Liebe Corvette-Fans,
das Projekt "Stingray" biegt in die Zielgerade ein. Zunächst montierte ich die Scheibenwischer fertig. Dazu schnitt ich kurze Stahldrähte ab, als Achsen für die Manschetten und Verbinder, und verklebte alles so, dass die Wischerblätter beweglich blieben. So konnten sie sich schön an die Scheibe anlegen. Hier zum Vergleich nochmals die Kit-Wischer (außen, einseitig kontouriert) und meine custom spare wipers (innen):
Hier hatte sie schon ihre vorgesehenen Plätze eingenommen. Auf Originalfotos liegt der Wischer auf der Fahrerseite stets unter dem der Beifahrerseite.
Wie gewünscht, lagen die Wischerblätter sauber an der Scheibe an.
Und nochmals der Vergleich: Links Original, rechts Fälschung

Also, ich denke, ich bin ganz gut dabei

Wie versprochen wird das Geheimnis um das "Easter Egg" gelüftet, pünktlich zum Ostersonntag
Uwe und Wolle lagen richtig, ich habe ein hübsches Pärchen Plüschwürfel angefertigt, die "Lucky Dice" (ohne "s" am Ende; Singular "die", oder auch "dice" möglich, musste selbst nachgucken
). Ich orderte ein Säckchen normale Spielwürfel und experimentierte etwas herum. Die Schneeflocken von Tiny Worlds erwiesen sich als am besten geeignet, um den Plüscheffekt darzustellen. Das sind die gleichen Fasern wie das Gras für die Modelleisenbahn, nur farblos. Ich bohrte Löcher für die Kordel (Takelgarn), verpasste ihnen eine Klarlackschicht und streute sofort die Schneefasern drüber. Nach ein paar Übungsexemplaren sah es dann gut aus, rechts im Bild. Links ein Versuch mit Flocken von Greenstuff World, war zu griselig.
Da hängen sie schon am Rückspiegel - ich hatte schon echte Würfel mit fast 20cm Kantenlänge gesehen, die Proportionen sollten ungefähr passen. Und gleich noch den 2. Gang eingelegt, damit die Lichter angehen
Eine Gitarre gibt's auch noch dazu. Offensichtlich muss der Besitzer ab und zu ein Ständchen geben, um sich das Spritgeld zu verdienen
Damit konnte ich mein Projekt Corvette Roadster, nach über einem Jahr Bauzeit, endlich abschließen. Was als kleine Bastelei zwischendurch gedacht war, weckte meinen Ehrgeiz und auch meinen schwer bezwingbaren Perfektionismus

Ohne Kompromisse ging es dennoch nicht. Nachfolgend noch ein paar kritische Gedanken für alle, die eine Nachahmung in Erwägung ziehen. Unten zeige ich Euch dann die Außenaufnahmen von heute Nachmittag.
Der Monogram-Kit: Die alten 1:8 Monogram- und Revell-Kits weisen deutlich weniger Detailttreue auf als so mancher moderne 1:24 Tamiya-Kit oder andere Hersteller. Die Karosserie war verzogen, die Funktionen sind eingeschränkt. Wer das ändern möchte, braucht sehr viel Geduld und noch mehr Spachtelmasse. Ersatzteile sind nicht mehr lieferbar, Improvisation ist angesagt.
Scratch oder 3D-Druck: Dirk hatte oben völlig zurecht die Möglichkeiten des 3D-Drucks angemerkt. Damit lassen sich praktisch alle fehlenden Details in großer Qualität konstruieren und herstellen. Beispielhaft seien hier genannt die Türverkleidungen, das Gehäuse der Rocester Einspritzanlage und weitere Motorkomponenten, oder auch Fahrwerkskomponenten wie Stoßdämpfer und Bremsanlage. Und natürlich die schon erwähnten Custom-Schwellerleisten, mit denen mir Ingo freundlicherweise ausgeholfen hat. Dirk hatte mir bereits eine Checkliste zur Einrichtung eines 3D-Druckerplatzes geschickt. Aus zwei Gründen klappte das bislang nicht bei mir: Der Drucker müsste im Haus stehen, meine Frau ist stark allergisch auf Lösemittel jeglicher Art; und weiterhin fand ich noch keine Muße, mich überhaupt in eine Software einzuarbeiten. Also Scratch. Dafür ist ein anständiger Materialvorrat an PS-Scheets, Metallplatten, Schräubchen, Mütterchen, Schläuchen und Kleinkram erforderlich, dazu jede Menge Werkzeug zur Bearbeitung. Wer das alles schon im Regal liegen hat, kann gleich loslegen und muss nicht tagelang auf seine Druckteile warten, wenn er nicht in die Massenproduktion einsteigt. Ein Nachteil der PS-Sheets ist das Formgedächtnis des Kunststoffs. Die Motorhaube, aus Sheet nachgebaut, passte wunderbar; nun, einige Monate später, möchte sie trotz Verstärkungsrahmen wieder gerade sein, und die hinteren Ecken stehen leicht hoch. Ich muss meine Aufnahmewinkel bei den Fotos genau kontrollieren
Scharniere: Trotz aller Sorgfalt weisen die Scharniere an meiner Corvette immer noch Spiel auf, es ist eine echte Tüftelei. Bei den japanischen Modellbaukollegen auf YT schaut das immer so problemlos aus - ist es nicht. Allerdings sind wohl immer nur die Erfolge zu sehen, nicht die Missgeschicke.
Verchromung und Metalloberflächen: So ein Ami-Schlitten weist eine ganze Menge Chromteile auf, und da ist Bare Metal Foil eine feine Sache - wenn sie denn ordentlich klebt. Das scheint gelegentlich ein Problem zu sein, habe ich gelesen. Hier im Forum sind wahre Meisterwerke zu sehen in 1:24 und kleiner, mit ihren Fenster- und Kühlerchromleisten. Meine BMF war etwas widerspenstiger und behielt einige Fältchen, soviel ich auch rakelte und polierte. Immerhin ergibt das ein ansprechendes Echtmetall-Finish. Mit diversen "Chrom"-Lacken stehe ich allerdings auf Kriegsfuß: Ewige Trocknungszeiten, dann immer noch nicht grifffest, eher Silber- als Chromglanz. Der Vorteil ist natürlich die relativ einfache Verarbeitung, wenn man die Kompromisse in Kauf nimmt. Bei der Corvette beschränkte ich das auf Molotow Liquid Chrome für kleine Teile oder Korrekturen. Wann immer möglich, habe ich Teile aus Alublech angefertigt und hochglanzpoliert. Nachteile sind die Bearbeitungszeiten und die ewig schwarzen Finger vom Polieren.
Lackierung: Der Gesamteindruck steht und fällt mit der Lackierung. Einige Kollegen lassen ihre Großmodelle von Profis lackieren, und kriegen dann Gemecker, weil vormals eckige Kanten durch den sämigen Farbauftrag nunmehr gerundet erscheinen. Nicht selten klemmt nachher, was vorher wunderbar zusammenpasste. Die Oberflächen an sich sind natürlich perfekt. Meine Corvette habe ich im Garten lackiert, sonnig und windstill. Es gab Grundierung, 2x Farbe, nochmal Farbe nach Schleifkorrekturen, und abschließend 2x 2K-Klarlack, für guten Glanz und Stabilität, Ihr erinnert Euch. Ein Garten ist keine Lackierkabine, also durfte ich trotz aller Sorgfalt einige Staubkörnchen rauspolieren. Und etwas rund sind auch hier die Kanten, bei den vielen Lackschichten.
Beim Interieur musste ich teilweise mit dem Pinsel ran, Karosserie und Innenraum hatte ich ja frühzeitig verbinden müssen. Makroaufnahmen von diesen Stellen zeige ich Euch lieber nicht, aber bei normalem Betrachtungsabstand fällt's nicht weiter auf.
Soweit meine kritischen Betrachtungen zu diesem Projekt. Allerdings kann ich mich nun gemütlich zurücklehnen: Von den wenigen C2-Umbauten, die ich finden konnte, ist meine Corvette die Detailreichste, mit einigem Abstand

Ich hoffe, ich konnte Euch auf neue Ideen bringen, zum Zeitvertreib beitragen oder einfach ein wenig Freude bereiten

Hier noch ein paar Außenaufnahmen:
Ich bedanke mich bei allen, die den Bericht verfolgt und kommentiert haben, und wünsche Euch allen eine schöne Osterzeit!
Euer Modell-Retter Reinhard