Moin ihr Lieben,
nach dem putzigen da Vinci Panzer will ich mal schön bei Projekten bleiben und euch mein neuestes Modellchen vorstellen:
den Staustrahljäger Lippisch P.13a.
Los geht´s:
Unter der Artikelnummer PM-224 bietet der türkische Hersteller PM-Model (früher auch unter „Pioneer 2“ bekannt) einen Spritzgussbausatz dieses deutschen Projektes aus den Endtagen des Zweiten Weltkrieges an.
Die Geschichte des seltsamen Vogels ist schnell erzählt: Die Lippisch P.13a war das Endprodukt ausgedehnter Versuche mit Delta- und Nurflügelflugzeugen durch Prof. Alexander Lippisch, deren bekanntestes Ergebnis zweifelsohne die Me 163 war. Der Versuch, wertvolle Roh- und Treibstoffe einzusparen, führte zu einem revolutionären Antriebsaggregat, das mit Kohlestaub fliegen sollte: Hierbei wurde ein herkömmliches Staustrahltriebwerk verwendet, das die Luft ansaugen, komprimieren, mit Brennstoff mischen und dann zünden sollte. Der dadurch entstehende Schub sollte die P.13 nahe an den Überschallbereich heranbringen. Da ein solches Staustrahltriebwerk jedoch erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit arbeitet, wurde zusätzlich ein Raketentriebwerk im Heck eingeplant, das die P.13 zunächst auf Höhe und Geschwindigkeit bringen sollte, bevor dann das Haupttriebwerk aktiviert wurde.
Dieses futuristische Projekt wurde zumindest noch als antriebsloses Holzmodel umgesetzt (DM-1), mit dessen Hilfe die Flugeigenschaften überprüft wurden. Die Amerikaner werden nicht schlecht über die „crazy Krauts“ und ihre seltsamen fliegenden Kisten gestaunt haben, als ihnen diese Maschine beim Vormarsch in die Hände fiel. Immerhin schien das Prinzip derart interessant, dass die gesamte Konstruktion in eine Holzkiste verpackt und in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten verschifft wurde, wo man die DM-1 ausführlich untersuchte. Ein geplanter Mistelflug auf einer C-47/DC-3 fand jedoch nicht statt – vielleicht hatten die amerikanischen Piloten schlicht kein Vertrauen in die kuriose Kiste!
Der Bausatz ist nicht gerade ein Ausbund an Detailverliebtheit: Ein Spritzgussrahmen beinhaltet gerade mal 7 Teile für den Jäger sowie 4 Teile für den Startwagen. Und die Qualität der Plastikteile ist auch nicht gerade berauschend: Körnige Oberflächen, Paneellinien, die nicht aufeinandertreffen oder, wie im Bereich der Querruder, tiefe Gräben hinterlassen, wo sie gar nicht hingehören, ein Steuerknüppel, der diesen Namen nicht verdient sowie das fehlende Instrumentenbrett deuten schon in die Richtung, die dieser Bau nehmen würde: Entweder man baut alles selbst aus Plastikkarte und Drähten oder beschränkt sich auf das Wesentliche in Form eines Instrumententrägers und setzt einen Piloten in´s Cockpit, um dessen gähnende Leere ein wenig zu kaschieren.
Die an der Unterseite angedeutete Landekufe sollte man tunlichst ein wenig nachgravieren (bei meinem Modell war eine Seite hauchzart bis unsichtbar graviert, die andere nicht!) – sie gewinnt dadurch deutlich an Aussehen.
Das Klarsichtteil für die Kanzel ist dick, aber ausreichend durchsichtig und kann durch ein Tauchbad in „Future“ (Johnson Klear, Pledge o.ä.) wesentlich verbessert werden.
Der Zusammenbau der wenigen Teile ist ein Kinderspiel: Man sollte jedoch vorne am Lufteinlass sowie hinten am Austritt eine Plastikplatte installieren, sonst gewährt man dem Betrachter einen grandiosen „Durchblick“ durch das Fliegerlein! Wie man auf dem Photo sieht, habe ich versucht, die projektierte breite Austrittsöffnung für die Abgase am Heck mit Plastikplatten nachzuahmen. Zusätzlich ist auf dem Bild noch ein langes Messingröhrchen zu sehen – dies dient der Aufnahme eines Haltestiftes, der noch dazu abnehmbar ist, was den Transport des kleinen Fliegers ungemein erleichtert. Diese Konstruktion tarnte ich mit einer Kohlenstaub-Abgaswolke aus eingefärbter Watte. Einfach und schnell zu bauen.
Sind die beiden Rumpf-/Tragflächenhälften zusammengesetzt, kann man den Sitz mit einem Piloten bestücken, die beiden Rumpf-/Seitenteile zusammenkleben und ein Instrumentenbrett einpassen. Dann noch die beiden Baugruppen miteinander verkleben und fertig ist der Jäger! FAST! Fehlt noch die Cockpithaube und hier fängt der Ärger an: Abgesehen davon, dass die Kanzel nicht besonders durchsichtig ist (was man mit einem Tauchbad in Future schnell beheben kann), passt sie auch grottenschlecht. Die Lösung ist schnell gefunden: Da die Kanzel a) zu niedrig und b) zu kurz ist, werden auf die Aussparungen in Seitenflosse kleine zugeschnitte Plastikplatten, bzw. –streifen geklebt und schon passt alles wunderbar.
Effektive Bauzeit: Eine Stunde, wobei der Großteil der Zeit für das Anfertigen der Plastikplatten im Rumpf und für das Instrumentenbrett „draufging“.
Die Lackierung ist in meinem gewählten Fall einfach: Unterseite RLM 76; Oberseite RLM 74/75 mit Tarnflecken. Dann noch Balkenkreuze und Nummern anbringen – fertig!
À propos Abziehbilder: Die Balkenkreuze des Bausatzes sind schlichtweg unbrauchbar, weil mit großer Unschärfe gedruckt. Ein betrunkener Staffelmaler hätte sie besser auf die Maschine gezittert!
Mein Fazit fällt gemischt aus: Als schnell zu bauendes Modell „für den kleinen (Modellbau-) Hunger zwischendurch“ ist dieser Bausatz uneingeschränkt zu empfehlen. Die anfallenden Arbeiten wie etwa die Anfertigung eines Instrumentenbrettes sollten dem geübten Modellbauer keine Schwierigkeiten bereiten.
Detailverliebte Modellbauer mit Hang zu filigranen Teilen, die nur dann zufrieden sind, wenn auch jedes noch so kleine Hebelchen an seinem Platz ist, sollten von diesem Bausatz die Finger lassen.
Michael
P.S.: Die DM-1, sozusagen das „proof-of-concept“ Modell, wartet in Form des 1/72er HUMA-Bausatzes auch noch in meinem Vorratsschrank…stay tuned!