Ich fürchte, ich hatte mir zunächst zu viel vorgenommen. Zu viele verschiedene Geschichten in einem Schiff. Außerdem ist es einfach verboten, frische Bausätze dieses Modells zu ruinieren, und sei's mit Absicht. Sie sind mittlerweile ziemlich selten auf dem Markt geworden und werden teilweise zu Fantasiepreisen angeboten. Zuletzt habe ich einen für 43 € bekommen, das war wie Weihnachten.
Das Abtrennen eines Unterwasserschiffs bei einem fertig gebauten Modell ist tatsächlich ein sehr heikles Unterfangen, zumal dann, wenn es keine zuverlässige Wasserlinie am Rumpf gibt. Ich habe das jetzt allerdings schon ein halbes Dutzend Mal und mehr gemacht und entwickle eine gewisse Routine. Die wichtigste Regel ist, sich mit der Trennscheibe von der angestrebten Wasserlinie einigermaßen weit entfernt zu halten. Das Werkzeug ist einfach schwer zu händeln. Es neigt dazu, auszubrechen, das Schlimmste aber ist der Umstand, dass die Trennscheibe das Material mehr schmilzt als dass sie es sägt. Man muss den besten Winkel herausfinden, in dem man es hält, und den richtigen Druck – dann geht es vielleicht wenigstens ein paar Zentimeter gut, bis das Ding sich wieder ins Material frisst. Es war dann allerdings eine große Genugtuung, das Modell nach anderthalb Jahrzehnten endlich frei auf einer Wasserplatte arrangieren zu können, notwendige Voraussetzung für entsprechende Fotos.
Während die Seitenteile des Heckaufbaus trocknen, hatte ich Zeit genug, mit der Stütze für das Sonnensegel unzufrieden zu sein. Es ist eine äußerst heikle Konstruktion, für die es am Korpus des Aufbaus keinerlei Orientierungspunkte gibt, geschweige denn sichere Befestigungshilfen. Das ist definitiv ein Manko des Bausatzes. Hier wie an anderen Stellen ist er einfach nicht zu Ende konstruiert. Dabei kommt ja nicht nur den figürlichen Ornamenten, sondern auch einfachen konstruktiven Elementen eine ästhetische Funktion zu. So sollten die Stützen des Sonnensegels die senkrechten Linien des Aufbaus, also die Balken zwischen den Fenstern, in der Richtung nachvollziehen. Bei mir kommt jetzt noch dazu, dass das Seitenteil stärker vertikal strukturiert ist.
Meinen ersten Versuch, im Hintergrund zu sehen, hatte ich zwar wohlweislich abnehmbar gestaltet, aber ästhetisch befriedigen konnte er letzten Endes nicht. Zu schief und krumm, teils natürlich auch mein Verdienst. Ich hatte ihn zwar mit zusätzlichen Latten in Längsrichtung ausgestattet, wie man sie auf anderen Modellen und im Bauplan der Freunde des Pariser Marinemuseums findet, aber die liefen, orientiert am einzigen dergestaltigen Bausatzteil, nicht parallel zur überdies leicht geschwungenen Oberkante der Fensterzeile. Wieder eine Schwäche des Bausatzes, gegen die ich nicht entschlossen angegangen bin.
Ihr seht, was ich jetzt unternommen habe. Abformung der Stützen ohne die falschem Einkerbungen für das Bausatzteil; Aufbau unmittelbar auf der Oberkante des Heckaufbaus. Gesichert und verklebt mit der Laufplanke sind sie stabil genug, um mit einem Schleifklotz bündig geschliffen zu werden. Jetzt überlege ich, ob ich runde Stäbe oder Vierkantbalken auflegen oder einarbeiten soll. Verschiedene Modelle im Netz zeigen verschiedenen Lösungen. Vorschläge sind immer willkommen.
Schmidt wünscht schöne Zeitumstellung