Hallo chopa,
ich habe für eine Ducati 900ss von Tamiya in 1/12 eine gefederte Gabel gebaut.
Die Bauzeit für das Modell hat sich dadurch locker verdoppelt.
Für die Standrohre habe ich 2 mm Rundstahl genommen. Ist sehr mühsam zu bearbeiten und glänzt nicht ganz so schön wie verchromtes Metall.
Ich wüsste aber nicht, wo man z.B. verchromtes Messing in 2 mm bekommt.
Der grösste Vorteil ist meiner Meinung nach die Optik: nur Metall glänzt halt wie Metall. Und man sieht keinen Grat mehr von der Gussform.
Mit Abschleifen und Alclad bekommt man den Grat auch weg, ich weiss aber nicht wie das aussieht, habe ich noch nicht probiert.
Wenn Stand- und Tauchrohr zwei Teile sind, tut man sich auch leichter die Dichtung zu bemalen ohne zu kleckern.
Der heikelste Teil ist das Ausfräsen oder -bohren der Tauchrohre.
Die haben einen Aussendurchnesser von 4 mm und da soll eine Bohrung von 2 mm Durchmesser auf eine Länge von mehreren Zentimetern hinein.
Bleibt also Plastik mit einer Wandstärke von 1 mm übrig.
Und dass die Tauchrohre auf einer Seite offen sind, macht die Sache auch nicht gerade einfacher.
Bei meinem ersten Versuch habe ich ein Tauchrohr verhunzt. Freundlicherweise hat mein Stammhändler den entsprechenden Spritzgussrahmen für mich als Ersatz bei Tamiya bestellt.
Mein Tipp: übe erst einmal mit etwas, an dem dein Herz nicht so sehr hängt.
Die Vorgehensweise:
Ein Bohrständer und die Möglichkeit das Werkstück einspannen zu können sind von Vorteil, freihändig geht es aber zur Not auch.
Erst einmal ganz tief Luft holen und das Tauchrohr vom Standrohr abschneiden.
Genau in der Mitte der Schnittstelle ankörnern und möglichst gerade und mit niedriger Drehzahl bohren. Niedrige Drehzahl, damit der Kunststoff nicht zu heiss wird und sich verformt.
Nach 2-3 mm Pause machen und den Bohrer mit dem aufgesteckten Tauchrohr zwischen Daumen und Zeigefinger drehen. Wenn das Ende des Tauchrohres dabei "eiert", stimmt die Bohrrichtung nicht und muss korrigiert werden.
Auf die Art arbeitest du dich in 2-3 mm-Schritten durch die Tauchrohre. Und immer wieder eine ausreichend lange Pause machen, damit die Teile sich wieder abkühlen können.
Danach habe ich die offenen Seiten der Tauchrohre geschlossen:
Ein unbearbeitetes aber poliertes Standrohr leicht einölen und in das Tauchrohr schieben.
Die offene Seite habe ich mit Stabilit zugekittet, Putty sollte aber auch gehen.
Wenn alles durchgehärtet ist, kannst du das Standrohr wieder heraus ziehen. Feste. Noch fester ... .
Anschließend die Bohrung soweit nachbearbeiten, dass das Tauchrohr leicht aber ohne Spiel über das Standrohr gleitet.
Die Federn sollten einen Aussendurchmesser von maximal 2 mm haben und so weich sein, wie es nur irdendwie geht. Der Federdraht sollte also möglichst haarfein sein. Beim Einfedern arbeitet man schließlich gegen zwei Federn an.
Wenn man jetzt die Feder in das Tauchrohr schiebt und das Standrohr hinterher, federt es schon einmal. Damit das Ganze beim Hochheben nicht wieder auseinander fällt, bohrt man durch das (leere !) Tauchrohr ein kleines Loch, durch das später ein Splint gesteckt wird. Als Splint kann man ein Stück von einer Stecknadel nehmen, oder etwas Ähnliches. In das Tauchrohr fräst man auf Höhe des Splints eine Nut, die dem Tauchrohr bei gestecktem Splint genügend Bewegungsfreiheit für den gewünschten Federweg lässt.
Natürlich gibt es eine Menge Möglichkeiten, wie man so etwas konstruieren kann.
Das ist aber die einfachste, die mir eingefallen ist.
So, nu überleg dir gut, ob du das machen willst. Falls ja, bin ich auf deinen Baubericht hier im Forum gespannt.