Auf Siege folgen Niederlagen, nicht nur in Dortmund. Nachdem mir die Arsenalgebäude doch ganz gut, jedenfalls zu meiner eigenen Zufriedenheit gelungen waren, erlebte ich ein mittleres Desaster mit den Gipsabgüssen, aus denen ich das Kopfsteinpflaster bilden wollte. Zunächst einmal: Gips ist ein heikles Material. Es produziert beim Sägen und Schleifen eine Unmenge feinsten Staubes, der in meiner Werkstatt nun wirklich nichts zu suchen hat. Leider war es mir nicht gelungen, die Platten alle der exakt gleichen Stärke herzustellen, daher die unerträgliche Schleiferei. Nach der Verlegung stellte ich dann fest, dass ich nicht in der Lage war, die Übergänge zwischen den Platten unkenntlich zu machen. Also Plattenbau im schlechtesten Sinne. Außerdem musste ich feststellen, dass die gekaufte Silikonform wohl von einem Urmodell stammt, das mit einem Strukturroller hergestellt worden ist. Das ist im Prinzip noch nichts Schlimmes, aber die Plattenstruktur war in sich repetitiv und symmetrisch, was zusammen mit den nicht unkenntlich zu machenden Nähten einen unerträglichen Anblick bildete. Außerdem hatte ich unterschätzt, dass die Platte, die eigentlich eine Mauer darstellen sollte, sich einfach nicht für ein glaubhaftes Straßenpflaster eignet. Fotos von dem ganzen Desaster gibt es nicht, ich wollte nur möglichst schnell alles entsorgen und die Werkstatt wieder einigermaßen staubfrei bekommen. Dass bei der Gelegenheit mein alter Miele streikte, führte zur hässlichen Bemerkungen meinerseits und der Anschaffung eines neuen, werkstattgerechteren Trocken-Nass-Saugers von der Firma Gelb.
Gleichzeitig mit dem neuen Sauger habe ich im Baumarkt einen Thermocut von Proxxon gekauft. Ich hatte mir in den letzten Wochen mehrfach Tutorials auf YouTube angesehen, in denen es um das Arbeiten mit Bastelschäumen (u.a. Styrodur) ging. Solche Arbeiten werden zwar überwiegend von Tabletop-Spielern ausgeführt, und die Ergebnisse stammen meistens aus dem Fantasy-Bereich, aber ich konnte doch einiges Grundsätzliche über die Technik des Umgangs mit dem Material lernen. Und dabei ist ein Heißdrahtschneider absolut unerlässlich, da sich mit dem Bastelmesser gerade Schnitte nur schwer bis gar nicht ausführen lassen. Und dann ging es erstmal ans Üben.
Das Gerät ist nicht unheikel, aber nach weniger als 1 Stunde hatte ich den Bogen einigermaßen raus. Nun ging es darum, mit den Strukturroller, mit dem ich schon einmal unregelmäßiges Straßenpflaster auf Knetgummi produziert und dann abgegossen hatte, die dünnen Styrodurplatten zu strukturieren. Ich hatte damals die Erfahrung gemacht, dass man, wenn man mit dem Handballen rollt, unregelmäßige Ergebnisse bekommt, weil man mehrfach absetzen und die Hand neu platzieren muss. Also neue Technik: die Strukturrolle liegt unter einem massiven Brett, auf das man möglichst viel Druck ausüben und es dann in einem Rutsch über die Platte rollen kann.
Das Ergebnis kann sich meiner Meinung nach sehen lassen. Hier eine Platte in Nahaufnahme, die zur besseren Sichtbarkeit bereits grundiert ist.
So habe ich in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit ca 20 Steinpflasterplatten von etwa 3 mm gleichmäßger Dicke herstellen können. Der Thermocut hat etwa 80 Euro gekostet, das verarbeitete Material nur wenige Cent.
Bleibt noch das Problem der Verbindung der beiden Platten, das ich schon bei der Herstellung der ersten Uferstraße vor zwei Jahren nicht gelöst hatte.
Hier greife ich einen Trick aus den besagten Tutorials auf, zu dem es des Thermocuts notwendig bedarf. Zwei Platten, die aneinander anschließen sollen, werden an den Kanten übereinandergelegt und bekommen mit dem heißen Draht eine unregelmäßige Kante, mit freier Hand gezogen.
Zusammengelegt, passen sie perfekt zusammen, und der Übergang ist für das Auge verschleiert.
Schmidt