Normalerweise sind die Bauanleitungen (älterer)
Plastikmodelle sehr schlicht aufgebaut. Der Text gibt die Reihenfolge des
Zusammenbaus an und macht (in den besseren Fällen) auf gewisse Probleme
aufmerksam. Dazu kommen eine oder mehrere Explosionszeichnungen, die diesen
Namen vor allen Dingen deshalb tragen, weil serienweise Modellbauer vor Wut
explodiert sind, weil sie aus den Zeichnungen nicht schlau geworden sind. Nur
sehr selten wird darauf Rücksicht genommen, dass beim Zusammenbau dauernd beachtet
werden muss, welche Teile bereits vorher lackiert werden müssen oder können und
welche erst zu Baugruppen zusammengestellt werden können oder sollen, bevor man
sie lackiert. Außerdem müssen stets die Verbindungsstellen frei von Farbe
gehalten werden, weil man sie sonst nicht verkleben kann."
Der Zusammenbau der Reale von Heller gehört wegen der Gestalt
des Rumpfes und wegen vielen Ruderbänke zum Komplexesten, das ich in diesem
Bereich des Modellbaus kenne. Normalerweise werden bei Schiffen die Rumpfschalen
zusammengeklebt, die Decks irgendwie hineingefriemelt, und der Rest erklärt
sich von selbst durch Zapfen und Löcher oder notfalls mithilfe einer
Explosionszeichnung. Ganz anders das komplizierte Konstrukt der Ruderbänke auf
der Reale, bei dem der kleinste Fehler, etwa die Verwechslung von zwei Streben,
alles Folgende schief und krumm werden lässt. Aber auch schon die Rumpfhälften
sind durch ihre lange schmale Form ausgesprochen instabil und neigen zur Schiefheit.
Hat man sie mit viel Überredungskunst zusammengebracht und mit dem Deck
versehen, muss man beim weiteren Ausbau sehr darauf achten, dass sie nicht
immer noch schiefer werden.
Dazu kommt, dass die Reale ihren Namen insofern zurecht
trägt, als sie die Königin der Auswurfmarken ist. D. h., viele Teile müssen
vorher behandelt werden, auch wenn das womöglich vielfach vergebene Liebesmühe
ist, weil man sie im Inneren der Konstruktion später kaum noch erkennt. Ich
muss ehrlich zugeben, dass ich beim Zusammenbau vor allem darauf geachtet habe,
den sterilen Polystyrolteilen eine überzeugende (Alt)Holzoptik zu geben. Dabei
habe ich nicht berücksichtigt, dass die Passgenauigkeit der Teile nicht immer
gegeben ist. Schon beim Einbau der Streben hätte ich eine bewegliche Stracklatte
anbringen und die Streben an ihr ausrichten müssen. So kam es zu mehr und immer
mehr Nacharbeit mit Bohrer, Spachtelmasse, Schleifpapier und Feilen. Ich glaube,
sagen zu können, dass man davon so gut wie nichts mehr sieht; aber ich hätte
mir die Arbeit erheblich leichter machen können. Nun ja, bei der nächsten
Galeere wird alles anders...
Hier ein paar Fotos aus den letzten Tagen. Natürlich
funktionierte der Zusammenbau nur mithilfe geeigneter Klemmen, die ich
überraschenderweise in unserem Sack für Wäscheklammern fand. Die Geschütze sind
mehrfach farblich behandelt und haben zum Schluss eine grünliche Patina
bekommen, die, wie ich hoffe, die ausgesprochen schöne Gravur besser erkennbar
hält, als wenn ich sie mit Bronze oder Kupfer gestrichen hätte. Ich hoffe, der
beabsichtigte used look ist mir gelungen. Ein paar Ruderbänke habe ich
weggelassen und die darunterliegende größte Luke geöffnet, sodass man später
einen Blick ins Innere des Rumpfes und auf den Mastfuß werfen kann. Kommentare wie
immer willkommen!

Schmidt