Hab hier länger nichts mehr gezeigt aber mein aktuelles Projekt möchte ich wieder mit euch teilen:
Eine sehr gute Freundin sammelt und modifiziert ebenfalls 1/18-Diecasts, ihre Leidenschaft ist BMW.
Obwohl ihre Sammlung auch schon 100 Stück überschritten hat und sie auch fleissig selber umbaut und lackiert (sie ist ein wahres Naturtalent
), hatte sie aus verschiedenen Gründen ihr eigenes Auto bisher nicht nachgebaut.
Das war für mich ein Unding
also beschloss ich, sie ein bisschen herauszufordern, indem ich selbst dieses Projekt startete.
Vor zwei Wochen ein technoviolettes M3-Cabrio von UT günstig an Land gezogen, konnte das Vorhaben beginnen.
Und so sollte er möglichst aussehen:
Auf den ersten Blick nicht viel zu tun aber da es schon so nah wie möglich am Vorbild sein sollte, waren ein paar Änderungen/Ergänzungen notwendig und nicht zuletzt bedarf die UT-Basis ohnehin einiger Verbesserungen.
Was also gemacht wurde:
• Umlackierung in BMW 276 avusblau
• Scheinwerfer-Inlays vom E46 angepasst und mit klarer Abdeckscheibe versehen
• NSW "entpint" und mit Bare Metal Foil hinterlegt
• mittleren Lufteinlass verschlossen und mit Streben versehen
• Aussenspiegel geändert mit Spiegeldreieck im Selbstbau
• Felgen vom Z3 Coupe 3.0, kommen dem Vorbild am nächsten
• Rückleuchten weiß/rot
• 3. Bremsleuchte
• vorne und hinten massive Embleme (hinten kleiner wegen der Bremsleuchte)
• M-Embleme auf den Seitenleisten fotogeätzt
• Auspuffblenden aus Resin
• Stummelantenne
• passende Kennzeichen
• Innenraum komplett schwarz gefärbt
• mit schwarzem Teppich und Tremonia-Gurten aufgewertet
• Mittelarmlehne (aus E46 M3 mit Selbstbau-Halterung, klappbar)
• und zuletzt durften Sonnenbrille über dem Innenspiegel und Zündschlüssel mit Schlüsselband nicht fehlen
...und hier ist es:
ihr Baby
Soweit, so gut - zunächst jedenfalls...
Als ich ihr die Bilder zeigte, war sie zwar begeistert, doch wie Frauen so sind, man kann's ihnen ja nie 100%ig recht machen!
"Da fehlen aber noch ein paar Kleinigkeiten"...
Ok, ich lasse mich gerne herausfordern!
Ein Windschott sollte es noch sein - aber woher nehmen? Es gibt weit und breit kein Spenderfahrzeug, also war Selberbauen angesagt.
Kurze Überlegung...joa...das sollte hinhauen...
So sollte das Ganze aussehen:
Und natürlich gebe ich mich erst zufrieden, wenn das Teil auch klappbar und entfernbar ist.
Ich hab da mal was vorbereitet...
Man nehme 1mm starken Eisendraht (kein Stahldraht, der lässt sich nicht so gut biegen), länge diesen ab und bringe ihn in die gewünschte Form. Das wird dann zusammengelötet und die Lötstellen plan geschliffen.
Desweiteren benötigt man eine schwarze Damenstrumpfhose (bei real, 2er-Pack, 99Cent), schneide ein grobes Stück aus, streiche den Rahmen rundherum mit Sekundenkleber ein und spanne die Strumpfhose darüber. Kurz andrücken, anziehen lassen und dann so nah wie möglich am Rand entlang abschneiden.
Anschliessend kann der Rahmen bemalt werden, dabei auf der bespannten Seite die Farbe ruhig etwas satter auftragen und die Ränder des Gewebes damit durchtränken. Das fixiert zusätzlich und sollte verhindern, dass es sich wieder löst bzw. stellenweise noch Fasern abstehen.
Hier wurde dann zusätzlich noch vorbildentsprechend eine Kunststofflippe am unteren Teil angebracht
Nun soll der vordere Teil natürlich klappbar sein, weshalb ich am Rahmen schon die Nasen vorgesehen habe. In den Seitenwänden waren direkt hinter den Gurten entsprechend kleine Löcher zu bohren
Hieraus kann das Windschott jederzeit wieder entfernt werden, der untere Teil ist nur in die Verkleidung eingeklemmt.
Et voilá - ein funktionsfähiges Windschott:
In meinem Experimentierwahn hab ich dann glatt übersehen, dass die Form nicht so ganz stimmt und das Schott insgesamt zu hoch ist.
Also war nachbessern angesagt.
Und da ich jetzt selber keine Ruhe mehr habe, bis das Teil (nicht nur in ihren Augen) PERFEKT ist, sollten auch noch Seitenscheiben her.
Auch das war eigentlich weniger schwierig als angenommen.
Zunächst eine Schablone aus Papier geschnitten (Tür und hintere Scheibe noch 1 Stück) und auf das Plexi übertragen. Erst das Plexi dann in 2 Teile geschnitten, damit die Kante so genau wie möglich ist.
Die Türscheibe ließ sich relativ leicht am unteren Rand und Spiegeldreieck fixieren und hat damit genügend Halt.
Wie aber nun die hintere Scheibe so befestigen, dass sie bündig mit der Tür steht?
Wie beim Vorbild habe ich mich einer dünnen Führungsschiene bedient:
Aus 0,2mm dünnem Polystyrol eine etwa 1mm breite Strebe geschnitten und im Spalt zwischen Karosserie und Innenverkleidung "verankert". Die Position muss so weit am Rand liegen, dass die Türscheibe noch haarscharf überlappt. Dann soweit nach innen gebogen, dass die Türscheibe gut anliegt, ohne dass die Tür davon aufgedrückt wird.
Dann die hintere Scheibe ebenfalls am unteren Rand fixiert und mit der oberen Spitze an die Strebe gepunktet (eine Stecknadelspitze Sekundenkleber reicht).
So wird beim Schliessen der Tür die hintere Scheibe automatisch in die gleiche Linie gedrückt:
Ich sehe gerade, sie müsste ihre Scheiben mal wieder putzen...*hust*
Und so sieht das Ganze dann in der Flucht aus:
Für einen sauberen Abschluss muss ich jetzt noch die unteren Kanten fein mit schwarzer Farbe nachziehen, dann passt das.
Anschliessend ging es wieder an Innenraumdetails, hier zunächst das Navi.
Das Navi besteht aus zwei Plexi-Scheiben.
Die untere Oberfläche schwarz gemalt, Kartenbild aus einem anderen Cockpit aufgeklebt, zweite Scheibe drübergeklebt, Kanten gefeilt und das Ganze dann rundum silbern bemalt.
Die Spiralzuleitung ist Microkabel (aus dem Eisenbahnzubehör), abisoliert und eng um ein Stückchen Federstahldraht (0,2mm Ø) gewickelt.
Dieser Kleinschei* hat mich mehr Nerven gekostet als alles andere bisher.
Die Produktion war ja noch einfach, hier mit dem Halter (Unterlegscheibe, Schraube, Polystyrol), dem lackierten Kabel und zum Größenvergleich eine Stecknadel:
Schwieriger gestaltete sich dann der Einbau ins Fahrzeug, ohne das wieder zu zerlegen. Beim Ankleben an die Scheibe ist dann auch das passiert, was ich befürchtet habe: Mit der Pinzette leicht gewackelt, verrutscht und etwas Kleber auf der Scheibe verschmiert.
Hält sich aber zum Glück in Grenzen.
Deshalb sitzt er jetzt auch nicht 100%ig dort, wo er sollte aber noch mehr verschmieren wollte ich auch nicht.
Der nächste Akt bestand dann darin, das "Kabel" realistisch hängen zu lassen und den Stecker (ein Stück Isolierung wieder aufgeschoben) im Zigarettenanzünder zu fixieren. Die durch die Wicklung entstandene Federspannung hat es immer sonstwo hingedrückt, hat mich insgesamt etwa eine ¾ Stunde gekostet...
Aber das Ergebnis finde ich doch ganz ansehnlich
Als nächstes folgen noch ein Handyhalter und ein kleiner Duftspender am A-Brett.
Zudem muss noch ein ganz wichtiger Teil geändert werden, der Motor.
Es handelt sich nämlich um keinen echten M3 sondern "lediglich" um einen 318i mit M-Paket.
Ein entsprechender Spendermotor kam heute von einem lieben Bastlerkollegen und sobald ich Bilder vom Vorbild bekommen habe, wird auch dieser originalgetreu angepasst.
Als letzte Herausforderung steht dann noch ihr Wunsch nach einem Softtop im Raum...
Ich werde sehen, was ich tun kann!
Dafür erwarte ich dann aber auch mindestens sowas:
Neben dem Spaß und dem Ausloten der eigenen Fähigkeiten hatte das Ganze noch einen anderen gewünschten Effekt: Ich habe ihren Ehrgeiz geweckt, sich auch endlich an dieses Modell zu setzen.
Ja, richtig, sie will nicht diesen hier, sie will ihn sich selber bauen!
Und da habe ich auch vollstes Verständnis für, denn die eigene Kreativität zählt bei so einem besonderen Stück doch noch eine Ecke mehr als das mühevollste Geschenk.
Und so werden wir bald vergleichen können, wer näher am Original liegt.