Hallo an alle,
da das Problem sich wohl immer stellt, macht wohl auch ein spätes Posting Sinn. Meine Anmerkungen beziehen sich ausschließlich auf Kunststoff.
Die Methode, einen Kreis mit Zentrumsbohrung grob auszuschneiden und dann in der
Bohrmaschine rund zu schleifen, ist relativ zeitaufwendig und, wenn zum Aufspannen eine Schraube mit Mutter genommen wird, auch insofern ungenau, als die Kunststoffscheibe meist etwas Spiel auf der Schraube hat und auch entsprechend der Gewindesteigung nicht rechtwinklig auf der Schraube befestigt werden kann. Außerdem wird es bei dickem Material kaum gelingen, eine rechtwinklige Kante herzustellen. Je dünner das Material und je größer der Radius ist, desto früher scheitert diese Methode. Braucht man außerdem zahlreiche identische Teile wird es noch schwieriger. Saubere, exakt winklige, maßgleiche Ringe kann man so eigentlich überhaupt nicht herstellen. Diese Methode ist sicherlich nur ein Behelf, wenn nichts anderes verfügbar ist.
Auch beim analogen Einsatz einer
Drehbank gelten einige dieser genannten Vorbehalte entsprechend.
Das Ausschneiden mit einem
Zirkel ist äußerst mühselig - sofern es denn gelingt. Zumindest nach meiner ziemlich langen Praxis scheitert der Einsatz des Zirkels daran, daß man den effektiven Schneidradius ändert, sobald man den Zirkel nicht absolut lotrecht führt - bei einer Unzahl von Drehbewegungen kaum zu leisten.
Schnell und exakt sind nach meiner Erfahrung nur Kreisschneider - aber nicht alle. Meine Erfahrungen:
Das erste Bild zeigt einen
baumarktüblichen Kreisschneider mit zwei Messern für Säulenbohrmaschine, Tischbohrmaschine oder Handbohrmachine mit Bohrständer. Dieser ist für den Modellbau deshalb unbrauchbar, weil es nahezu unmöglich ist, beide Messer auf exakt den gleichen Abstand zum Zentrum auszurichten. Auch Benutzung mit nur einem Messer hilft nicht viel, da beim Festziehen des Messers sich dieses immer etwas schräg stellt, so daß es eigentlich nie gelingt, des gewünschten Schneidradius auch tatsächlich herzustellen. Fazit: völlig unbrauchbar.
Das zweite Bild zeigt einen
manuellen Kreisschneider, nach meiner Erinnerung irgendwann bei meinem Hauslieferanten Micro Mark bestellt, der sonst sehr gute Qualität liefert. Hier zeigt sich das gleiche Problem wie beim Zirkel, wenn auch etwas abgemildert. Es gelingt auch hier nicht, ihn stets lotrecht zu führen. Dieser Mangel wirkt sich umso weniger aus, desto größer der Radius und desto dünner das Material ist. Fazit: sehr eingeschränkt brauchbar.
Das dritte Bild zeigt einen stufenlos verstellbaren
Lochbohrer/Kreisschneider von Westfalia für Säulenbohrmaschine, Tischbohrmaschine oder Bohrmaschine mit Bohrständer. Mit ihm lassen sich Kreise von 20mm bis 120mm aus bis zu 20mm dickem Material schneiden. Er ist, wie heute überprüft, noch immer unter der Artikelnummer 822411 für € 15,99 lieferbar. Ich habe meinen seit etwa 10 Jahren im Einsatz und bin begeistert. Da das Messer in zwei Stellungen eingesetzt werden kann, können mit absolut senkrechten Kanten Scheiben und im zweiten Arbeitsschrit auch Ringe im Handumdrehen auch aus dickem Material geschnitten werden. Nach meiner Erfahrung muß die Materialstärke mindestens 1mm betragen, da das Material sonst reißt oder sich verzieht. Fazit: Höchst empfehlenswert, erst recht zu diesem Preis.
Das vierte Bild zeigt meine in 0,5mm-Stufen verstellbare
Eigenkonstruktion. In eine kleine Proxxon-Bohrmaschine eingespannt, schneidet sie absolut saubere und maßgleiche Scheiben und Ringe bis max. 1,0mm Materialstärke - das dann aber etwas mühsam. Bei 0,3mm Materialstärke kann ohne weiteres auf den Bohrständer verzichtet werden. Fazit: Schnell und fast ohne Materialkosten hergestellt und bei mir seit Jahren unentbehrlich.
Gruß
Jürgen