kein Wunder: siebzehntes Jahrhundert gleich keine Eisenbahn. Doch jetzt ist mir ein Zufallsfund gelungen. In einem Konvolut, dessen Herkunft nicht näher bezeichnet und das über eBay angeboten wurde, fanden sich drei ganz entzückende junge Damen, die man mit etwas gutem Willen, etwas Farbe und womöglich ganz wenig Magic Sculp auf die Reale platzieren kann. Neben der gezeigten gibt es noch zwei andere Varianten. Hat jemand eine Ahnung, woher die stammen könnten? Und ob es da noch mehr davon gibt. Nach der Qualität zu urteilen, würde ich eigentlich auf Preiser tippen, aber in den dortigen Katalogen habe ich sie nicht gefunden.



Im Hintergrund befinden sich übrigens die Wirtshausstühle von Preiser im Vorgang der Barockisierung. Die Rückenlehne, herstellerseitig nur durch ein kleines ausgeschnittenes Herzchen verziert, habe ich aufgebohrt, um eine anmutigere Form zu erreichen. Jetzt werden die kleinen weiß lackiert.

Schmidt
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416

Mittwoch, 12. Mai 2021, 21:15

Hallo Schmidt,
Ist das Hart- oder Weichplastik? Von Airfix gab es mal einen Satz Wildwest-Figuren. Vielleicht gehört die Dame dazu? Auf mich wirkt ihre Kleidung ein wenig nach Biedermeier.
Viele Grüße
Lars

417

Mittwoch, 12. Mai 2021, 22:53

Hartplastik. Western könnte insofern stimmen, als es in meinem Konvolut auch einen reitenden Cowboy gibt, auf den ich später noch einmal zurückkommen werde. Was den Kleidungsstil angeht, ist das in der Tat wohl eher mittleres 19. Jahrhundert. Aber kleinere Eingriffe könnten die Dame m.E. etwas barockisieren. So groß waren die Unterschiede zwischen 1700 und 1900 bei den Frauen nicht, von gewissen Ausreißern wie dem Revolutionsstil und dem Empirestil einmal abgesehen. Danke für den Hinweis!
Schmidt
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418

Donnerstag, 13. Mai 2021, 11:59

Als ich die Figur sah dachte ich auch sofort an Postkutschen, Wildwest, B-gekuppelte Loks mit Riesenschornsteinen ...

Bei Airfix weiß ich nicht so recht wie weit die auch solche Zivilisten hatten ... habe sie obendrein immer als schlecht zu entgratendes und noch schlechter zu bemalendes Weichplastik in Erinnerung

Leider fand sich auch bei Bachmann, Eve, Kato etc nicht so recht was passendes
Dachte die amerikanischen Hersteller oder Zulieferer müßten da doch was haben.

Langleymodels hat auch noch ein paar Gruppen von anpaßbaren Figuren in OO
https://www.langleymodels.co.uk/awd1/ind…product_id=5129
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

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419

Donnerstag, 13. Mai 2021, 12:07

Vielen Dank für den Hinweis auf die Langleys. Auf die Idee, dort zu suchen, war ich noch nicht gekommen. Wenn ich mir die Bilder ansehe (und soweit ich die Figuren von Messen in Erinnerung habe), sind die Figuren allerdings ein bisschen, wie soll ich sagen, knubblig. Jedenfalls halten sie mit der Präzision der besseren Preiser*innen nicht mit. Bislang sieht es nicht so aus, als würde ich um Umbauten herumkommen, wenn es darum geht, die weiblichen Gäste auf der Galeere darzustellen. Was es dazu braucht, ist vor allem eine gewisse Routine unter dem Motto: „Bester Effekt bei niedrigstem Aufwand“. Ich kann demnächst hoffentlich erste Ergebnisse vorzeigen.
Schmidt
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420

Donnerstag, 13. Mai 2021, 17:37

Ich kann jetzt die erste vollständige Figurengruppe präsentieren. Es handelt sich um die Catering Crew – pardon – und das Küchenpersonal. Ein Dank an die Firma Preiser für die prompte Lieferung maßstabgerechter Lebensmittel in historischen Verpackungseinheiten. Farbe wie üblich von Schmincke. Dabei soll man Lebensmittel ja eigentlich nicht färben.





Und nun wird es ernst. Aber auch nicht so ernst. Ich habe nämlich mittlerweile begriffen, dass ich gar nicht viel heruntergelassene Leinwand anbringen darf, weil sonst der Blick auf die vielen Figurengruppen zu stark eingeschränkt ist. Und ich bin ja nicht wie gewisse Leute, die eine ganze Besatzung chirurgisch und malerisch kreieren, um sie dann unter einem undurchsichtigen Deck verschwinden zu lassen. ;)
Außerdem ist das filigrane Gerüst (in dem verflucht viel Arbeit steckt) an sich von größerer ästhetischer Qualität als ein überdimensionales Campingzelt.
Ganz heruntergelassen ist die Leinwand im hinteren Bereich (wo die Ruderbänke abgedeckt sind), sinnvollerweise auf der Westseite. Sollte ich vergessen haben es zu sagen: Die Reale liegt momentan im alten Hafen von Toulon in exakter Nord-Südausrichtung (Bug Richtung Afrika, Heck Richtung Paris), so dass man sinnvollerweise die Passagiere der frühabendlichen Fete gegen die Sonne von Westen schützt. Compris?

Die Leinwand aus nassem Tempo hat sich als der erwartet unangenehme Gegner erwiesen. Das hier ist der dritte Versuch. Ich bin sehr gespannt, wie er nach dem Trocknen aussieht.



Dasselbe gilt für die andere Seite (Osten), wo das geborgene Sonnensegel möglichst barocke Falten werfen möge. Auf diese Art und Weise wird die Leinwand voraussichtlich auch an den meisten anderen Bereichen bis hin zum Bug dargestellt.



Demnächst mehr.
Schmidt
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