Ich muss zugeben, dass mich das viele Wasser und Wässern zwischendurch auch ein bisschen langweilt. Daher ein kleines Zwischendurch-Projekt, das vielleicht in absehbarer Zeit fertig werden und dann sogar in das entstehende Diorama integriert werden könnte.
Zunächst dazu ein
PROLOG
Erstens: Statenjachten
Statenjachten sind einmastige Fahrzeuge, die im 17. Jahrhundert in den Niederlanden aus kleinen Kriegsschiffen entwickelt wurden. Sie dienten zunächst hochgestellten Persönlichkeiten aus Politik und Militär als Transportfahrzeuge. Später ließen sich auch reiche Kaufleute solche Statenjachten bauen, mit diesen Fahrzeugen begann dergestalt die Geschichte der Vergnügungsreisen zur See. Der Name Jacht hat sich bis heute für solche Fahrzeuge erhalten.
Statenjachten wurden etwa 200 Jahre lang gebaut und sahen sich recht ähnlich. Den größten Unterschied machten wohl Art und Ausmaß des Zierrates, mit dem diese Fahrzeuge geschmückt waren. Man konnte hier wenig, aber auch sehr viel Geld ausgeben. Von einigen Statenjachten weiß man, dass ihr Schmuck mehr kostete als Rumpf und Takelage.
Ich bin weit davon entfernt, eine Typologie dieses Schiffstyps aufstellen zu wollen. Grob unterscheide ich allerdings Staatenyachten in solche, die seitlich eine Fensterreihe an der Heckkabine und einen geschlossenen Heckspiegel haben, und solche, die seitlich ein ausgestelltes, erkerähnliches Fensterelement besitzen, sowie weitere Fenster im Heckspiegel. Die rekonstruierte Statenjacht Utrecht (von der es ein Resin-Modell der Firma Artitec gibt) gehört zum zweiten Typ, ebenso das von der Firma Billing Boats vertriebene Modell nach einem Vorbild aus dem Schifffahrtsmuseum Amsterdam. Zum ersten, wahrscheinlich älteren Typ gehört die Mary, eine der historisch bedeutendsten Statenjachten (ein Geschenk an den englischen König Charles), von der die Firma Mamoli einen Bausatz vertreibt.
Zu Bauart und Aussehen der Statenjachten gibt es nicht allzu viele Quellen. Die Holländer bauten damals weniger nach Plänen, und die sogenannten Bestecke (Tabellen mit Maßen) sind nicht leicht zu lesen. Allerdings gibt es eine Vielzahl malerischer Abbildungen von Statenjachten. Sehr beliebt waren bei den damaligen Marinemalern Szenen, die große Schiffe vor Anker liegend zeigen und daneben oder im Vordergrund kleinere Fahrzeuge, die den Transport wichtiger Persönlichkeiten vom oder zum Hafen besorgen. Nach meiner Erfahrung werden die Statenjachten auf solchen Bildern meistens von hinten dargestellt. Das ist nun zweifellos auch ihre Schokoladenseite, ich nehme überdies an, dass ein Grund für diese Perspektive war, die großen Wappen am Heck zu zeigen, um so zu dokumentieren, wer genau hier gerade wohin unterwegs war.
Zweitens: Pyro, Schiffe der Welt und Statenjacht
Die amerikanische Firma Pyro präsentierte in den sechziger Jahren eine Reihe von sehr preiswerten Bausätzen, mit denen man eine Art Reise durch die Geschichte der älteren Schifffahrt unternehmen konnte. Hier finden sich neben solchen Klassikern wie den Schiffen der Kolumbus Flotte, den Karacken des 16. Jahrhunderts oder der Fregatte Constitution auch eher exotische Vertreter wie Dschunken oder Handelsschiffe aus dem persischen Golf. Der Maßstab dieser Modelle wechselt stark, denn auch die im Original größten sollten in dieselbe, eher kleine Schachtel passen. Das hat bei vielen dieser Bausätze dazu geführt, dass man daraus nicht viel mehr als ein hübsches Spielzeug basteln kann.
Einige Modelle gehören aber zum deutlich Besseren, was in dieser Epoche entstanden ist. Das hängt eng mit dem Maßstab zusammen. Sehr hübsch ist zum Beispiel das Modell eines amerikanischen Austernfischerbootes (Skipjack). Und, da im vertretbaren Maßstab von etwa 1:120, auch das Modell einer holländischen Statenjacht. Das Modell ist hier im Forum schon einmal gebaut worden, leider sind die Bilder nicht mehr sichtbar. Man kann viele Details dieses Modells endlos kritisieren (und mit guten Gründen), im ganzen ist es aber nicht so schlecht gelungen; außerdem zeigt es den älteren Typ der Takelage: ein Sprietsegel am kurzen Mast und kein Rahsegel darüber.
Fortsetzung folgt