Johann, herzlichen Dank für deine Komplimente. Über die freue ich mich immer ganz besonders, weil du ein herausragender Vertreter eines anderen Modellbau-Stils bist. Anerkennung von der anderen Seite des Platzes wiegt doppelt.
Ich hatte in den letzten Wochen einige lange, sehr lange Autofahrten zu absolvieren (unter anderem 4 Stunden Stau vor dem Gotthard-Tunnel) und insbesondere während dieser Zeit ausreichend Muße, über ein Problem nachzudenken, an dem ich schon seit langer Zeit herumknabbere wie ein Eichhörnchen an einer melonengroßen Nuss. Worum geht es? Ich möchte das Großsegel der Schebecke im geborgenen Zustand an der gefierten Rute darstellen. Im Grunde kein Problem, außer vielleicht dem, dass mein Gordinator nicht groß genug ist, um die mächtige Rute darin einzuspannen. (Gordinator = selbstgebautes Hilfsmittel zur Herstellung von geborgenen Segeln)
Genug Tempotuch dürfte hingegen aufzutreiben sein.
Aber jetzt der Knackpunkt: Die Segel haben alle rote Streifen. Das Focksegel habe ich hergestellt, indem ich besagte Streifen mit der Airbrush auf ein Stück sehr dünnen Stoff aufgebracht habe. Von diesem Material könnte ich mehr herstellen. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass man Stoff, wie dünn er auch sein mag, nicht so zusammendrücken oder bauschen kann, dass es realistisch aussieht.
Was tun? Ein geborgenes Segel aus Tempotuch herstellen und dann die Streifen darauf malen? Im Prinzip denkbar. Man muss dann aber beachten, dass die Streifen nicht wie Ringe um das geborgenen Segel herumlaufen dürfen. Man müsste also improvisieren, hier einen Streifen in der Falte verschwinden, an anderer Stelle wieder auftauchen lassen. Möglich, aber ich fürchte, dass ich Stunden damit zubringen würde und möglicherweise den ganzen Vorgang mehrfach wiederholen müsste, bis mir das Ergebnis gefällt.
Also habe ich mir in einen der Staus folgendes ausgedacht: Ich färbe ein Tempotuch mit der Airbrush in Rot. Dann schneide ich es in schmale Streifen. Dann breite ich auf einer Glasscheibe Tempotuch in der entsprechenden Größe aus und tränke es mit dem üblichen Leim-Wasser-Gemisch. Schließlich lege ich die Streifen parallel auf und befestige sie ebenfalls durch Überstreichen mit dem Leimwasser. Dann bausche ich das so hergestellte Arrangements dergestalt, dass nur die mit den Streifen bedeckte Seite sichtbar bleibt, und binde das geborgene/gebauschte Segel unter die Rute.
Aber: „Grau ist alle Theorie, entscheidend ist auf’m Arbeitsplatz.“
Ehrlich gesagt, die meiste Zeit habe ich gedacht: Das ist das Spinnertste, das ich mir je ausgedacht habe. Aber es kostet kein Geld und vielleicht eine halbe Stunde Lebenszeit, die ich ansonsten womöglich auch nicht sinnvoller verbracht hätte.
Here we go! Man beachte die höchst professionelle Rutenhalterung aus Styrodur, in Sekundenschnelle hergestellt mit meinem neuen Lieblingswerkzeug, dem Thermocut von Proxxon.
Kommentare wie immer willkommen!
Schmidt