***gaaaanz*unten*rauskram***
Man muss sich ja manchmal über seine eigenen Frauen wundern...
So ergab es sich vor längerer Zeit, dass meine Frau beim Saugen mit dem Rüssel in einer geschickten Drehung meine 1/700 Revell Bismarck vom Regal gerissen und einmal quer durchs Wohnzimmer geschossen hat. Zwar hat das Böötchen diese neue Erfahrung verblüffend gut überstanden, ganz im Gegenteil zum Original, dem bekanntlich höchstwahrscheinlich ein einziger Torpedo, abgesetzt von einem lächerlichen Doppeldecker zum Verhängnis wurde, dennoch war der Schaden so beachtlich, dass die inzwischen schamrot angelaufene Dame die Beschaffung eines Ersatzbootes versprach. Was dann längst in Vergessenheit geriet, jedenfalls bei mir...
Nun wollten meine Mädels sich zusammen tun und mir zu Weihnachten eben diesen Ersatz als kleine Beigabe schenken. Obwohl die Zerstörerin mehrfach anwesend war, wie ich das Modell von Revell anschwärmte, muss sie mitbekommen haben, dass ich insgeheim mit einer anderen Ausführung geliebäugelt habe. Möglicherweise hat sie gar meinen Browsercache durchstöbert, denn ich hatte in der Tat kurz vor Weihnachten mal wieder nachgesehen, ob, wo und für wie teuer ein geeignetes Schlachtschiff wohl zu haben sei. Natürlich nur zur Stillung meiner Sammlergier, denn ich habe ja Kaufverbot, bis das Regal wieder zur Aufnahme von Pappkartons bereit ist, ohne weitere Regalbretter belegen zu müssen. (BTW... was sie noch nicht bemerkt hat: durch geschicktes Anordnen von großformatigen Kartons in den Außenbereichen der Regalbretter und kleinsten Maßstäben in der Mitte ist natürlich ein nennenswerter Hohlraum entstanden, der heimlich weiterhin von mir befüllt wird **har*har*har**)
Wie auch immer: sie hat noch nicht verraten, wie sie drauf gekommen ist, und es gab wohl auch Lieferverzögerungen, deshalb kam das Paket erst letztes Wochenende, aber nun steht sie hier:
Eine detaillierte Bausatzvorstellung wird es erst geben, wenn ich sie mal irgendwann baue (Betonung liegt auf den Worten "wenn" und "irgendwann"), aber da die Hohlräume im Regal langsam voll laufen, muss ich ja irgendwann mal mehr bauen als sabbeln, also wird es vielleicht gar nicht sooo lange dauern. Da es sich bei dem Bausatz aber um eine
limited edition handelt, will ich an dieser Stelle doch wenigstens auf die Besonderheiten eingehen, bevor er nicht mehr erhältlich ist.
Zunächst: die alte Tamiya Form liefert zwar durchaus noch ein ansprechendes Modell, gegenüber dem aktuellen Bausatz von Revell kommt der Academy Bausatz dann aber doch eher grobschlächtig daher. Hört sich jetzt abwertend an, aber nicht so schnell, lieber Leser, denn man muss doch noch ein bisschen weiter denken. Was dem (auch gegenüber der hier vorgestellten limited edition) deutlich teureren Revellbausatz nämlich fehlt, ist das hier:
und nochmal das Wichtigste in Macro und ohne Bildkorrektur, also weitestgehend in originalen Farbtönen:
Ohne Frage: das Holzdeck ist der Hit!!! Hauchdünn, perfekt geschnitten und wunderschön strukturiert bedarf es angesichts der ja nicht gerade langen Betriebsdauer des Schiffchens keinerlei weiterer Bearbeitung. Zumindest werde ich das so machen und lediglich das böse Emblem aufdüsen. Als Alterung lasse ich allenfalls ein paar Tropfen Salzwasser antrocknen. Ich lass es noch zusammenhängend in der Schutztüte, aber was ich in diesem Zustand anlegen konnte, sieht nach perfekter Paßform aus...
Der PE-Satz allerdings ist eher sparsam und liefert außer den drei großen Antennen nur eine historisch wenig korrekte Reling. Aber immerhin... Sehr schön sind dagegen wieder die Geschützrohre! Habe es leider nicht geschafft, sie besser zu fotografieren, aber ich denke, man kann es erkennen. Sie sind sauber gedreht und alle aufgebohrt, auch die kleinen 10,5cm Flaks. Was will man mehr?
Bleibt für den einen oder anderen immer noch das Problem, welche man sich denn nun zulegt. Nun ja, wer ist die Zielgruppe? Sicher nicht der schnell-mal-eben Zusammenkleber. Wer das Geld für so ein riesen Gerät ausgibt, der wird es ohnehin nicht beim Bausatz alleine belassen und ein detailliertes Modell anstreben. Zwar liegt beim Grundmodell Revell ganz klar vorne, aber perfekt ist der Bausatz trotzdem nicht (was alleine schon dadurch deutlich wird, dass Revell selbst einen PE Satz für sein Modell anbietet). Für beide gibt es natürlich einen Satz von Eduard, wobei der
für Revell fast der gleiche ist wie der
von Revell, aber einen Bogen und damit zahlreiche Details mehr enthält. Allerdings ist der alleine schon deutlich teurer als das Modell. Der Satz für Academy ist zwar nicht so umfangreich, enthält aber auf seinen zwei großen Bögen die korrekte und vor allem einen vollständigen Satz Reling sowie die wichtigsten Feinheiten und vor allem kostet er weniger als die Hälfte. Von vielen preiswerten Zurüstern gibt es Standardplatinen für'n Appel und'n Ei mit z.B. Handrädern verschiedener Größe, Leitern etc, so dass man sich relativ preisgünstig an eine bereits sehr hohe Detailstufe herantasten kann. Wem das nicht reicht, der bekommt zum Teil echt edle Sätze für Kräne, Abschußrampe, Stahlmasten und weitere Details von TOM's, GMM und WEM. Ist schließlich eigentlich ein Tamiya Bausatz, da wird man natürlich trotz des Alters tot geschmissen mit Zubehör und Umrüstsätzen.
Größter Vorteil des Academy Modells (neben dem Preis) ist für den Modellbauer (im Gegensatz zum Kleber) eigentlich der Nachteil des Bausatzes gegenüber dem von Revell: Türme, Schornsteine und Wände sind praktisch völlig strukturlos und frei von Details. Da ist mal rasch eben eine Leiter weg gefeilt und man hat eine ebene Fläche, die man beliebig mit PE Teilen oder Eigenbauten verfeinern kann (wobei meine Fähigkeiten sicher eher die erstgenannte Variante implizieren). Bei Revell hingegen versaut man sich rasch mal einen ganzen Schornstein, wenn man "nur mal eben" die Leiter durch eine feinere ersetzen möchte.
Mein Fazit daher: Wer sich austoben will, fährt aufgrund des Holzdecks und der besseren Ausbaumöglichkeiten nicht nur finanziell besser mit der Academy, wer relativ zügig und unproblematisch ein beeindruckendes Modell der Bismarck bauen will, nimmt Revell, kauft aber keine PE Teile dazu. Tamiya kann sein Modell nun eigentlich komplett vom Markt nehmen, denn es kostet OHNE Zubehör genauso viel wie die Academy inklusive Holzdeck, PE Teilen und Geschützrohren bei ansonsten exakt gleichem Bausatz. Aber wahrscheinlich ist das nicht nötig, denn es wird gibt immer noch genügend Leute geben, die es besser wissen wollen und auf keinen Revell kaufen würden, sondern nur Tamiya, weil da ja Tamiya drauf steht, und Academy schon gar nicht, weil da ja Academy drauf steht. Die Lösung "Revell + alles, was es dafür an Zubehör gibt" ist sicher ähnlich ergiebig, aber ohne es jetzt nachgerechnet zu haben sicher dramatisch teurer als "Academy + alles, was es dafür (also für Tamiya) an Zubehör gibt".
Bleibt noch nachzureichen a) die beigelegte Anleitung für das Zubehör
und b) dieses schreckliche, von bösen Symbolen befreite und dazu noch unvollständige Fahnen-Set
Dazu auch gleich eine Frage an die Schiffsbau-Hacks hier: wo kriege ich passende, richtige Fahnen her oder wer ist so geübt, dass er ein beeindruckendes Ergebnis selbst hin kriegen und mir machen würde?
dann mal Ahoi