Bausatzvorstellung: 1958 Cadillac Eldorado Seville / Biarritz
Modell: 1958 Cadillac Eldorado Seville / Biarritz
Hersteller: ARII/IMEX
Modellnr.: 31001-2400 und 31003-2400
Masstab: 1:24
Teile: 98, wenn ich mich nicht verzählt hab
Spritzlinge: 4, Einzeln: Karosse und Unterbau, 4 Gummireifen, 4 Stahlfedern, 4 Polycaps, Stoßstangeneinsatz hi.
Preis: wird um 15$ gekostet haben
Herstellungsjahr: vermutlich späte 70er/frühe 80er
Verfügbarkeit:gelegentlich auf ebay US
Besonderheiten:
Nachdem ich bisher hier nur Cadillac V16’s der Dreißiger abgeliefert hab, beschäftige ich mich zur Abwechslung mal mit was anderem. Die öffnenden Türen meines Jo-Han 1930 Town Cars bringen mich gerade mal wieder schon allein in der Planung in Verzweiflung. Vielleicht mache ich so lange einfach mal was anderes: die einzigen Kits, die es meines Wissens je zum 1958 Cadillac gab.
Wieso ausgerechnet die?
Na ja, ich habe selbst ein 1:1-Modell des Baujahrs in einem Heustadel stehen und sowohl Werkstatthandbuch als auch alle anderen Infoquellen dazu, insofern sollte auch ein Eldo nicht DAS Problem sein.
Sollte.....
Feierliche Worte zum Original:
1958 war nicht das beste Jahr für die amerikanische Autoindustrie überhaupt und für Cadillac schon gar nicht. Das 1958er Modelljahr bestand im Wesentlichen aus optischen Retuschen am 1957er, abgesehen von der Umstellung der Hinterradfederung von Blatt- auf Schraubenfeder. Das optische Design allerdings war schon deutlich verändert. Natürlich befanden wir uns mitten in der Hochphase der Flossenfahrzeuge, und so verpasste man dem 1958er auffällige Fortsetzungen am hinteren Ende – monströse „Chromfressen“ hatten diese Autos eh schon seit zehn Jahren. Äußerlich gab es die Series 60, 62 und 75, bei denen die Heckflossen organisch aus der Seitenwand emporwuchsen, und die hier nachgebildeten Eldorados, deren Flossen auf eine abfallende Hecklinie „aufgesetzt“ waren.
Der mit weitem Abstand teuerste Cadillac war in 1958 der Eldorado Brougham, der aber ein seit 1957 unverändertes, völlig anderes Styling hatte als die übrigen 1958er.
Darunter residierte die Eldorado-Modellreihe, und darunter dann die übrigen Serien (und das Series 86 Commercial Chassis...das lassen wir aber jetzt mal...).
Die Eldorados, gebaut als Style 6237SDX Seville Coupé und 6267SX Biarritz Convertible unterschieden sich nicht nur durch die Karosserieflossen von den „unteren“ Serien, sondern auch durch einige technische Gimmicks. Abgesehen vom höheren Automatisierungsgrad an allem möglichen Komfortkrempel gab es sie nur in besonderen Farben, mit einigen nur für Eldorados bestellbaren Zubehör-Kinkerlitzchen, und mit einigen technischen Zusatzdetails. Sie hatten dieselbe 5972-cm³-Basismaschine (365 cui) wie die übrigen Cadillacs, aber zauberten dank dreier Registervergaser („TriPower“) 345 SAE-PS aus dem Motor statt der Standardversion mit einteiligem Doppelregistervergaser (314 SAE-PS) – der aber auch schon Kochtopfgröße hat.
Die Werte sind, wie die ganze SAE-Norm, viel zu optimistisch, weil der Motor kein einziges Zusatzaggregat trug – Ölschmierung, Stromerzeugung, Kühlung und was so alles dazugehört wurden durch externe Aggregate gefördert und dazu noch wurde die Leistung direkt am Kurbelwellenstumpf abgegriffen. So kamen Mondwerte zustande, aber wie man so hört, werden gut laufende 1958er mit um 240 PS an der Hinterachse (!) gemessen – das ist schon ordentlich!
Beide Eldorados gab es zum damals stratosphärischen Preis von $7.410, zwar nur knapp mehr als halb so teuer wie der Eldorado Brougham ($13.000), aber fast doppelt so viel wie der einfachste Kandidat des Baujahrs, das zweitürige Series 62 Coupé ($4.700). Im Modelljahr 1958 wurden nur etwa 121.000 Autos ausgeliefert, davon gingen 1670 an Eldorado-Kunden: 815 Biarritz und 855 Sevilles.
Exkurs: mein eigenes 1:1-Kit ist der „Cadillac des kleinen Mannes“ der Zeit: ein Style 6239 Standard Deck Sedan. Er hat den einfachen Motor und ist der „kleinste“ in allen Baureihen: er ist „nur“ 5,53 m lang und trägt den Kofferraumdeckel des 1957er-Modells mit einer angeschraubten Griffleiste. Sogar das Coupé und das Convertible hatten 5,61 m, alle anderen Limousinen sogar mindestens 5,72 m – zu einer Zeit, in der „bigger is better“ galt, war meiner bestimmt ziemlich poplig und wird auch heute noch „Shortie“ geschimpft. Er war damals dementsprechend nicht allzu beliebt: es gab nur 13.300 solcher Kurzmodelle. Erstaunlich ist, dass heute neben den Eldos aber überproportional viele Shorties erhalten sind. Sie waren nicht das Spielzeug von Reichen, die das Auto dann im Folgejahr wegwarfen und durch das aktuellere Modell ersetzten, sondern von Leuten, die sich das Geld (meiner wird mit allem Zubehör aus dem Laden heraus ziemlich genau $5000 gekostet haben) zusammengespart hatten und dementsprechend pfleglich damit umgegangen sind. Die Eldos allerdings machen heute das Geld: gut erhaltene Exemplare gehen für 100-150.000 Euro weg, während ein guter Shortie mit Mühe 35.000 bringt.
Die Bausätze:
Beide bestehen eigentlich aus exakt demselben Kit – es sind nur verschiedene Dachversionen beigelegt. Dadurch sind einige kleine Unterschiede zwischen Seville und Biarritz geglättet, aber das GM-Baukastenprinzip bewährt sich auch hier
– wir werden bestimmt noch der ein oder anderen Maßnahme beim Zusammenbau begegnen.
Beide Kits unterscheiden sich minimal im Karton (der ARII_Biarritz scheint ein bisschen aufwendiger), der Verpackung der Einzelteile und dem Guß: der ARII-Biarritz ist komplett in weiß und hat ein paar winzig kleine Fischhäutchen. Der IMEX-Seville hingegen ist dreifarbig und ziemlich exakt ausgeführt. Meine Vermutung wäre: dieses Kit ist entweder älter oder hat frischere Werkzeuge gesehen.
Den Biarritz habe ich schon neun Jahre, den Seville erst kürzlich gekauft. Das spiegelt sich im Preis wieder: während es den Biarritz damals mit Zoll und Versand für weniger als 50 EUR gab, bin ich mit dem Seville satt beim Doppelten.
Beiden Sätzen liegt dieselbe Body-Frame-Gruppe bei. Ich würde die Detaillierung sehr gut nennen, denn es ist das Wesentliche herausgearbeitet, was den 1958er ausmacht. Auch die Gußqualität scheint gut, obwohl der ARII hier etwas abfällt.
In der Karosse ist die Austrennung der Motorhaube bereits vorgeschnitten. Ich werde mal sehen, wie ich hier ein brauchbares Scharnier drankriege.
In der Bodengruppe sieht man übrigens den X-Frame gut. Diese neuartige Rahmenführung mit zusammenlaufenden Mittelträgern erlaubte es, die Karosse deutlich tiefer zu legen als mit den Leiterrahmen bis 1956, wodurch die Linienführung weniger pausbäckig und weniger hochschultrig geriet. Man schalt Cadillac damals aber auch hinsichtlich der Anfälligkeit bei Seitenaufprall ausgerechnet in der Passagierkabine – irgendwie verständlich. Das Zeug war weich wie Butter, und ein Unfallverursacher fuhr einfach bis zur Fahrzeugmitte durch, wenn er einen Cadillac seitlich traf. Leiden für’s Design halt...
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Der schwarze Spritzling: Motor- und Fahrwerksteile.....
Ich seh schon: sehr schön gemacht, aber reichlich Optimierungspotential
Der blaue Spritzling: Interior.....
...hier für Seville und Biarritz identisch, ich glaub aber, im Original gab es da kleinste Unterschiede.
Der Chromspritzling......
...sieht toll aus, aber wir werden sehen, was sich beim Bauen ergibt. Der vom Seville scheint eigentümlicherweise auf roter Basisplaste entstanden zu sein, der vom Biarritz auf weißer. Beim Seville ist die Sichtseite des Grills nicht so gut, beim Biarritz sind die Doppelscheinwerfer schlecht. Ein Fall für Alclad? Well.....
Die Gummireifen.....
...da stehen Beschriftungen drauf. Das scheint das Original zu reflektieren, muss ich mir mal mit der Lupe ansehen. Interessant wird der Aufbau der White Sidewall – das Kit hilft hier nicht.
Der Klarglasspritzling ist schlicht.....
...hier dürfte ja beim Biarritz nichts anderes gefragt sein als die Frontscheibe, und eine der übrigen Panoramascheiben ist schon in der Bauanleitung als „not required“ ausgegraut.
Und hier die Blechbüchsen-Deckelbeilage....
Dies ist das Top des Seville. Beim offenen Biarritz gibt es da halt das übliche Cabrio-U wie auf dem Bausatzbild
Und in diesem Beutel sind ein paar Kleinteile drin:.....
....vier Stahlschraubenfedern, vier kleine Drehhülsen für die Räder („Polycaps“), und das Unterteil der Heckstoßstange.
Sieht gut aus, Herr Doktor!
Nun gehen wir mal an die Fertigung. Das erste, was mir so nebenher ins Auge fiel, war übrigens die Zweikolben-Vakuumpumpe für die Luftfederung am Chromspritzling. Die war sogar am Eldo aufpreispflichtig (.... und in späteren Jahren ersetzten viele den ständig undichten Luftbalgschrott durch stählerne Schraubenfedern....
). Die Kits scheinen jedenfalls echt interessant zu werden
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