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Mittwoch, 19. Oktober 2016, 14:50

Heinkel He 219 A-2 D5+BL in 1/72



Liebe Mitbastler,

heute zeige ich euch mein neuestes Projekt - eine Heinkel He 219 A-2 mit der Kennung D5+BL und der Werknummer 290126. Sie gehörte zur 3./NJG 3 und war im Mai 1945 in Grove (Dänemark) stationiert. Ausgerüstet war sie mit einem FuG 220 SN-2d "Lichtenstein" mit um 45° geneigten Dipolen im Bug sowie dem Heckwarnsystem. Die Maschine verfügte über je 2 MG 151/20 in den Flügelwurzeln und der Bauchwanne sowie 2 MK 108 (30mm) "Schräge Musik" in der Oberseite des Hinterrumpfes. Das Flugzeug wurde von den Alliierten intakt auf dem Flugplatz Grove vorgefunden, nach Großbritannien transferiert, getestet und schließlich 1947 verschrottet.

Wer nicht so viel lesen will, kann auch direkt in die Bildergalerie klicken.



Warum dieses Exemplar?
Ich wollte einen "Uhu" mit Heckwarnradar, "Schräger Musik" und dunklem Bauch. Und natürlich sollten die passenden Decals verfügbar sein.



Literatur
An Unterlagen und Geschichte zur He 219 kann man so einiges finden im Internet und als Gedrucktes. Hier mein Arbeitsmaterial:



Welcher Bausatz?
Ich habe mir insgesamt 4 Bausätze in dem von mir bevorzugten Maßstab 1/72 zugelegt: von Revell Nr. 04690 "Heinkel He 219 'Uhu'" (aus diesem Bausatz stammen die verwendeten Decals) und Nr. 4116 "Heinkel He-219 A-5/R1 'Uhu'" sowie aus der "Golden Wings Series" von Dragon Nr. 5005 "He 219 A-0 'Uhu'" und Nr. 5006 "He 219 A-7 'Owl'". Als Bausatz wählte ich den letzteren, da die Dragon-Produkte um Welten besser sind als die von Revell (bspw. erhabene Gravuren, wobei man gerechterweise sagen muss, dass die Revells wesentlich älter sind) und ich keine Vorserien-Maschine (A-0, Dragon 5005) haben wollte. Auch die G9+TH sagte mir nicht so zu, allein schon, weil der Decal-Bogen beim Dragon 5006, sagen wir mal, sehr spartanisch ausgefallen ist. An dieser Stelle noch ein paar Anmerkungen. Die G9+TH, Werknummer 290123 (dies ist auf Fotos erkennbar, da die Werknummer in weiß an den Seitenleitwerken aufgebracht ist), wird im Dragon-Bausatz 5006 als A-7 mit der Decal-Werknummer 290129 (und diese ausgeführt in schwarz – ganz toll, der Untergrund ist auch schwarz) bezeichnet. Revell bezeichnet im Bausatz 04690 die D5+BL mit der Werknummer 290126 (Decal zum Glück in weiß) als A-5. Übereinstimmend werden nach den o.g. Zeitschriften „Flugzeug Profile Nr. 10“ und „Flugzeuge Classic“ 09/2010 sowie Remp die Werknummernblöcke 2900xx bis 2902xx und 3103xx der A-2 zugeordnet. Eventuell kam es bei den benannten Maschinen ja zu Umbauten, wer weiß, aber das geht hier an dieser Stelle wohl doch zu sehr ins Detail. Trotzdem: Augen auf beim Bausatz-Kauf! Und noch etwas: „Flugzeug Classic“ weist darauf hin, dass sich der Beiname „Uhu“ in keinen offiziellen Dokumenten findet. Dagegen aber schon Namen wie „Hermes“, „Marder“ oder „Maskottchen“ für einen Mosquito-Jäger.



Modifikationen

So ein bisschen kennt ihr mich ja mittlerweile schon, so ganz ooB geht bei mir irgendwie nicht. In meine 219 habe ich folgende Extras verbaut:
  • einklappbares Fahrwerk, wobei das Bugrad auch noch um 90° gedreht werden kann (muss), um unter den Kabinenboden zu passenden



(Bugfahrwerk)


(Hauptfahrwerke)
  • beleuchtetes Cockpit mit grün leuchtendem Radar-Sichtgerät und Positionsleuchten (alles mit einer LED gespeist, die sich dank Fototransistor plus ein bisschen was nur im Dunkeln einschaltet)
  • drehende Propeller, deren Motoren von einem µC sequenziell gestartet und per PWM "hochgefahren" werden
  • da der von mir verwendete µC 4 Ausgänge bietet, mit den Motoren aber nur 2 belegt werden, kam mir die Idee, die restlichen 2 Ausgänge zu nutzen, um mittels zweier LEDs und entsprechender Blitzsequenzen die Waffen zu imitieren.

(Quadratische Platine links: Spannungsregler für LEDs (5V), Mitte oben: Platine für µC und Spannungsregler Motoren (0,2V), rechts: 2 Goldcaps als Spannungsversorgung)
  • Bleigewichte für Bug und Motorgondeln gegossen, da die 219er Modellbausätze ohne diese unweigerlich zu Tailsittern werden




Am Ende sah das Innenleben so aus:



Detailverbesserungen
  • 2 Piloten spendiert und Panzerglasscheibe im Cockpit neu gefertigt (die aus dem Bausatz hatte starken Linseneffekt)
  • Reflexvisier für die "Schräge Musik" eingebaut

(Oh Mann, das Makro ist gnadenlos...)

  • FuG 220-Antennen (zwar filigrane Ätzteile, aber eben platt) beidseitig mit Epoxy bestrichen, um etwas Volumen zu geben sowie Stabantennen und Staurohr (im Bausatz Ätz- oder Plastikteile) durch Federstahldraht ggf. mit Verdickung durch Kanülenstück ersetzt
  • "Spitzbauch" der Waffenwanne - ein bekannter Fehler der Dragon-219er – abgeschliffen
  • etliche Panellinien nachgraviert (besonders prominent ist die bei Dragon fehlende schräge Gravur an den Motorklappen)
  • Verkleidungen der Positionslichter, des Landescheinwerfers sowie des „Peilgerätes 6“ (Rumpfrücken) mit „Bondic“-UV-Kleber dargestellt


Noch ein Hinweis (war für mich nicht relevant, da an dieser Stelle in meinem Modell die Ladebuchse sitzt): die mittleren beiden Waffen in der Bauch-Waffenwanne hatten bei der 219 einen gemeinsamen Hülsenauswurf, nicht zwei nebeneinander, wie bei Dragon dargestellt.
Liebe Grüße von nochsonBastler.

"Das erinnert mich an den Mann, der sich splitternackt auszog und in einen Kaktus sprang."
"Warum hat er das getan?"
"Er hielt das damals für eine blendende Idee!"

("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

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Mittwoch, 19. Oktober 2016, 15:26

Nun noch ein paar Anmerkungen zum Bau



Also für die Beleuchtungen einschließlich des Radar-Sichtgerätes und der Illumination der Bewaffnung habe ich Kunststoff-Lichtellenleiter (LWL) verwendet. So komme ich mit 3 LEDs aus (eine weiße LED für die Beleuchtung an sich und 2 gelbe für die Blitzer). Aber ich muss sagen, die LWL sind extrem störrisch und daher schwer zu verarbeiten. Bevor man sie verarbeitet, sollte man sie recken. Ich band sie daher mit einem Ende oben an einem Schrank, hing unten als Gewicht eine Bastelklemme dran und fönte den Faden. Man kann ruhig die höchste Heizstufe nehmen, aber es muss ein Haarfön sein, keine Heißluftpistole, die wird zu warm und der LWL reißt.



Die Bemalung war eine kleine Herausforderung. Nicht so sehr der dunkle Bauch (den ich nicht in Schwarz, sondern Anthrazit lackiert und mit grauen Ölwash „belebt“ habe), sondern das Mäander-Tarnmuster.



Die Oberseite habe ich erst mit Revell Aqua Color 43 (Mittelgrau) grundiert, die Mäander mit einer Mischung aus 90% Revell 49 (Hellblau) und 10% Revell 05 (Weiß matt) aufgebrushed (habe ich erst mit einer Evo Silverline fPc einigermaßen hinbekommen, Versuche mit Pinsel sind schnell gescheitert), dann Glanzlack Revell 01, Decals drauf, nochmals Glanzlack, Ölwashing und zum Schluss eine Mischung aus Glanzlack Revell 01 und Revell Mattlack 02.

Da das Modell durch die erforderliche große Bleimenge – es bringt in 1/72 immerhin 115,2g auf die Waage – recht schwer ist, war es notwendig, die Hauptfahrwerke zu arretieren, damit sie nicht einfach so wegklappen. Dazu habe ich für Stützstreben nicht die Plastikteile aus dem Bausatz verwendet, sondern dünne Messingröhrchen. Den Teil, der am Fahrwerksboden angeschlagen ist, habe ich schwenkbar ausgeführt. Das Röhrchen ist zusammen mit dem zweiten Teil der Stützstrebe auf einen Elasthanfaden aufgefädelt, der selbst wieder auf der einen Seite am Fahrwerksboden und am anderen Ende mit dem Fahrwerksbein verbunden ist. Damit habe ich 2 einfache Scharniere! Zum arretieren habe ich einen dünnen Federstahldraht in beide Röhrchen eingesetzt, den man an seinem „Kupferkopf“ (s. folgendes Bild) durch die Verbindung beider Röhrchen schieben (=arretiert das Gelenk) oder zurückziehen kann (Gelenk frei beweglich). Funktioniert hervorragend!



Auch die Fahrwerksklappen sind selbstverständlich beweglich. Ich denke, das Funktionsprinzip wird mit den folgenden Bildern deutlich:







Und hier die Endergebnisse:





Die „Lichtenstein“-Anlage im Bug ist eine Herausforderung. Um die Dipole im richtigen Winkel anbringen zu können, habe ich mir eine Lehre aus Balsaholz geschnitzt, damit ging es dann recht unkompliziert:



Mit den Gravuren von Dragon war ich nicht zufrieden. Sie sind zwar technisch sauber ausgeführt, passen aber nicht 100%ig zu meinen Quellen (gut, kann an den Quellen liegen) und, was mehr ärgerte, auf dem Rumpfrücken zusammen. Ca. 1mm Versatz! Da war Spachteln und Neugravieren angesagt. Hier noch ein paar Tipps:
Zum Verschließen von Spalten empfehle ich „Masilla Plastica“ von Vallejo. Mit der dünnen Düse kann man das Material genau und sparsam auftragen. Dann kurz anziehen lassen und mit einem feuchten Wattestäbchen alles,was übersteht, wegwischen. Kein Schleifen oder Neugravieren der bestehenden Panellinien notwendig! Aber Schleifen kann man das Material, auch nach vollständigem Trocknen, nicht richtig. Es hat wahrscheinlich Acrylbasis und bleibt etwas elastisch. Wenn ich absehen kann, dass etwas geschliffen werden muss, dann setze ich auf „Dissolved Putty“ und meine Spezial-Schleifmaschine:



Zum Gravieren habe ich bisher eine Dreikantnadel (folgendes Foto ganz links) benutzt. Aber man (ich?) rutscht schnell mit ihr ab und es bildet sich auch an den Rändern der Gravur ein Grat. Seit kurzem benutze ich so ein Spezialmesser von Trumpeter (Foto Mitte, schwarzer Griff), das sich sehr gut z.B. an Dymoband führen lässt und die Gravur „vorritzt“. Dann bearbeite ich den „Ritz“ mit einer sehr feinen Gravurfeile (linker Stift mit blauem Griff) und, falls nötig (für etwas breitere Gravuren, wie bei bei dem Dragon-Bausatz und zum Entfernen des Grates) ein spezielles geätztes Gravurmesser (rechter Stift mit blauem Griff). Letzte Gratreste entferne ich dann vorsichtig mit Stahlwolle (ganz rechts). Für Deckel und Klappen gibt es geätzte Masken, die zusammen mit der Gravurnadel ganz gute Ergebnisse bringen. Und nein, die Masken sind nicht aus Gold... :lol:



So, ich hoffe, mein Beitrag findet Euer Wohlwollen. Bis demnächst!
Liebe Grüße von nochsonBastler.

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("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

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Mittwoch, 19. Oktober 2016, 16:27

Mahlzeit!

Interessant und informativ, schönes Ergebnis.
Beeindruckend, daß man von der Funktion des Fahrwerkes nichts sieht, keine klobigen Gelenke oder abstehenden Klappen.
Ein guter Rat des Vaters an den Sohn:
Halte stets mit allem Maß-mit dem Essen,dem Trinken und dem Arbeiten.Vor allem mit dem Arbeiten.
-Otto von Bismarck

4

Mittwoch, 19. Oktober 2016, 18:47

Hallo Jochen,

dankeschön!

Und die Mechanik ist deshalb so unauffällig, weil ich insgesamt ca. 5 Monate an dem Flieger getüftelt und etliche graue Haare bekommen habe. Aber bekanntlich zählt ja, was hinten rauskommt... :D
Liebe Grüße von nochsonBastler.

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("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

Beiträge: 350

Realname: Norbert Burgardt

Wohnort: 59557 Lippstadt

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5

Donnerstag, 20. Oktober 2016, 09:59

Hallo Dirk :wink: ich bin einfach nur platt :respekt: :respekt: :respekt:
Gruß Norbert

Beiträge: 96

Realname: Bernd

Wohnort: Freiburg im Breisgau

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6

Freitag, 21. Oktober 2016, 00:13

Hallo Dirk!

Sehr schöne Arbeit ich bin begeistert :ok:

Gruss Bernd

7

Freitag, 21. Oktober 2016, 09:46

Hallo Norbert und Bernd,

vielen Dank! :rot:
Liebe Grüße von nochsonBastler.

"Das erinnert mich an den Mann, der sich splitternackt auszog und in einen Kaktus sprang."
"Warum hat er das getan?"
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("Die glorreichen Sieben", Mirisch/Alpha, 1960)

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1:72, Heinkel

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